15

Amy

»W ir müssen los, Babe.«

Darius’ Stimme lässt mich zusammenschrecken. Er schlingt von hinten die Arme um meine Taille, und ich muss den Impuls unterdrücken, herumzuschnellen und ihm eine zu knallen.

»Herrgott, schleich dich gefälligst nicht so an!«, sage ich stattdessen nur mit hämmerndem Herzen und halte meine Wut im Zaum.

Sein Körper drückt sich warm an meinen. Der Duft seines für ihn designten Parfüms erfüllt die Luft in meinem Ankleideraum. Für mein absolutes Lieblingszimmer in unserer Wohnung habe ich einfach den Flurzugang zu einem einstigen Gästezimmer verschließen und stattdessen eine Verbindung zu unserem großen Schlafzimmer herstellen lassen. Alles ist in Weiß gehalten, überall hängen Spiegel, Regalflächen voller Handtaschen und Schuhe, voller Wäsche und anderer Kleidungsstücke, alles streng geordnet nach den Vorgaben einer professionellen Organizerin. Das Ganze ist das Kleiderreich meiner Träume, bloß finde ich nichts zum Anziehen darin.

Meiner festen Überzeugung nach klaut unser Hausmädchen und arrangiert dann meine Sachen irgendwie um, damit weniger schnell auffällt, was sie genommen hat, aber Darius meint, ich würde mir alles nur einbilden. Ich habe die Schnauze dermaßen voll davon, dass keiner ernst nimmt, was ich sage. Mit Ausnahme von Suzanne. Wie verrückt ist das nun wieder? Den einzigen Menschen, der zu mir steht, kann ich nicht leiden! Allerdings kann ich ihr wenigstens vertrauen.

»Bist du aber nervös heute«, schnurrt mein Ehemann und berührt mit seinen vollen Lippen meine Schulter.

»Was zum Teufel soll ich nur anziehen?«, fauche ich. Ich muss es unbedingt genau richtig hinbekommen. Schließlich wird Aliyah da sein und mich kritisch beäugen. Und Kane. Aber vor allem ist Lily nach mehrwöchiger Reha aus dem Krankenhaus zurück und könnte kommen. Ich habe ihre Kleidersammlung bestimmt ein Dutzend Mal durchstöbert und weiß, dass ihr Stil dunkel, lasziv und dramatisch ist, wohingegen Aliyah es gern hell, körperbetont und klassisch elegant hat.

Also … wie steche ich Lily aus, ohne mir noch mehr schön passiv-aggressiv vergiftete Komplimente von dieser Bitch von Schwiegermutter anhören zu müssen? Ich stelle mir vor, wie ich ihr altes Schandmaul mit viel breitem Klebeband versiegele, und hätte fast laut losgeprustet. Das kühle Grau von Duck Tape wäre der perfekte Kontrast zu ihren warmen Neutrals. Und wie wundervoll erst ihre blonden Haarsträhnen am Klebstoff hängen bleiben würden, wenn sie sich das Tape mit ihren Krallenfingern herunterreißt!

»Völlig egal, was du aussuchst«, haucht Darius mit tiefer Reibeisenstimme und schiebt seine Hände unter die Körbchen meines BH s. »Du wirst immer die schönste Frau im ganzen Raum sein.«

Ich betrachte uns im großen Spiegel, der die gesamte Stirnwand des Raums einnimmt. Das smaragdgrüne Dessous-Set mit schwarzen Trägern und schwarzer Spitze ist eine Neuanschaffung, nachdem ich kürzlich einen Großteil meiner Unterwäsche und Nachthemden ausgemistet und die Creme- und Goldtöne durch schwermütigere Farben ersetzt habe. Kane wird nicht enttäuscht sein, sollte ich mich noch einmal vor ihm ausziehen.

Ich verfolge, wie die Fingerspitzen von Darius meine Brustwarzen finden und zärtlich drücken, was sofort einen Widerhall zwischen meinen Beinen erregt. Seine Lippen liegen jetzt an meinem Hals. Ich spüre den feuchten Atem an meiner Haut.

Hatte mein Mann auch seine Sekretärin mit der gleichen Masche flachgelegt? War sie eines Tages mit all den klassischen Nimm-mich! -Signalen in sein Büro getänzelt? Wie schnell und widerstandslos war er bereit gewesen, ihr den Rock hochzuschieben und sie über den Schreibtisch zu legen? Hatte alles mit einem Blowjob angefangen, oder hatte er sofort seinen Schwanz in sie reingesteckt?

