Obwohl das Zeitalter der Verschwiegenheit vorbei ist, überlebt die Idee des Geheimnisses der Mysterien – oder des hermetischen und okkultistischen Geheimnisses – seit Jahrtausenden. Die Lehre des Pythagoras hatte sich als Wissen um geheime Wahrheiten präsentiert, als Frucht einer von den Ägyptern empfangenen Offenbarung. Im zweiten nachchristlichen Jahrhundert, in einer Krisenzeit des klassischen Rationalismus, entwickelte die heidnische Welt eine immer stärkere Tendenz, die Wahrheit mit dem Geheimnis oder dem in dunklen Worten Gesprochenen gleichzusetzen. Damit ein Wissen wirklich geheim war, musste es exotisch und sehr alt sein. Besonders der Orient war alt und sprach unbekannte Sprachen; das Unbekannte wiederum ist geheim und muss folglich ein Stückchen von jenem Geheimnis enthalten, das nur die Gottheit kennt.
Die typische Haltung des klassischen griechischen Intellektuellen, der die Barbaren – oi barbaroi – mit Stammelnden gleichsetzte, das heißt mit Menschen, die kein einziges Wort richtig aussprechen konnten, wurde durch diese Vorstellung auf den Kopf gestellt. Denn nun war es gerade das vermeintliche Gestammel des Fremden, das zu einer heiligen Sprache wurde.
Damit beginnt sich die Überzeugung herauszubilden, Wahrheit sei ein Geheimnis im Besitz der Hüter einer längst verlorenen Tradition. Und typischerweise sollten dann alle magischen Texte der Renaissance betonen, dass der Zugang zur Offenbarung durch das Buchstabieren von Sprachen erfolge, die selbst für ihre Sprecher unverständlich gewesen und nach dem Muster eines Hebräischen aus zweiter Hand erfunden oder geformt worden seien.