Oliver wohnt in dem großen weißen Haus neben meinem, zusammen mit seiner Mutter, die fast nie zu Hause ist. Von meinem Schreibtisch aus kann ich in sein Schlafzimmer blicken, wenn er abends im Bett sitzt und liest.
Am Freitag gehe ich durch das Loch in der Hecke zwischen unseren Grundstücken, um ihn zu einer Party abzuholen. Oliver steht in der Küche und schnippelt irgendwas zum Kochen, und als Aksel und Lea kommen, öffnet er den großen Weinschrank; seine Mutter merkt nie, wenn wir uns Flaschen rausholen. Aksel nimmt einen Korkenzieher aus einer Schublade und bringt einen Witz, den wir schon oft gehört haben: Deine Mutter gibt sich als Weinsammlerin aus, Oliver, aber eigentlich ist sie bloß Alkoholikerin.
Oliver wird nicht traurig. Er breitet bloß die Arme aus und lächelt, er sieht aus wie ein munterer und ziemlich angetrunkener Jesus – zwei Weinflaschen in jeder Hand.