ANHANG

Wenn du schon Bücher von mir gelesen hast, gehst du mittlerweile wahrscheinlich davon aus, dass ich unabhängig vom Genre immer ein bisschen Wissenschaft einflechte. Eigentlich bin ich ja ungern vorhersehbar. Und dennoch sind wir wieder mal beim Anhang. Wie bei den anderen Romanen mit Levi Yoder habe ich Dinge eingebaut, die vielleicht einer Erklärung bedürfen.

In Tief im Sumpf erleben wir ein paar neue technische Spielereien – wenig überraschend für Leser der vorherigen Levi-Yoder-Bücher. Natürlich gehe ich gern auf die Wissenschaft dahinter ein. Allerdings ziehen sich durch das gesamte Buch Verweise auf aktuelle Ereignisse, über die ich ebenfalls ein paar Worte verlieren möchte. Und wie im Roman Nie wieder bemühe ich mich, Fakten und Fiktion in der medialen Darstellung voneinander zu trennen. Ich will zumindest versuchen, auf den Kern der Probleme hinzuweisen, statt mich nur auf eine der verzerrten Sichtweisen zu konzentrieren, mit denen die meisten Medien ihr Publikum füttern.

Die Idee zu Tief im Sumpf kam mir im Wesentlichen durch eine Reihe von Ereignissen, die aufgezeigt haben, wie polarisierend die Medien geworden sind. Das scheint ein weltweites Phänomen zu sein.

Unabhängig davon, wie man zu den verschiedenen Themen steht, ist die Berichterstattung manchmal geradezu lachhaft. Während der Black Lives Matter Unruhen 2020 in ganz Amerika beispielsweise hat ein Reporter von MSNBC vor Ort über die Proteste in Minneapolis berichtet und sie als »generell nicht ausartend« bezeichnet. Dazu möchte ich anmerken, dass während seiner Worte eine Gruppe von Demonstranten unmittelbar hinter ihm ein großes Gebäude in Brand setzte.

Über das seltsame Gebaren der Medien außerhalb der USA äußere ich mich nicht, weil ich mit den Feinheiten nicht vertraut genug bin, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Sehr wohl jedoch kann ich festhalten, dass die Medienberichterstattung über den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland extrem parteiisch ist und stark variiert, je nachdem, zu welchem Narrativ man tendiert.

Es gibt pro-russisch eingestellte Medien, von denen die Ukrainer als Nazis und Unterdrücker der ethnischen Russen innerhalb ihrer Grenzen bezeichnen werden. Natürlich wird Russland in dieser Berichterstattung als Heiland dargestellt, der über die Grenze kommt, um sein Volk zu retten. Ich kenne Menschen in Russland, und genau so wird es ihnen dort verkauft. Ein Großteil der ausländischen Medien ist für die Bürger innerhalb der russischen Grenzen gesperrt. Sie haben keinen Zugang zu anderer Berichterstattung.

Selbstverständlich stellen auch etliche Medienplattformen die Russen als Aggressoren dar, die mit dem »fabrizierten« Vorwand von Nazis im Nachbarland einmarschiert sind, um es zu annektieren.

Das ist nur ein Beispiel.

Ein anderes, das viele von uns vielleicht direkter betrifft, ist die Berichterstattung über Covid. In der Anfangszeit des Covid-Ausbruchs hat eine wichtige politische Persönlichkeit behauptet, das Virus stamme aus einem Labor in China. In Wuhan, um genau zu sein.

Damals waren solche Äußerungen politisch nicht opportun. Sowohl andere Politiker als auch die Medien distanzierten sich entschieden gegen solche Aussagen. Menschen gerieten in Schwierigkeiten, wurden aus sozialen Medien verbannt oder sogar als Rassisten bezichtigt. Sogar in der Berichterstattung großer Nachrichtensender.

Mittlerweile haben viele der westlichen Medien ihre Meinung über diese »Fakten« geändert. Derlei Anschuldigungen über den Ursprung des Virus scheinen in den westlichen Medien an allen Ecken und Enden zu kursieren. Wurde man noch vor einem Jahr für die Behauptung, es hätte seinen Ursprung in China, zum Geächteten, gilt das heute in weiten Teilen der Welt als anerkannte »Tatsache«.

Wissen wir denn wirklich, was passiert ist? Werden wir es je erfahren? Was sagt China dazu?

