KAPITEL 22

LEBEN ODER TOD

Das Erste, was Max spürte, waren plätschernder Regen im Gesicht und mörderische Kopfschmerzen – gepaart mit erleichterter Verwunderung darüber, dass er noch am Leben war. Seine Augenlider waren schwer wie Blei, und er musste sich zwingen, sie zu öffnen. Die ganze rechte Körperseite tat ihm weh – von der Schulter über Arm und Rippen bis über die Hüfte und das Bein hin zu den Füßen. Es war wie der schlimmste Muskelkater, den er jemals erlebt hatte, und zusätzlich das Gefühl, als hätte er hundert kleine Nadeln mit Widerhaken in der Haut, die andauernd jemand hin- und herdrehte. Gleichzeitig fühlte er sich schlapp. Erschöpft. Es war ein echter Akt und es kostete ihn drei Versuche, sich vom Boden hoch auf die Füße zu rappeln. Seine Beine zitterten wie Wackelpudding, und um ihn herum drehte sich alles für einen langen Moment, so als stünde er in der Mitte eines riesigen Karussells. Er zwang sich trotz einer gehörigen Portion Sorge dazu, seine Gliedmaßen zu untersuchen. Zum Glück war nichts gebrochen, aber er kämpfte um sein Gleichgewicht, und während er das tat, fiel ihm allmählich wieder ein, wo er war und wie er überhaupt hierhergekommen war.

So hastig, wie es der stechende Schmerz in seinem Kopf zuließ, wandte er sich hin und her, um mit dem Blick nach Harutaka Ishido zu suchen.

Er fand den Yakuza-Killer nur wenige Meter weit entfernt am Boden liegen. In einer Pfütze auf dem flachen Dach. Wie eine leblose, vom Regen klatschnasse Puppe.

Max zog das Zlatoust Clychok aus der Scheide am Gürtel und humpelte unter großer Anstrengung auf den bewegungslosen Körper zu. Das rechte Bein gehorchte ihm noch weniger als das linke, und er schleifte es hinter sich her. Er behielt Ishido dabei die ganze quälende Zeit, die er brauchte, um die kleine Strecke zu ihm zurückzulegen, genau im Auge, um absolut sicher zu sein, dass er sich auch wirklich nicht regte.

Ishido lag flach auf dem Bauch, sein Wakizashi ganz in der Nähe.

Max hob das Kurzschwert auf und fühlte sich mit zwei Waffen gleich viel sicherer.

Er trat an den Killer heran und drehte ihn mit dem Fuß auf den Rücken.

Ishido hatte schwere Brandwunden im Gesicht und auch ein Teil seiner Kleidung war verbrannt. Der Blitz hatte ihn schlimmer erwischt als Max. Ganz wie Max es in seinem waghalsigen Plan kalkuliert hatte. Deshalb hatte er die Kleiderstange mit der Rechten auf der dem Mast abgewandten Seite gehalten. So war der Blitz nur an seiner Körperhälfte entlang, aber voll in Ishido eingeschlagen.

War er tot?

Aber dann sah er, wie sich die breite Brust des Killers ganz flach hob und senkte.

Ishido lebte noch!

Max fluchte stumm in sich hinein. Was sollte er jetzt tun? Ein Telefon suchen und irgendwie bei Freiherr von Lausitz oder der Tokioter Polizei Verstärkung anfordern? Dann müssten die sich um Ishido kümmern. Doch damit würde Max das Risiko eingehen, dass Ishido in der Zwischenzeit das Bewusstsein wiedererlangte und floh.

Max schloss für einen Moment die Augen, holte tief Luft und versuchte sich zu sammeln.

Er spürte einen Druck in der Brust, der mit jedem einzelnen Atemzug heftiger wurde. Das war Wut. Wut auf Ishido. Wut darauf, dass es Menschen wie ihn überhaupt gab. Max wusste nichts anderes mit dieser Wut anzufangen, als sie aus sich herauszubrüllen, mit einem lang anhaltenden wilden Schrei gen Himmel.

Er schrie so lange, bis er keine Luft mehr in den Lungen hatte, dann biss er die Zähne fest aufeinander und holte noch weiter aus mit dem Schwert.

