10

Die Männer, alle sieben, gruben sich in den riesigen Braten und verschlangen ihn. Dazu gab es Kartoffeln und grüne Bohnen, und auch die waren ebenso wie der Braten verschwunden. Das Brot an diesem Abend war schlicht gewesen – tiefgefrorene Brötchen. Das war vielleicht geschummelt, und vielleicht waren sie nicht so gut wie Kats selbst gemachte Brötchen, aber den Männern waren sie offensichtlich ganz recht, denn kein einziger jammerte, als er sich Brötchen aus dem Korb holte.

Die Zeit, die sie durch die Verwendung des Schmortopfs und des tiefgefrorenen Brots sparte, hatte Carlin genutzt, um die Speisekammer nach den Zutaten für einen Nachtisch zu durchforsten, dessen Rezept sie in einem der Kochbücher entdeckt hatte. Die Seite selbst war sauber, ohne Falten, daher war es wohl eher keins von Libbys Rezepten: der unfehlbare White Cake. Das Rezept schien wie auf sie zugeschnitten.

Sie aß nicht am Tisch zusammen mit den Jungs. Stattdessen nahm sie sich einen kleinen Teller voll und aß in der Küche. Ein paar Männer – Zeke eingeschlossen – hatten sie gebeten, sich zu ihnen zu setzen, aber sie hatte abgelehnt. Für sie war es in der Küche angenehmer, allein, und im Übrigen, obwohl der Tisch lang genug für ein Dutzend Personen war, standen nur neun Stühle dort. Sie hätte die Wahl gehabt, sich neben Zeke oder Darby zu setzen, und sie hatte eigentlich keine Lust, auch nur einem von beiden nahe zu sein. Zeke machte sie nervös. Darby hatte anzügliche Blicke.

Allein in der Küche zu sitzen war einfach friedlicher.

Doch als es an der Zeit war, den Nachtisch aufzutragen, brachte sie stolz den White Cake ins Esszimmer, eine Sahnetorte eigener Herstellung. Und sie sah richtig gut aus. Der weiße Zuckerguss war schaumig und süß. Carlin hatte den Kuchen nicht probieren können, aber ein bisschen von der Glasur auf die Fingerspitze genommen und getestet. Lecker. Sie hatte sich selbst nie für eine großartige Köchin gehalten, doch bei Kat hatte sie hervorragend üben können, und die Männer, die sie bekocht hatte, schienen ihre Gerichte zu mögen. Sie konnte es, noch dazu gut.

Die Männer brachen in laute Oohs und Aahs aus, als sie die Torte auf den Tisch stellte. Während sie ihre Arbeit bewunderten, eilte sie wieder in die Küche, um die Dessertteller zu holen, Kaffeetassen und saubere Gabeln. Eine Kanne Kaffee – koffeinfrei, da man sie nicht beschuldigen sollte, einem der Männer den Schlaf geraubt zu haben – stand bereit.

Walt nahm ein sauberes Messer und begann, den Kuchen aufzuschneiden, während Carlin jedem Kaffee einschenkte, der etwas haben wollte. Teller wurden mit großen Kuchenstücken gefüllt und herumgereicht, bis alle, auch sie selbst, einen hatten. Walt bestand darauf, dass sie sich zum Nachtisch zu ihnen setzte, und weil es unhöflich gewesen wäre, abzulehnen – und weil sie beobachten wollte, wie sie den Kuchen genossen –, stimmte sie zu. Sie nahm den Stuhl neben Zeke, denn er schien das geringere von beiden Übeln. Er mochte zwar nervig sein, aber er starrte nicht auf ihr unscheinbares Dekolleté, und er hatte ihr kein einziges Mal zugezwinkert. Wahrscheinlich wäre sie dann vom Stuhl gefallen.

Fast gleichzeitig stachen alle Männer in ihre Kuchenstücke. Carlin sah ihnen zu, bevor sie es ihnen gleichtat.

Nacheinander verwandelten sich entzückte Mienen in verwirrte und dann angewiderte. Die Männer kauten, und kauten, und kauten. Und kauten.

Carlin steckte ein Stück Kuchen in den Mund. Der Geschmack auf ihrer Zunge war toll. Wo war das Problem? Und dann kaute sie. Ein Mal.