Zufällig arbeite ich mit Menschen in China zusammen und weiß zumindest, was den Menschen dort erzählt wird. Auch sie haben keinen Zugang zu westlichen Medien oder anderer Berichterstattung.

Die ursprüngliche Darstellung in China lautete, das Virus stamme von infiziertem, aus Australien importiertem Fleisch. Ja, viele Menschen im Westen wissen das nicht, aber die Bürger Chinas waren lange davon überzeugt, weil es ihnen so von ihren Medien serviert wurde.

Später hieß es in den chinesischen Nachrichten, das Virus sei vom US-Militär bei Übungsmanövern eingeschleppt worden.

Noch einmal frage ich: Was ist wahr? Wer weiß es?

Wie dem auch sein mag, das sind nur einige Beispiele dafür, wie die Medien die öffentliche Wahrnehmung so manipulieren, dass die von ihnen gewünschte Sichtweise entsteht. Die Menschen werden aufgebracht oder verfallen in Überzeugungen, die vielleicht zutreffen, vielleicht auch nicht. Im Gegensatz zu früher, als nur die bekannten Fakten auf den Tisch gelegt wurden und sich die Öffentlichkeit ihre eigene Meinung bilden durfte, wird uns heute vorgegeben, was wir glauben sollen.

Und wer sind die Puppenspieler dahinter?

Häufig ist es die Politik des Augenblicks. Nicht nur in den USA, sondern unweigerlich in allen Ländern.

Diese so genannten Puppenspieler sind oft Teil der politischen Infrastruktur. Manche sind Lobbyisten, die im Wesentlichen von speziellen Interessengruppen dafür bezahlt werden, Politiker zu beeinflussen. Andere sind Beamte und sogar Politiker, die eigene Ziele verfolgen. Und öffentliche Unterstützung zu erhalten, lässt man dabei unweigerlich bestimmte Informationen an die Medien durchsickern. Oft handelt es sich dabei um pikanten Klatsch, um die eine oder andere Seite einer brisanten Debatte besser dastehen zu lassen.

Leider können eine solche Einflussnahme und die Bereitschaft der Medien, sich als Sprachrohr der Politmaschinerie einspannen zu lassen, sogar tödlich enden.

Einige Szenen in diesem Buch beruhen auf wahren Begebenheiten. Die erste Szene des Buchs basiert auf dem Kongress-Baseball-Attentat von 2017, bei dem es zu einem zehnminütigen Schusswechsel zwischen der Polizei und einem Geistesgestörten kam. Sein Motiv waren durch Medienberichte, soziale Medien und verschiedene Zeitungsartikel geschürter Hass. Am Ende wurden mehrere Menschen angeschossen und mindestens ein Kongressabgeordneter schwer verletzt.

Und damit genug meiner harmlosen Tirade über den oft ungesunden Einfluss der Medien auf die Öffentlichkeit. Kommen wir zu den Besonderheiten der einen oder anderen technischen Spielerei im Buch.

Levis Kontaktlinse:

Die Idee einer Kontaktlinse, die dem menschlichen Auge Informationen in Echtzeit liefert, gibt es seit Jahren in Filmen und ist fester Bestandteil in etlichen Thrillern. Bis vor kurzem war das jedoch Science-Fiction. Die Technik hatte sich noch nicht weit genug entwickelt, um die Matrix der Kontaktlinse mit etwas zu verbinden, das dem Träger visuelle Hinweise liefern konnte.

Aber bei der CES 2022 – einer Fachmesse für Unterhaltungselektronik – wurde eine solche Technologie von der InWith Corporation präsentiert. Das Unternehmen erhob den Anspruch, die erste weiche elektronische Kontaktlinse der Welt entwickelt zu haben. Die Linsen funktionieren in Verbindung mit einem Smartphone oder anderen Geräten, vermutlich gekoppelt über Bluetooth. So wird es der Linse ermöglicht, Informationen in Echtzeit anzuzeigen.

Die Details sind spärlich, aber der wahre technologische Triumph besteht darin, ein Smart-Gerät so mit der Kontaktlinse zu verbinden, dass visuelle Elemente auf dem praktisch kleinsten Fernsehbildschirm der Welt angezeigt werden können – der Kontaktlinse selbst.

Hinzu kommt die Anlehnung an bereits existierende Konzepte wie AR (Augmented Reality), eine Form von virtueller Realität, bei der die aktuelle Umgebung mit Dingen überlagert wird, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind.