»Es tut mir leid, Junge, aber ich kann nicht zulassen, dass du Ishido aufhältst.« Die Stimme kam von hinten. Max erkannte sie sofort und wirbelte herum.

Nur drei Meter von ihm entfernt stand sein Vater: Kai Ritter. Oder auch Oleksiy Tereshchenko.

Er hatte eine Elektroschockpistole direkt auf Max gerichtet, und ehe Max überhaupt reagieren konnte, drückte er ab.

Zum zweiten Mal in wenigen Minuten fuhr ein gewaltiger Stromstoß durch Max’ Körper. Er bäumte sich auf, das Schwert wurde ihm aus der Hand geschleudert und er brach in die Knie. Die Sicht verschwamm, wurde immer dunkler, bis ihm schließlich schwarz vor Augen war und er nach vorn kippte.

Den Aufprall spürte er schon nicht mehr.

Max fühlte wie durch eine unsichtbare Wand aus nasser klebriger Watte, wie er aus der Bewusstlosigkeit erwachte, und sein allererster Gedanke war eine gewisse Verwunderung darüber, wie verdammt oft ihm das jetzt schon in den letzten Monaten passiert war. Das war wohl ein sicheres Zeichen dafür, dass sich sein Leben wirklich in nur kurzer Zeit in ein total verrücktes verwandelt hatte.

Was zur Hölle war geschehen?! Er konnte sich zunächst an nichts erinnern.

Die Zelle, in der er sich befand, war nur unzulänglich von einer winzigen vergilbten Birne an der Decke beleuchtet. Sie war etwa drei mal drei Meter groß. Die Wände bestanden aus grau gestrichenen Metallplatten, die mit dicken Nieten miteinander verbunden waren. Die Farbe war an vielen Stellen abgeplatzt und gab den Blick frei auf große und dunkle Rostflecke.

Die Luft war stickig.

Max lag auf einer schmalen Pritsche mit einer rauen Decke über einer dünnen alten Matratze. Die Pritsche war mit zwei dicken Ketten mit Nieten an der Wand festgemacht. Ein Fenster gab es keins.

Die Tür hatte merkwürdig abgerundete Ecken und statt eines Griffs ein Speichenrad aus Metall in der Mitte. Das war eindeutig ein Schott. Solche Türen gab es nur auf Schiffen.

Max erschrak. War er hierher auf ein Schiff geschleppt worden, um ihn aus Tokio wegzubringen? Ishido fiel ihm wieder ein. Der Anschlag auf die Gala des CAPDM. Das Auftauchen des Mannes, den er für seinen Vater hielt. Die Elektroschockpistole.

Max sprang auf und rannte zur Tür. Er versuchte an dem Rad zu drehen, aber es ließ sich nicht bewegen. Es war verriegelt.

Max sah es sich genauer an und entdeckte in der Mitte des Rads ein altes Schlüsselloch. Er lief zur Pritsche zurück, riss die Matratze herunter und warf sie zur Seite. Darunter war im Bettgestell ein Drahtgeflecht angebracht. Er war erleichtert, festzustellen, dass das Zlatoust Clychok noch in der Scheide an seinem Gürtel steckte. Er zog es und begann, damit den Draht zu bearbeiten.

Es kostete ihn einige Mühe, aber schließlich gelang es ihm, ein etwa fingerlanges Stück Draht aus dem Geflecht herauszuschneiden.

Er bog es zu einem rechtwinkligen Dietrich und rannte damit zurück zur Tür.

Er fummelte die Spitze in das Schlüsselloch. Seine Hände waren schweißnass und er rutschte dreimal ab. Schnell wischte er sie sich an der Hose trocken und versuchte es erneut. Gleich darauf spürte er den Widerstand im Schloss und drehte den Dietrich fester. Es knackte, und das Schloss gab nach. Max drehte das Rad, zog die Tür auf und rannte hinaus.

Der Gang war eng und niedrig; an der Decke verliefen alte Rohre und Leitungen. Alle paar Meter brannte ein winziges rot leuchtendes Notlicht.