Aber warum sollte sie ihn auch nicht begehren, denke ich verdrossen. Er ist groß gewachsen, dunkel und verflucht attraktiv mit diesem tollen Lächeln. Wenn dann seine Stimme vor Lust eine Tonlage tiefer rutscht und dieser wohlgeformte Körper vor Verlangen zu glühen beginnt, ist er unwiderstehlich. Und mein Ring an seinem Finger steigert den Reiz vermutlich noch.

Das Paar, das ich vor uns im Spiegel sehe, passt jedenfalls super zusammen. Meine nach Lilys Vorbild gefärbten Haare sind fast schwarz im Vergleich zu seinen und wirken deutlich kühler. Sein goldbrauner Teint unterstreicht die blauen Augen, dieses unverkennbare Familienmerkmal der Armands. Seine Schultern sind so breit, dass sie meine überragen und mich fast zartgliedrig erscheinen lassen. Hier, inmitten dieser Sammlung aus allen nur denkbaren Beige- und Weißtönen, sticht er markant hervor und bringt das Blut in meinen Adern zum Rauschen.

»FaceTime doch mal deine Mutter und check, was sie trägt«, sage ich, bevor mir der Atem stockt, weil seine Finger langsam meinen Bauch hinabstreichen.

»Wen interessiert’s?«, antwortet er und drückt strafend meine Hüfte.

»Sie interessiert’s! Sie macht ständig blöde Kommentare darüber, wie ich aussehe oder was ich tue, was ich esse oder trinke, wohin ich gehe und mit wem ich befreundet bin!«

»Schhh, Amy«, raunt er beschwichtigend. »Ich wäre der Letzte, der bestreiten würde, wie herrisch und rechthaberisch sie ist. Aber die Familie ist eben das Wichtigste für sie.«

Meine Zähne malmen hörbar. Blind wie die Maulwürfe, jedes einzelne ihrer Kinder. Kane ist der Einzige, der wirklich begreift, wozu sie fähig ist, weil sie ihn schon einmal vor die Tür gesetzt hat, als ihr zweiter Ehemann nichts mit diesem Balg von einem anderen zu schaffen haben wollte. »Sie betrachtet mich doch gar nicht als Familie.«

»Aber sicher tut sie das. Du bist doch meine Frau.«

»Du wirst sie nie so sehen, wie sie in Wahrheit ist«, sage ich und kreise rückwärts mit den Schultern, um ihn abzuschütteln.

»Oh, ich sehe sie genau«, entgegnet er und hält mich mit der Hand auf meiner Brust gefangen. Er begegnet im Spiegel meinem Blick, schiebt die andere Hand in meinen Slip und teilt mit dem Finger meine Schamlippen. »Ich sehe, wie sie sich darum bemüht, dass all ihre Kinder für dasselbe Ziel arbeiten und gemeinsam durchs Leben gehen. Sie möchte uns alle hübsch eng zusammenknoten, damit sie bei Bedarf nur an einem Faden ziehen muss und ihr keiner mehr entkommen kann.«

Ich drücke unwillkürlich den Rücken durch, als sein Finger meine Klitoris findet und ganz langsam zu kreisen beginnt. In meinen Adern schäumt die Wut. »Die blöde Kuh kann mich am Arsch lecken. Und du auch, wenn du denkst, ich würde diese Scheißnummer auf Dauer mitmachen.«

Seine Zähne sinken in die zarte Haut zwischen Nacken und Schulter. »Die nächste Nummer werden wir beide schieben, und zwar hier und jetzt, ob du nun mitmachst oder nicht.«

»Darius …«

Zwei lange Finger dringen in mich ein und finden mich feucht dank der gekonnten Verwöhnung meiner Brüste und des düster drohenden Untertons in seiner Stimme. Er kennt meine Schwächen genau, weiß sie perfekt zu nutzen. Dafür hasse ich ihn. Ich stelle mir vor, wie ich den Kopf nach hinten ramme, ihm die Nase breche und das Blut heiß auf meine Haut spritzt.

