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V steht für Valerie
Mein ganzer Körper kribbelte vor Energie, als ich das Studio betrat.
Das Rufen meiner Fans half mir, mich zu konzentrieren. Sie brachten mich in gewisser Hinsicht zu mir zurück. Ich war wieder auf einer Bühne. Vor einem Publikum. Ich war zu Hause. Ich grinste für die jubelnden Frauen und warf ihnen Luftküsse zu, während ich mich innerlich darauf vorbereitete, Val in die Augen zu sehen.
Ich schlenderte zu Connie und bemühte mich, dabei so viel Selbstbewusstsein wie möglich auszustrahlen. Ich wusste, dass es wahrscheinlich arrogant wirkte, aber ich durfte auf keinen Fall Unsicherheit zeigen. Ich war Kyle Hamilton. Ich war in der Lage, mit jeder Frau umzugehen, selbst wenn es sich um die berühmt-berüchtigte Virgin Val handelte.
Nachdem mir Connie die Hand geschüttelt und mich in ihrer Show willkommen geheißen hatte, zog ich Val auf die Beine und gab ihr eine innige Umarmung, bevor sie die Gelegenheit hatte, etwas zu sagen oder zu tun. Ich zog sie so fest an mich, dass sie mit absoluter Sicherheit meinen wild pochenden Herzschlag spüren konnte.
Sie zitterte leicht, als sie meine Umarmung sanft und zögerlich erwiderte. Ich streichelte ihr über den Rücken, um sie zu beruhigen, und Val schmiegte sich an mich. Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und stieß ein leises Seufzen aus. Ich bezweifelte, dass sie sich dessen überhaupt bewusst war.
Plötzlich drängte jedes Gefühl, das ich für Val empfand – und das waren einige –, an die Oberfläche. Ich fühlte mich wieder lebendig. So wie früher. Val löste etwas in mir aus, das ich nicht ignorieren oder gar kontrollieren konnte. Das hatte sie immer schon getan.
Als Val und ich uns voneinander lösten, zwang ich mich dazu, mich erneut zu konzentrieren. Das war nicht leicht. Sie hatte mein Gehirn vollkommen vernebelt.
Ich musste mich zusammenreißen.
Ihre leibliche Mutter stand ebenfalls auf und starrte mich fasziniert an. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen«, sagte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. »Vielen Dank, dass Sie meine Lieblingsjungfrau zur Welt gebracht haben.«
Die Frau brach in Tränen aus, doch ich nahm an, dass es sich um Freudentränen handelte, denn sie lachte dabei. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen danken soll für Ihre Mitwirkung daran, meine Tochter wieder zurück in mein Leben zu bringen«, sagte sie, »oder Ihnen für die Art und Weise, wie Sie sie behandelt haben, eine Ohrfeige verpassen soll.«
Ich konzentrierte mich darauf, zu lächeln, um nicht die Augen zu verdrehen. Mir war damals oft vorgeworfen worden, mich Val gegenüber rücksichtslos verhalten zu haben, aber ehrlich gesagt wusste ich nicht, was daran so falsch gewesen sein sollte. Val hatte immer gewusst, dass ich sie nur neckte. Denke ich. Sie hatte sich trotzdem in mich verliebt, also konnte es ja nicht so schlimm gewesen sein. »Wenn ich die Wahl habe«, sagte ich und zwang mich zu einem Lachen, »würde ich das Dankeschön bevorzugen. Ich habe schon mal live im Fernsehen eine Ohrfeige bekommen, und das hat gar keinen Spaß gemacht.«
Okay, vielleicht war ich gelegentlich doch ein bisschen gemein gewesen.
Aber egal. Sie mochte mich trotzdem noch.
Val und ihre Mutter rutschten zur Seite, damit ich mich neben Connie setzen konnte. Val rutschte für meinen Geschmack ein bisschen zu weit weg, also zog ich sie an mich, um jeden Abstand zwischen uns zu schließen. Sie warf mir einen verwirrten Blick zu, der mir genau verriet, was ich für eine Wirkung auf sie hatte.
Ich grinste und zog sie eng an meine Seite. Val versteifte sich, als ob ich sie nervös machen würde, aber das war mir egal. Es fühlte sich richtig an. Es war Jahre her, doch die Chemie zwischen uns stimmte noch immer.
