»Dein Flaschengeist hat nichts mehr mit Catweazle gemein,« bemerkte Cat grinsend, während Dustens und Cairans Abwesenheit. »Halleluja! Wenn ich Dusten nicht hätte, dann könnte selbst ich schwach werden. Aber ich denke, dass ich da nicht die Einzige bin. Ich habe dich beobachtet, als er das Zimmer betrat. So habe ich dich nicht mehr erlebt, seitdem Gordon dich damals so verarscht hat. Es besteht also doch noch Hoffnung.« Gwen warf Cat einen vernichtenden Blick zu.
»So verzweifelt bin ich auch wieder nicht, dass ich mich an einen 500 Jahre Älteren hänge, der noch dazu jederzeit wieder verschwinden könnte«, gab sie wütend zurück.
»So habe ich das auch gar nicht gemeint«, versuchte Cat sie zu beschwichtigen. »Dein Interesse an ihm war kaum zu übersehen und das ist weit mehr, als du in den letzten zwei Jahren bereit warst zu zeigen. Auch wenn du es dir selbst nicht eingestehen willst: Er gefällt dir und das zeigt, dass du langsam anfängst, Gordon für das zu halten, was er war und endlich damit aufhörst, dir selbst die Schuld dafür zu geben.« Gwen sah sie einen Moment nachdenklich an.
»Cat hat recht!«, meldete sich nun auch Fiona zu Wort. »Es kann nicht angehen, dass du dich nach all der Zeit noch immer in dein Schneckenhaus verkriechst. Wenn mich meine weibliche Intuition nicht vollkommen täuscht, dann wäre er auch nicht abgeneigt. Ein kleiner Flirt könnte ja nicht schaden.«
»Ist euch der Whisky zu Kopf gestiegen? Ihr macht mir doch nicht gerade ernsthaft den Vorschlag, dass ich mit ihm flirten soll und anschließend ...«, Gwen stockte, als sie sah, dass beide Frauen unisono nickten.
»Gwen, wir verlangen ja nicht, dass du gleich mit ihm in die Kiste steigst, aber ...«
»Du müsstest dich mal hören«, unterbrach Gwen sie rüde. »Cat, nicht nur, dass er 500 Jahre älter als ich ist, nein, wir verstehen uns auch nicht gerade gut. Obwohl ... Das ist sogar noch untertrieben!«
»Wenn es darum geht, Dusten und ich haben uns am Anfang auch nicht gerade gut verstanden. Um ehrlich zu sein, ich stand kurz davor, ihm die Augen auszukratzen und sieh uns jetzt an!«
»Mag ja sein, dass es bei euch funktioniert hat, aber das heißt noch lange nicht, dass es auch bei uns funktionieren wird. Außerdem trägt er das Feenmal. Morgane kann ihn jederzeit zurück in ihr Reich holen oder noch schlimmer, was wenn er seine Aufgabe erfüllt hat. Aye, er soll mich beschützen. Nur vor was? Und was, wenn er es getan hat? Löst er sich dann vor meinen Augen in Luft auf und verschwindet auf nimmer wiedersehen? Wenn ich mich dazu hinreißen lasse, Gefühle für ihn zu entwickeln, dann ... Verdammt!« Gwen hielt inne.
Was empörte sie sich eigentlich so über die Kommentare ihrer Freundinnen? Wenn wirklich kein Interesse ihrerseits bestehen würde, hätte sie dann nicht über die Ausführungen der beiden lachen können? Aber nein! Sie regte sich auf, wie jemand, der bei etwas Verbotenem ertappt wurde. Hatte Cat vielleicht doch recht und sie war inzwischen so verzweifelt, dass sie wirklich in Betracht zog mit Cairan ...? So ein Quatsch! Sie und Cairan! Allerdings war es schon ein wenig merkwürdig, dass sie vor Megan und Larna sein Erscheinen geheimgehalten hatte und noch kurioser war ihr Traum in Bezug auf ihn gewesen. Wieso hatte er in ihrem Traum so ausgesehen wie gerade, als er den Raum betreten hatte? Sie hatte ja nicht ahnen können, dass sich ihr Waldschrat unter all dem Dreck zu einem wahren Adonis mausern würde. Und dann noch zu einem, der ihr in ihren Träumen erschien. Es war wirklich ein Schock gewesen, als er dort gestanden und sie mit seinen Saphiraugen angesehen hatte. Dennoch, Schock hin oder her, Cairan und sie waren wie Feuer und Wasser und genauso wie diese beiden Elemente niemals zu einander finden konnten, konnten auch sie und Cairan niemals ...
