24 16 KLEINE ERINNERUNGEN für den Fall, dass DU GLAUBST, DU SEIST NICHT GANZ DORT IM LEBEN, wo du sein WILLST

1 Du bist so weit gekommen.

 

Bitte denk einmal daran, wo du vor einem Jahr warst oder vor drei Jahren oder fünf oder sieben. Du hast Berge erklommen, du hast Dinge bewältigt, von denen du früher gedacht hast, dass du sie niemals schaffen würdest. Du hast Dinge getan, die du nicht für möglich gehalten hättest, und wenn es manchmal dabei auch nur darum ging, aus dem Bett zu kommen und einem neuen Tag zu begegnen.

2 Du kannst innerhalb der Fragen leben.

 

Das Leben fängt nicht an, wenn wir uns auf die Antworten versteifen, es entfaltet sich innerhalb der Fragen selbst. Es ist nicht das Wissen, wo wir am Ende ankommen werden, sondern die Forschungsreise selbst mit ihren Gewissensprüfungen, den tiefen Tauchgängen, den Verbindungen, dem Suchen und letztlich der Ankunft in unseren höchsten Gefilden. Es bedeutet nicht, immer genau zu wissen, was wir in zehn Jahren tun werden, sondern den Mut zu haben, dem nachzugehen, was sich richtig anfühlt und sich heute mühelos ergibt. Nicht immer sicher zu sein, dass diese eine Beziehung das A und O deines Lebens ist, sondern sich ihr jeden Tag trotz der unbekannten Größen zu stellen. Sicherheit ist die einfache Lösung. Sie bietet eine endgültige Antwort, wenn du doch eigentlich die Frage entwirren solltest, bis die Antwort ein Teil von dir ist – so offensichtlich und so präsent, dass du gar nichts zu entscheiden, sondern einfach nur bewusst anzunehmen brauchst.

3 Du bist nicht im Rückstand.

 

Du bist nicht vom Weg abgekommen. Es gibt keine bestimmte Art zu sein. Dein Leben entfaltet sich kontinuierlich von selbst. Es wird von der Welt im Außen geformt und geleitet – und davon, wie du auf diese Welt reagierst. Es ist eine ständige Erforschung dessen, wer du bist und wie du sein könntest. Das Leben beginnt nicht, wenn alles perfekt ist. Es geht nicht dann los, wenn du glaubst, du seist es jetzt wert. Es vollzieht sich genau jetzt. Du bist nirgendwo anders als dort, wo du sein sollst, denn es gibt nichts anderes, wo du sein könntest. Die Vorstellung, dass du dir deinen Weg in das Leben, das dir bereits gehört, verdienen müsstest, ist eine Illusion.

4 Das Leben ist kein linearer Aufstieg in die Perfektion.

 

Wenn du einen Film siehst, verbringst du nicht anderthalb Stunden nur damit, auf das Ende zu warten, auf die letzten Antworten. Du verstehst, dass jeder Teil der Geschichte von Bedeutung ist, jeder Teil dazu da ist, genossen, ausgekostet, verinnerlicht zu werden. Du erwartest nicht, dass all die Fäden zusammenlaufen und alles sofort einen Sinn ergibt, sondern du bleibst neugierig, du beobachtest, interpretierst, spekulierst und bleibst dabei. So ist auch dein Leben. Du lebst in einem Kunstwerk und behandelst es als Gleichung, die du noch nicht gelöst hast. Wir erschaffen uns nicht ein Mal und dann nie wieder, wir sind ein lebenslanges Projekt, wir blühen immer weiter und verändern uns dabei ständig.

5 Niemand erwartet so viel von dir wie du selbst.

 

Ich weiß, das ist sehr schwer zu glauben. Ich weiß, dass du denkst, alle Menschen, denen du begegnest, würden deine Erfolge und Misserfolge bewerten, sie in Gedanken durchgehen und zu einer Einschätzung gelangen, in welchem Licht sie dich betrachten werden. Ich will dir ein Geheimnis verraten: Es ist dein eigenes Licht. Es ist die Wahrnehmung, die du projizierst, die Linse, durch die du auf dich selbst blickst. Das Gehirn ist merkwürdig: Sein wichtigstes Ziel ist es, sich bestätigt zu fühlen, und wenn die ausgeprägtesten Ängste über uns selbst im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stehen, suchen wir am Ende oft Gründe, um noch mehr an sie zu glauben und nicht weniger. Der Punkt ist, dass du nicht weißt, wie andere dich sehen, du kannst nicht in sie hineinblicken. Du weißt nur, wie du glaubst zu sein. Deshalb ziehe für einen Moment in Betracht, dass du selbst nicht viel Zeit dafür aufwendest, jedes Detail im Leben eines anderen zu bewerten, und das bedeutet, dass du vielleicht (nur vielleicht) auch selbst im Zentrum deines eigenen Universums stehst.