Der Kuchen hatte die Konsistenz eines Schwamms. Nicht eines beliebigen Schwamms, sondern eines alten, zähen. »Unfehlbar«, von wegen! Entsetzt blickte sie in die Runde. Alle, bis auf den letzten der Jungs, die ihre Mahlzeit verschlungen hatten und ihren Nachtisch mit Genuss in Angriff genommen hatten, wirkten überrascht und angewidert. Sechs von ihnen kauten weiter. Nur Darby griff nach einer Papierserviette und spuckte den Kuchen hinein. Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen – sie konnte sich schon denken, was –, doch Zeke unterbrach ihn.

»Wissen Sie, ich bin so vollgestopft. Den Kuchen hier schaffe ich einfach nicht mehr.«

»Jaah«, sagte Walt. »Der ist … gut, echt, aber ich kann einfach nicht …«

Eli und Bo spülten den ungenießbaren Happen Kuchen mit viel Kaffee hinunter, bevor sie zustimmend nickten.

Patrick und Spencer kratzten eine Gabel voll Zuckerguss ab und schluckten ihn mit Genuss.

Darby schaute die Männer an und schüttelte den Kopf. »Wenn jemand anders als ein hübsches Mädel diesen Kuchen gemacht hätte, würdet ihr alle Krach schlagen.«

»Darby«, sagte Zeke nur leise mit beinahe bedrohlicher Stimme.

»Schon gut«, sagte Carlin. Alle schauten sie an. »Tut mir sehr leid. Dieser Kuchen ist Scheiße.«

»So schlecht ist er gar nicht«, sagte Spencer. »Nur ein bisschen …«

»Wie Gummi«, half ein Cowboy aus, als Spencer die Worte ausgingen.

»Schwer zu kauen«, schaltete ein anderer sich ein.

»Zäh wie altes Sattelleder.« Alle lachten darüber.

Carlin war verlegen – und wütend, dass sie so viel Zeit für diesen verdammten Kuchen vergeudet hatte, aber gleichzeitig … Mit einer bemerkenswerten Ausnahme hatten alle Männer Rücksicht genommen, um sie nicht zu verletzen. Sechs von sieben hatten ein Stück von diesem schrecklichen Kuchen geschluckt, und hätte sie seine Ungenießbarkeit nicht bestätigt, dann hätten sie nichts gesagt.

Gut möglich, dass sie plötzlich von Gentlemen umgeben war, in gewisser Weise. Rau und wüst, ja, aber dennoch … Gentlemen.

In den vergangenen Monaten hatte sie gelernt, alles so zu nehmen, wie es kam. Das hier war ein kulinarischer Rückschlag, aber keine Katastrophe.

»Zu Ihrer Information«, sagte sie, als sie etwas Zuckerguss auf die Zinken ihrer Gabel nahm, »der Name dieses köstlichen Desserts ist Unfehlbarer White Cake.«

Darüber lachten sie, wie sie es vorhergesehen hatte. »Bedienen Sie sich am Zuckerguss, wenn Sie wollen. Der ist tatsächlich ziemlich gut. Und glauben Sie mir, das nächste Mal, wenn ich diesen Kuchen mache, wird er besser.«

Das Gelächter erstarb. Ein paar von ihnen starrten sie an. »Es muss kein nächstes Mal geben, Miss Carly«, sagte Spencer schließlich freundlich. »Ich glaube, Libby hat immer diese Tortenmischungen verwendet. Sie hat einfach nur Eier und Wasser hinzugefügt und viola, am Ende hatte sie einen Kuchen, der verdammt gut geschmeckt hat.«

Carlin biss sich auf die Unterlippe, um nicht loszuprusten. Viola? Bestimmt meinte er voilà. Aber sie wollte Spencer nicht in Verlegenheit bringen und ihn vor den anderen korrigieren. Schließlich hatte er keine Mühen gescheut, sie nicht zu blamieren. Irgendwann, wenn sie alleine waren, würde sie das Wort richtig verwenden, und vielleicht, nur vielleicht, würde er den Hinweis begreifen. »Wir werden sehen«, sagte sie. »Ich würde mich nur ungern von etwas Mehl und Backfett und Eiern unterkriegen lassen. Ich muss einfach nur herausfinden, was ich falsch gemacht habe.«

»Die Brownies von gestern Abend waren gut«, sagte Walt.