»Glaubst du vielleicht, Kane wäre der Einzige, der den Vertrag rückgängig machen und dir die Kontrolle über deine geliebte Firma wiedergeben könnte?«, zischelt er in mein Ohr. Seine Finger stoßen nun sanft und rhythmisch. »Meine Mutter tut zwar, als wären wir alle eine große glückliche Familie, doch in Wahrheit erträgt sie es nicht, dass Kane an der Spitze von Baharan steht. Und sie treibt ihre Spielchen, Babe. Heimliche Spielchen, bei denen sie so tut, als ginge es um Unternehmensentwicklung, die aber eigentlich nur den Zweck verfolgen, sie an die Macht zu bringen.«

Ich ergebe mich in den Griff seiner Arme, beuge die Knie, um diesen talentierten Fingern den Zugang zu erleichtern. Mit jedem Stoß und jedem Rückzug reibt und drückt seine Hand meinen Kitzler und bringt mich dem Orgasmus immer näher.

»Ich kann ihr alles haarklein nachweisen«, haucht er erregt. »Jeder Schritt von ihr persönlich abgezeichnet. Alle Spuren führen eindeutig zu ihr.«

Ein leises Stöhnen signalisiert meine endgültige Aufgabe. Seine Finger haben mich stimuliert, und seine Worte haben mich richtig scharfgemacht. Jetzt genügt das nicht länger.

»Zieh das aus und beug dich vor«, befiehlt er und beraubt mich seiner Hände.

Ich streife meinen Slip ab und verfolge, wie er den Gürtel und den Reißverschluss seiner hellgrauen Anzughose öffnet. Meine Hände greifen nach dem Counter, der in der Mitte des Raumes steht. Ich spüre den kalten Marmor an meinen Handflächen und drücke den Rücken durch, um mich ihm anzubieten.

Darius packt seinen Schwanz und knurrt genüsslich, während er die Spitze an meinem nassen Geschlecht reibt. Dann lehnt er sich vor und dringt quälend langsam in mich ein. Ich halte den Atem an und schließe die Augen, und sofort tauchen in meinem Kopf die erregenden Bilder von einer anderen sexuellen Begegnung mit einem anderen Mann auf. Kane war weder zärtlich noch zurückhaltend gewesen. Er hatte mich auf den Bauch geworfen, ans Bettende gezerrt und seinen mächtigen Schwanz hart und schnell in mich gerammt.

Mein Mann vergräbt die Finger in meinen Haaren und hebt meinen Kopf. »Schau hin, wie ich dich ficke«, verlangt er mit heiserer Stimme, als hätte er gewusst, wohin meine treulosen Gedanken gerade gewandert sind.

Ich starre in den Spiegel, sehe, wie er hinter mir steht – die blaue Krawatte lehrbuchhaft gebunden, das blütenweiße Hemd frisch gebügelt. Würde man nur seinen Oberkörper betrachten, hätte man ihn für einen Geschäftsmann bei der Arbeit gehalten. Stattdessen ist er ein Mann, der seinen angeschwollenen Schwanz in eine lüsterne Frau stößt, die jeden Moment kommen wird. Ich beobachte die Szene, als stünde ich neben mir. Der Anblick ist so erotisch, dass ich vor Begehren zittere.

»Sobald der richtige Zeitpunkt da ist, werde ich alles, was ich gegen sie in der Hand habe, dazu benutzen, die noch existierenden Teile von Social Creamery aus Baharan auszugliedern«, presst er hervor und unterstreicht seine Worte mit regelmäßigen Stößen. »Dann sorg ich dafür, dass Kane von ihren Plänen erfährt. Und wenn sie aus dem Weg ist, kann ich mir überlegen, wie es weitergeht.«

Ich ringe um Atem und sperre den Mund weit auf. Seine Hand hält mich noch immer an den Haaren gepackt, damit er mich besser dirigieren kann, und das ständige Ziehen an meiner Kopfhaut raubt mir die Sinne. Der Wechsel von Stößen und Zurückziehen in meinem Innern fühlt sich köstlich an. Alles in mir spannt sich an, presst, klammert und sehnt sich nach Erlösung. Mehr, immer noch mehr. Fester. Härter.

Ich will mich bewegen, will das Tempo beschleunigen, aber er lockert seinen Griff nicht, benutzt mich weiter allein dazu, an mir die eigene Euphorie über sein eifersüchtiges Vorhaben auszulassen. Doch im selben Maß, in dem Darius bei der Vorstellung, es Kane und seiner Mutter zu zeigen, härter als Stahl wird, turnt es mich genauso an, auf diese Weise benutzt zu werden.

Befeuert von seinen Wunschträumen, seinen Halbbruder zu vernichten, fickt mein Mann mich zu einem rauschhaft bebenden Orgasmus.