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ATOMBOMBE AUF
HIROSHIMA WIRFT
Ted »Dutch« van Kirk (1921–2014) war Mitglied der Besatzung der Enola Gay,
die am 6. August 1945 die Atombombe auf Hiroshima warf. Van Kirk war damals als Navigator an Bord und ist der letzte Überlebende der Crew. Die US-Regierung hofft, mit dem Atombombenabwurf und einem weiteren drei Tage später auf Nagasaki den Zweiten Weltkrieg zu verkürzen und Japan zur Kapitulation zu zwingen. Bei den Abwürfen in Hiroshima und Nagasaki sterben unmittelbar sowie in den Wochen und Monaten danach schätzungsweise 300 000 Menschen. Ich spreche mit Ted van Kirk im Jahr 2005, er ist 84 Jahre alt.
Wer heute mit dem Shinkansen von Tokio nach Hiroshima fährt, benötigt vier Stunden für die 800 Kilometer Richtung Südwesten. Auf dem Weg dorthin hält der Schnellzug in den größten Städten Japans: Yokohama, Nagoya, Osaka. Obwohl es viele Geschichtstouristen in die Stadt auf der Hauptinsel Honshu zieht, gibt es am Bahnhof in Hiroshima keine Hinweisschilder auf Englisch. Die Anzeigetafeln sind auf Japanisch und die Zugtafeln an den Gleisen ebenso. Wer über 70 Jahre nach dem Atombombenabwurf von Hiroshima durch die Küstenstadt geht, erlebt eine moderne Großstadt mit 1,2 Millionen Einwohnern, in der kaum ein Gebäude älter als 70 Jahre alt ist.
Es gibt ein Foto, auf dem das Stadtzentrum von Hiroshima kurz nach dem Atombombenabwurf am 6. August 1945 zu sehen ist. Es zeigt eine menschenleere Wüste mit einer Handvoll übrig gebliebener Betonhäuser, die die Wucht der Detonation überstanden haben. Denn im Radius von zwei Kilometern um Ground Zero, den Explosionsort der Bombe, verbrannten alle Gebäude sofort. 90 Prozent der 76 000 Gebäude Hiroshimas sind teils oder komplett zerstört. Der berühmteste Bau, das das Inferno als Ruine überdauert hat, ist sicherlich die Industrie- und Handelskammer, weltweit bekannt als »Atombombendom«. Das Gebäude steht nur 140 Meter von Ground Zero entfernt. Jeder, der dort zum Zeitpunkt des Abwurfs der Bombe arbeitet, kommt ums Leben. Die Ruine mit ihrer übrig gebliebenen Stützkonstruktion des Kuppeldachs steht markant am Rande des heutigen Friedensparks und ist seit 1996 Weltkulturerbe der UNESCO.
Ein paar Meter weiter, auf der Insel, die vom Ota-Fluss umgeben ist, befindet sich ein einziges Haus auf einer weitläufigen Freifläche. Das Resthouse ist das einsame Überbleibsel des Atombombenabwurfs. Heute ist es inmitten des Friedensparks Informationszentrum und Gaststätte, vor 1945 war es ein Brennstoff-Rationierungsamt. Man sieht dem von außen renovierten dreigeschossigen Gebäude kaum seine Kriegsspuren an, doch wer von einer Mitarbeiterin der Stadtverwaltung um die Ecke geleitet wird, ihr durch eine kleine Tür in den Hinterraum folgt, dann einen gelben Schutzhelm aufsetzt, der steht kurz vor einem besonderen, einmaligen Erinnerungsort, nur 170 Meter von Ground Zero entfernt. »Gehen Sie nach unten«, bittet die freundliche Dame und zeigt Richtung
Treppe. Nach ein paar Stufen steht man in einem Keller, der nicht mehr als solcher genutzt wird. Ein kahler, nackter Raum, konserviert im Zustand wie vor 70 Jahren. Teile der Stützpfeiler und Deckenkonstruktion sind zerstört und geben den Blick auf rostigen Draht frei. An der Wand unter den kleinen Fenstern, die ein wenig Tageslicht ins Innere lassen, sind Rußspuren zu sehen. Sie stammen von der Druckwelle und der Hitze durch die frei werdende Energie der Atombombe.
