Alles, was ich will, ist schlafen. Liegen, mit zugezogenen Vorhängen, damit Oliver nicht hereinschauen kann, schlafen, bis mein Handy total entladen ist und nie wieder einen Mucks macht, bis Mama und Papa vergessen, dass ich in dem Zimmer am Ende des Flurs wohne. Aber mein Körper tut mir keinen Gefallen. Ich werde früh wach. Stehe auf und ziehe mich an, lasse das Handy auf dem Nachttisch liegen und schleiche mich die Treppe hinunter. Nehme keine Schlüssel mit, nehme gar nichts mit, ziehe nur vorsichtig die Haustür hinter mir zu und gehe über den Rasen zum Tor, um auf dem Kiesweg kein Geräusch zu machen.
Ich gehe allein durch die Wohnsiedlung und weiter nach Bygdøy, in den Wald und hinunter zum Meer. Es ist früh, sonst ist niemand unterwegs. Die Sonne scheint gelb durch die Bäume. Es ist ganz still. Es ist Ende April. Ich spüre ganz deutlich, dass Ausnahmezustand herrscht. Ich war nicht mehr hier draußen, seit ich Lea alles erzählt habe, aber jetzt bin ich allein. Ich denke, dass ich alles tun kann, weil niemand hier bei mir ist. Es ist zum Freuen oder zum Weinen, ich weiß nicht was.