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T steht für Talkshow
Sechs Monate später
Das letzte Mal, als ich für Val ein Lied geschrieben hatte, verabscheute sie es. Cara hatte mir versichert, dass es diesmal anders laufen würde, und dennoch konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass dieser Plan gewaltig schiefgehen würde.
»Cara!«, rief Shane. »Leg einen Zahn zu! Du kommst noch zu spät!«
Ein paar Sekunden später eilte Cara die Treppe herunter und trug nun ein anderes Outfit als das, welches sie noch bei meiner Ankunft vor knapp zehn Minuten angehabt hatte. »Was denkst du? Konservativ genug?«
Sie zupfte mit zitternden Händen am Saum ihres Jeansrocks. Noch nie hatte ich sie so nervös gesehen.
»Babe.« Shane zog sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf
die Stirn. »Es wird schon alles klappen.«
Cara begann in ihrer riesigen Handtasche nach einem Lipgloss zu suchen. Manche Leute rauchten oder kauten an ihren Nägeln – Cara trug Lipgloss auf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass sie mich angerufen hat«, sagte sie und betupfte zitternd ihre Lippen. »Wir haben seit vier Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Ich war mir sicher, dass sie mich hasst.«
»Ihr wart jahrelang die besten Freundinnen«, versicherte ihr Shane. »Du weißt, dass sie dich niemals wirklich hassen könnte.«
Ich hätte es niemals zugegeben, aber ich war wahrscheinlich nervöser als Cara. »Geh es einfach gelassen an, okay?«, sagte ich und umarmte sie. »Denk dran, dass es eine Überraschung sein soll, also darfst du dir absolut nichts anmerken lassen.«
Cara schien sich ein wenig zu beruhigen und grinste gespielt arrogant. »Ein bisschen Vertrauen in meine Kunst bitte«, sagte sie. »Schließlich bin ich eine preisgekrönte Schauspielerin.«
»Aber nur in einer Seifenoper«, scherzte ich, als ob das weniger wert wäre. Seit sie für ihre Rolle eine Auszeichnung als beste Nebendarstellerin gewonnen hatte, zog ich sie gnadenlos damit auf. Sie liebte es. Denn sie wusste genau, wie stolz ich in Wirklichkeit auf sie war.
»Sei nett, oder ich werde alles ausplaudern«, drohte sie. Cara gab Shane einen letzten Kuss und stieg dann in ihr Auto. Sobald das Dach unten war und sie sich einen Schal um den Kopf gebunden hatte, um ihre Frisur zu schützen, warf sie Shane und mir einen Luftkuss zu. »Wir werden Val sehen!«, quietschte sie, während sie davonbrauste.
Wir sahen ihr nach, bis der Wagen hinter einer Kurve verschwand, dann drehte sich Shane zu mir um. »Bist du bereit?«
Ich spürte, wie ich zu grinsen begann. Ich war so bereit, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht gewesen war. Sechs Monate voll harter Arbeit – und heute würde ich die Früchte ernten. Zumindest hoffte ich das.
Shane und ich stiegen in meinen Wagen. Cara würde mit Val zu Mittag essen, doch Shane und ich mussten jetzt schon ins Studio für den Soundcheck. Heute war der Tag. Endlich würde ich Val wiedersehen.
Shane sagte nichts dazu, dass mein Knie auf dem ganzen Weg ins
Studio unkontrolliert zuckte. Er schwieg auch, als ich nervös auf und ab lief, während wir im Backstage-Bereich darauf warteten, Val zu überraschen. Er zog zwar eine Augenbraue in die Höhe, als ich auf das Essen vom Catering verzichtete – obwohl das Studio in dieser Hinsicht für uns in die Vollen gegangen war – ließ mich ansonsten aber auch weiterhin so tun, als wäre mit mir alles in Ordnung. Es war Embry, der mich schließlich entlarvte.
Sobald ich ein paar Songs geschrieben hatte, mussten Shane und ich eine Band finden, die uns dabei half, ein Demotape aufzunehmen. Wir hatten die fantastische Coverband kontaktiert, die auf meinem Geburtstag gespielt hatte – und fanden sie schließlich so gut, dass wir sie baten, die offizielle Band meines Soloalbums zu werden. Sie waren begeistert, und wir hatten im Aufnahmestudio einfach großartige Arbeit abgeliefert. Ohne mir selbst auf die Schulter klopfen zu wollen … aber mein neues Album war der Hammer. Die Zukunft würde noch einige Grammys für mich bereithalten.