Es ist ein beklemmender Ort. Eine Lampe und eine kleine Belüftungsanlage sind zerstört und hängen zwischen den Fenstern an der Decke, der Putz ist abgeblättert. Ein paar bunte Schleifen mit Botschaften und Blumengebinde liegen auf dem Boden vor der Wand. Der Keller ist als Mahnmal für den Frieden erhalten geblieben. Von den Menschen, die am 6. August 1945 in diesem Gebäude arbeiten, sterben 35, nur einer überlebt: Eizo Nomura. Der 47-jährige Angestellte ist kurz vor der Explosion mit einem Packen Briefordner unter dem Arm in eben diesen Keller gegangen. Später erinnert er sich, dass plötzlich das Licht ausgegangen sei und er benommen in der Ecke gesessen habe. Er habe zurück nach oben gewollt, doch die Treppe sei nicht mehr da gewesen. Dann sei er auf etwas Weiches getreten und habe gedacht, es sei ein Strohsack. Es war aber ein Toter. Eizo Nomura ist derjenige Hibakusha – so werden die Überlebenden in Japan genannt –, der dem Epizentrum am nächsten war. Er stirbt 1982.
Zurück auf der anderen Flussseite, an der sechsspurigen Geschäftsstraße Fukuro-cho, sticht ein weiteres Gebäude ins Auge. Mit seinen drei Geschossen sieht es zwischen den Hochhäusern aus Glas klein und unscheinbar aus. Im Minutentakt fährt die Straßenbahn der Linie 1 vorbei. Das Haus, 1936 erbaut, beherbergt 1945 eine Filiale der Bank von Japan und steht 380 Meter von Ground Zero entfernt. 18 Bankmitarbeiter sterben sofort, doch bereits zwei Tage nach dem Atombombenabwurf öffnet die Bank wieder. Noch immer beeindruckt die imposante ehemalige Schalterhalle im Erdgeschoss. Die Spuren der Vergangenheit sind kaum sichtbar. Man muss schon genau hingucken: Im ersten Obergeschoss haben sich Glassplitter der Fenster, die durch die Druckwelle der Explosion zerbarsten, in die Holzvertäfelung an den Wänden gebohrt.
Von den 350 000 Bewohnern Hiroshimas sterben 80 000 sofort und bis zu 140 000 Menschen an den Spätfolgen der Radioaktivität. Die Hitze unter dem Explosionsort beträgt 5 000 Grad. Die radioaktive Energie, die bei der Detonation freigesetzt wird, entspricht 100 Millionen Tonnen Radium. Noch in zwei Kilometern Entfernung werden alle Holzhäuser sofort eingedrückt. Innerhalb von einer Sekunde zerstört die Druckwelle 80 Prozent der Innenstadt.
Der Atombombendom, das Resthouse, die ehemalige Bank – sie sind die einzigen architektonischen Überbleibsel der Katastrophe im Stadtzentrum. Ansonsten ist Hiroshima heute eine für Japan typische moderne Großstadt. Shoppingmalls, Appartementblocks und Neonreklamen wechseln sich ab. Die Kaffeeshops von Starbucks und Co. sind überall zu finden. Allerdings gibt es keinen Coffee-to-go in Pappbechern, die sind verboten. Hiroshima hat kein Müllproblem. Es gibt noch nicht einmal Mülleimer im Stadtbild. Am Rand von Ground Zero wird mit einem temporären Oktoberfest Jagd auf europäische und amerikanische Touristen gemacht. Das Weißbier kostet 1 040 Yen, umgerechnet acht Euro.
Der Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 markiert den Beginn des Atomzeitalters. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und drei Tage später auf Nagasaki sind bis heute die einzigen Einsätze von Atomwaffen in einem Krieg geblieben. Mit der Kapitulation Japans am 2. September 1945 endet der Zweite Weltkrieg auch in Asien.
Im Hiroshima Memorial Museum sind Erinnerungen an den Abwurf ausgestellt. Die Steinstufen der Eingangstreppe der Sumitomo-Bank, auf denen die Umrisse eines verbrannten Menschen eingeätzt wurden, sind wahrscheinlich das eindrucksvollste Exponat. Gezeigt werden zudem eingerissene, zerfetzte Kleidungsstücke, eine Uhr, die zum Zeitpunkt der Explosion stehen geblieben ist, von der Hitze verformtes Metall. Das Grauen ist greifbar.