Max entschied sich für eine Richtung und eilte los, das Messer in der Hand. Es dauerte nicht lange, bis er eine schmale Metalltreppe fand, die nach oben und nach unten führte. Er lauschte, ob er jemanden hörte, aber da schien niemand zu sein. Trotzdem nahm er die Stufen nach oben so leise wie möglich.

Oben angekommen stieß er auf eine Tür. Es war ein Schott, wie das in seiner Zelle, nur größer. Er drehte das Sprossenrad und drückte die Tür nach außen auf.

Ein Schwall frischer kühler Luft wehte ihm ins Gesicht. Ein gleißendes Licht blendete ihn. Nach dem schwachen Dämmerlicht in der Zelle und dem Gang tat es ihm für den Bruchteil einer Sekunde in den Augen weh, sodass er sie zusammenkniff. Es war die Sonne. Sie stand knapp über dem Horizont.

Gott sei Dank, es ist gerade einmal Morgen, dachte Max erleichtert.

Doch dann sah er unterhalb der rötlich leuchtenden Sonne die Kulisse Tokios – und erschrak.

Das Schiff, auf dem er sich befand, lag im Wasser – demzufolge im Osten oder Südosten der Stadt. Wenn er also von hier aus auf die Stadt schaute, schaute er nach Westen, und wenn die Sonne dort so tief stand, war sie dabei unterzugehen, nicht auf. Entsprechend war es nicht früher Morgen, wie er gedacht hatte. Es war schon wieder früher Abend!

Verdammt!, fluchte Max stumm in sich hinein. Ich war nicht nur für den Rest der Nacht, sondern den ganzen verfluchten Tag lang bewusstlos!

Das bedeutete, dass nicht mehr viel Zeit war bis zur Benefizgala des CAPDM.

Nicht mehr viel Zeit, Freiherr von Lausitz vor dem Giftgasanschlag Harutaka Ishidos zu warnen.

Max sah sich um. Noch immer war niemand zu sehen. Er trat nach vorn zur Reling und schaute auf dem Schiff auf und ab.

Der Kahn war ein alter Frachter und lag nahezu völlig still vor Anker, seiner Schätzung zufolge etwa einen Kilometer vom Ufer entfernt. Irgendwo knatterte leise ein Generator, vermutlich, um die wenigen Lampen mit Elektrizität zu versorgen.

Max befand sich gerade etwa in der Mitte des Schiffs. Ein Deck unterhalb des Oberdecks.

Er konnte das Steuerhaus dort oben sehen und rannte los zur nächsten Treppe.

Dabei schaute er sich immer wieder prüfend um, ob jemand zu sehen war. Schließlich kam er zu der Überzeugung, dass das Schiff verlassen war. Trotzdem blieb er wachsam.

Das Schott zum Steuerhaus war unverschlossen. Max zog es auf, trat hinein und eilte zum Funkgerät, das er neben dem Steuerrad fand. Er legte eilig den Schalter um, doch es tat sich nichts. Auch nachdem er ihn noch drei- oder viermal auf- und abgekippt hatte, blieb das Gerät tot.

Max sah sich um, in der Hoffnung, vielleicht noch ein anderes Funkgerät zu finden.

Er entdeckte eine Pritsche, ein paar Männerklamotten, einen abgewetzten Seesack und eine Kiste aus Metall. Er begann, die Sachen zu durchwühlen.

In der Kiste waren eine ganze Menge Waffen verstaut: zwei hochmoderne Maschinenpistolen, zwei Automatikpistolen, diverse Messer und Schlagringe, eine Claymore-Mine und sogar ein halbes Dutzend Handgranaten.

In dem Seesack war außer weiteren Klamotten eine kleine Ledertasche mit Reißverschluss.

Max fand darin einen ganzen Satz gefälschter Pässe der verschiedensten Länder. Darunter sogar einen deutschen. Max öffnete ihn und las den Namen, auf den er ausgestellt war: Kai Ritter.

Also war der geheimnisvolle Mann, der ihm abwechselnd das Leben rettete und ihm in die Quere kam, tatsächlich sein Vater!