»Entspann dich, Alter«, sagte Embry grinsend, als er sah, wie ich an meinem Daumennagel herumkaute, dann setzte er sich zu mir auf eines der Sofas im Wartebereich.
Ich bemühte mich, still zu halten, doch als der große Fernseher an der Wand vor mir von einem Standby-Bild zu einer Liveübertragung wechselte, schoss meine Aufregung noch weiter in die Höhe. Scheiß drauf,
dachte ich und machte mich wieder daran, meine Fingernägel bis zum Nagelbett abzukauen. Immer noch besser, als am ganzen Körper zu zittern und die Jungs genau sehen zu lassen, wie
fertig ich gerade war.
»Ja, klar. Ich bin entspannt.«
Embry lachte auf. »Nein, du bist erbärmlich. Du machst all das hier für eine Tussi, die nicht mal mit dir schlafen wird? Und dann hast du auch noch Angst vor ihr.«
Ich verdrehte die Augen, lächelte jedoch. Embry war cool. »Du bist nicht gerade hilfreich, du Idiot.«
Embry nickte in Richtung des Fernsehers, wo die Königin der Nachmittagstalkshows irgendeinen Mist über einen langweiligen Blog erzählte, den sie entdeckt hatte. »Und was machst du, wenn dieses Mädchen schon vergeben ist?«
Ich atmete tief aus. Zumindest das
stellte kein Problem dar. »Sie
ist nicht verheiratet. Das hat Google mir verraten.«
Embry warf mir einen skeptischen Blick zu. »Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sie solo ist. Was, wenn sie einen festen Freund hat, den sie irre liebt?«
Darüber machte ich mir bereits selbst Sorgen, aber ich würde den Teufel tun und Embry das wissen lassen. »Hat mich vor vier Jahren auch nicht aufgehalten«, sagte ich, mit viel mehr Überzeugung, als ich wirklich empfand. »Wenn sie mit jemandem zusammen ist, zeige ich ihr einfach, dass ich besser bin, und warte, bis sich der Typ von selbst erledigt hat. So, wie beim letzten Mal. Es wird nicht lange dauern.«
Embry sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Als ich keinen Rückzieher machte, schüttelte er lachend den Kopf. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein arroganter Mistkerl bist?«
Die Beleidigung ließ mich stolz grinsen. »Heute noch nicht.«
Ich wollte noch etwas anderes sagen, aber da erschien Val auf dem Fernseher vor mir, und mein Mund war mit einem Mal zu trocken, um zu sprechen.
Die Frau auf dem Bildschirm war nicht mehr das Mädchen, an das ich mich erinnerte. Val trug einen lilafarbenen Bleistiftrock und einen dazu passenden Blazer mit einer weißen Bluse darunter. Die High Heels, die sie anhatte, ließen ihre langen, wohlgeformten Beine noch verlockender aussehen – anscheinend spielte sie immer noch viel Volleyball. Aus ihrer eleganten Hochsteckfrisur lösten sich ein, zwei vorwitzige Locken, und sie trug immer noch den gleichen verdammten V-Anhänger um den Hals.
Val wirkte wie eine sexy Geschäftsfrau und bewegte sich mit einer Selbstsicherheit, die sie damals noch nicht gehabt hatte. Sie war immer schon selbstbewusst gewesen, aber jetzt war es mehr als das. Es war, als hätte sie genau verstanden, wer
sie war und was
sie wollte. Sie sah aus wie jemand, der nicht mehr aufzuhalten war. Val war wunderschön. Strahlend. So viel atemberaubender als beim letzten Mal, als ich sie gesehen hatte.
Embry murmelte etwas vor sich hin. Ich musste schmunzeln, als ich sah, wie er den Bildschirm mit vor Überraschung weit aufgerissenen Augen anstarrte. »Nicht das, was du dir vorgestellt hast?«
Embry schüttelte den Kopf, ohne den Blick von Val zu nehmen. »Nicht mal annähernd«, sagte er. »Diese Frau ist anders als all die anderen, mit denen du zusammen warst.«
Seine Bemerkung ließ mich lächeln. Darum ging es ja gerade.