Und von diesem Grauen können nicht mehr viele Hibakusha berichten. Weniger als 10 000 leben noch. Einer von ihnen ist Nobuo Miyake. Der erfolgreiche und bekannte Rechtsanwalt der Kanzlei Miyake Ushijima &
Imamura ist heute 88 Jahre alt und wohnt in Saitama in der Nähe von Tokio. Er erlebt das Inferno als 16-Jähriger. »Ich hatte das Gefühl, in die Hölle geworfen zu werden«, sagt Nobuo Miyake. »Und die Erinnerungen daran konnte ich nie aus meinem Gedächtnis löschen.«
Am Morgen des 6. August hält sich Nobuo Miyake 1,8 Kilometer vom Epizentrum entfernt auf. Er steht in einer überfüllten Straßenbahn, als er plötzlich einen grellen Blitz am Himmel sieht. Zunächst denkt Nobuo Miyake an einen Kurzschluss in der Straßenbahn und glaubt, er werde an einem Stromschlag sterben. Doch er springt aus der Bahn heraus, hört einen lauten Knall und wird zu Boden geworfen. »Ich dachte, das wäre mein Ende«, sagt er. Er bleibt bei Bewusstsein, öffnet langsam seine Augen, sieht aber zunächst nichts. Erst als sich der Staub lichtet, nimmt der Teenager die zerstörten Häuser um sich herum wahr. Und – noch viel schlimmer – Dutzende Menschen, die ihm aus dem Stadtzentrum entgegenlaufen. »Sie sahen aber nicht aus wie Menschen, sondern wie Geister«, berichtet Nobuo Miyake. Die Haut habe ihnen in Fetzen heruntergehangen und sie hätten vor Schmerzen geschrien. Das Haus der Familie Miyake ganz in der Nähe ist zur Hälfte zerstört. Seine Mutter, die unter den Trümmern verschüttet ist, wird lebend geborgen.
Um Überlebende wie Nobuo Miyake und ihre Angehörigen kümmert sich »Nihon Hidankyo«, eine landesweite Organisation, die deren Interessen vertritt. »Wenn ich danach gefragt werde, spreche ich zwar mit anderen Überlebenden oder erzähle von meinen Erlebnissen«, sagt Nobuo Miyake. »Aber niemals freiwillig von mir aus, weil ich es einfach vermeiden will, dass ich mich an diese schmerzhaften Tage erinnern muss.« Nur einmal in den vergangenen Jahrzehnten habe er Ground Zero, das Museum und den Atombombendom in Hiroshima besucht.
Der B-29-Bomber mit dem Namen Enola Gay,
der das Grauen über die Stadt bringt, startet am 6. August von Tinian auf den Nördlichen Marianeninseln. Die Maschine mit zwölf Mann Besatzung nimmt morgens um 2.45 Uhr Kurs auf Hiroshima. Um 8.15 Uhr Ortszeit klinkt der Bomber die viereinhalb Tonnen schwere Bombe in zehn Kilometer
Höhe aus. Sie explodiert eine Minute später in 600 Meter Höhe über der Innenstadt, nur 250 Meter entfernt vom anvisierten Ziel, der Aioi-Brücke an der Spitze der Flussinsel. Dass der Abwurf derart präzise gelingt, liegt vor allem an Ted »Dutch« van Kirk, der als Navigationsoffizier an Bord der Enola Gay
ist, und am Bombenschützen Tom Ferebee. Ted van Kirk berechnet die Windbedingungen und den Zielpunkt und tauscht sich intensiv mit Ferebee aus. Nach dem Abwurf kehrt die Besatzung zur US-Basis auf die Pazifikinsel Tinian zurück. Es folgen Nachbesprechung und Abendessen. Insgesamt ist die Besatzung 13 Stunden unterwegs gewesen.
Ted van Kirk geht 1941 zur Armee und ist im Rang eines Hauptmanns an Bord der Enola Gay. Vor seinem Einsatz lässt sich van Kirk gemeinsam mit Paul Tibbets, dem Piloten und Kommandanten, und Tom Ferebee fotografieren. Lässig lehnt er sich dabei an die Maschine, beide Hände in den Taschen vergraben. 1946 verlässt er hochdekoriert die Armee, studiert und wird Chemiker in verschiedenen leitenden Positionen bei DuPont, wo er bis zur Rente 1985 arbeitet. Der Ex-Soldat ist verheiratet und hat vier Kinder.
