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21
F steht für Fantasie
Wir standen am Pool und küssten uns, bis wir bemerkten, dass die Sonne untergegangen und wir ausgekühlt waren. Ich zeigte Val mein Bad und suchte etwas Trockenes zum Anziehen für sie. Dann bestellte ich beim Chinesen und versuchte nicht darüber nachzudenken, dass Val unter meiner Dusche stand.
Ich hatte gerade den Lieferanten bezahlt und das Essen in die Küche gebracht, als Val erschien. Sie verschwand fast in meinen Klamotten. Sie trug eine blaue Jogginghose und eines meiner liebsten Lakers-Shirts. Ihre noch feuchten Haare hatte sie zu einem lockeren Knoten gebunden. Noch nie hatte ich sie so sexy gesehen.
Sie bemerkte mein Lächeln und sah errötend an sich herunter. »Ich sehe lächerlich aus.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, du siehst sexy aus.«
»Das sagst du doch immer.«
»Weil es stimmt. Besonders jetzt.«
Sie verdrehte die Augen und ging zum Tisch, um sich das Abendessen anzusehen. Ich legte die Arme um sie und grinste. »Fühlst du dich besser?«
»Viel besser. Dank deines Duschgels rieche ich jetzt wie ein Kerl, aber wenigstens bin ich sauber.«
Ich konnte nicht anders, als an ihr zu schnuppern. Ich vergrub meine Nase in ihrer Schulterbeuge und inhalierte tief. Dann musste ich lachen. »Du hast recht. Du riechst wie ein Kerl. Das ist … seltsam.«
»Immer noch besser als nach Salzwasser und Chlor, also danke.«
»Du kannst die Dusche jederzeit benutzen. Und meine Klamotten tragen. Oder … nicht tragen. Das wäre für mich auch okay.«
Val seufzte, aber es war nicht ernst gemeint. »Wo sind die Teller? Ich kann alles bereit machen und einen Film aussuchen, während du duschst.« Sie stibitzte sich eine Nudel. »Du hast fünf Minuten, sonst fange ich ohne dich an.«
»Sklaventreiberin.« Ich seufzte ebenfalls. »So kalt, wie meine Dusche sein muss, werde ich keine fünf Minuten brauchen.«
Sie lachte, aber ich meinte es ernst.
Als ich wenige Minuten später zurückkam, fand ich Val mit der Fernbedienung in der Hand eingemummelt auf meinem Sofa. Auf dem Couchtisch standen zwei vollbeladene Teller und zwei Dosen Cola. »Ich hoffe, du bist hungrig«, sagte sie und deutete auf den Teller, auf dem sich doppelt so viel Essen befand wie auf dem anderen. »Ich wusste nicht, was du willst, also habe ich von allem etwas draufgetan.«
Ich starrte auf den Berg mit Essen und grinste sie an. »Es ist ein Anfang. Hast du einen Film gefunden?«
Ihre roten Wangen machten mich neugierig. »Hass mich nicht«, sagte sie, als ich mich neben sie setzte. »Aber ich bin zufällig darüber gestolpert, und ich hab mir immer vorgestellt, dass es bestimmt lustig wäre, ihn mit dir zu gucken.«
Ich sah auf den Fernseher und stöhnte innerlich. »V is for Virgin? Im Ernst jetzt?«
Sie errötete noch ein bisschen mehr und kaute nervös auf ihrer Lippe herum, während sie nickte. »Bitte. Hast du ihn schon gesehen?«
Diesmal stöhnte ich laut auf. »Die haben mich zum Schurken gemacht und den größten Idioten Hollywoods gecastet, um mich zu verkörpern.«
Val kicherte und startete den Film, ohne auf mein Einverständnis zu warten. »Du warst ja damals auch irgendwie der Schurke«, sagte sie. »Und ich finde das Casting perfekt.«
Gerade als sie das sagte, tauchte der eben erwähnte Idiot auf dem Bildschirm auf. »Brian Oliver?«, fragte ich gekränkt. »Du magst diesen Typen?«
Val lachte, als sie mein Schmollen bemerkte. »Hey, ich weiß, was er dir angetan hat, aber er ist ein toller Schauspieler. Er war in diesem Film echt fantastisch.«
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Sie musste mich auf den Arm nehmen. »Du machst Witze. Magst du ihn wirklich? «
Ihr Lächeln ließ ein bisschen nach und sie zuckte mit den Schultern. »Das ist gar nicht so schwer. Ohne ihn hätten wir beide vielleicht keine zweite Chance bekommen.«
Meine Erwiderung blieb mir im Halse stecken. Wie konnte ich dieser Logik widersprechen? Langsam wanderten meine Mundwinkel nach oben und verwandelten mein Schmollen in ein widerwilliges Lächeln. »Gute Antwort.« Ich sah meine Freundin an, dann wieder zum Fernseher und war dem Mistkerl fast schon dankbar.
