19 WIE du dich daran ERINNERN KANNST, DASS DU NICHT ALLEIN BIST, selbst wenn es sich WIRKLICH so ANFÜHLT

Wenn du dich allein fühlst, ist es nicht das Alleinsein, was dir Angst macht.

Du weißt, wie es ist, deine Arme nachts auf kühlen Laken auszustrecken.

Du weißt, wie es ist, bei geschlossenem Fenster zu fahren und die Rhythmen deiner Lieblingssongs im Körper zu spüren. Du kennst den stillen Frieden, wenn du dich langsam in ein warmes Bad setzt. Du kennst den speziellen Reiz, den es hat, allein umherzulaufen, nach oben zu schauen und dir in der Fantasie die Geschichten der Stadt auszumalen.

Du weißt, dass wir nur in der Einsamkeit die wirklich wichtigen Wahrheiten über unser Leben gewinnen. Ohne die Erwartungen der anderen um uns herum können wir verstehen, wer wir ganz in unserem Innersten sind.

Du weißt, wie es ist, allein zu sein.

Es ist nicht das Alleinsein, das dir dieses zwickende und panikartige Gefühl gibt.

Es ist Einsamkeit – was gleich klingt, aber tatsächlich etwas anderes ist.

Einsamkeit entsteht, wenn du dich selbst davon überzeugst, dass du es nicht mehr wert bist, Verbindungen zu anderen Menschen zu haben. Einsamkeit entsteht, wenn du fälschlicherweise glaubst, dass du Liebe nur dann bekommst, wenn du gut genug bist, dass du sie nur erhältst, wenn du nach den ganz bestimmten und unerbittlichen Regeln derjenigen spielst, in die du am meisten investiert hast, um Liebe zu bekommen.

Doch was ist das für eine Verbundenheit?

Das ist keine Verbundenheit.

Es ist Hunger.

Es ist Eitelkeit.

Es ist Fixiertsein.

Verbundenheit ist der frei fließende Zustand, die Gegenwart miteinander zu teilen, und es gibt mehr Menschen, die sich eine Verbindung mit dir wünschen, als du vermutlich annimmst. Verbundenheit bedeutet zu erkennen, dass du sogar dann, wenn das Leben dir eine Phase des Alleinseins beschert, niemals völlig unverbunden bist.

Du bist Teil eines jeden Menschen, den du jemals geliebt hast.

Du bist Teil jedes Ortes, an dem du jemals gewesen bist.

Du bist anderen nicht gleichgültig, selbst wenn diejenigen, denen du wichtig bist, in deinem Alltag nicht mehr präsent sind.

Du kennst fast immer einen Menschen, dem du so wichtig bist, dass er auch im schlimmsten Fall zu dir steht.

Wir gehen alle davon aus, dass wir weniger einsam als jemals zuvor sein sollten, weil wir in einer solch hyperverbundenen Gesellschaft leben. Nicht nur, dass wir mit allen, die wir jemals gekannt haben, in Kontakt bleiben können, sondern wir können auch jedes Detail ihres Lebens vor uns ausgebreitet sehen. Kein menschliches Wesen hat je zuvor Gesellschaft auf eine solche Weise erfahren.

Genau das ist das Problem.

Was wir an »Verbindung« gewinnen, verlieren wir an Kontext.

Die Menschen zogen früher aus ihren alten Städten, aus ihren alten Kreisen und von ihren Freunden fort und meldeten sich hin und wieder, doch im Allgemeinen behielten sie die intimen Details aus ihrem Leben denen vor, die sich mit ihnen zusammen weiterentwickelten.

Das ist gesund, weil es uns Raum gibt, neue Identitäten zu finden, statt daran festzuhalten, all die anderen zu befriedigen, die wir bereits aufgebaut haben – die sich jetzt alle versammelt haben, um sich anzusehen, wer wir heute sind.

Wir fühlen uns am meisten allein, wenn wir uns selbst fremd sind, und in einer Welt, in der wir von allen beobachtet werden, sind wir eher Bruchstücke dessen, was sie von uns erwarten, als die Ganzheit, zu der wir doch werden wollen.

Wir wissen nicht, wohin wir gehören, weil unsere Vorstellungen von uns selbst an Erwartungen gebunden sind. Wir haben verschiedene Gesichter für verschiedene Leute, und irgendwo auf dem Weg durch den ständigen Druck, jemand anderes zu sein, verlieren wir etwas.

Unser wahres Selbst.

Unser eigentliches Selbst.

Das Selbst, das weiß, dass wir ständig und grundlegend verbunden sind.

Das Selbst, das weiß, dass wir nicht 100 Freunde brauchen, um erfüllt zu sein.

Wir brauchen nicht einmal zehn.

Das Leben ist kein Beliebtheitswettbewerb.

Es geht nicht darum, wer worin am besten ist und mit wie viel Abstand.

Es geht um wahre Verbundenheit, und zwar die Bereitschaft, uns genau so zu zeigen, wie wir sind, und davon auszugehen, dass man uns genau dort abholt, wo wir sind.

Kein Anpassen.

Kein Verbiegen.

Kein Verstecken.

Wenn wir eine solch authentische Verbundenheit haben, entdecken wir am Ende ein Gefühl der Einheit, das wir niemals aus den einzelnen Szenen eines Menschenlebens, welches wir nur von außen betrachten, zusammensetzen könnten. Wir beginnen zu verstehen, dass diese schleichenden Zweifel und unklaren Ängste, diese tiefe Wissbegier universell sind. Denn wie verschieden wir auch sind und wie sehr sich unsere Erfahrungen auch unterscheiden mögen, so gibt es doch keine menschliche Erfahrung, die nicht jemand anderes zumindest in ähnlicher Form auch schon einmal durchlebt hat.

Zu dieser Erkenntnis zu kommen ist einfach, aber schwer.

Wir müssen wahrhaftig durch den Schleier sehen, der uns das Gefühl der Verbundenheit verdeckt hat, damit wir es in der Realität nähren können.

Wir müssen wahrhaftig davon ablassen, jeder nur erdenklichen Person gefallen zu wollen – um bei uns selbst anzukommen.

Wenn das Leben uns eine Zeit des Alleinseins bietet, müssen wir den Mut finden, allein zu schlafen und zu essen, in Unterwäsche in der Küche zu tanzen und nachts im Bett zu liegen und uns zu fragen, ob es uns gut gehen wird.

Wir »verdienen« keine Verbundenheit.

Mit den Worten von Mary Oliver: »Du musst nicht 100 Meilen auf den Knien durch die Wüste rutschen und Buße tun, du brauchst nur das sanfte Tier deines Körpers das lieben zu lassen, was es liebt.«

Versuche, Liebe für die Momente zu empfinden, die das Leben dir für dich allein geschenkt hat.

Versuche, Liebe zu finden, wenn du dich daran erinnerst, dass du bereits ein Teil von etwas bist, das weitaus größer ist als du, wenn du dich daran erinnerst, woher du kommst und wohin du wieder gehen wirst.

Versuch Liebe in der Tatsache zu finden, dass du vielleicht eine Gelegenheit erhalten hast, dich mit dir selbst bekannt zu machen, sodass du diesen Menschen auch jemand anderem vorstellen kannst.

Und vielleicht war dies der Teil, der die ganze Zeit gefehlt hat.