Ted van Kirk ist 84 Jahre alt und lebt in Atlanta, als ich 2005 mit ihm spreche. Der 60. Jahrestag des Atombombenabwurfs rückt näher. Vorbehalte gegenüber einem deutschen Journalisten hat er nicht, er macht auch keine Vorbedingungen für das Gespräch. Er sei easy going, fügt er an. Doch während des Gesprächs wird schnell klar, dass van Kirk sich nicht rechtfertigen will. Und entschuldigen schon gar nicht.
Mister van Kirk, was machen Sie am 6. August?
Nichts Besonderes, das ist ein Tag wie jeder andere. Mal sehen, wie das Wetter wird. Ich werde aber kein Golf spielen können, mein linkes Knie macht das nicht mehr mit.
Sie zeigen wenig Emotionen für ein Ereignis, an dem Sie vor 60 Jahren beteiligt waren und bei dem 140 000 Menschen starben.
Es ist kein Tag der Freude, auch kein Tag der Trauer. Der 6. August 1945 ist ein einziger Tag in meinem Leben – mehr nicht. Ich war damals 24
und bin vorher schon bei 58 Einsätzen über Deutschland, Rumänien und Frankreich dabei gewesen.
Hatten Sie eigentlich nie Gewissensbisse?
Hätten wir die Bombe nicht abgeworfen, wären vielleicht weitere Millionen Menschen bei der Invasion Japans durch US-Truppen getötet worden. Ich bin wahrlich nicht froh über die Toten von Hiroshima. Ich weiß auch, dass Japan eine fast schon geschlagene Nation war. Aber die Japaner hätten ohne die Atombomben nie so schnell kapituliert. Und was immer gern vergessen wird: Vor dem Abwurf der zweiten Bombe auf Nagasaki und der Kapitulation sind in wenigen Tagen Hunderttausende gestorben. Mit dem Abwurf haben wir viele Leben gerettet.
Also nie ein Wort der Entschuldigung?
Jeder versucht, mich auf die Knie zu zwingen. Ich soll weinen und um Vergebung bitten. Aber das wird nie passieren. Keiner von unserer Truppe hat das jemals getan.
Bedauern Sie irgendetwas in Ihrem Leben?
Nur wenn ich morgens mit Kopfschmerzen aufgewacht bin, weil ich am Abend zuvor zu viel getrunken hatte. Aber das mache ich heute nicht mehr. Dazu bin ich zu alt.
Also sind Sie mit sich im Reinen.
Unsere Kritiker wissen gar nicht, worum es ging. Wir waren doch im Krieg. Übrigens würde ich heutzutage liebend gern in einer Welt ohne Nuklearwaffen leben. Sie sollten vernichtet werden. Ich bin total gegen Kriege und gegen solche Waffen.
Wie kamen Sie an Bord der
Enola Gay?
Der Kommandant und Pilot Paul Tibbets kannte mich aus der Armee und wählte mich aus. Und der Bombardier Tom Ferebee war mein engster Freund.
Haben Sie gesehen, wie die Bombe explodierte?
Es gab einen Blitz. Danach wurde die Maschine zweimal kräftig durchgeschüttelt, schlimmer als bei einem Gewitter. Das dauerte aber nur sehr kurz.
Was haben Sie da gedacht?
Gott sei Dank hat die Bombe funktioniert! Sie ist ja vorher noch nie getestet worden. Wir wussten, dass wir nun den Krieg verkürzen und bald wieder zu Hause sein würden. Die Stimmung war ruhig an Bord, sehr professionell.
Haben Sie jemals Hiroshima besucht?
Nein. Warum sollte ich dorthin fahren? Hiroshima ist von Atlanta ganz schön weit weg. Es ist heute eine moderne, lebendige Stadt mit einem gut ausgebauten Verkehrssystem.
Halten Sie Kontakt zu Überlebenden?
Ich habe mehrfach Opfer in TV-Shows getroffen. Das waren wirklich nette Gespräche. Es gab überhaupt keine Feindseligkeit.
Was ist aus der
Enola Gay
geworden?
