Wie anfangs beschrieben basiert mein Handelssystem auf der Trendfolgelogik. Die Idee ist vom Prinzip her sehr einfach, jedoch gibt es bei solchen Handelssystemen eine ganze Menge Feinheiten zu beachten. Vor allem kommt es darauf an zu erkennen, wie die einzelnen Trends der Zeiteinheiten miteinander verschachtelt sind. Den größten Fehler den Anfänger beim Trendhandel begehen, ist, dass sie sich auf eine Zeiteinheit festlegen, beispielsweise auf den Stundenchart, und nur in dieser Zeiteinheit versuchen, einem Trend zu folgen. Solche Händler denken nur soweit, wie sie sehen können. Warum? Wenn ich beispielsweise im Stundenchart einen Aufwärtstrend identifiziert habe, kann es sein, dass dieser Aufwärtstrend nur einen Korrekturast in einem übergeordneten Abwärtstrend darstellt, siehe Abbildung.
Deswegen ist es umso wichtiger, sämtliche Zeiteinheiten zu analysieren und die Trendverläufe zu identifizieren. Man kann davon ausgehen, dass Trends in höheren Zeiteinheiten eine größere Signifikanz haben als in kleineren. Trendverläufe in kleineren Zeiteinheiten können zufällig erfolgen und haben oft keine Bedeutung. Viele Anfänger würden den Korrekturast, der in der rechten oberen Abbildung skizziert ist, als Aufwärtstrend identifizieren und eine Longposition auf steigende Kurse eingehen. Doch diese Bewegung stellt lediglich eine Korrekturbewegung ein einem intakten Abwärtstrend dar.
In der nächsten Abbildung sind mehrere Trendmuster abgebildet, die ich etwas näher erläutern möchte.
Die linke obere Skizze stellt einen klassischen Aufwärtstrend dar, ohne Berücksichtigung höherer Zeiteinheiten. Dieser gilt als Basis für meinen Trendhandel.
Bei der rechten oberen Skizze ist darauf zu achten, dass bei der Bewegung, die ein steigendes Dreieck darstellt, nur eine Position eröffnet wird, wenn der übergeordnete Trend ebenfalls long gerichtet ist. Man spricht hier von einer Trendverschachtelung.
In den beiden unteren Abbildungen wird die Position nach dem Einstieg verkleinert, ein sogenannter Scaleout. Was es mit einem Scaleout auf sich hat, wird im späteren Verlauf genauer erläutert.
Im rechten unteren Bild schafft es der Markt nicht, den letzten lokalen Hochpunkt zu erreichen. Die Position wird somit verkleinert. Ob der Markt nach einem Scaleout wieder ansteigt, weiß niemand und diejenigen, die behaupten, es zu wissen, haben im Falle eines Wiederanstiegs bloß richtig geraten. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Markt fällt, liegt statistisch gesehen bei über 50 Prozent und deswegen nehmen wir Risiko raus und minimieren die Positionsgröße. Dazu bildet sich ein Abwärtstrend in der kleineren Trendgröße (Zeiteinheit) aus. Eine weitere Möglichkeit, ein solches Trendmuster zu handeln, besteht darin, den Stopp auf Einstand zu ziehen. Das Verfahren ist allerdings situativ zu betrachten.
In der rechten unteren Abbildung wird äquivalent verfahren. Die Bewegungen passen nicht mehr in das Trendmuster, das der Markt in den letzten Perioden vorgegeben hat. Daher wird die Positionsgröße ebenfalls minimiert. In der Regel reduziere ich meine Positionsgröße bei einem Scaleout um 40 Prozent. Auch hierbei gibt es die Möglichkeit, den Stopp auf das Breakevenlevel zu ziehen, was aber, wie schon erwähnt, situativ abzuwägen ist.
Der oben abgebildete Chart ist noch einmal ein Beispiel aus der Praxis, auf das ich etwas näher eingehen möchte. Zum einen haben wir ein zu starkes Momentum, das es sehr riskant macht, einen Einstieg in Longrichtung zu tätigen, zum anderen hat es der Markt nicht geschafft, den letzten absoluten Hochpunkt zu erreichen. Somit ist davon abzuraten, hier einen Longeinstieg zu riskieren. Diejenigen, die am letzten absoluten Tiefpunkt vor der Bewegung in Longrichtung eingestiegen sind, werden nach meinem Handelssystem wahrscheinlich ausgestoppt, da sie den Stopp nach Verlust ihres Initialrisikos auf Breakeven nachgezogen haben.