Ein Beispiel für so etwas in der heutigen Welt wäre das Spiel Pokémon Go . Millionen Menschen weltweit spielen es auf ihren Smartphones. Die Benutzer betrachten dabei durch ihr Telefon die Umgebung, und die Anwendung ergänzt sie um bestimmte Spielelemente. Sie könnten zum Beispiel einen Strand vor sich sehen, auf dem ein Monster erscheint.

Bei allem, was in letzter Zeit entwickelt wurde, kann man sich Levis Kontaktlinse leicht für etwas Praktischeres vorstellen. In der Welt der Software gibt es zahlreiche Algorithmen, die Gesichtserkennung ermöglichen. Letztendlich funktioniert sie durch die Erfassung eines Bilds, das jemand ansieht (das Gesicht einer Person). Es wird digitalisiert und durch den Algorithmus in eine Abfolge von Zahlen verwandelt.

Diese Zahlen würden von der Kontaktlinse an das drahtlos mit ihr verbundene Telefon übermittelt. Mit einer Internetverbindung könnte das Telefon diese Abfolge, die für das erfasste Gesicht steht, dafür heranziehen, nach einer Übereinstimmung zu suchen.

Sobald eine gefunden würde, könnten Informationen über die identifizierte Person aus verschiedenen Online-Quellen abgerufen und zurück an die Kontaktlinse übermittelt werden.

Mit anderen Worten, die Kontaktlinse wäre zugleich eine Art Kamera und ein Mini-Fernseher.

Wie ich es im Buch beschrieben habe, mag fantasievoll erscheinen, ist aber keineswegs Science-Fiction. Ich würde sogar die Vermutung wagen, dass bei manchen Geheimdiensten bereits eine Vorrichtung dieser Art von Agenten im Außeneinsatz benutzt werden könnte.

Alicias Taschenlampe:

So mancher Leser denkt sich vielleicht: »He! Da ist diese Szene, in der Esther, die ultimative jüdische Vorzeigeoma und Waffenhändlerin, eine ›Waffe‹ entwickelt, die Alicia trotz der lästigen Einschränkungen wegen ihres Alters und der Gegend ihrer Uni tatsächlich tragen darf. Aber sie hat nie die Gelegenheit bekommen, sie zu benutzen! War das ein Fehler?«

An der Stelle kichere ich als Autor wie ein Irrer und schüttle den Kopf. War es nicht. Das Gerät kommt noch zum Einsatz, allerdings in einem Buch, das nicht lange nach diesem erscheinen wird.

Moment mal, wie bitte?

Was ich gerade geschrieben habt, kann man unterschiedlich interpretieren. Sagen wir einfach, dass Alicia im nächsten Buch (das kein Levi-Yoder-Titel wird) mit dem Titel Multiverse eine Schlüsselrolle spielen wird. Und dabei wird ihre Taschenlampe zum Einsatz kommen. Und obwohl es sich um einen sehr wissenschaftlich orientierten Thriller handeln wird, besteht die Möglichkeit eines Gastauftritts von Alicias Adoptivvater.

Auf die technischen Einzelheiten der Taschenlampe werde ich im Anhang jenes Buchs eingehen. Allerdings kann ich schon an dieser Stelle verraten, dass sie stark von einem existierenden Gegenstand namens Bovie inspiriert ist, das in der Regel im medizinischen Bereich verwendet wird.

Was ein Bovie ist?

Einfach ausgedrückt ein Gerät, das über eine große Steuereinheit mit Strom versorgt wird. Es gibt auch tragbare, batteriebetriebene Versionen, die nicht größer als ein Stift sind. Das Funktionsende des Geräts hält man in der Hand, und bei Aktivierung glüht die Spitze rot. Es wird zum Kauterisieren von Wunden verwendet, um Blutungen zu stoppen, meist bei Operationen.

Der Aufbau der Taschenlampe ähnelt einer taktischen Version eines aufgemotzten Bovie. Man kann sich leicht vorstellen, was für Schaden damit angerichtet werden könnte. Wie ein Lichtschwert für Arme, vor allem bei Hautkontakt.

Ich glaube nicht, dass irgendjemand Bekanntschaft mit Alicias Waffe machen möchte.

Und ich kann versprechen, dass sie im nächsten Buch durchaus wirksam zum Einsatz kommt.