Ich bestimme nicht über meinen Körper, ich weiß nicht, weshalb ich das tue, was ich tue. Plötzlich bin ich von meinem Platz aufgesprungen und aus der Klasse gelaufen. Ich sitze auf dem Gang an der Wand mit einem Herzen, das aus meiner Brust wegrennen will. Durch die Tür höre ich einen Stuhl über den Boden schleifen. Oliver kommt heraus und schaut mich fragend an.
Du brauchst kein Gesicht zu machen, als ob ich hier mit ner Latte sitze, sage ich.
Oliver lacht, aber nur kurz, wie wenn ein Streichholz angezündet und sofort vom Wind ausgeblasen wird. Seine Stimme ist leise, er fragt: Hast du nicht an dein Thema gedacht? Du redest doch seit einem Jahr über die Hausarbeit.
Ich weiß, antworte ich. Scheiße.
Oliver setzt sich neben mich, lehnt den Kopf an die Wand. Er seufzt tief. Ich denke, dass er etwas begreift, was er nicht sagt, aber ich traue mich nicht, ihn danach zu fragen. Oliver schaut seine Hände an. Seine Finger sind lang und dünn und makellos, aber nun kratzt er mit einem Fingernagel über die Haut seines kleinen Fingers. Am Ende holt er Luft und sagt: Du bist einfach gerade außer Form, stimmt’s? Das wird schon.
Es hört sich an wie ein Versuch zu einem Kompromiss – eine Wahrheit, auf die wir uns einigen könnten.