Ich gab ihr einen federleichten Kuss auf die Schläfe und flüsterte: »Es ist viel zu lange her, Val.« Ich war mir selbst nicht sicher, ob ich sie damit beruhigen oder aufwühlen wollte.
Da räusperte sich Connie, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. »Also, Kyle, Val hat uns gerade gesagt, dass Sie sie sicher vergessen haben. Stimmt das?«
Connie lächelte so breit, dass es wehtun musste. Sie wirkte geradezu ekstatisch, während ihr Blick immer wieder zwischen Val und mir hin und her wanderte. Sie war offensichtlich stolz darauf, uns wieder zusammengebracht zu haben.
Ich lachte. »Connie, es gibt ein paar Menschen, die man niemals vergessen könnte.«
»Da muss ich zustimmen«, sagte sie. »Erzählen Sie uns, was Sie gerade so treiben.«
»Also, demnächst kommt erst mal mein Soloalbum heraus, aber abgesehen davon lasse ich es ruhig angehen.« Ich drückte Val bedeutungsvoll und fügte hinzu: »Ich warte auf die richtige Frau, die einen ehrbaren Mann aus mir macht.«
Connie platzte fast vor Zufriedenheit. Selbst das Publikum schmolz dahin. Ich versuchte, Vals Reaktion abzuschätzen und bemerkte kleine rosafarbene Stellen auf ihren Wangen – sie war errötet. Das war ein gutes Zeichen.
»Dann wollen Sie also sesshaft werden?«, nahm Connie meine Vorlage auf.
»So was in der Art.« Ich grinste. Wir sprachen darüber, zur Ruhe zu kommen, doch innerlich wurde ich immer aufgeregter.
Mein Blick wanderte wieder zu Val. Sie hatte einen Hauch von Parfüm aufgelegt. Es war gerade genug, um in mir das Verlangen zu wecken, meine Nase an ihrem Hals zu vergraben und ihre Haut zu schmecken. Es war zum Verrücktwerden.
Ihre Lippen sahen so weich aus. Wenn ich nicht schnell etwas unternahm, würde ich sie küssen. Das durfte ich nicht zulassen. Das letzte Mal, als ich sie vor Kameras geküsst hatte, war sie furchtbar wütend auf mich geworden.
Ich griff über ihren Schoß und zog ihre Hand in meine. Ich brauchte diese Ablenkung. Sie keuchte überrascht auf, doch es waren nicht unsere ineinander verschränkten Hände, die sie schockierten – sondern das Armband an meinem Handgelenk.
Ganz genau, Virgin Val!
»Was ist das?«, fragte sie und betastete das schwarze Lederband mit dem kleinen A-Anhänger daran.
Ich grinste und genoss ihre Reaktion. »Erkennst du es nicht? Das hast du mir mal vor langer Zeit gegeben.«
»Ja, ich erkenne es.«
Ihr Blick wurde gedankenverloren, als ob sie sich etwas ins Gedächtnis rief. Bestimmt dachte sie an den Tag des Herbstfests der Huntington High, als sie mir das Armband gegeben hatte. Es war mehr als Scherz gemeint gewesen und ein Versuch von ihr, etwas Abstand zwischen uns zu schaffen. Sie hatte wohl gar nicht gemerkt, dass ich es damals behalten hatte.
Als sie mir vor vier Jahren das Armband gegeben hatte, war ich wütend gewesen, weil sie nicht beim Konzert erschienen war und so meinen Song verpasst hatte. Die Abfuhr hatte geschmerzt. An diesem Abend hatte ich mir vorgenommen, sie herumzukriegen. Ich wollte sie verführen, ihr die Unschuld nehmen und ihr dann meinen Triumph unter die Nase reiben. Als Rache dafür, dass sie meinen Stolz verletzt hatte.
Doch irgendwann hatte sich mein Wunsch nach Rache in echte Gefühle gewandelt, und das Armband war für mich unbezahlbar geworden. Ich hatte es mit auf die »S is for Sex«-Tour genommen und es bei jedem einzelnen Konzert in der Hosentasche dabeigehabt – bis ich es kurz vor Ende der Tour verloren hatte.