Ich seufzte. Ich würde nun wohl einen neuen Erzfeind brauchen. »Vielleicht ist er wirklich kein allzu schlechter Kerl«, gab ich nach.
Val lachte und lehnte sich zu mir herüber, um mich zu küssen, bevor sie ihren Teller auf den Schoß nahm. Ich schnappte mir meinen eigenen und stellte überrascht fest, dass ich mich tatsächlich darauf freute, diesen Film mit Valerie zu schauen. Doch es gab noch eine Sache, die ich anmerken musste. »Aber der Kerl kann überhaupt nicht singen. Für die Lieder mussten sie ihn mit Aufnahmen von mir synchronisieren.«
Val lachte, und schließlich begannen wir mit dem Essen und dem Film. Wir aßen beide mehr als genug, und es dauerte nicht lang, bis Val einnickte. Es war immer noch ziemlich früh, aber wir hatten einen wirklich langen Tag gehabt, und ausnahmsweise herrschte nicht mal ein Fünkchen Spannung zwischen uns.
Ihr Kopf sackte auf meine Schulter, und ihre Hand löste sich aus meiner. Als mir klar wurde, dass sie schlief, stoppte ich den Film und überlegte, ob ich sie wecken sollte oder nicht. Ich wusste, dass sie es im Bett gemütlich haben würde, aber ich wusste nicht, was sie für ein Schlafarrangement im Sinn hatte. Wenn sie vorhatte, sich im Gästezimmer einzuschließen, weckte ich sie lieber nicht. Ich würde die ganze verdammte Nacht hier sitzen und die steifen Muskeln am Morgen gern ertragen.
Ich lehnte meinen Kopf an ihren und ließ meine Augen zufallen. Ich nahm mir vor, sie die ganze Nacht lang zu halten, doch es dauerte nur fünf Minuten, bis ich mich vorbeugte und Val küsste. Sie wachte auf und küsste mich instinktiv zurück, doch erst nach ein paar Minuten, war sie richtig wach. Sie lag auf dem Rücken auf dem Sofa, bevor sie vollständig zu sich kam und ihr klar wurde, dass sie eingeschlafen war. Sie hörte auf, mich zu küssen, und setzte sich auf. »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich und grinste verlegen. »Ich schätze, ich werde wohl nie so gruselig wie ein Vampir. Ich habe versucht, dich im Schlaf zu beobachten, aber offensichtlich habe ich nicht die Selbstbeherrschung dafür.«
Ich wusste, dass sie wirklich todmüde war, als ihre einzige Reaktion ein schwaches Lächeln war. »Tut mir leid«, sagte sie und rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Ein Tag am Strand schafft mich immer total.«
»Ich glaube, bei mir war es eher das ganze Baby-Drama.«
Val lachte leise auf. »Wir hatten einen echt langen Tag.«
»Den hatten wir.« Ich wollte nicht, dass der Abend schon so früh endete, aber ich konnte ihr ansehen, wie erschöpft sie war. Ich stand auf und streckte ihr meine Hand entgegen. »Komm, ich hab mehrere freie Zimmer. Du kannst dir eins aussuchen. Allerdings rate ich dir zu dem mit dem Schloss an der Tür, denn sonst wachst du vielleicht morgen nicht alleine auf.«
Ich begann Val in Richtung Flur zu ziehen, doch sie blieb stehen. Als ich mich fragend zu ihr umdrehte, lächelte sie, als hätte ich etwas Drolliges gesagt. »Ich habe nicht vor, allein aufzuwachen«, sagte sie.
Das reichte mir als Erklärung. »Du bist die beste Freundin der Welt«, sagte ich und küsste sie erneut. Nachdem das entschieden war, änderte ich den Kurs in Richtung meines Schlafzimmers und zog sie so schnell hinter mir her, dass sie lachen musste.
Ich fand eine neue Zahnbürste für sie, putzte mir selbst schnell die Zähne und schlug dann die Decke auf dem Bett zurück. Normalerweise schlief ich nur in meinen Boxershorts, aber wegen Val ließ ich meine Pyjamahose und mein T-Shirt an, als ich ins Bett kletterte.
Plötzlich vibrierte ich vor lauter Energie. Ich wusste, dass wir nur schlafen gingen, aber meinem Körper war das egal. Die Aussicht, sie in meinem Bett zu haben, ließ ihn praktisch durchdrehen.
Ich atmete tief durch und versuchte mich abzuregen. Wenn sie mitbekommen sollte, wie schwer es für mich werden würde, die Hände von ihr zu lassen, würde sie schreiend aus dem Haus rennen und mir nie wieder vertrauen.
Ich betete gerade um Selbstbeherrschung, als sich Val räusperte, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich sah auf und – heilige Scheiße!
Val hatte meinen Kleiderschrank geplündert. Sie stand in der Tür und trug nichts außer einem weißen Hemd so wie das, welches Cara in meinem Musikvideo angehabt hatte. Das Outfit sah toll an Cara aus, aber an Val mit ihren endlosen Beinen … Es raubte mir den Atem.
