Selbst hier, selbst jetzt – du bist dabei zu wachsen.
Ich weiß, es scheint, als ob der einzige Weg, deine Fortschritte zu messen, in Zeitmessungen, Meilensteinen und dem Erreichen von Zielen bestünde, doch in Wirklichkeit haben Fortschritte mehr damit zu tun, wie wir in Einklang damit kommen, was wir benötigen und uns wünschen – weniger damit, wie perfekt wir das äußere Bild von dem malen, was wir unserer Meinung nach darstellen sollten.
Deshalb sind es oft die widrigsten Zeiten, die uns die größte Gelegenheit zum Wachsen bieten.
Hier sind ein paar Anzeichen dafür, dass du tatsächlich enorme Fortschritte im Leben machst, auch wenn es sich nicht so anfühlt.
1 Du hast Beziehungen verloren.
Vielleicht denkst du über all die Beziehungen nach, die du gerne gehabt hättest, und darüber, ob du dich genug bemüht hast oder nicht. Vielleicht denkst du an all die Freunde und Bekannte, die deinen Weg gekreuzt haben, und bereust, nicht enger mit ihnen verbunden geblieben zu sein. Vielleicht blickst du auf die Unterstützung zurück, die du hattest, und fragst dich, warum du dich überhaupt entschieden hast, deinen eigenen Weg zu gehen.
Unser Leben ist nicht darauf angelegt, dass wir die ganze Zeit über denselben Freundes- und Bekanntenkreis behalten. Wenn diese Menschen nicht in vollständiger Übereinstimmung mit uns wachsen, haben wir oft ein anderes Tempo, da sie ihren eigenen Wegen folgen. Das ist nicht unbedingt schlecht, es heißt nicht, dass etwas schiefgelaufen wäre.
Tatsächlich ist die Bereitschaft, gesellschaftliche Annehmlichkeiten loszulassen, um dem nachzugehen, was sich für uns authentischer anfühlt, ein Zeichen für ein bedeutendes Wachstum.
Wir verlieren Beziehungen nicht, weil wir ihrer nicht wert wären, sondern weil sie nicht zu uns passen. Das ist meistens ein guter Indikator dafür, dass wir uns weiterentwickelt, uns verändert haben und dass wir uns mit Menschen zusammentun müssen, die verstehen, wer wir geworden sind, nicht nur, wer wir waren.
2 Du zweifelst an deinem nächsten Schritt.
Wenn du an deinem nächsten Schritt nicht zweifelst, ist es nicht der richtige Schritt.
Ich weiß, das erscheint dir falsch, als müsste das Richtige jeden Zweifel, jede Angst und jede Sorge aus deinen Gedanken tilgen. Doch je richtiger es ist, desto eher hast du eine unbewusste emotionale Reaktion, die sich oft auf der körperlichen Ebene zeigt.
Schließlich entscheidest du dich für etwas, was du dir wirklich wünschst, du setzt dich mit den einschränkenden Überzeugungen auseinander, die dich die ganze Zeit davon abgehalten haben, und jetzt riskiert du wirklich etwas.
Du bist nicht mehr damit zufrieden, dem Erfolgsrezept von anderen zu folgen. Du gleitest nicht mehr nur passiv durch deine Existenz. Du triffst eine Wahl, und die geht mit Unbehagen einher, häufig sogar Angst, aber auch damit, Verantwortung zu übernehmen.
Zu viele Menschen werden den Sprung nicht wagen, weil sie Angst vor dieser anfänglichen Erschütterung haben, aber sie werden auch niemals lernen, ihre Flügel zu spreizen, und sie werden niemals irgendwo anders ankommen.
3 Dir ist dein früheres Selbst ein wenig peinlich.
Wenn du daran zurückdenkst, wer du vor auch nur einem Jahr warst, wirst du vielleicht zusammenzucken.
Das ist eine vollkommen berechtigte Regung – und außerdem eine ganz häufige, doch du solltest bitte wissen, dass dies kein Zeichen dafür ist, dass du vorher ein schrecklicher Mensch gewesen wärst, sondern dafür, dass du ein größeres Selbstbewusstsein darüber bekommst, wer du sein willst und wer nicht.
Du solltest wissen, dass dich niemals jemand so sehr beurteilt oder jemals so sehr beurteilt hat, wie du selbst das jetzt gerade tust.
