Ich sage, dass Leas Bruder in der Klinik ist. Es tut weh, das zu sagen. Ich denke, dass er und ich irgendwie eine Gemeinsamkeit haben, aber die Psychologin beugt sich zu mir vor und sagt, dass das durchaus nicht der Fall ist. Sie klingt wie ein Berg oder wie ein großer Baum – wie eine, die genug gesehen hat, um es sicher zu wissen.
Dann bin ich dabei, wieder normal zu werden?, frage ich.
Die Psychologin sieht gütig und streng zugleich aus. Sie antwortet: Es kann passieren, dass du immer noch unruhig wirst, auch wenn du jetzt mit allem offen gewesen bist.
Ich bin still, sage nichts mehr. Von nirgendwoher überkommt mich ein Gedanke: Vielleicht bin ich nicht für Stille gebaut, vielleicht bin ich für Sturm gebaut. Das ist ein Gedanke, von dem ich rein gar nichts begreife. Ich kann ihn nicht laut sagen. Trotzdem sieht mich die Psychologin an, als hätte ich etwas Entscheidendes begriffen. Ich nicke, ohne zu wissen warum, bemerke, dass sie zum ersten Mal ihre Haare nicht zu einem Pferdeschwanz gebunden hat.
Wie alt sind Sie eigentlich?, frage ich.