Merkwürdigerweise versetzte ihr bereits der Gedanke einen Stich. Doch es half ja alles nichts. Wenn sie das haben wollte, was Cat inzwischen hatte, dann brauchte sie einen Mann aus der Jetztzeit. Einen, der nicht bei jeder Gelegenheit seinen Sgiann Dubh zog und bei dem der Beschützerinstinkt ihr wenigstens Luft zum Atmen ließ.
»Weißt du vor wem oder was er dich beschützen soll?«, wollte Fiona plötzlich von ihr wissen und unterbrach damit ihren Gedankengang. Gwen schüttelte unbewusst ihren Kopf.
»Vielleicht hat das etwas mit Larnas Geschichte zu tun.« Die beiden anderen Frauen sahen sie irritiert an.
»Wer ist Larna?«
»Larna war meine Vermieterin in Arisaig. Sie liest aus Teeblättern und ... Ach was, worauf ich eigentlich hinaus will: Habt ihr schon einmal etwas von einer Art Fluch gehört, der auf dem MacLeod Clan lastet?«
»Was?«
»Larna meinte, dass laut Legende jeder MacLeod die Melodie des Piobairs aus der Uamh Fhraing kurz vor seinem Tod hört.«
»Alle MacLeods?«, hakte Fiona nach. Gwen schüttelte ihren Kopf.
»Nein, nur die, die am Massaker dort beteiligt waren und deren Nachkommen.« Fiona sah sie nachdenklich an.
»Er schläft jetzt.« Dusten betrat nun erneut den Raum und platze damit direkt in ihre Unterhaltung. »Wenn mich nicht alles täuscht, wird er garantiert bis morgen früh durchschlafen, wenn nicht noch länger. Ich weiß, ich hätte ihm nicht so oft nachschenken sollen, aber ... Verdammt! Er kann einem ganz schön leidtun.«
»Hat er noch etwas gesagt?«, wollte Gwen von ihm wissen. Dusten schüttelte seinen Kopf.
»Dazu war er gar nicht mehr in der Lage.«
»Auch nicht über seine Rache?«
»Nein! Auch ich weiß nicht, was er damit gemeint hat. Morgen, wenn er wieder nüchtern ist, ist er vielleicht ein wenig gesprächiger. Heute allerdings wird er mit Sicherheit nichts mehr erzählen können. Er ist sofort auf das Bett gefallen und schläft jetzt friedlich wie ein Baby. Ach und apropos Baby ... Ich denke, dass ihr vorerst gut und gerne ohne mich auskommen könnt. Sollte er wider Erwarten doch noch einmal wach werden, dann wisst ihr ja, wo ich zu finden bin. Ich lasse euch jetzt erst einmal alleine. Ihr habt mit Sicherheit noch einiges zu bereden und da störe ich ja doch nur.« Dusten grinste sie vielsagend an. »Außerdem wird Aileen bestimmt gleich aufwachen«, fügte er noch hinzu. »Ich habe ja nicht damit gerechnet, dass der Fall so kompliziert wird und wir uns so lange hier aufhalten würden, deshalb habe ich die Windeln und ihr Fläschchen zu Hause gelassen. Gwen, du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Milch ein so kleiner Mensch in sich hineinstopfen kann. Da kann man im Nachhinein die Mütter aus meiner Zeit nur bedauern. Echt praktisch diese Milch zum Anrühren, obwohl ... Ammen hatten auch gewisse Vorzüge.«
»Aye! Vor allem wenn sie zahnlos und jenseits der vierzig waren«, entgegnete Cat ihm grinsend. »Aber Spaß beiseite! Habe ich nicht den perfekten Vater für meine Kinder gefunden?« Fiona brach in Gelächter aus.