Zudem ist dies ein natürlicher Prozess positiver Desintegration. Dein altes Selbst ist nicht mehr geeignet, um dein Leben heute zu steuern, und so muss es sich in das verwandeln, wozu du dich jetzt entwickelst.
4 Du wirst langsamer.
Du interessierst dich nicht mehr so sehr für schnelles, intensives Vorankommen, sondern mehr für eine wohlüberlegte, zielgerichtete Entscheidungsfindung.
Vielleicht ist dir klar geworden, dass du eine Pause brauchtest.
Vielleicht hast du deutlich erkannt, dass dein Arbeitspensum unhaltbar war.
Vielleicht konntest du dir schließlich eingestehen, dass du überfordert und ausgebrannt warst und dass sich unbedingt etwas ändern musste.
Statt gegen all deine Körpersignale anzukämpfen, die dir zeigen, dass du zu viel tust, besteht Wachstum darin, langsamer zu werden und zuzuhören, was sie uns die ganze Zeit sagen wollten.
In dieser erholsamen Ruhe finden wir oft Antworten, von denen wir gar nicht wussten, dass wir nach ihnen gesucht hatten.
5 Du beginnst langsam, deine eigenen Gefühle wichtiger zu nehmen als das, was andere Menschen denken.
Du bist nicht mehr damit zufrieden, ein Leben zu führen, das darauf ausgerichtet ist, alle zufriedenzustellen, nur nicht dich selbst.
Manchmal kann sich dies als eine Art Wut oder Aggression bemerkbar machen. Du hast von den Urteilen und Unzulänglichkeiten anderer genug, und du möchtest vielleicht am liebsten um dich schlagen oder die Beziehungen zu jenen Menschen beenden, damit du dich von einer Art Druck befreien kannst.
Hier sind Grenzen zu setzen, und in erster Linie beginnt dies bei dir.
Du musst damit beginnen, Entscheidungen für dein Leben zu treffen, nicht das Leben deiner Eltern, nicht das deiner Freunde, nicht das deines Partners oder deiner Mitstreiter.
Wenn du dann in völliger Aufrichtigkeit einen Schritt nach vorn machst, gib den anderen die Möglichkeit, darauf zu reagieren, statt dir nur vorzustellen, wie sie reagieren würden.
Von diesem Punkt aus kannst du eine Entscheidung über die Beziehung fällen.
Wenn du auf der anderen Seite auf Situationen zurückblickst, in denen du keine Grenzen gesetzt hast, wo es nötig gewesen wäre, und du deinen Mangel an Selbstrespekt bereust, schreib alles auf. Lege es in eine Schublade und sieh es dir morgen wieder an. Ist etwas dabei, was du den Betreffenden mitteilen solltest? Würde es dir Frieden bringen, auf sie zuzugehen und sie wissen zu lassen, wie du dich fühlst, oder würde es dir nur noch mehr Stress verursachen?
Diese Entscheidung kannst du für dich selbst treffen, doch zuerst solltest du wissen, dass es ein bedeutendes Zeichen für Wachstum ist, dass du tatsächlich wütend genug bist, um nicht mehr nach einem unsichtbaren Regelwerk zu leben, das Menschen aufgestellt haben, die nicht in deiner Lage sind.
6 Du verarbeitest Gefühle, die du vergessen hattest.
Verdrängte Gefühle sind Gefühle, die entweder keine erkennbare Ursache haben oder in Anbetracht der Situation als Überreaktion erscheinen.
Häufig beziehen sich diese Gefühle auf etwas völlig anderes und sind durch deine aktuellen Umstände getriggert worden.
So wie dein Körper jeden Tag abgestorbene Hautzellen und Abfallstoffe abstößt, ist dies nur ein anderer Weg, auf dem er Erinnerungen und emotionale Reaktionen aus deinem Gewebe und deinen Zellen entfernt.
Das wird wahrscheinlich in stärkerem Maße geschehen, wenn du in deinem Leben häufig deine Gefühle unterdrückt hast.
Auf jeden Fall solltest du dir selbst Anerkennung zollen und dir vieles zugutehalten.
Du leistest richtig gute Arbeit, indem du einige wirklich schwierige Themen durcharbeitest.
