In einem vorherigen Abschnitt hatte ich die Casino-Anekdote aus meiner Vergangenheit erzählt. Doch was hat das mit der Börse zu tun? Eine ganze Menge! Dauerhaft profitabel kann nur derjenige handeln, der einen signifikanten Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern hat und weiß, wie er diesen Vorteil für sich zunutze macht.
Der Vorteil meines Handelssystems ist alleine der Trend. Wenn ich zum Beispiel einen Aufwärtstrend analysiere, ist auf den ersten Blick auffällig, dass die Impulsbewegungen, die in Trendrichtung verlaufen, größer und stärker sind als die Korrekturbewegungen. Der einzige Grund, weswegen Trends entstehen, ist, dass mehr Käufer als Verkäufer im Markt aktiv sind. Wenn ich bei einem Aufwärtstrend bleibe, ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Trend fortgesetzt wird, etwas größer, als dass er bricht. Jeder einzelne Trade kann gewinnen oder verlieren, ganz egal, wie gut ein Händler analysiert – und genau darauf kommt es an. Der erfolgreiche Trendhändler lebt nicht vom einzelnen Trade, sondern von der Summe aller Trades. Niemand hat es in der Hand, ob ein Geschäft im Profit oder im Verlust schließt. Das ist die wichtigste Erkenntnis, die ein Händler verstanden haben muss. Es kommt auf den Vorteil an, den man mit dem Trendhandel gegenüber anderen Marktteilnehmern generiert. Wie schon gesagt: Rein statistisch gesehen ist es immer etwas wahrscheinlicher, dass ein Trend seine Richtung fortsetzt, als dass er endet.
Es muss nicht immer ein markttechnischer Vorteil sein, den ein Händler gegenüber seinen Konkurrenten hat. Auch ein statistischer Vorteil kann dazu dienen, auf lange Sicht eine profitable Trefferquote zu generieren. Ein statistischer Vorteil könnte beispielsweise die immer wiederkehrende saisonale Schwankungsbreite in einem Rohstoffmarkt sein. Es ist essentiell wichtig, überhaupt einen Vorteil im Markt zu haben. Nur so kann man dauerhaft bestehen.
Nehmen wir einmal an, wir hätten einen Würfel, der wie jeder normale Würfel sechs Seiten hat, allerdings nicht mit Zahlen, sondern mit den Farben Rot und Schwarz auf jeweils drei Seiten verteilt. Bei Rot würden wir gewinnen und bei Schwarz verlieren. Würden wir mit diesem Würfel 100-mal würfeln, hätten wir wahrscheinlich auf die Summe der Versuche gesehen keinen Gewinn. Jetzt stellen wir uns aber vor, der Würfel hätte sieben Seiten, vier Mal Rot und drei Mal Schwarz. Würden wir diesen Würfel ein einziges Mal werfen, könnte es sein, dass wir verlieren, obwohl die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen höher liegt. Selbst bei zehn Versuchen könnte es sein, dass wir dennoch verlieren. Doch bei 100 Versuchen hätten wir definitiv einen positiven Erwartungswert, d.h. eine Trefferquote von über 50 Prozent und darauf kommt es letztendlich an. Dieses Vorteilsprinzip kann auf sämtliche Strategien angewendet werden, wobei die meisten Strategien kaum einen Vorteil generieren.
Es muss nicht immer ein markttechnischer Vorteil sein, allerdings befasst sich mein Handelsstil ausschließlich mit diesem, was aber nicht heißen soll, dass andere Systeme nicht funktionieren.