11 DU musst ÜBEN LOSZULASSEN

Fast jeder und jede Einzelne von uns lebt in der Annahme, dass etwas, das nicht das Richtige für uns ist, mit der Zeit von uns genommen wird. Wir warten ab, wir wundern uns, wir begreifen, dass etwas ganz eindeutig nicht zu uns passt, und warten, dass das Universum die Schmutzarbeit macht – und fühlen uns am Boden zerstört, wenn dies geschieht.

Wir stellen uns das Loslassen als eine allerletzte Anstrengung auf unserem Weg zu unserem Fortschritt und unserer geistigen Gesundheit vor – wir lassen erst los, wenn wir müssen, wenn wir dazu gezwungen sind, erst wenn die Welt uns wirklich beweist, dass etwas nicht sein soll.

Es gibt einen einfacheren Weg.

 

Loslassen ist kein Ereignis, es ist eine Praxis.

Wir lernen es mit kleinen Dingen, und so sind wir vorbereitet, wenn die großen anstehen.

Wir müssen lernen, Gedanken loszulassen, Momente loszulassen.

Wir müssen lernen, Bekanntschaften loszulassen und die Meinung anderer nicht wichtig zu nehmen; es gibt so viele kleinliche Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, auf die wir uns nicht einzulassen brauchen. Wir müssen lernen, die Dinge loszulassen, die nur noch als Relikte einer vergangenen Zeit dienen, die Kleidung, die für den Menschen war, der wir nicht mehr sind. Wir müssen lernen, die Träume loszulassen, die wir für einen Menschen hegten, dem wir schließlich entwachsen sind, wir müssen lernen, die Vorstellung loszulassen, dass andere Menschen dazu da seien, unsere Erwartungen an sie zu erfüllen, statt authentisch ihr eigenes Leben zu leben, das nicht immer kalkulierbar ist.

Wir haben aus dem Prozess des Loslassens etwas gemacht, was wie eine übermenschliche Heldentat anmutet, die nur für die wahrhaft Erleuchteten erreichbar ist. Wir finden viele Ausreden, um ihn zu umgehen. Revenge Body, einen Schlussstrich ziehen, die andere Person überführen, im Unrecht zu sein. Wir finden so viele Möglichkeiten, es so aussehen zu lassen, als wären wir weit vorangekommen, und bleiben doch genau an der Stelle, an der wir immer waren – wir leben durch den Blick, den andere auf uns haben könnten.

 

Loslassen ist so mühelos wie Ausatmen.

Du machst es schon die ganze Zeit.

Es gibt so viele Tausend Dinge, die du losgelassen hast, und nur ein paar, an denen du noch hängst.

Manchmal ist das Loslassen eine Handlung, manchmal eine Entscheidung, und sehr oft ist es eine Frage der Ablenkung. Wir lassen nicht dann los, wenn wir denken, wir sollten es, sondern wenn unser Gehirn dazu übergeht, andere Geschichten zu erzählen, neue Realitäten zu erschaffen. Wir bewegen uns weiter, nicht wenn wir die Aspekte dessen, was früher war, angemessen auseinandergenommen haben, sondern wenn wir beginnen, mehr darüber nachzudenken, was wir an seiner Stelle erschaffen möchten.

Wir lassen nicht wirklich los.

Wir akzeptieren nur, was bereits vorbei ist.

Was wir tatsächlich loslassen, ist nur eine Vorstellung.

Eine Vorstellung, die wir darüber hatten, wer wir sind oder wer jemand anderes sein könnte. Eine Vorstellung, die wir davon hatten, wie die Zukunft sich entfalten würde, und wie wir darin ankommen. Eine Vorstellung, die wir von der Welt hatten und wie sie funktioniert und ob wir sicher sind oder nicht.

Du siehst, Loslassen ist nicht einfach ein Prozess des Entlassens ins Nichts. Es ist ein Prozess tiefgreifenden Wachstums. Anstelle dessen, was nicht mehr hilft, werden wir gezwungen, uns dem zuzuwenden, was am Ende heilt.