Auf dem Bildschirm saß Val nun auf einem Sofa und lächelte, als wäre sie vollkommen sorgenfrei, während Connie Parker der Welt ihre Geschichte erklärte. Sie wirkte so … zufrieden.
Wieder stieg die Angst in mir hoch, dass sie einen festen Freund im Publikum sitzen hatte, den sie liebte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wenn das wirklich der Fall sein würde. Ich wollte, dass sie glücklich war, aber ich brauchte eine zweite Chance mit ihr. Und ich hatte mir die letzten sechs Monate eingeredet, dass ich sie auch bekommen würde.
Die Jungs in meiner Band wussten alle über Virgin Val Bescheid. Sie hatten sich sogar den Film angesehen. Dennoch lachten alle hysterisch, als Connie Vals Video zeigte – das, in dem sie auf einem Tisch in der Schulkantine stand und verkündete, Jungfrau zu sein. Ich lachte nicht, musste aber breit grinsen. Ich liebte dieses alberne Video.
Nachdem es vorbei war, begann Val ihre Geschichte zu erzählen. Sie war absolut einnehmend. Mit jeder Sekunde ihres Interviews wurde ich nervöser – und wünschte mir immer verzweifelter, sie endlich wiederzusehen. Ich musste mit ihr reden, sie berühren, sie wieder in meinem Leben haben.
Ich hielt das Warten kaum noch aus.
Als Connie Val sagte, dass sie ihre leibliche Mutter gefunden hatten, war ich vollkommen überrascht.
»Whoa«, murmelte Shane und ließ sich neben mir auf das Sofa fallen.
Ich konnte nur nicken. Wenn es mir schon so ging, wie mochte sich dann erst Val fühlen?
»Sieh sie nur an. Sie ist kreidebleich.«
»Wusstest du, dass sie ihr heute ihre Mutter vorstellen würden?«, fragte Embry.
Ich schüttelte den Kopf.
»Denkst du, sie haben ihr gesagt, dass du hier bist?«
Zum ersten Mal seit Beginn des Interviews riss ich meinen Blick
vom Fernseher los und sah Embry an. »Ich weiß, dass sie es ihr nicht gesagt haben. Sie wollten sie überraschen und haben mich gebeten, niemandem etwas zu verraten. Cara musste sie sogar beim Mittagessen anlügen und so tun, als würde sie nicht mehr mit mir reden, damit Val keinen Verdacht schöpft.«
Embry schüttelte lachend den Kopf. »Was haben die mit ihr vor? Wollen sie Val umbringen? Die arme Frau. Sie wird komplett überrumpelt.«
Der Gedanke war mir vorher noch gar nicht gekommen. Sie zu überraschen hatte lustig geklungen, aber was, wenn es zu viel war? Was, wenn sie nicht damit umgehen konnte, mich wiederzusehen, nachdem man sie schon vollkommen mit ihrer leiblichen Mutter erschüttert hatte? Die Beziehung zwischen Val und mir war bestenfalls als heikel zu bezeichnen – wenn wir denn überhaupt eine hatten. Was, wenn die dämliche Connie Parker gerade meine Chancen ruiniert hatte?
»Alter, ihre Mutter ist scharf.«
Ich wusste nicht, welcher meiner Bandkollegen das gesagt hatte, aber er hatte recht. Die Original-Valerie sah meiner Val ziemlich ähnlich, nur dass meine Val in jeder Hinsicht besser war. Meine Val war die neue und verbesserte Version ihrer Mutter. Vals Mom war wie ein netter, sportlicher Audi, doch Val war der neue Aston Martini Vanquish.
»Ugh«, stöhnte einer meiner Kameraden und verzog angewidert das Gesicht über so viel zur Schau gestellte Emotionen, während sich Val und ihre Mutter in den Armen lagen und weinten. »Ich hasse solche Talkshows. Bei Jerry Springer prügeln sie sich wenigstens, statt zu heulen.«
Die Jungs stimmten alle zu. Ich auch, obwohl es die Heulerei wert sein würde, wenn ich dafür Val wiedersah.
