Wenn du nach einer Sinnhaftigkeit suchst, so etwas wie einer Bedeutung, oder einer Art Zeichen oder einer Bestätigung, dass du tatsächlich auf dem richtigen Weg bist, dann würde es sicher helfen, erst einmal zu verstehen, was eine Lebensaufgabe eigentlich ist.
Die Aufgabe ist nicht immer laut. Sie ist auch nicht immer nur eine Sache. Sie besteht nicht ausschließlich aus einer Arbeitsstelle oder einer Position, einem Beruf oder einer Berufung. Es handelt sich dabei nicht immer um deine Kunst, nicht immer um dein Geschäft, auch wenn es sehr oft etwas davon ist. Doch in Wahrheit ist deine Lebensaufgabe weitaus dynamischer zu verstehen und tiefer in das Wesen dessen, wer du bist, eingebettet, als du zuerst erkennen wirst.
Deine Lebensaufgabe lebst du schon jetzt.
Deine Aufgabe ist eine Rolle, die du übernimmst, zunächst einmal für dich selbst. Es sind die Beziehungen, die du hast. Es ist die Art und Weise, wie du dich um andere kümmerst und sie sich um dich. Sie liegt darin, wie du Liebe gibst und empfängst, wie du dich mit manchen Menschen verbindest und dich von anderen trennst. Sie besteht nicht aus dem, was du tust, sondern wie du es tust. Tagaus, tagein.
Wir alle kennen diese Menschen, die ein leuchtendes Vorbild in Sachen Herzlichkeit sind, die Liebe ausstrahlen durch alles, was sie tun. Wir können ganz überraschend auf sie stoßen, und doch hinterlassen sie sehr häufig einen solchen Eindruck bei uns, dass wir uns bis zum heutigen Tag an sie erinnern.
Es sind die Lehrer, die uns Führung waren, die Freunde, die uns gesehen und uns unterstützt haben, selbst wenn wir fürchteten, sie würden es nicht tun. Die Eltern, die nicht alles hingenommen haben und uns lehrten, was Mut, Loyalität und Liebe bedeuten. Der Nachbar, der uns gezeigt hat, was Gemeinschaft bedeutet, die Frau, an der wir zufällig beim Einkaufen vorbeigegangen sind und die uns ein Lächeln schenkte oder uns alles Gute wünschte, weil sie in uns mehr Potenzial sah, als wir ursprünglich jemals selbst in uns sehen konnten.
Unsere Aufgabe liegt nicht nur in dem, was wir tun, sondern eigentlich in dem, wozu wir werden.
Jedes Mal, wenn du mit jemandem interagierst, erzeugst du einen Welleneffekt, der sich durch die Menschheit ausbreitet. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie tief die Verflechtungen in diesem Netz sind, wie viel ein einziger Akt der Freundlichkeit die Welt im Ganzen betreffen kann, wie mächtig der Einfluss einer Seele auf eine andere sein kann, der sie ehrliche Liebe erweist – denn es wird sich auf deren Art und Weise auswirken, mit den Menschen umzugehen, denen sie begegnet – und zwar für immer.
Denk einmal an die Menschen in deinem Leben, die dich am meisten geprägt haben. Wahrscheinlich stellst du fest, dass es nicht immer die waren, deren Tun besonders deutlich sichtbar war, sondern häufig diejenigen, die einfach bedingungslos für dich da waren und dich diese Bedingungslosigkeit spüren ließen. Zum Teil war es ihre Aufgabe, für dich da zu sein. Sie bestand aber auch aus tausend anderen Dingen: Sie kümmerten sich um Kinder oder pflegten Patientinnen, sie halfen Kunden oder der geliebten Partnerin.
All diesen Rollen konnten sie gerecht werden, weil sie ihre einzigartige Liebe in die Aufgaben einbrachten, die sie in ihrer Lebenszeit zu erfüllen hatten.
Auf diese Weise bezieht sich unsere vornehmliche Aufgabe auf uns selbst.
Ich weiß, das klingt unlogisch, weil wir denken, dass eine Aufgabe oder ein Lebenssinn vollkommen selbstlos sein sollte. Doch tatsächlich müssen wir uns selbst erst mit Liebe erfüllen, wenn wir sie auf andere überfließen lassen wollen. Wir müssen zuerst an einen Punkt der Weisheit gelangen, bevor wir Weisheit vermitteln können. Wir müssen zuerst Verbundenheit kennen, bevor wir uns mit anderen verbinden können. Alle, die du bewunderst, die dich durch ihre Anleitung und Liebe zu der Person gemacht haben, die du heute bist, haben genau das getan.
Wenn deine Aufgabe in deinem Beruf liegt, ist das etwas Besonderes.
Dennoch ist es nicht dein einziger Daseinszweck.
Deine vorrangige und entscheidende Aufgabe ist deine Verpflichtung gegenüber deinem eigenen Werdensprozess. Aus diesem Garten wird alles andere geerntet.
Deine vorrangige Aufgabe besteht darin, einfach hier zu sein.
Einzigartig, ganz normal und außergewöhnlich zu sein.
Zu denken, zu fühlen, zu wissen und zu staunen.
Aus dir einen Menschen zu machen, auf den du stolz bist, auch wenn dir sonst niemand Anerkennung zollt.
Nur dadurch teilen wir unsere Aufgabe mit allen anderen Menschen, die wir kennen und jemals kennen werden. Wir heilen mit einem einfachen Lächeln, einer Anerkennung, einem warmherzigen Ausdruck der Liebe. Wir heilen, wenn wir unsere Kinder lehren und unseren Ahnen lauschen. Wir heilen, indem wir lernen, uns um uns selbst zu kümmern, genauso wie wir uns um jeden anderen kümmern würden.
Wir heilen nicht, indem wir verändern, was wir auf dieser Welt tun, sondern wie wir es tun.
Wir werden zielbewusst, indem wir erkennen, dass wir schon seit dem Moment unserer Geburt vor Liebe überfließen und dieses Potenzial in jede mögliche Richtung ausdehnen können.