»Aye meine Liebe. Wenn er jetzt noch lernt, sein Claymore stecken zu lassen und nicht jeden anknurrt, der seinem Engel zu nahe kommt, dann ist er wirklich nahezu perfekt.«
»Ich arbeite daran«, gab Dusten nun ebenfalls lachend zurück. »Aber es dauert eben seine Zeit.«
Wenig später verabschiedete sich Dusten von ihnen.
»Cat ist wirklich zu beneiden«, bemerkte Gwen, während Cat ihren Mann nebst Tochter zur Haustür brachte. Fiona nickte.
»Dusten weiß, dass er ihr Einiges zu verdanken hat, und das zeigt er ihr auch jeden Tag. Wenn man bedenkt, dass er die Hoffnung auf Rettung schon aufgegeben hatte und jetzt eine kleine Familie hat, dann kann nicht nur Cat sich glücklich schätzen.«
»Glaubst du, dass es Cairan ähnlich ergeht?«
»Wenn Morgane ihre Finger im Spiel hat, wird er nicht viel zu lachen gehabt haben. Aber vielleicht erfahren wir ja morgen ein wenig mehr. Ich denke, Dusten wird ihn mit Sicherheit dazu bringen können, ein wenig über sich zu erzählen.«
»Das denke ich auch«, erwiderte Cat ihr, die gerade in den Raum zurückkehrte, sich dann erneut auf das Sofa fallen ließ, nach der Whiskyflasche griff und ihnen erneut einschenkte.
»Slàinte! Mädels!«
»Slàinte!«, erwiderten ihr die beiden anderen ihr, setzten ihre Gläser an die Lippen und tranken.
»Wo waren wir stehen geblieben?«, warf Fiona schließlich in den Raum. »Ach ja, bei den Nachkommen«, beantwortete sie sich direkt selbst ihre Frage. »Sag mal, du zählst doch zu den direkten Nachfahren dieser MacLeods?« Gwen nickte.
»Soweit ich weiß, stammen wir in direkter Linie von Alasdair Crotach MacLeod ab. Allerdings habe ich noch niemals von diesem Fluch gehört. Ihr wisst ja, dass meine Mutter vor ein paar Jahren gestorben ist, aber sie hat nie etwas Derartiges erwähnt.«
»Vielleicht liegt es daran, dass deine Mutter nicht zu den direkten Nachfahren gezählt hat. War sie nicht eine gebürtige MacKinnon?«
»Stimmt! Laut Larna, müsste der Fluch dann meinen Vater und mich treffen, doch ... Hätte er dann nicht in den Familienchroniken erwähnt werden müssen?«
»Ich denke, ein Familienfluch ist nicht gerade das, was man in den Analen gerne erwähnt. Vor allen Dingen dann nicht, wenn er das Resultat eines mehr als frevelhaften Blutbades ist.« Gwen sah Fiona nachdenklich an.
»Du hast recht, dennoch glaube ich nicht an Flüche. Ich denke eher, dass die Geschichte nur erfunden wurde, um zu verdeutlichen, dass sich jede Gräueltat irgendwann einmal rächt. Als das Massaker stattfand, war es doch völlig normal, wenn Blut mit Blut bezahlt wurde.«
»Das stimmt, aber meist waren es nur die Männer, die es gegenseitig von einander forderten. Frauen waren oftmals nur Kollateralschäden und Kinder ... Gwen, sie haben die gesamte Bevölkerung der Insel auf einen Schlag ausgerottet, das war schon etwas Besonderes, auch in der Zeit.«
»Ich weiß«, gab Gwen zu. »Ich habe es gesehen.«
»Warst du in der Höhle?« Cat klang erstaunt. Gwen schüttelte ihren Kopf.
»Du weißt doch, dass ich klaustrophobisch bin, wenn es um natürliche Felsspalten und Höhlen geht. Freiwillig würde ich sie nie betreten.« Cat nickte.
»Wartet mal«, mischte sich Fiona nun wieder in das Gespräch. »Die Sackpfeife wurde doch in der Uamh Fhraing entdeckt.« Gwen nickte erneut.
»Und Cairan behauptet in etwa 500 Jahre im Feenreich gewesen zu sein.« Diesmal nickten sowohl Gwen als auch Cat.