7 Dir ist bewusst, was falsch ist, auch wenn du nicht weißt, was richtig wäre.
Ich weiß, dass du meinst, dein Leben sollte sich im Sinne einer Offenbarung entfalten; dass du eines Tages aufwachst und Klarheit darüber hast, was genau du möchtest und wann und wo.
So läuft es fast nie.
Wirkliche Veränderungen werden fast nie durch ein Gefühl der Inspiration ausgelöst, sondern durch ein Gefühl der Unzufriedenheit.
Dies ist der Teil, der am meisten Angst macht, denn ohne die Antworten wirkt es, als ob die Fragen niemals aufhören würden. Es sieht aus, als ob du blockiert wärst, als ob es keinen Ausweg gäbe.
Doch den gibt es, du hast nur noch nicht an ihn gedacht.
Das ist verständlich, weil du dich auch noch nie vollständig mit dem auseinandergesetzt hast, was in deinem Leben nicht gelingt.
Wenn du den Mut hast, das eine zu tun, findest du häufig das andere.
8 Du erfährst glückliche Fügungen.
Selbst wenn du dich dort, wo du jetzt bist, noch vollkommen festgefahren fühlst, beginnst du doch, einige Punkte miteinander zu verbinden.
Vielleicht hat sich eine Gelegenheit ergeben, an die du nicht geglaubt hattest. Vielleicht triffst du zum richtigen Zeitpunkt auf die richtige Person; vielleicht siehst du oder hörst du etwas, was du unweigerlich als ein »Zeichen« verstehst. Vielleicht fügt sich etwas auf magische Weise zusammen, selbst wenn du große Zweifel daran hattest.
Es muss nicht alles sofort erreicht werden.
Der Umstand, dass sich einige Teile zusammenfügen, genügt.
Wenn du dir das Leben aufbauen willst, das du dir wirklich wünschst, lernst du in diesem Prozess, dass dazu nicht einfach nur die Steuerung des Einsatzes und der gewünschten Resultate gehört, sondern auch das Einlassen auf Möglichkeiten, die so gut sind, dass du wahrscheinlich gar nicht daran gedacht hättest, nach ihnen zu fragen.
Es gibt oft einen größeren Plan, doch erst wenn wir uns dem überlassen, verstehen wir tatsächlich die Kursänderung.
9 Es ist dir wichtiger, glücklich zu sein als erfolgreich.
Während du früher hauptsächlich daran interessiert warst, mehr zu verdienen, wichtiger zu werden oder einen besser klingenden Titel zu bekommen, merkst du jetzt, dass du versuchst, deine Tage so zu gestalten, dass du dich besser fühlst und so viel wie möglich genießen kannst.
Das ist ein sehr deutliches Zeichen für einen Fortschritt, obwohl es oberflächlich betrachtet so aussehen könnte, als würdest du weniger tun und weniger ehrgeizig sein.
Was, wenn dein Ziel darin besteht, jeden Tag so viel wie möglich zu genießen?
Eine kleine Perle der Dankbarkeit zu finden?
Ungestörte Zeit mit deinen Lieben zu verbringen?
Die frische Luft zu genießen?
Gut zu schlafen?
Was müsstest du tun, um dich jeden Tag wirklich lebendig zu fühlen?
Diese Frage stellst du dir, wenn du bisher nicht gekannte Fortschritte machst.
10 Du beginnst zu begreifen, dass es keine »Ziellinie« gibt.
Wenn du so bist wie die meisten Menschen, hast du wahrscheinlich die meiste Zeit deines Lebens damit verbracht, auf das »Nächste« zu warten, um endlich glücklich und frei sein zu können.
Erwachsen zu werden heißt zu erkennen, dass es keine Ziellinie gibt.
Es gibt keinen Punkt, an dem du einfach anhältst.
Es ist ein Marathon, kein Sprint.
Statt so schnell wie möglich anzukommen, interessiert dich jetzt mehr, was auf lange Sicht nachhaltig und bedeutsam ist.
Es gibt keinen Punkt, nach dem all deine Sorgen sich plötzlich auflösen, dein Leben auf magische Weise ohne Anstrengungen verläuft und du für alle Zeiten glücklich bist.
Es existiert nur das immer präsente Jetzt, wie wir uns dem stellen und was wir damit anfangen.
Das ist alles, was in unserer Hand liegt.
Das ist alles, wonach wir streben können.