Ich kann mich nicht entspannen, ich stehe aus dem Bett auf. Gehe ans Fenster und schaue zu Olivers Schlafzimmer hinüber. Er sitzt im Bett, mit einem Buch auf den Knien, die Nachttischlampe brennt, er weiß nichts von Angst oder Unruhe. Ich muss zweimal tief Luft holen, ehe ich genug Mut habe, um anzurufen.
Willst du auf das Fest am Samstag?, frage ich, als er sich meldet.
Oliver sieht mich durch das Fenster und winkt.
Willst du?, fragt er.
Ich lehne mich gegen die Fensterbank und mein Körper kommt mir schwer vor Kummer und Wut vor. Bringe es nicht über mich, mich zu verstellen, und traue mich fast, ehrlich zu sein.
Hab nicht so Lust, flüstere ich.
Selbst auf diese Entfernung sehe ich, dass Oliver überrascht ist, aber er versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Er fährt sich mit der Hand durchs Gesicht und zögert, dann sagt er so leichthin, wie er nur kann, dass wir uns bei ihm treffen können, dass seine Mutter ohnehin verreist ist. Er tut es mir zuliebe. Etwas in meinem Körper wird leichter.
Sorry, dass ich langweilig bin, sage ich. Ich war früher doch nicht langweilig.