6 Sich durch die Schatten zu bewegen ist ein Teil der Erfahrungen des Lebens.

 

Schwierigkeiten gegenüberzustehen ist Teil der Erfahrung. Es gibt keine Erfahrung, durch die du nicht einen Teil deiner Seele herausfiltern kannst, der dir einmal verborgen war. Das ist in sich schon ein Teil der Magie.

7 Du brauchst nicht sicher zu sein.

 

Beinahe alles, was deine Seele im Tiefsten anspricht, führt dich von dem sicheren und beständigen Weg ab, den eine Million anderer aus dem unbekannten Terrain geschlagen haben. Es wird niemals vernünftig sein, zu reisen oder dich mit Kunst zu beschäftigen oder den Menschen zu lieben, den du liebst. Es wird immer einen Grund dafür geben, es nicht zu tun, oder etwas anderes, was du mit deiner Zeit anfangen könntest, solltest oder vielleicht wirst. Manchmal, wenn wir versuchen, unserem Leben einen Sinn zu geben, sind wir am Ende verlorener als je zuvor, weil Liebe nicht logisch ist, Freude nicht logisch ist, Leidenschaft nicht logisch ist. Du musst den Mut finden, die Grenzen zu überschreiten, die du dir selbst gesetzt hast.

8 Du musst beginnen, freundlich zu dir selbst zu sein.

 

Freundlich auf die Art, in der du freundlich zu einem Kind bist, zu jemandem, der so unschuldig ist wie ein Kind und deine unbeschränkte Zuneigung und dein Lob verdient. Wir müssen dann zu uns am freundlichsten sein, wenn es am wenigsten verdient erscheint, denn dann wird es am meisten gebraucht. Finde die einfachsten und naheliegendsten Möglichkeiten dafür. Mit der Zeit wirst du sehen, dass ein großer Teil des gnadenlosen inneren Drucks aus den Stimmen besteht, die du einmal gehört und dann zu deinen eigenen gemacht hast.

9 Du brauchst wahrscheinlich nicht so viel, wie du denkst.

 

Du brauchst nicht viel, um erfolgreich zu sein, du brauchst nicht viel, um zu genügen. Du brauchst nicht viel, um zufrieden, erfüllt und glücklich zu sein. Du brauchst nicht so viel, wie du denkst, und im Namen des Ehrgeizes deinen Anspruch zu erhöhen wird nicht dazu führen, dass du mehr erhältst, du wirst dich am Ende nur leerer fühlen. Wenn du weißt, was du brauchst und willst, ziehe eine Linie im Sand. Du kannst nicht dein ganzes Leben damit zubringen, voller Verzweiflung und Erschöpfung auf der Suche zu sein. Du musst Zeit finden, einfach zu sein.

10 Die volle Entfaltung deines Potenzials hat nichts mit Quantität zu tun, sondern mit Qualität.

 

Geliebt zu werden heißt, von einigen nahestehenden Menschen vollständig gesehen und angenommen zu werden – nicht, zu versuchen, möglichst viele davon zu überzeugen, dich zu bewundern. Erfolgreich zu sein heißt nicht, so viel Geld wie möglich zu verdienen, sondern jeden Morgen aufwachen zu können und Dankbarkeit zu empfinden, weil du am Leben bist, selbst angesichts all dessen, was du durchgemacht hast, selbst trotz all der Angst. Es geht nicht darum, wie viel du hast, sondern wie sehr das, was du hast, dir das Gefühl gibt, dass das Leben lebenswert ist. Es geht nicht darum, wie weit du dich nach oben strecken, sondern ob du dich irgendwo niederlassen kannst.

11 Es ist normal, sich unwohl zu fühlen.

 

Unbehagen ist ein wundervoller Botschafter. Anders als seine Schwester, der Schmerz, verweist uns Unbehagen oft dorthin, wo wir gerüstet sind zu wachsen, während uns Schmerz dorthin verweist, wo wir nicht mehr wachsen können. Unbehagen teilt uns leise mit, dass irgendetwas nicht ganz in Ordnung ist, was bedeutet, dass wir tief im Innern wissen: Es gibt noch einen anderen Weg, selbst wenn wir Angst davor haben, uns ganz auf ihn einzulassen. Das Unbehagen ist dein Freund, nicht dein Feind, und der einzige Weg, mit ihm zu leben, besteht darin, es zu fragen, warum es gekommen ist und was es dir sagen will. Sonst führst du am Ende immer einen Krieg in deinem Innern.

12 Große Dinge gehen in kleinen Schritten vor sich.

 

Du magst denken, das Problem mit deinem Leben ist das Fehlen großer Momente eines Durchbruchs, bedeutsamer Leistungen, einer klar erkennbaren Abgrenzung von der Vergangenheit und eines Zugangs zu einem neuen und glanzvolleren Leben. Du denkst vielleicht, das Problem ist, dass du nicht in der coolsten Stadt lebst, dass du in deinem Bereich nicht genügend Anerkennung erhältst oder dass jemand mehr hat als du – was einfach bedeuten würde, dass du nicht genug tust. In Wahrheit jedoch geschehen große Dinge in kleinen Schritten. Dabei geht es nicht um diese einmaligen Veränderungen, sondern um die Ansammlung von Intentionen, die du tagein, tagaus setzt. Du wirst von deiner täglichen Routine weitaus stärker definiert als dadurch, ob du zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort gezogen bist oder etwas Bestimmtes erreicht hast. Dieser Weg der Routine wird dich dorthin führen, wo du wirklich sein musst – und den Atem anzuhalten, bis du dort eintriffst, wird deine Ankunft nur verzögern.