Max öffnete den russischen Ausweis und las den Namen, der dort eingetragen war: Oleksiy Tereshchenko.

Max verstand nicht. War sein Vater tatsächlich gleichzeitig der russische Waffenhändler?

So brennend Max auch an der Antwort auf diese Frage interessiert war, jetzt gab es sehr viel Dringenderes: Ishidos bevorstehender Anschlag auf die Gala musste verhindert werden!

Max suchte weiter, krempelte sogar jedes einzelne Paar Socken auseinander, aber nirgends fand er ein Funkgerät oder ein Telefon.

Da war klar: Um Freiherr von Lausitz oder die Behörden noch rechtzeitig vor dem Attentat zu warnen, musste Max an Land!

Max rannte los und suchte das ganze Schiff auf allen Außendecks ab, aber er fand nicht ein einziges Boot, nicht einmal ein Ruderboot.

Es gab also nur eine Möglichkeit, hinüber an Land zu gelangen: Er musste schwimmen.

Max brauchte es nur bis zum Hausboot seines Freundes Tohiro Mifune zu schaffen. Von dort aus würde er telefonieren können.

Max ging an die Reling und schätzte die Entfernung zum Ufer noch einmal ab. Ja, es war in etwa ein Kilometer. Höchstens anderthalb. Das war zu schaffen. Aber das Wasser in der Bucht von hier bis zum Hafen war voll mit kreuzenden Schiffen und Booten. Max würde verflucht aufpassen und vermutlich gut das Doppelte der Strecke schwimmen müssen, wenn er das Ausweichen und die damit verbundenen Umwege mit einkalkulierte.

Er zog Hoodie, Shirt, Schuhe und Socken aus, damit sie ihn nicht beim Schwimmen behinderten, wenn sie sich mit Wasser vollsogen. Eigentlich hätte er der Gründlichkeit halber die Hose auch ausziehen müssen, aber er behielt sie an. Schließlich konnte er schlecht nur in Unterhosen im Hafen von Tokio auftauchen.

Max kletterte über die Reling, holte ein paar Mal tief Luft, um sich zur inneren Ruhe zu zwingen, und dann sprang er in die Tiefe. Kopfüber tauchte er ins Meer und schwamm mit kräftigen Stößen zurück an die Oberfläche.

Das Wasser war trotz der Jahreszeit kühl. Es erfrischte und belebte ihn.

Die See in der Bucht von Tokio ist relativ ruhig, da sie an drei Seiten von Land umgeben ist, aber sie ist immer noch die See und kein Schwimmbecken. Somit ist »relativ ruhig« alles andere als wirklich ruhig.

Die Max umgebenden Wellen waren gut zwei Meter hoch, und sie tanzten in alle Richtungen. Sie hoben und senkten ihn, schlugen ihn mal von der einen, dann wieder von der anderen Seite. Es war schwer, einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden. Immer wieder schluckte Max Wasser. Es schmeckte eklig – nach dem Diesel der Schiffe.

Er musste darauf achten, nicht zu dicht vor einem heranfahrenden Schiff vorbeizuschwimmen und auf gar keinen Fall zu dicht dahinter, um nicht in den Sog der riesigen Schrauben zu gelangen.

So kam er auf seinem Weg in den Hafen sehr viel langsamer voran, als er ursprünglich gehofft hatte, und es füllte sein Herz mit Verzweiflung, zu sehen, wie die Sonne hinter der Stadt versank.

Die Zeit, um das Attentat Ishidos zu verhindern, wurde immer knapper.

Die sich schnell ausbreitende Dunkelheit machte es immer schwerer, die fahrenden Schiffe zu erkennen und ihre Entfernung abzuschätzen. Nicht viel später waren sie nur noch Lichter im Schwarz, und Max konnte kaum noch unterscheiden, ob sie sich ihm näherten oder von ihm entfernten.

Panik stieg in Max hoch, aber er wusste, dass Panik noch gefährlicher war als die Schiffe selbst. So gut er konnte, zwang er sich zur Ruhe und schwamm weiter. Zug um Zug.