Ihre Hände verloren sich in den langen Ärmeln, und ich sah, dass die beiden obersten Knöpfe auf waren. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie immer noch ihr Bikinihöschen trug, aber das Oberteil fehlte eindeutig. Sie strich die Vorderseite des Hemds glatt und sah mich dann mit einem etwas verletzlichen Blick an.
Ich musste schlucken und war absolut unfähig, auch nur ein Wort rauszubringen. Was zum Teufel hatte die Frau mit mir vor?
Als wäre sie ein Sukkubus, geboren um Männer in ihren Tod zu locken, kam sie langsam auf mich zu, ohne den Blick von mir zu nehmen, bis sie am Fuß des Betts stand.
»Val«, stieß ich heiser hervor, während ich mich aufsetzte und gegen das Kopfbrett lehnte. »Was tust du …«
Mir verschlug es den Atem, als sie aufs Bett stieg und langsam zu mir hinaufkroch. Dann setzte sie sich auf meinen Schoß und ich keuchte überrascht. Sie zog mein T-Shirt hoch und über meinen Kopf. »So ging doch die Fantasie, oder?«, fragte sie, während ihre Hände auf meine nackte Brust sanken.
Ich schloss die Augen und krallte mich ins Laken unter mir, so fest, dass meine Finger brannten. »Verdammt, Val.« Es klang wie ein verzweifeltes Flehen. Mein ganzer Körper begann zu zittern, während ich um meine Zurückhaltung kämpfte.
Ihre weichen Hände legten sich auf meine Wangen, und ich spürte, wie ihre Lippen über meine streiften. »Du warst diesen Sommer ein sehr braver Junge, Kyle«, flüsterte sie. »Du verdienst eine kleine Belohnung.«
Sie spielte mit dem Feuer, und sie vertraute mir viel zu sehr.
Als ich nicht antwortete, stieß sie meine Lippen leicht an und zwang sie, sich zu öffnen. Und dann küsste sie mich leidenschaftlicher als jemals zuvor. Während ihre Zunge in meinen Mund eintauchte und sie gleichzeitig mit meinen Haaren zu spielen begann, verlor ich die Kontrolle. Ich schlang meine Arme um sie und ließ unsere Körper eins werden.
Meine Küsse wurden wild und unbeherrscht. Meine Hände wanderten von ihren nackten, weichen Oberschenkeln über ihre Hüften bis unter das Hemd, das sie trug. Dort streichelten sie ihren Rücken und strichen schließlich sanft über die Seiten ihrer nackten Brüste.
Sie erschauerte und stieß ein leises Wimmern aus, doch sie stieß mich nicht weg. Sie sagte mir nicht, dass ich aufhören sollte. Sie war genauso überwältigt wie ich, und gnade mir Gott, ich würde mich nicht bremsen.
»Val«, flehte ich. »Du musst aufhören.«
»Schon okay, Kyle«, keuchte sie. Ihr Atem ging genauso stoßweise wie meiner. »Ich bin okay. Wir sind okay.«
»Verdammt, Val, ich bin nicht okay!«
Sie sah mich erschrocken an, doch ich presste schnell meinen Mund wieder auf ihren, zog ihr Becken gegen meines und wieder keuchte sie auf. Ich wusste, dass ich aufhören sollte, tat es aber nicht. Ich konnte nicht aufhören. Ich hatte jegliche Kontrolle verloren.
»Ich brauche dich«, knurrte ich. Es war Warnung wie Ankündigung zugleich. »Und in etwa zwei Sekunden werde ich mir nehmen, was ich brauche, außer du stoppst mich.«
Endlich kam sie wieder zu Sinnen. »Okay«, sagte sie und kletterte von meinem Schoß.
Dann zog sie nervös die Knie an die Brust und schlang ihre Arme um sich, während ich versuchte, mich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es dauerte wirklich lange. Mir war nicht klar, dass sie bestürzt war, bis sie »Es tut mir leid« flüsterte und ich das Schluchzen in ihrer Stimme hörte.
Ich legte mich hin und zog sie mit mir. »Braucht es nicht«, sagte ich, während ich Val an mich schmiegte und meine Arme um sie legte. »Mir tut es nicht leid. Du hast keine Ahnung, wie viel mir das, was du gerade getan hast, bedeutet.«
»Trotzdem. Es tut mir leid, dass ich dir nicht mehr geben kann.«
Ich küsste ihre Stirn und verschränkte unsere Finger auf meiner Brust ineinander. »Es ist genug«, versprach ich. »Heute Abend war es genug. Und jetzt schlaf etwas, Val.« Schließlich entspannte sie sich in meiner Umarmung, und während ich sie erneut drückte, flüsterte ich: »Ich liebe dich, Virgin Val Jensen.«
Schniefend flüsterte sie zurück: »Ich liebe dich auch, Kyle.«