Schließlich beruhigten sich die beiden wieder ein bisschen und Connie Parker sagte: »Also, Val, du hast vor Kurzem in Stanford deinen Abschluss in VWL und Politikwissenschaften gemacht, richtig?«
Vals Lächeln war so stolz. Sie strahlte regelrecht, als sie nickte. »Ja.«
»Herzlichen Glückwunsch! Das ist ja an sich schon eine ziemliche
Leistung.«
»Vielen Dank. Ich mache jetzt aber nur eine kleine Pause. Im Herbst beginnt mein Master-Programm.«
Wieder musste ich lächeln. Meine kleine Intelligenzbestie ging immer noch zur Schule. Shane und ich waren nicht weiter überrascht, die anderen Jungs schon. Alle lachten, und Embry stieß mich mit dem Ellbogen an. »Stanford?«, fragte er. »Zwei abgeschlossene Studiengänge und ein Master-Programm? Politik? Was zum Teufel hat sie nur jemals in dir gesehen?«
»Halt die Klappe.«
»Es wäre Ihnen zuzutrauen«, sagte Connie Parker auf dem Bildschirm. »Virgin Val als erste weibliche Präsidentin.«
»Klingt ganz gut, oder?«, stieg Val in den Scherz mit ein.
»Ich meine, ich verstehe, was dich an ihr reizt«, fuhr Embry fort, während er Val kritisch musterte. »Aber es ist kein Wunder, dass du heute so ein Wrack bist. Die ist einfach für jeden Kerl zu viel Frau. Selbst für den großen Kyle Hamilton. Viel Glück, Alter. Du wirst es brauchen.«
Wieder lachten die Jungs, aber diesmal machte ich nicht mit. Embrys Scherz darüber, nicht gut genug für Val zu sein, hatte mich tiefer getroffen, als ich zugeben wollte. Ich hatte in meinem Leben viel erreicht, aber ich befand mich auf einem vollkommen anderen Weg als sie. Wir waren so unterschiedlich. Wir hatten ganz andere Ziele, stammten aus verschiedenen Welten. Mir war bereits klar, dass ich sie nicht verdiente. Vielleicht machte ich mir nur vor, dass sie mit jemandem wie mir zusammen sein sollte.
Endlich steuerte Connie die Unterhaltung in die Richtung, auf die ich ungeduldig gewartet hatte. »Okay, Val, ich frage das jetzt wirklich nur ungern, aber ich muss … sind Sie noch Jungfrau?«
Natürlich bestätigte Val das. Mir war vollkommen klar, dass sie es tun würde. Sie war unverheiratet, und ich wusste, dass sie sich treu geblieben sein musste. Es war die Antwort auf die nächste Frage, die mich den Atem anhalten ließ.
»Und gibt es momentan einen besonderen Mann in Ihrem Leben?«
»Momentan nicht, nein.«
Ich atmete so laut aus, dass mich die Jungs auslachten. Ich
ignorierte ihre Sticheleien und beobachtete Val.
»Ich hatte mit dem Studium und F is for Family
so viel zu tun, dass nicht viel Zeit zum Ausgehen blieb.«
Nicht nur unverheiratet, sondern sogar Single.
Und so wie es klang, ging sie nicht mal viel aus. Es hatte nichts Ernstes gegeben. Wie war das möglich? Selbst mir
war es einmal gelungen, eine längere Beziehung zu führen.
Egal. Das Wie
spielte keine Rolle. Sie hatte keinen Freund. Das bedeutete, dass ich eine Chance hatte.
»Eine Schande«, sagte Connie.
»Ja, wirklich eine Schande«, scherzte Shane, was die anderen wieder zum Johlen brachte. Ich stieß ihm mit dem Ellbogen in die Rippen.
Connies Lächeln verriet mir, was als Nächstes kommen würde. Ich sprang vom Sofa auf und begann auf und ab zu gehen. »Was ist denn eigentlich aus diesem einen Kerl geworden? Wie hieß er noch? Kyle irgendwas?«
Ich erstarrte und wartete mit angehaltenem Atem auf Vals Reaktion.