»Und Sie wissen ja«, fügte Eli hinzu, »dass Sie immer Kuchen bei Kat kaufen können.« Er schaute zu Zeke hinüber. »Bevor Sie hier angefangen haben, waren diese Kuchen das einzige anständige Essen, was wir seit …«

»Hey!«, unterbrach Spencer ihn. »Ich habe mein Bestes getan. Ich habe deinen traurigen Arsch nicht hier in der Küche gesehen, um mir zu helfen.« Die Worte mochten zwar barsch gewesen sein, aber ihnen lag keine echte Feindseligkeit zugrunde. Dann schaute er zu Carlin und wurde rot. »Verzeihen Sie mein Französisch«, sagte er unbeholfen.

Schlagartig wurde ihr bewusst, dass diese Männer gewissermaßen eine Familie bildeten. Dem, was Zeke zuvor gesagt hatte, war zu entnehmen, dass Libby einen großen Teil dieser Familie ausgemacht hatte. Carlin glaubte nicht, dass sie jemals so aufgenommen würde, ins Herz und in die Seele dieses Ortes. Vielleicht, wenn sie noch Jahre bliebe, statt Monate, aber … sie war nur vorübergehend da – im Moment willkommen und gebraucht, aber vorübergehend. Sie stand auf und begann, das schmutzige Geschirr einzusammeln. »Tja, Sie werden froh sein zu hören, dass ich heute Nachmittag Kat angerufen und für morgen Abend ein paar Kuchen bestellt habe.«

Der Ankündigung folgte breites Grinsen und mindestens zwei johlende Stimmen.

Als Carlin in die Küche ging, fügte sie hinzu: »Aber ich werde den Unfehlbaren White Cake noch einmal machen, und er wird am Ende so, wie er sein soll.« Gute Güte, wenn sie diese Ranch verlassen würde, dann wären sie und ihr Unfehlbarer White Cake so berühmt wie die perfekte Libby. Nachdem sie sich monatelang die größte Mühe gegeben hatte, unsichtbar zu sein, war sie fest entschlossen, eine Spur zu hinterlassen.

Zeke schloss hinter Walt ab, der als Letzter gegangen war, nachdem sie eine Weile im Büro die Aufgaben für den nächsten Tag durchgesprochen hatten. Zeke schüttelte den Kopf über die beiden neuen Schlösser, die Carlin am Nachmittag hatte anbringen lassen. Das eine ersetzte seinen offenbar inakzeptablen Türknauf mit Schloss, das andere war ein strapazierfähiges Bolzenschloss, hoch angesetzt – er vermutete, damit niemand es von einem eingeschlagenen Fenster aus erreichen konnte. Die Haustür war derselben Prozedur unterzogen worden.

Er wollte schon murren, als er zur Küche ging, hielt aber inne, als ihm auffiel, dass die Wäscheberge entschieden kleiner waren, dass seine Stiefel und Schuhe fein säuberlich aufgereiht und – dessen war er sich ziemlich sicher – geputzt waren.

Carlin stand mit dem Rücken zu ihm und räumte den Geschirrspüler aus. Eine weitere Ladung würde durchlaufen müssen, bevor sie Feierabend hatte, und er war froh, diesen Job ihren fähigen – wenn auch paranoiden – Händen überlassen zu können.

»Wir sind hier nicht unbedingt in New York City, verstehen Sie«, sagte er ziemlich mürrisch.

»Zu dumm. Dabei wollte ich gerade an meinem halben freien Tag zu einer Broadway-Show gehen«, erwiderte sie ruhig, ohne sich zu ihm umzudrehen. »Ich werde wohl mit meinem Opernglas Kühe beobachten.«

Zeke begann zu grinsen, fing sich wieder und brummte, nur ein wenig. Er wollte oder musste sich nicht von ihr unterhalten lassen, aber die Versuchung war verdammt groß. Und wenn er sich nicht in ihr täuschte, wollte sie, dass er knurrig auf ihre verbalen Hiebe reagierte. »Die tanzen nicht viel und singen nie. Ich hoffe, Sie hängen nicht an Musicals.«

Statt ihm Paroli zu bieten, brach sie in Gelächter aus. Ein nettes Lachen.

Er musste das Thema wechseln. In der Küche herumzustehen und mit Carlin zu zanken machte einfach zu viel Spaß. »Die Schlösser sind meiner Ansicht nach ein bisschen übertrieben, aber ich nehme an, es geht Ihnen damit besser …«

»Stimmt. Ich habe einen Satz Schlüssel auf den Schrank in Ihrem Schlafzimmer gelegt«, fügte sie hinzu, »und an einem Haken in Ihrem Büro hängen Ersatzschlüssel. Ich habe natürlich meine eigenen Schlüssel, aber wenn ich gehe, händige ich sie aus.«

Schließlich drehte sie sich zu ihm um. Ein paar Haarsträhnen hatten sich aus ihrem vorher ordentlichen Pferdeschwanz gelöst, und ihr Gesicht war gerötet. Auf ihrer übergroßen Schürze waren reichlich Flecken. Und verdammt, sie war schön – nicht wegen ihrer Kochkünste, nicht einmal wegen ihres Gesichts, sondern wegen des Feuers, das er in ihr spürte.

