Kapitel 29
Auf dem Weg in ihr Zimmer wäre Finola beinahe auf Olga getreten. Die graue Katze hatte es sich auf einer der Treppenstufen gemütlich gemacht, und Finola sah sie erst im letzten Moment.
»Meine Güte, Katze, dir muss man mal ein Leuchthalsband verpassen! Was du hier machst, ist nicht nur für dich selbst gefährlich.«
Olga maunzte, und folgte Finola in ihr Zimmer. Als Finola die Tür schloss, sah sie sie missbilligend an.
»Na ja – raus oder rein?«
Olga entschloss sich, drinnen zu bleiben, und sprang auf die Fensterbank, wo sie sich zwischen die Topfpflanzen quetschte und nach draußen starrte. Der Anblick des Regens schien ihr nicht zu gefallen, denn ihr Schwanz schlug hin und her.
Finola entschloss sich zu einem kurzen Check bei ihrem freiwilligen Mitarbeiter, von dem sie nun schon eine ganze Weile nichts gehört hatte. »Antônio?«
»Hi, ja, was ist?« Seine Stimme klang irgendwie seltsam.
»Ich wollte nur kurz fragen, wie es geht. Ich kann dich gleich ablösen. Hab dann nur um sechs noch mal was vor, aber bis dahin dürfte …«
»Ja, du, ich wollte auch schon anrufen. Mir ist was dazwischengekommen. Ich … äh …«
»Was ist los? Kannst du nicht reden?«
»Genau. Du sagst es.«
Was war mit Antônio los? Den Hintergrundgeräuschen nach zu urteilen, war er in einem Café, einem Restaurant oder einem Pub.
»Kannst du mich gleich mal zurückrufen, wenn du allein bist?«
»Kann ich machen, ja.«
Eine weibliche Stimme sagte etwas. In einer fremden Sprache. Portugiesisch! Finola verstand zwar nichts, dazu waren ihre
Kenntnisse zu rudimentär, und die Frau redete zu schnell, doch den Klang erkannte sie. Ihr kam ein schrecklicher Verdacht.
»Du sitzt jetzt aber nicht gerade mit Tícia zusammen?«
»Äh, ja, genau. Ich ruf später zurück.« Damit legte er auf.
Mist! Was sollte das? Er sollte Tícia observieren, nicht mit ihr Kontakt aufnehmen! Wenn man nicht alles selbst machte!
Es dauerte zehn Minuten, bis Antônio zurückrief. Zum Glück hatte sich Finola in der Zwischenzeit ein wenig beruhigt.
»Sorry, ich konnte echt nicht reden. Bin jetzt zur Toilette gegangen. Geht also nur kurz.«
Finola verdrehte die Augen. »Hast du vergessen, was observieren heißt?«
»Nein, natürlich nicht. Aber ich – es war ein dummer Zufall. Ich bin Tícia zum Einkaufen gefolgt, und da hat sie mich entdeckt. Bei den Nudeln. Und, Finola, sie hat mich wiedererkannt! Sie wusste, dass ich vorm Club mit ihr gesprochen und ihr meine Hilfe angeboten habe. Was sollte ich denn da machen?«
Finola atmete tief ein und stieß dann den Atem heftig aus. »Mist!«
»Sie hat mich zum Dank auf einen Kaffee eingeladen. Das wäre doch verdächtig gewesen, wenn ich abgelehnt hätte.«
»Ja. Aber jetzt kannst du sie nicht mehr weiter observieren. Und ich hab da noch diesen anderen Fall …«
»Mach dir keine Sorgen, ich hab mit Tícia schon ausgemacht, dass ich sie nachher an die Uni fahre zu ihrem Seminar. Da wird sie also auf jeden Fall ankommen. Ich bleibe auch in der Nähe, falls sie nur zum Schein reingehen und gleich wieder rauskommen sollte. Du kannst das getrost mir überlassen. Ich hab alles im Griff.«
Finola stöhnte. »Ich komme in Teufels Küche, wenn hier irgendwas schiefgeht!«
»Hier geht nichts schief. Tudo bem
. Und jetzt muss ich gehen.« Er legte auf.
Finola schob ihr Handy beiseite, ging zum Fenster und vergrub ihre Finger in Olgas weichem Fell.
»Männer!«