Mein Mund verzog sich zu einem Grinsen, als wir beide auf das Armband starrten. Nach allem, was Val und ich zusammen durchgemacht hatten – nachdem ich sie weggestoßen und verloren hatte, weil ich ihr Spiel nicht hatte mitmachen wollen –, gab ich ihr nun letztendlich genau das, was sie immer gewollt hatte.
Welch Ironie.
»Acht Monate bisher«, gab ich zu.
Zuerst verstand Val nicht. »Acht Monate wovon?«, fragte sie.
Die Idee, dass ich enthaltsam lebte, war für sie so unmöglich, dass sie nicht verstehen konnte, was ich da gerade sagte. Also musste ich es ihr erklären. »Hast du es noch nicht gehört? Das A steht für Abstinenz.«
Ich starrte sie an, wartete darauf, dass sie es kapierte und sah den genauen Moment, in dem es Klick machte. »Du? «, keuchte sie.
Ich musste lachen. Ihr Gesichtsausdruck machte die letzten acht enthaltsamen Monate mehr als wett.
Meine gute Laune verschwand schnell, als sie weiterhin einfach dasaß und auf eine Erklärung wartete. Jetzt kam mir die Situation nicht mehr so komisch vor. Ich wollte es nicht erklären, wusste aber, dass ich es tun musste, wenn ich Val von meiner Aufrichtigkeit überzeugen wollte.
Ich biss die Zähne zusammen und zuckte mit den Schultern, als würde es keine Rolle spielen. »Es war meine Beziehung mit Adrianna. Ich habe sie geliebt, weißt du? Als wir uns getrennt haben, wurde mir klar, dass ich mit keiner anderen mehr geschlafen habe, seit ich sie getroffen hatte, und dass ich jetzt auch mit keiner anderen schlafen wollte. Diese Frau hat mich ruiniert, denn jetzt will ich mit niemandem mehr schlafen, den ich nicht liebe. Glaub mir, ich hab es versucht. Als sie mich betrogen hat, wollte ich mit einer Million Frauen schlafen, nur um es ihr heimzuzahlen, aber ich konnte es einfach nicht.«
Ich konnte nicht glauben, dass ich all das vor der ganzen verdammten Welt zugab. Meine Ex-Verlobte würde diese Sendung wahrscheinlich ebenfalls sehen und für den Rest ihres Lebens darüber lachen, dass sie mir das Herz gebrochen hatte.
Schnell schob ich Adrianna aus meinen Gedanken. Sie war mir inzwischen egal. Es spielte keine Rolle, was sie dachte. »Ich dachte, da ich es eh nicht mehr mache, kann ich auch das Armband tragen.«
Ich zwang mich dazu, Val in die Augen zu schauen. Sie hatte darauf gewartet, dass ich sie ansah. Als sich unsere Blicke trafen, starrte sie mich an, als würde sie versuchen, mir etwas Wichtiges zu sagen. Als ob mein Leben von der einen geheimen Botschaft abhing, die sie zu übermitteln hatte.
»Schön für dich, Kyle«, flüsterte sie.
Tränen stiegen ihr in die Augen, und mir wurde klar, was sie mir zu verstehen geben wollte. Sie war stolz auf mich. Ich hatte sie überrascht – sogar beeindruckt – und sie war stolz auf mich.
Ich hatte Jahre darauf gewartet, mit diesem Blick von ihr angesehen zu werden. Ich hatte damals alles versucht, um ihre Anerkennung zu gewinnen, doch es war mir nie gelungen. Ja, sie hatte Gefühle für mich entwickelt, doch respektiert hatte sie mich nie. Bis jetzt.
Meine Brust begann zu brennen. Erneut drückte ich sie an mich und brachte meine Lippen an ihr Ohr. »Ich verstehe es jetzt, Val.«
Doch bevor ich erläutern konnte, was ich damit meinte, unterbrach uns Connie. »Werden Sie heute etwas für uns spielen?«, fragte sie mich.
Und ob ich das tun würde.
Adrenalin schoss durch meine Adern. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so nervös gewesen, ein Lied zu singen. Sogar dann nicht, als ich zum ersten Mal »Cryin' Shame« aufgeführt hatte.
»Äh, ja«, sagte ich.