»Wissen Sie«, fuhr sie mit deutlichem Vorwurf in der Stimme fort, »Sie sollten Spencer wirklich sagen, dass das richtige Wort ›voilà‹ heißt, nicht ›viola‹. Eines Tages wird er sich noch blamieren.«

Zeke grinste. »Ich habe ein Mal versucht, es ihm zu sagen. Er behauptete, in seiner Familie würde es ›viola‹ ausgesprochen. Was ihn betrifft, hat es sich damit.«

An einen Schrank gelehnt beobachtete er, wie sie hin und her ging, um das Geschirr wegzuräumen, und versuchte sich auszudenken, was er jetzt tun sollte. Er hatte Zeit, ein wenig fernzusehen, falls etwas Lohnendes laufen sollte, aber er hatte so wenig freie Zeit gehabt, seitdem Libby fort war, dass er nicht wusste, was gerade gesendet wurde, oder wann. Er könnte auch einfach früh zu Bett gehen. So oder so, er musste wirklich das Feld räumen und Carlin die Küche überlassen. Aber er beobachtete sie verdammt gern. An diesem Abend schien sie nicht so stachelig. Obwohl sie gerade erst anderthalb Tage da war, gewöhnte sie sich offenbar schon ein und fühlte sich zu Hause.

Sie richtete sich auf und schenkte ihm einen Blick, den er nur als gelinde tödlich einordnen konnte. »Dann bis morgen.« Damit war er wohl entlassen. Immerhin freundlich, das musste er ihr lassen – sie hatte ihn nicht gefragt, was zum Teufel er in der Küche zu suchen hatte, oder ihm befohlen, hinauszugehen –, trotzdem war es eine Entlassung.

»Nach dem Frühstück fahren wir in die Stadt«, sagte er. Wenn sie einen rein geschäftlichen Ton anschlagen konnte, dann konnte er es schon lange – vorerst. Die Bank machte um neun Uhr auf, ebenso die Bücherei, aber das dürfte ihr schon bekannt sein.

Sie hielt sich an das Geschäftliche. »Ich war mir nicht sicher, wie lange die Fahrt wohl dauert, daher habe ich für morgen Mittag Sandwichs geplant. Wenn ich rechtzeitig wieder hier bin, um etwas zusammenzustellen, auch gut. Wenn nicht, kann ich mir vorstellen, dass die Jungs auch allein zurechtkommen.«

»Können sie.« Er musste gute Nacht sagen und gehen, stattdessen blieb er noch und beobachtete sie weiter. Er sah ihr gern zu, warum also sollte er gehen? Er stand ihr nicht im Weg. Er belästigte sie nicht. Er machte sie nicht an. Er beobachtete nur – und sie wusste, dass er ihr zusah. Er merkte es an der Anspannung, die sich allmählich in ihrem Körper aufbaute. Sie beachtete ihn nicht und fuhr mit ihrer Arbeit fort, aber die Ungezwungenheit, die er zuvor bemerkt hatte, war teilweise verschwunden, und er war nur ungern der Grund dafür, aber zugleich dankbar, dass sie ihn immerhin wahrnahm. Aber vielleicht war jetzt der Zeitpunkt für eine Strategie gekommen.

»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mir eine Tasse koffeinfreien Kaffee nehme?« In der Kanne war noch genug für eine Tasse übrig, oder für zwei. »Ich möchte Ihnen nicht im Weg stehen, aber Sie machen wirklich guten Kaffee, und ich möchte nicht, dass er umkommt.«

Er bildete sich nicht ein, dass sie sich ein wenig entspannte, weil sie glaubte, er lungerte wegen des Kaffees noch herum, nicht ihretwegen.

»Klar.« Sie nahm einen Becher und füllte ihn. Zeke trat hinter sie und griff um sie herum, um ihr den Becher aus der Hand zu nehmen. Einen Moment lang waren sie sich nahe, so nah, dass er den Kopf ein wenig senken und ihr Haar riechen konnte, was er auch tat, und sich vorbeugen könnte, um ihren Körper mit seinem zu berühren, was er unterließ.

