Verloren im Abbild des Kriegers

Die junge Restauratorin Raelyn MacLeod ist in einem Waisenhaus aufgewachsen. Sie weiß so gut wie nichts über ihre Wurzeln, nur dass man sie dort gefunden hat und sie eine Kette mit einem Bernsteinanhänger um ihren Hals trug.

Als man in der „National Gallery of Scotland“ eine Kiste mit Artefakten aus dem 18. Jahrhundert entdeckt, bekommt sie den Auftrag die Objekte für eine Ausstellung vorzubereiten. Raelyn ist vollkommen fasziniert von den Dingen, die sich in ihr befinden. Doch allein schon das Testament des Besitzers wirft Rätsel auf. Als sie schließlich ein Schwert aus der Kiste in ihre Hände nimmt, wird sie in die Zeit seines Trägers hineingezogen: Alexander Cameron, auf den sie dort trifft. Raelyn ist dermaßen schockiert, dass sie das Schwert fallen lässt und dadurch in ihre eigene Zeit zurückkehrt. Doch diese erste Begegnung soll nicht ihre Letzte bleiben ...

 Leseprobe:

Prolog

Die Nacht war schwarz wie das Gefieder eines Raben. Der Mond hatte sich hinter den dunklen Wolken verkrochen, so als wolle er nicht mit ansehen, was unter ihm geschah. Ein Sturm peitschte die Wellen des Meeres gegen die schroffen Gestade, sodass die Gischt mannshoch an die Mauern des großen Bergfrieds schlug. Zwischen das gespenstische Heulen des Windes mischte sich immer wieder vereinzeltes Donnergrollen, das bis in die Grundfesten des Gemäuers drang. Selbst in der kleinen Kammer, die sich weit innerhalb dieser Mauern befand, konnte man die tosende Urgewalt hören, die bedrohlich ihre Kreise um die Burg zog.

Sie seufzte leise, als ein weiterer Donnerschlag die Mauern erneut zum Beben brachte. Es war, als versuchte das Wetter ihr vor Augen zu führen, wie es tief in ihrem Innern gerade aussah. Doch es waren nicht ihre, sondern die Gefühle ihres Gefährten, die ihr lautstark zu verstehen gaben, dass die Zeit gekommen war, in ihr eigentliches Leben zurückzukehren. Dieser Sturm hier war erst der Anfang, doch schon er zeugte davon, dass das Ende infernalisch werden würde, wenn sie noch länger zögerte. Obwohl er selbst sich bisher oft genug desselben Vergehens schuldig gemacht hatte und sie es jedes Mal würdevoll erduldete, wog ihres weit schwerer als die Seinen, denn ihre als vermeintliche Rache gedachte Liaison mit dem Laird dieser Burg, war zu weit mehr geworden, als beabsichtigt. Es war eine Sache, es jemandem mit gleicher Münze heimzahlen zu wollen, eine ganz andere war es jedoch, es dann auch tatsächlich so weit kommen zu lassen. Zumal es einen gravierenden Punkt gab, den sie völlig außer Acht gelassen hatte: Ihre Gefühle! Wie auch hätte sie erahnen können, dass diese gerade jetzt, nach all den langen Jahren ohne sie plötzlich zurückkehren würden, und das mit einer Urgewalt, wie noch niemals zuvor.