Unfähig, auch nur noch eine weitere Sekunde still zu sitzen, sprang ich auf und ging zu der Bühne, wo meine Band bereits wartete.
Diesmal würde alles anders werden. Dieses Lied würde Val nicht hassen. Sie würde es lieben. Die ganze Welt würde es lieben. Shane hatte bei seiner Einweihungsparty recht gehabt. Ich hatte wieder mal einen Hit geschrieben. Davon war ich überzeugt.
Es würde ein zweites »Cryin' Shame« werden. Das spürte ich in meinen Knochen. Dieser Moment, genau jetzt, war der Beginn von etwas Großem. Kyle und Val: die Fortsetzung.
Ich konnte es kaum erwarten.
Ich richtete mein Mikro und blickte auf das erwartungsvolle Publikum. Die Vorfreude der Zuschauer war genauso groß wie meine. »Ich werde die erste Single meines neuen Albums singen«, sagte ich mit einem breiten Grinsen. »Und in guter alter Kyle-Hamilton-Tradition habe ich es für eine ganz spezielle Person geschrieben, die ich einfach nicht aus dem Kopf bekommen konnte.«
Bei diesem Geständnis rasteten die Zuschauer vollkommen aus, und nachdem ich für sie gelächelt hatte, ging mein Blick zu Val. Der Ausdruck in ihrem Gesicht war unbezahlbar – er spiegelte pures Entsetzen. Lachend zwinkerte ich ihr zu und sagte: »Es heißt ›Worth Waiting For.‹«
Ich wusste, dass es furchtbar kitschig klang, doch Musik ist mein Leben. Ich lebe und atme für die Momente, in denen ich ein Mikrofon in den Händen halte und meine innersten Gedanken und Gefühle in einem Lied ausdrücken kann. Gesang ist nicht einfach nur, was ich tue. Gesang ist alles, was ich bin. Ich liebe es.
Sobald der erste Akkord erklang, verblasste alles um mich herum, und die Welt war wieder in Ordnung. Die Nervosität, die ich schon den ganzen Tag abzuschütteln versuchte, schmolz dahin, und ich öffnete meinen Mund, um zu singen. Es war ein Gefühl, als sei ich der König der Welt.
Thoughts of you runnin' through my head
Heart’s pumpin' full speed ahead
Body’s screaming to get you in bed
Need you, want you, baby gotta be mine
Come to me girl, I’m done wastin' time
You ask me to wait, don’t know if I can
Too scared to lose, I’m only a man
But I can’t let you go, can’t shut the door
Heart’s telling me you’re worth waiting for
The feel of your lips, hot breath on my skin
Touching you, touching me, I’d relish the sin
Let’s find a way for us both to win
Need you, want you, baby gotta be mine
Come to me girl, I’m done wastin' time
You ask me to wait, don’t know if I can
Too scared to lose, I’m only a man
But I can’t let you go, can’t shut the door
Heart’s telling me you’re worth waiting for
Forever I’ll wait, it’s drivin' me mad
Driven by memories I’ve not yet had
Hangin' on a promise of you and me
Hope springs eternal for things that could be
You ask me to wait, don’t know if I can
Too scared to lose, I’m only a man
But I can’t let you go, can’t shut the door
Heart’s telling me you’re worth waiting for
You ask me to wait, don’t know if I can
Too scared to lose, I’m only a man
Bring on the torture, forever and more
’Cause girl it’s true, you’re worth waiting for
Als die letzten Töne verstummten und die Musik endete, klatschte das Publikum, und ich genoss den wohligen Schauer einer perfekten Performance.
Mann, hatte ich das vermisst!
Sollte nichts anderes an dem heutigen Tag herumkommen, hatte ich zumindest meine Muse wiedergefunden. Sie war seit Reids Tod verschwunden gewesen, und eine Zeitlang hatte ich jede Hoffnung aufgegeben, mich jemals wieder wie früher zu fühlen. Als der Adrenalinrausch langsam nachließ, wusste ich, dass ich zurück war. Ich war wieder ich selbst. Bereit, mich von diesem Soloalbum in mein nächstes großes Abenteuer führen zu lassen. Ich hatte wieder eine Bestimmung, und es fühlte sich unglaublich an.
Und das alles hatte ich Val zu verdanken.