Die B-29 ist seit Dezember 2003 im Luft- und Raumfahrtmuseum in Washington ausgestellt. Ich habe sie mir dort im vergangenen Herbst angeschaut und mich wieder in sie hineingezwängt. Entweder ist die Enola Gay
schmaler oder ich bin dicker geworden. In meiner Erinnerung war sie größer.
Der Überlebende Nobuo Miyake hat niemals einen Soldaten der Besatzung der Enola Gay
gesprochen. Er trifft allerdings 2012 auf einem Symposium der Universität Tokio auf Ali Mayer Beazer, ein Enkelkind eines Soldaten, der bei beiden Abwürfen auf Hiroshima und Nagasaki an Bord war, und auf Clifton Truman Daniel, Enkelkind von Präsident Truman, der den Befehl zum Abwurf gegeben hatte. Wie denkt Nobuo
Miyake heute über die Besatzung der Enola Gay,
die so viel Leid verursacht hat? Was denkt er über Ted van Kirk?
»Ich kann nicht sagen, dass ich sie nicht hasse«, antwortet er.
Nobuo Miyake fügt hinzu: »Ich glaube aber nicht, dass die Besatzung in das Atomwaffenprojekt eingeweiht war, denn sie bestand ja nur aus einfachen Soldaten. Ich glaube, sie waren einfach nur an Bord der Maschine, weil ihr Vorgesetzter es so gewollt hat. Daher glaube ich nicht, dass man sie zu Entschädigungszahlungen verpflichten muss, obwohl sie einen großen Anteil an dieser Katastrophe hatten.«
Ted van Kirk versteigert 2007 auf einer Auktion sein Fluglogbuch vom Einsatz der Enola Gay
. Es erzielt 358 000 US-Dollar. In den Jahren vor seinem Tod ist der Ex-Soldat oft Stargast auf Flugshows, spricht in Luftfahrtmuseen, an Universitäten oder auf historischen Waffenmessen und signiert seine Autobiografie »My True Course«. Er gefällt sich in der Rolle als amerikanischer Held. Ted van Kirk sagte der New York Times
einmal: »Unter den gleichen Voraussetzungen – und das Entscheidende sind die gleichen Voraussetzungen –, ja, ich würde es wieder tun. Wir waren in einem Krieg seit fünf Jahren. Wir haben einen Feind bekämpft, der den Ruf hatte, niemals aufzugeben, und der niemals eine Niederlage akzeptieren würde. Es ist schwer, gleichzeitig über Moral und Krieg zu sprechen. Im Krieg gibt es viele fragwürdige Dinge, die passieren. Wo war die Moral beim Bombenabwurf auf Coventry? In Dresden? In Pearl Harbor? Ich glaube, wenn man in einem Krieg ist, muss ein Land den Mut aufbringen, zu tun, was getan werden muss, um einen Krieg mit dem Minimum an Toten zu gewinnen.«
Nobuo Miyake geht reflektiert mit seiner Vergangenheit um. »Ich habe gemerkt, wie schlimm Krieg ist«, sagt er. »Und dass sich nicht nur Japan, sondern die ganze Welt um Frieden bemühen muss. Gerade jetzt, wo einige Staaten nukleare Massenvernichtungswaffen besitzen, muss alles dafür getan werden, künftige Kriege zu vermeiden. Vor allem, weil die Gefahr besteht, dass diese Staaten Atombomben einsetzen könnten.« Nobuo Miyake spricht oft mit jungen Menschen, die nicht viel über den Zweiten Weltkrieg wissen. »Ich sage ihnen schlicht und einfach, dass Atomwaffen fürchterlich sind und wir sie alle zerstören müssten.« Die
Theorie der Abschreckung durch Atomwaffen sei schlicht eine Illusion, meint er.
2016 reist Barack Obama als erster amtierender US-Präsident nach Hiroshima und besucht den Friedenspark. Er trifft auf Sunao Tsuboi, 91 Jahre alt. Der alte Mann ist von Brandnarben übersät und seine Ohren sind verkrüppelt. Er leidet an den Spätfolgen der radioaktiven Strahlung. Er hat Blut-, Darm- und Prostatakrebs. Obama nimmt Sunao Tsuboi in den Arm. Es ist ein starkes Bild der Versöhnung.