Und noch etwas geschah im Krankenhaus, im Schwesternzimmer klingelte das Telefon und der Anruf galt Raymie.
Ruthie kam in Louisianas Zimmer und sagte: »Da ist jemand am Telefon für dich, Raymie Clarke.«
Raymie ging hinaus auf den Flur und zum Telefon. Sie trug immer noch Ruthies blauen Pullover, er reichte ihr bis zu den Knien.
»Hallo?«, sagte Raymie.
Ruthie stand neben ihr und legte ihre Hand auf Raymies Schulter.
»Raymie?«, fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Dad«, sagte Raymie.
»Ich habe dein Foto gesehen. Es war in der Zeitung und … ich wollte mich nach dir erkundigen und mich vergewissern …«
Raymie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte.
Sie stand da und hielt den Hörer an ihr Ohr. Da war nur ein großes Schweigen, so als ob man eine Muschel ans Ohr hält, um das Meer rauschen zu hören, aber nichts hört.
Genauso war es.
Nach einer Weile nahm Ruthie den Hörer aus der Hand und sprach hinein: »Das Kind ist erschöpft. Sie hat jemanden vorm Ertrinken gerettet. Verstehen Sie? Sie hat einem Menschen das Leben gerettet.«
Und dann legte Ruthie auf.
»Er ist ein Saukerl«, sagte sie zu Raymie. »Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.«
Sie legte ihre Hände auf Raymies Schulter und führte sie zurück in Louisianas Zimmer. Raymie legte sich auf ihr Klappbett und schlief wieder ein.
Als sie erwachte, fragte sie sich, ob sie das Ganze nicht nur geträumt hätte.
Sie erinnerte sich nur daran, dass sie während des langen Schweigens den Hörer gehalten hatte, das Schweigen ihres Vaters, der nichts sagte, und sie, die nichts erwiderte.
Und dann erinnerte sie sich an Ruthies Hände auf ihrer Schulter, als sie sie zurück ins Zimmer geführt hatte, in dem Louisiana lebte und atmete und eine Katze zusammengerollt zu ihren Füßen schlief.