»Das hat Dusten auf jeden Fall behauptet.«
»Dann muss Cairan ungefähr zum Zeitpunkt des Massakers dort gelandet sein.«
»Du denkst, Morgane hat ihn vor dem Massaker aus der Höhle geholt?«
»Vor oder während! Was allerdings bedeuten würde, dass Cairan im direkten Zusammenhang mit dem Massaker, der Phìob und vielleicht sogar mit dem Fluch stehen könnte. Vielleicht hat er deshalb seine Rache erwähnt.«
»Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?«
»Wieso sollte er sonst auf den Ruf der Phìob hören?« Gwen stöhnte leise.
Das wurde ja immer kurioser. Ein 500 Jahre alter Adonis, der vor einem Massaker gerettet wurde, Rachegedanken hegte und nun sie vor was auch immer, retten sollte.
Ihre Gedanken überschlugen sich.
Wenn Fiona recht und er wirklich eine enge Verbindung zu der Phìob hatte ... War er dann vielleicht der von Larna erwähnte sagenumwobene Piobaire? Gwen, jetzt beginnst du tatsächlich zu spinnen, schalt sie sich selbst im Stillen. Cairan war ... Ja was eigentlich? Ein Krieger? Vielleicht einer der Dorfbewohner, aber ein Piobaire ...?
Ihr schwirrte bereits der Kopf von all den Dingen, die sein konnten, aber dennoch so unwahrscheinlich waren, dass jeder Gedanke an sie schon abstrus war. Vermutlich waren es ja eh nur Mutmaßungen, trotzdem waren sie alles andere als beruhigend. Schließlich bekam sie davon sogar Kopfschmerzen.
»Ich denke, mir reicht es heute. Können wir morgen weiter darüber reden?«, bemerkte sie deshalb leise, während sie sich dabei die schmerzenden Schläfen massierte. Fiona sah sie besorgt an.
»Dir geht es doch gut, oder? Wenn du willst, können wir kurz in mein Behandlungszimmer gehen.« Gwen schüttelte erneut ihren Kopf.
»Danke! Aber das ist nicht nötig. Ich weiß, dass du als Ärztin immer sofort helfen willst, aber mir fehlt nichts. Ich bin nur ein wenig müde und der Whisky steigt mir langsam zu Kopf. Das war alles anscheinend zu viel für mich. Ach und apropos müde, wo soll ich eigentlich schlafen? Cairan liegt ja oben im Gästezimmer.«
»Das Bett ist doch breit genug für zwei!«, beantwortete Cat grinsend ihre Frage. »Dann könntest du auch direkt unseren Vorschlag aufgreifen.«
»Cat!«, empörte Gwen sich.
»Keine Sorge!«, versuchte Fiona sie zu beruhigen. »Ich schlafe auf der Liege in meiner Praxis und du kannst das Bett oben in meinem Schlafzimmer haben.«
»Das kann ich doch nicht annehmen.«
»Doch! Ich warte sowieso noch auf einen Anruf. Eine meiner Patientinnen bekommt ihr erstes Kind und sie ruft mich fast täglich zu sich. Wird Zeit, dass das Kleine langsam kommt, dann kann auch ich endlich wieder durchschlafen. Und jetzt ab ins Bett mit dir. Wir sehen uns dann morgen.«
Bevor sie sich auf den Weg nach oben machte, verabschiedete Gwen sich von ihren Freundinnen, dann stieg sie die Stiege zur ersten Etage hoch. Vor der Tür des Gästezimmers hielt sie noch einmal inne und lauschte. Warum sie es tat, wusste sie zwar selbst nicht so genau, aber irgendetwas in ihrem Innern trieb sie dazu. Hinter der Tür war es totenstill. Das konnte nur bedeuten, dass Cairan tatsächlich tief und fest schlief. Oder Morgane hat ihn zu sich geholt, meldete sich ihre innere Stimme. Merkwürdigerweise versetzte ihr allein schon der Gedanke einen Stich. Unbewusst wanderte ihre Hand zu der Türklinke. Als sie sich dabei ertappte, konnte sie sehen, dass sie zitterte. Es war so gar nicht ihre Art, einfach in ein fremdes Zimmer zu gehen, aber ...