Der Gedanke, einen weiteren Stalker zu haben, war das Letzte, was sie brauchte, obwohl sie ihn vielleicht in die Kategorie lüsterner Arbeitgeber einordnen würde.

»Sie machen Ihre Sache gut«, sagte er mit leiser Stimme, weil sie so nah beieinander standen. »Das heißt, bis auf den Kuchen.« Er grinste, und Carlin gab einem Lächeln nach.

»Ich muss Kat fragen, was ich falsch gemacht habe«, sagte sie, ging um ihn herum und nahm ihre Arbeit wieder auf. Sie nahm einen Besen und begann, kraftvoll zu fegen. Bestimmt war es kein Zufall, dass sie jetzt eine provisorische Waffe in den Händen hielt, oder dass ein Besen zwischen ihnen war.

Sie hatte nicht gescherzt, als sie sagte, das C an ihrer Uniform stehe für Clever.

Er prostete ihr mit dem Kaffeebecher kurz zu und begab sich zur Tür. »Dann bis morgen.«

»Jaah«, erwiderte sie und fegte vehement weiter. »Gute Nacht.«

Zeke schaute sich nicht um, aber er dachte auf dem Weg ins Arbeitszimmer und zum Fernseher, auf den er vielleicht eine Weile starren würde, dass er sich daran gewöhnen könnte, Carlin Hunt im Haus zu haben.

Carlin beendete ihre Arbeit in der Küche und machte sich auf den Weg in ihre Zimmer. Eine Dusche und das Bett standen als nächstes auf ihrem Plan. Wenn sie den Fernseher einschaltete und sich davor setzte, wäre sie im Nu weggetreten.

Hinter verschlossenen Türen zog sie sich aus, warf die Sachen in den Korb für schmutzige Wäsche und suchte das Bad auf. Sie war erschöpft; eigenartig zufrieden, aber erschöpft. Zeke und seine Rancharbeiter abzufüttern und anscheinend monatelang vernachlässigte Hausarbeit und Wäsche aufzuholen, hatte sie auf Trab gehalten, aber sie war gern beschäftigt, mochte das Gefühl, dass sie etwas geschafft hatte. Sie konnte jedoch das Licht am Ende des Tunnels sehen; sobald sie mit der Hausarbeit auf dem Laufenden war, hätte sie nachmittags ein wenig Zeit für sich – nicht viel, aber sie könnte ein Nickerchen einlegen, fernsehen oder lesen. Zeke würde ihre Ausflüge in die Bücherei in Frage stellen, wenn sie nicht irgendetwas las.

Die heiße Dusche tat gut, richtig gut. Eine Weile stand sie einfach da und ließ den Wasserstrahl auf ihre müden Muskeln hämmern. Sie glaubte nicht, dass sie an diesem Abend Probleme mit dem Einschlafen haben würde.

Dieser Job war beinahe perfekt. Sie war auf jeden Fall von der Bildfläche verschwunden, die Außentüren hatten inzwischen anständige Schlösser, und die meisten Männer, für die sie gekocht hatte, waren richtig nett. Darby war ein Idiot, aber gab es davon nicht immer einen in jeder Gruppe? Patrick war sehr still, und man wusste nie so recht, was ein stiller Mann dachte. Spencer war jedoch ein Schatz, und Walt war beinahe eine Vaterfigur für sie alle.

Wenn sie sich bloß einen Reim aus Zeke Decker machen könnte! Mal war er nervtötend ohne Ende, dann wieder behandelte er sie nett. Wie konnte er es wagen? Er sollte sich für eine Haltung entscheiden und sich daran halten, denn sie verabscheute es, andauernd vorhersehen zu müssen, was er tun würde, und wie sie reagieren sollte. Sich körperlich zu dem Mann hingezogen zu fühlen, war Problem genug, auch wenn er ein Scheißkerl war; wenn er sich angewöhnte, nett zu sein, wie sollte sie dann die Anziehung beiseiteschieben?

Carlin trat aus der Dusche und trocknete sich schnell ab. Irgendwie würde sie mit ihm fertig werden. Eins war sicher: wenn er zum ersten Mal nach Hause kam und sie ihn instinktiv mit einem gesäuselten »Wie war dein Tag?« begrüßte, wäre es an der Zeit, das Kapitel zu beenden.