Der Gedanke an sie brachte mich mit einem Mal in die Realität zurück. Val. Wie hatte es ihr gefallen? Ich atmete tief ein und sah in ihre Richtung. Ihr Blick lag bereits auf mir. Sie saß vollkommen regungslos da, wie erstarrt. Ihre Augen waren weit aufgerissen, doch ansonsten war ihr Gesicht glatt. Entweder tat sie alles in ihrer Macht Stehende, um ihre Gedanken zu verbergen, oder sie war so schockiert, dass sie noch nicht in der Lage gewesen war, sie auszudrücken.
Gut oder schlecht? Gut oder schlecht? Gut oder schlecht?
Ich wusste nicht, was sie dachte. Wir lieferten uns ein irres Blickduell, und ich hatte nicht den geringsten Schimmer, was ihr durch den Kopf ging. Nicht auch nur den Hauch einer Ahnung.
Ich musste etwas tun. Mich bewegen oder wegsehen oder sonst etwas. Alles, außer weiter herumzustehen und sie anzustarren. Ich hob einen Finger in ihre Richtung und formte mit meinen Lippen lautlos die Worte »Für dich«.
Endlich war der Bann zwischen uns gebrochen. Val drehte sich von mir weg und tupfte mit einem Taschentuch an ihren Augen herum. Sie weinte. Ich hatte sie zum Weinen gebracht. Das musste doch ein gutes Zeichen sein, richtig? Oder war es das genaue Gegenteil?
Ich wollte gerade einen Schritt auf sie zu machen, als plötzlich Connie erschien, mich umarmte und den Song lobte. Mein Gehirn schaltete um auf Autopilot, unfähig an irgendetwas anderes als an Val zu denken, bis ich den tosenden Applaus hörte. Ich schüttelte mich aus meiner Benommenheit. Connie dankte mir für etwas. In was hatte ich eingewilligt? Es ging um eine Autogrammstunde. Jeder im Publikum hatte mein neues Album bekommen, und ich hatte gerade zugestimmt, es jedem zu signieren. Nein, nein, nein! Wenn ich damit fertig war, würde Val über alle Berge sein. Das war nicht akzeptabel.
Ich hielt mir das Mikro an den Mund, damit mich auch wirklich jeder im Raum hören konnte. »Natürlich, Connie. Ich bleibe gern noch ein bisschen und unterschreibe ein paar CDs … solange mir Virgin Val Gesellschaft leistet.« Ich schenkte den Frauen im Publikum mein bestes Lächeln. »Ich habe sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen und darf ihr nicht die Gelegenheit geben, zu schnell vor mir zu flüchten.«
Ich bekam die Reaktion, auf die ich gehofft hatte. Ganz egal, was passierte, was Val und mich anging, würden die Fans immer auf meiner Seite sein.
Ich wartete auf die Rufe und drehte mich dann grinsend zu Val um. Sie stand am anderen Ende des Raums und stellte ihre leibliche Mutter gerade ihren Eltern vor. Als sie ihren Namen hörte, drehte sie sich zu mir um. Ihr fassungsloses Gesicht brachte mich zum Lachen. Genau wie damals.
»Was sagst du, Val?«, neckte ich sie. »Hast du Lust, mit mir noch mal die gute alte Jungfrau-und-Rockstar-Sache durchzuziehen?« Es war an der Zeit, mein unwiderstehliches Schmollgesicht zu machen. »Nur dieses eine Mal? Um der alten Zeiten willen?« Ich sah zum Publikum. »Das würde euch doch bestimmt freuen, oder?«
Wieder drehten die Zuschauer komplett durch. Val blieb keine andere Wahl, als die Hände in die Luft zu werfen. »Meinetwegen«, stöhnte sie. »Du hast gewonnen. Ich bleibe.«
»Ausgezeichnet.« Ich grinste sie so breit an, dass sie lachen musste.
»Aber nur dieses eine Mal«, warnte sie.
Nicht, wenn es nach mir ginge. »Natürlich nur dieses eine Mal. Versprochen.«
Während ich für Val die Hand auf mein Herz legte, schüttelte ich Richtung Publikum den Kopf und brachte damit wieder alle zum Lachen und Johlen. Oh ja. Ich hatte das alles sehr vermisst.