Sie zögerte noch einen Moment, dann jedoch drückte sie die Klinke nach unten und die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Gwen hielt den Atem an, dabei spähte sie vorsichtig durch den schmalen Schlitz ins Innere der Kammer. Dort drinnen war es stockfinster, bis auf das wenige Licht, das vom Flur aus durch den Spalt ins Innere fiel. Sie konnte das Bett und die Person, die darauf lag, gerade so erkennen.
Gott sei Dank! Er war noch da!
Erleichtert atmete sie erst einmal aus. So weit sie es erkennen konnte, schlief er wirklich friedlich wie ein Baby.
Geh schon! Sieh ihn dir an!, flüsterte ihre innere Stimme ihr zu. Gwen erstarrte.
Was zum Teufel war nur los mit ihr? Nicht nur, dass sie einfach die Tür zu seinem Zimmer geöffnet hatte, nein, jetzt war sie auch noch drauf und dran, ihn wie ein verdammter Voyeur heimlich zu beobachten und das, obwohl sie ihn noch nicht einmal mochte. Aye, sie war fasziniert von ihm. Er machte sie neugierig, schon allein aufgrund seiner Geschichte, die geheimnisvoll über allem, was er tat und sagte, schwebte und von der sie bisher nur Bruchstücke kannte. Dennoch war das kein Grund, sich dazu hinreißen zu lassen, ihn bei etwas so intimen, wie seinem Schlaf unaufgefordert zuzusehen. Selbst dann nicht, wenn ihre innere Stimme versuchte, sie dazu zu drängen. Sie hatte ja am eigenen Leib erfahren, wozu so etwas führen konnte.
Die Bilder von Gordons Website drängten sich unwillkürlich in ihre Gedanken. Er hatte sie ebenfalls im Schlaf beobachtet und nicht nur das. Er hatte sie dabei sogar fotografiert und dann die Fotos auf seiner Seite gepostet. Einige davon waren mehr als peinlich gewesen und es hatte Wochen gedauert, bis ihre Anwältin es endlich per gerichtlicher Anordnung geschafft hatte, dass er sie aus dem Netz entfernen musste. Doch was sich einmal im Netz befand, blieb auch dort. Wahrscheinlich geilte sich jetzt gerade in diesem Moment ein Mann am anderen Ende der Welt mit ihnen auf und sie konnte es noch nicht einmal verhindern. Bei dem Gedanken stieg ihr vor Scham die Röte ins Gesicht und ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt.
Wenn sie jetzt in dieses Zimmer ging, war sie dann nicht genauso ein Scheusal wie Gordon? Gut, sie würde keine Fotos machen und sie auch nicht ins Netz stellen, aber dennoch ...
Gwen seuftze, dann schloss sie leise die Tür. Sie hatte ja schließlich gesehen, was sie sehen wollte.
Vielleicht kam ja irgendwann der Tag, an dem er ihr gestatten würde, noch ein wenig mehr von ihm zu erhaschen, schoss es ihr durch den Kopf.
Verdammt, Gwenny!, ermahnte sie sich daraufhin selbst. Wenn du nicht langsam zur Vernunft kommst, dann ... Ja was eigentlich? Dann konnte es durchaus möglich sein, dass sie Cats Rat vielleicht doch in Erwägung zog und sich ... Gwen stöhnte laut.
Na klasse! Wenn sie schon darüber nachdachte, dann war es fast so, als würde sie bereits damit beginnen. So war es immer und so würde es mit Sicherheit auch immer bleiben.
Als ihr das bewusst wurde, trottete sie wütend über sich selbst, zu Fionas Schlafzimmer, riss die Tür auf und konnte sich nur mit Mühe und Not zurückhalten, sie zu zuknallen. Dann lief sie zu dem Bett und ließ sich darauf fallen.
Vielleicht brauchte sie ja wirklich nur etwas Schlaf, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Und wenn das nicht half, dann konnte sie ihn schließlich immer noch dahin zurückschicken, woher er gekommen war. Doch irgendwie gefiel ihr keine dieser Alternativen so richtig.