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Ich schloss die Tür der Kajüte auf und lugte in den kleinen, tiefer liegenden Raum. Viel konnte ich nicht erkennen, es war zu dunkel. Mit den Fingern tastete ich nach dem Schalter und knipste das Licht an. Anschließend stieg ich die wenigen Stufen hinunter, drehte mich um und gab Alex mit einer Handbewegung zu verstehen, mir zu folgen.
Mit eingezogenem Kopf kam er mir nach. Er sah sich um. »Ganz schön eng.«
»Dafür sehr funktional. Es ist alles da, was man braucht«, sagte ich und wies in Richtung Bug. »Dort befindet sich eine weitere Schlafkoje. Und darunter sind die Decken verstaut.« Ich berührte eine der eingebauten Kommoden. »Hier ist etwas Proviant. Dosen, Kekse, solche Dinge.«
»In dem winzigen Raum habt ihr die Nacht verbracht, du und Suzanne Carstens?«, erkundigte er sich ungläubig.
»Ging erstaunlich gut«, bestätigte ich. »War recht gemütlich.«
»Dabei hat sie dir das von ihrer Mutter und ihrem Großvater erzählt?«
»Stimmt«, sagte ich. »Anschließend zeigte sie mir sogar ein Foto von ihr.«
»Kann ich es mal sehen?«
»Sicher. Ich denke nicht, dass sie etwas dagegen hätte.« Ich zog eine Schublade auf. Spielkarten, ein paar CDs. Zwei Taschenbücher, Krimis mit Eselsohren. Kein Bild. Im nächsten Fach wurde ich fündig. Ich ergriff die gerahmte Aufnahme und hielt sie Alex entgegen. Er beugte sich herunter.
»Suzanne Carstens und ihre Mutter sehen sich verdammt ähnlich.«
»War auch mein erster Eindruck«, sagte ich.
»Und der Mann daneben?«
»Den hat Suzanne weggeschnitten. Ich vermute, es war ihr Großvater.«
»Darf ich?« Alex nahm mir das Foto aus der Hand, kniff die Augen zusammen und betrachtete es genauer. »Mhm, Björn Carstens.«
»Du scheinst dir sicher zu sein«, stellte ich fest.
Er tippte mit dem Finger auf das Handgelenk des Arms, der Suzannes Mutter an der Schulter festhielt. »Da. Der Manschettenknopf.«
»Ach«, sagte ich. »Das ist einer der Manschettenknöpfe … von denen der tote Carstens einen in der Hand hielt, und der andere lag im aufgebrochenen Safe?«
»Ganz genau.«
Ich runzelte die Stirn. »Merkwürdig. Das…«
Weiter kam ich nicht. Alex’ Handy klingelte.
Er machte eine entschuldigende Geste mit der Hand, holte sein Telefon aus der Tasche und hielt es sich ans Ohr. Dabei richtete er sich auf und stieß mit dem Kopf gegen die niedrige Decke der Kajüte. Ein unterdrückter Fluch von ihm und dann: »Gutenberg … Aha … Oh! Wo ist das?« Er blickte mich an. »Selbstverständlich. Ich bin gerade mit Frau Dr. Wolf in der Nähe. Vermutlich sind wir vor Ihnen da. Ja. Bis gleich.« Er senkte das Handy.
»Was ist?«, fragte ich ihn .
»Das war Herr Strobelsohn. Hamdy hatte ihn von einem Tatort aus verständigt. Es gibt einen Leichenfund.«
»Wo genau?«, erkundigte ich mich.
»Bei einem der Osterfeuer. Keine zehn Minuten von hier. Hamdy meinte, das sollten wir uns dringend anschauen.«