Rose
»Hallo«, hauche ich verunsichert. »Du bist ja schon wieder da.«
Ich nehme seine warme Hand, die mich in den Stand zieht. Sein verdunkelter Blick steht dazu im Kontrast. Auch diese Umarmung, als er mich direkt an sich drückt. Es fühlt sich nicht so an, als wäre er sauer.
»Hast du wieder Stimmen gehört?«
»Nein.«
Er drückt mich weg, sucht meinen Blick. Als er ihn findet, kann ich wieder atmen. So viel Sanftheit in seinen Zügen habe ich lange nicht mehr gesehen. Als wäre mein enttäuschendes Verhalten der letzten Wochen vergessen.
»Aber warum sitzt du denn hier, kleine Rose? Muss ich mir Sorgen machen?«
»Nein.«
»Du bist meine Verantwortung, Rose. Noch ein Kind. Also sag mir, was in dir vorgeht.«
»Nichts, wirklich nichts. Ich war neugierig, weil ich eben nichts gehört habe. Klingt das verrückt?«
»Ja.« Hast du auch den belustigten Unterton bemerkt, als würde er mich nicht für eine Irre halten? Ich muss ihn dafür einfach umarmen, mich an ihn pressen und seinen edlen Geruch einatmen, als könne er das Böse von mir verscheuchen. Vielleicht schafft er es auch. Irgendwann.
Seine verbesserte Laune bestätigt die Hoffnung. Er hebt mich sogleich hoch und trägt mich ins Schlafzimmer. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und kann nicht glauben, dass es sich nach Vergebung anfühlt, wie er mich hält und trägt und dann anschließend sanft aufs Bett legt. Es ist so wie früher, bevor ich ihn wiederholt enttäuscht habe. Viktors Lippen suchen meine, berühren mich sinnlich und auch leidenschaftlich. Hungrig, als fühle er mich jetzt seit langem erst wieder, küsst er mich und ich genieße es in vollen Zügen. Verzehre seine Liebkosungen am Körper und wie er vorsichtig nach dem Saum meines T-Shirts greift. Wir lösen uns nur voneinander, damit er es mir über den Kopf ausziehen und mir die Leggins von den Beinen streifen kann. Die Zartheit darin beflügelt mich regelrecht. Es reißt mich mit und die Hitze auf der Haut ist kaum zu ignorieren.
Er will mich. Nicht so wie sonst, sondern gefühlvoller. Als wäre ich wieder seine Rose, die er gerettet hat, und nicht die kaputte Irre, die ihn unentwegt enttäuscht. Und ich will ihn, mit Dankbarkeit und Ergebenheit.
So, wie er dasteht, am Bettende, und hinabsieht, dabei die Knöpfe seines Hemdes öffnet und die Härte seiner Männlichkeit sich durch die Hose abzeichnet, erhitzt er jeden Zentimeter meines Körpers. Heute wird er gut zu mir sein, besser als sonst, wird mich achten und so nehmen, wie es mir gefällt. Ich sehe es in seinen Augen, du auch? Es ist dieser Wirbelsturm aus Zuneigung und Trieb.
Er schmeißt das Hemd achtlos zu Boden und beugt sich zu mir runter, haucht einen einzelnen Kuss auf meine Knie, bevor er diese für sich spreizt, ohne den Blickkontaktakt zu mir abbrechen zu lassen. Er verschlingt mich jetzt schon mit dieser Macht aus Wohlwollen, Vertrautheit und unbändiger Lust. Er sieht mich an, als wäre ich eine Frau. Eine, nach der er sich verzehrt. Und nicht, als sei ich nur ein Knäuel, welches er bemitleidet.
Seine Finger gleiten zum Slip, den er behutsam über meine Haut streicht, als könne er mich verletzen und als würde er darauf achten, es zu vermeiden. Er lässt sich Zeit, durchbohrt mich mit diesem Blick. Meine Mitte beginnt zu zucken und erhitzt sich, um mich zu verbrennen. Diese Besonnenheit, die er trotz der Dunkelheit um sich herum ausstrahlt, macht mich ungeduldig und ich strecke die Arme nach ihm aus. Ich will endlich seine weiche, warme Haut spüren, seine kleinen Narben nachfahren und die Muskeln darunter zucken lassen. Doch er lächelt nur, kommt der stillen Bitte nicht nach und senkt seinen Kopf zwischen meine Schenkel.
»O Gott.« Seine Lippen am Lustzentrum, seine Zunge, es fühlt sich so unfassbar unglaublich an, dass es durch meinen Körper peitscht und mich laut aufstöhnen lässt. Wie von selbst krallen sich meine Finger in sein Haar, drücken seinen Kopf noch weiter an die pulsierende Mitte. Und bei Gott, es ist lange her, dass es sich so intensiv angefühlt hat. Seine Zunge spielt neckend mit der Perle, schickt kleine, heiße Blitze durch jede Ader und gleitet dann forschender durch meine Spalte.
»Oh, Viktor, bitte.« Ich brauche so viel mehr, ich brauche ihn und seinen Körper. Er kommt zum Glück dieser Bitte nach, entkleidet sich weiter und ist schließlich über mir und zwischen meinen Beinen. Ich spüre endlich seine Haut, seine Muskeln und sein Glied, so wie ich es begehre. Schmecke mich selbst an seinen Lippen und verliere den Atem, als er eindringt.
