Wolkenkuckucksland
von Antonios Diogenes, Tafel N
… ich war ein Vogel, ich hatte Flügel, ich flog! Eine ganze Galeere steckte auf den Fangzähnen des Ungeheuers fest, und die Seeleute brüllten zu mir hoch, als ich über sie hinwegschwebte. Und dann war ich draußen! Einen Tag und eine Nacht flatterte ich über den unendlichen Ozean, und der Himmel über mir blieb blau, genau wie das Wasser unter mir. Kontinente und Schiffe gab es keine, ich konnte mich nirgends niederlassen und meine Flügel ausruhen. Am zweiten Tag wurde ich müde, das Meer verdunkelte sich, und der Wind begann ein furchterregendes Geisterlied anzustimmen. Silberfeuer in allen Richtungen, Gewitterwolken zerteilten den Himmel, und in meinen schwarzen Federn knisterte es weiß.
Hatte ich noch nicht genug gelitten? Vom Meer unter mir erhob sich ein mächtiger, brüllender Wasserwirbel, riss ganze Inseln, Kühe, Schiffe und Häuser mit sich, und als er meine schwächlichen Krähenflügel erreichte, nahm er auch mich mit und schleuderte mich immer höher hinauf, bis mir die weiße Glut des Mondes im Vorbeirasen den Schnabel verbrannte. So nahe kam ich ihm, dass ich die Mondbestien über ihre gespenstischen Ebenen stürmen und Milch aus großen weißen Mondseen trinken sah, und sie blickten so erschreckt zu mir auf wie ich zu ihnen hinunter, und ich träumte wieder von den Sommerabenden in Arkadien, wo der Klee dicht und satt auf den Hängen wuchs, das glückliche Läuten meiner Schafe die Luft erfüllte und die Schäfer auf ihren Flöten spielten, und ich wünschte, ich hätte mich niemals aufgemacht, um …