Als Max den Hafen endlich erreichte und über eine der steilen Steintreppen, die direkt vom Wasser an der Mauer entlangführten, hoch zum Kai stieg, war er völlig fertig. Seine Beine zitterten so stark, dass er bei jeder dritten oder vierten Stufe einen kurzen Moment innehalten musste, um sich zu sammeln. Sein Herz flatterte und sein Atem ging wie eine Pumpe. Dabei hielt er sich an dem Eisengeländer fest, um nicht zusammenzubrechen. Jetzt, da er aus dem Wasser war, wurde ihm erst bewusst, wie sehr er fror.

Oben auf dem Kai angekommen fand er sich umgeben von Reihen aufeinandergestapelter Frachtcontainer wieder. Er schaute den Kai entlang, um sich zu orientieren, und merkte, dass er weiter vom Hausboot seines Freundes Tohiro entfernt war als geplant. Bis er zu Fuß dort hinkam, würde noch sehr viel mehr wertvolle Zeit verloren gehen. Er musste jetzt und hier ein Telefon finden, um Botschafter von Lausitz zu warnen.

Obwohl seine Muskeln von der Kälte schmerzten, rannte er los – hinein in das Labyrinth aus Containern. Nach ein paar Sekunden schon linderte die Bewegung den Schmerz ein wenig und ihm wurde allmählich auch wieder wärmer.

Max hatte die Richtung vom Wasser weg eingeschlagen, in der Annahme, auf diese Weise am schnellsten von dem Frachtgutgelände zu kommen, doch schon bald bereute er die Entscheidung. Es gab nämlich keinen geraden Weg hinaus, und schon nach kurzer Zeit hatte er zwischen den haushohen Containerstapeln die Orientierung verloren.

Nur wer schon einmal in lebensbedrohlicher Zeitnot war, kann sich vorstellen, wie Max sich in diesen Minuten, die nur so dahinzurasen schienen, fühlte. Es war eine Mischung aus Verzweiflung und hilfloser Wut. Besonders wenn – und das passierte mehr als nur ein oder zwei Mal – sein Weg ihn in eine Sackgasse führte und er umkehren musste.

Soll Ishido mit seinem Anschlag Erfolg haben, nur weil ich zu blöd bin, aus diesem verdammten Labyrinth herauszufinden?, fragte er sich vorwurfsvoll und entschied, dass es darauf nur eine Antwort geben durfte: Nein!

Also lief er weiter, und so erreichte er schließlich das Ende der Irrgänge. Doch als er sah, was dahinter lag, sackte ihm vor lauter Entmutigung das Herz in die Hose. Nur etwa zehn Meter von ihm entfernt ragte ein riesiger Zaun in die Höhe. Obenauf war der Zaun mit Stacheldraht gesichert. Ganz in der Nähe gab es eine Durchfahrt mit Schranke und Wachhäusern. Dort standen etwa ein Dutzend Männer, Einsatzwagen und Motorräder.

Verflucht, dachte Max. Er war im Zollhafen gelandet!

Hastig wollte er wieder in den dunklen Gang zwischen den Containern zurück, aus dem er gerade hervorgetreten war, doch es war zu spät.

Die Zollbeamten hatten ihn entdeckt.

Schon in der nächsten Sekunde heulte eine Sirene auf, und zwei der Motorräder kamen mit Vollgas zu ihm herüber. Für einen Moment überlegte Max wegzurennen. Aber zum einen bezweifelte er, dass er den Motorrädern in dem Labyrinth entkommen konnte, und zum anderen wollte er die Situation nicht noch schlimmer machen, indem er die Beamten gegen sich aufbrachte. Daher hob er die Arme zum Zeichen, sich zu ergeben, und blieb stehen, wo er war.

Vielleicht ist es ja auch ein Glücksfall, dass ich auf die Zollpolizei gestoßen bin, dachte Max. Die Männer haben Funkgeräte und Telefone. Wenn ich ihnen alles erkläre, können Sie die zuständigen Behörden informieren und das Attentat vereiteln.

Das war ein beruhigender Gedanke. Es war allerdings zugleich – doch das konnte Max in diesem Moment noch nicht wissen – ein furchtbarer Irrtum!