Die darauffolgenden harten, tiefen Stöße vermischen sich mit den Lustschreien, die er wegküsst und in sich aufsaugt, während sein Geruch und seine Reibung meinen Körper in Flammen setzen. Er treibt mich mit jeder seiner Berührungen an. Schonungslos schmelze ich in seiner Begierde. Beflügelt von unser beider Lust aufeinander stößt er tief in mich hinein, und ich komme ihm mit allem entgegen, was ich habe. Kralle mich in seinem Fleisch fest und reibe mich genauso an ihm, wie er sich in mir.
»Rose«, stöhnt er so sinnlich in meinen Mund, dass mir schwindelig wird. »Schenk mir ein Baby.«
Ich will Nein sagen, stöhne aber vor Lust, kann nicht klar denken und küsse ihn durchtrieben. So wild, wie er uns antreibt. Doch er bricht den Kuss ab und ich stöhne lauter, als er mich noch härter nimmt und damit zum Gipfel treibt. Als wären alle meine Nervenstränge offen gelegt, spüre ich ihn so stark an und in mir, dass ich den Verstand verliere.
»Du musst mich heiraten, Rose.«
»O Gott, JA!« Ich stöhne wollüstig, aber selbst in meinem verklärten, erregten Kopf weiß ich, dass wir nur einander haben. Also ja, es war die einzige richtige Antwort darauf.
»Ja, Rose. Du wirst mich heiraten.« Damit kneift er mir in die Brustwarze und ich zerspringe, explodiere an ihm und meine Muskeln ziehen sich in einem freudigen Rhythmus fest zusammen.
»Du verdorbene, kleine Rose.«
Ich bin noch nicht ganz zurück, da zieht er sich aus mir heraus, dreht mich auf den Bauch und dringt von hinten in mich ein. Ich spüre seine ganze Länge und stöhne erst recht. Seine Finger wandern zu meiner Pofalte, was sich ungewöhnlich erregend anfühlt und als er meine kleine Öffnung findet, massiert er sie leicht. Doch dann verharre ich in meiner Lust. Plötzlich stocke ich und erstarre.
»Du bist so feucht, Rose. Es ist dir bis zum Arsch gelaufen.« Ich mag diese derbe Wortwahl nicht. Mochte sie nur bei Vicco. Aber Viktor ist anders, sinnlicher, sanfter. Trotzdem sollte es Tabus geben.
»Du magst es doch hart, Rose. Das forderst du immer.«
Eine Antwort wartet er nicht ab. Da zieht er sich aus mir heraus, legt sein Glied an meinen Po und dringt in mich ein, bevor ich Protest erheben kann. Stocksteif bleibe ich liegen. Schmerzen tun sich auf, die mir die Tränen in die Augen schießen lassen. Angst, Erinnerung und Leid überfallen mich, während er sich einfach weiter in mich reindrückt.
»Nicht.« Ich atme es mehr aus und er ignoriert es.
»Bitte, nicht«, versuche ich es lauter. Ich will es nicht. Es tut weh und irgendetwas reißt an meinen Gedanken.
»Du wolltest es hart, Rose. Ich habe schon lange darauf gewartet. Du hast es mir schon einmal gegeben.« Er wird wilder und bewegt sich gnadenlos in mir, dass es schmerzhaft durch meinen Körper zieht. Es ist nicht erregend, aber das ist nicht das Schlimmste. Mir wird etwas klar. Erinnerst du dich auch an dieses Bild? Jener Tag, als ich in Watte gepackt war? Als Gino mir etwas gespritzt hat? Es war kein Traum.
Wusstest du, dass es kein Traum war?
Er hat mit mir geschlafen, obwohl er wusste, dass ich nicht fähig war, ihm eine Erlaubnis dafür zu geben. Er hat es sich bewusst genommen.
Er hat mich missbraucht!
Er. Viktor. Der Mann, der mich gerettet hat.
Immer wieder dringt er schnaubend und schmerzhaft in mich ein und mir bleibt die Luft weg. Diese Erinnerung. Es legt sich kalt über meine Haut, bis zum Herzen.
Ich verstehe es nicht.
Jetzt ist der Moment, in dem du mich hier rausholen musst. Das alles fühlt sich so falsch an. Er tut mir weh und er weiß es. Er macht weiter, obwohl ich es nicht will. Und er hat mich benutzt, als ich geflogen bin. Ich will hier raus. Ich will weg aus dieser Situation und diesen unterschiedlichen Schmerzen entkommen. Hol mich hier weg, Freund, befreie mich. Ich ertrage es nicht, es ist zu viel.
Zu viel von allem.
Bitte!
Hilf mir!
»Oh, Rose« Er lässt sich brummend auf mich fallen und ich spüre sein Glied zucken. Mehr aber noch das Brennen. Der Druck. Alles in mir schmerzt. Selbst mein Kopf pocht durch diese Erinnerung, weshalb ich weine.
»Jetzt stell dich nicht so an, du wolltest es doch.« Seine Worte, als er aus mir gleitet und aufsteht. Er geht und das laufende Wasser im Bad bestätigt, dass er duscht und mich hier kaputt und zerstört zurücklässt.
Er hat mich missbraucht!
Und ändern kann ich daran nichts.