13 Niemand weiß, wie alles geht.

 

Ein Teil der Geschichte, die sich in unseren Köpfen abspielt und die uns glauben lässt, wir würden mit den anderen nicht ganz Schritt halten, ist die Vorstellung, dass alle anderen wüssten, wie es geht. Wie könnten wir das auch nicht glauben? Sieh dir den endlosen Strom all dessen an, was sie erreicht haben, die Momentaufnahmen aus ihrem Leben und ihre Familienfotos, die wir nonstop zu sehen bekommen. Wie könnte es also anders sein, als dass alle mit ihrem Leben zufrieden sind, während wir am Rad drehen, um doch nur auf der Stelle zu rotieren? Aber so ein Zusammenschnitt der Highlights kann täuschen. Wir brauchen nicht jedes Detail und jeden Meilenstein aller Personen zu kennen, denen wir seit der Kindheit begegnet sind. Das ist eine Erfahrung, die völlig einzigartig für das digitale Zeitalter ist, und wir sind erst noch dabei, uns daran zu gewöhnen. Bevor es das Internet gab, ist man von einem Ort, einer Schule oder einer Gruppe aus weitergezogen, wirklich weitergezogen, blieb nicht trotz der geografischen, mentalen und emotionalen Unterschiede in seinen jeweils verschiedenen Welten locker miteinander verbunden. Das verleitet dich dazu zu denken, dass alle, die du jemals gekannt hast, ihre Schäfchen im Trockenen hätten. Doch so ist es einfach nicht.

14 Du hast genau das richtige Tempo für das Leben, das zu dir gehört.

 

Es ist wahr, dass du direkt hier und jetzt, genau so wie du bist, perfekt in der Zeit liegst. Du bist im Zeitplan. Unmöglich, es nicht zu sein, denn es gibt keinen falschen Weg, den Weg zu gehen, der das eigene Leben ist. Wenn wir ganz genau wissen, was als Nächstes im Leben kommt, ist das oft so, weil wir dem Weg eines anderen folgen.

15 Bei der Reise geht es nicht darum, dich zu überzeugen, dass du genügst, sondern dich zu lieben, auch wenn das nicht der Fall ist.

 

Auf deinem Weg zu glauben, dass du diesem Leben genügst, wirst du anfangs versuchen, Hinweise zu finden, die deinen schlimmsten Befürchtungen entgegenstehen. Natürlich: Bist du für Dates begehrt, bist du anziehend, also wertvoll. Natürlich: Bekommst du einen Platz an deiner Traumuniversität, bist du klug genug, um aus deiner Zukunft was zu machen, also wertvoll. Natürlich: Wirst du von vielen »geliked«, sagt der »social proof«, dass du liebenswert bist, also wertvoll. Leider funktioniert das Leben nicht auf diese Weise, weil wir es selbst dann, wenn wir all diese Gründe, die uns an unseren Wert glauben lassen, zusammennehmen, nicht wirklich fühlen können – bis wir uns dafür entscheiden, uns zu lieben, selbst wenn wir nicht glauben, dass wir es wert sind. Statt zu versuchen, dich davon zu überzeugen, du seist der oder die Größte, versuche, dich bedingungslos um dich selbst und deine Umgebung zu kümmern. Einen Wert kann man sich nicht verdienen, sondern wir erfahren ihn durch die Fürsorge und Anerkennung, die wir uns angedeihen lassen.

16 Du machst es besser, als du glaubst.

 

Du bist näher an einem Durchbruch, als du glaubst. Du bist weiter gekommen, als du dachtest. Du machst es besser, als du glaubst, weil dein Gehirn und dein Körper so angelegt sind, sich ständig auf das nächste Problem zu fokussieren, die nächste Bedrohung, die nächste Angst. Das ist so eingerichtet, damit du dich sicher fühlst, doch tatsächlich bricht es dir langsam das Herz. Es lässt dich glauben, nichts, was du tust, sei genug; dass du dazu bestimmt seist, den Rest deines Lebens von einem Gipfel zum anderen zu springen und dich dabei immer für den unvermeidlichen Sturz wappnen zu müssen. Doch selbst wenn du heute nur geatmet hast, hast du genug getan. Du bist nicht nur so viel wert, wie du belegen kannst. Dein Wert ist ein selbstverständliches Nebenprodukt der Anwesenheit in deinem Sein. Vielleicht ist es wichtig, dass du innehältst und es endlich fühlst.