Der tosende Beifall des kleinen Studiopublikums, der bei der Erwähnung meines Namens aufwallte, überraschte mich. Nicht, dass die Fans nicht immer für mich jubeln würden, aber das hier war etwas anderes. Sie jubelten nicht für mich, sondern für uns beide – für Val und mich. Vier Jahre später war die Welt immer noch genauso in die Vorstellung von uns beiden als Paar verliebt wie zu Beginn unserer Geschichte.
Dieser Jubel war meine erste dringend benötigte Ermutigung. Die zweite war Vals Gesichtsausdruck. Es gab einen Sekundenbruchteil, in dem eine Emotion in ihrem Gesicht aufblitzte, bevor sie ihren Ausdruck wieder glättete. Aber was für eine Emotion war es gewesen? Angst? Überraschung? Aufregung? Ich konnte es nicht sagen.
»Man kann wohl Virgin Val nicht interviewen, ohne Kyle Hamilton zu erwähnen«, sagte sie. Es klang humorvoll, aber sie war nicht mehr annähernd so gefasst, wie sie es am Anfang der Sendung gewesen war.
Sie war nervös. Aber war das gut oder schlecht?
»So ist es wohl«, sagte Connie. »Aber Sie scheinen es ganz gelassen zu nehmen, Val. Also, stehen Sie beide noch in Kontakt?«
Val schüttelte den Kopf. »Ich bin lange vor dem Ende seiner ›S is for Sex‹-Tour nach Stanford gegangen. Vor seiner Abreise haben wir uns vertragen, doch nie wieder miteinander gesprochen.«
War es Bedauern, was ich in ihrer Stimme hörte? Oder bildete ich mir das nur ein?
»Ich bin sicher, dass er mich längst vergessen hat.«
Das brachte mir eine erneute Runde von Sticheleien meiner Bandkollegen ein. Diesmal lachte ich sogar mit. Es war unmöglich, Val zu vergessen. Natürlich war es mir gelungen, sie für ein paar Jahre in den Tiefen meines Gedächtnisses zu vergraben, aber komplett vergessen könnte ich sie niemals. Niemand konnte Val vergessen.
»Wie man hört, war er eine ganze Weile mit jemandem zusammen. War sogar verlobt.«
Danke, Connie! Sie sprach das unangenehme Thema an, damit ich es nicht tun musste, und ließ mich Vals Reaktion darauf sehen. Ich schwor mir, nie wieder etwas Schlechtes über Nachmittagstalkshows zu sagen.
Val musste schlucken. Warum? Was dachte sie?
»Das habe ich auch gehört.«
Ihre Antwort war zu vage. Ich wollte mehr, und Connie, die Gute, sorgte dafür. »Dann bestimmt auch, dass es eine ziemlich schlimme Trennung war?«, hakte sie nach. »Sie hat ihm das Herz gebrochen.«
Vals Lächeln verschwand. »Das habe ich ebenfalls gehört«, gab sie zu. »Aber meiner Erfahrung nach ist an diesen Boulevardgeschichten nie viel Wahres dran, also wer weiß?«
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was in Vals Kopf vor sich ging, als sie mit den Schultern zuckte, aber mir war klar, dass sie gerade innerlich mit sich kämpfte. Wenn ich nicht bald mit ihr reden konnte, würde ich verrückt werden.
»Er und ich waren berüchtigt dafür, nicht miteinander auszukommen, aber dennoch hoffe ich, dass es nicht so schlimm war, wie es klingt. Ich hoffe, dass es ihm gut geht, wo auch immer er sich gerade befindet.«
Meine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Ich war ihr
nicht egal. Es stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Virgin Val hatte mich genauso wenig vergessen wie ich sie.
Endlich kehrte meine Zuversicht zurück. Sie schoss wie ein Blitz durch mich hindurch und sorgte dafür, dass ich vor Vorfreude fast platzte. Es mochten vier Jahre vergangen sein, doch Val war immer noch Val. Und Virgin Val hatte immer eine Schwäche für Kyle Hamilton gehabt.
Und jetzt würde sie sich auf etwas gefasst machen müssen, denn ich war nicht mehr der Kyle Hamilton, den sie gekannt hatte. Genau wie sie war auch ich erwachsener geworden und hatte ein paar Dinge gelernt. Dieses Mal war ich bereit für sie.
Das Spiel beginnt,
dachte ich, als Connie rief: »Kommen Sie raus, Kyle!«