Der wesentliche Unterschied zwischen einem erfolgreichen und einem erfolglosen Trader ist nicht, wie oft angenommen, die Strategie, sondern der Wechsel zwischen aggressivem und defensivem Handeln. So gut wie jeder Anfänger vertauscht diese Begrifflichkeiten. Demzufolge handelt dieser Personenkreis im Verlustfall aggressiv und im Gewinnfall risikoavers, oder mit anderen Worten defensiv. Profis verfahren genau umgekehrt und das ist ihr Schlüssel zum Erfolg. Das bedeutet also, dass es wichtig ist, im Verlustfall das Risiko zu begrenzen und im Gewinnfall die Position laufen zu lassen, oder sogar nachzulegen. Diese Regel begegnete mir ziemlich früh in meiner Karriere, doch richtig verstanden habe ich sie erst wesentlich später. Erinnern wir uns noch einmal an das Roulettespiel zurück, wo ich immer, wenn es nicht lief, mein Risiko verdoppelt habe, frei nach dem Motto: „If you are in trouble, double.“ Leider ist es so, dass die meisten Trader genau diesen Fehler begehen und immer dann ihre Positionsgröße hochfahren, wenn ein Trade gegen sie läuft. Stellen wir uns einmal vor, wir hätten einen Textilladen und würden saisonbedingte Herrenbekleidung verkaufen. Die Wintersaison ist fast zu Ende und wir haben immer noch 50 von 100 Herrenjacken im Bestand, die wir nicht mehr loswerden. Was tun wir? Wir würden bestimmt keine weiteren Jacken nachbestellen, da wir wüssten, dass wir keine Käufer für die Jacken finden würden. Und jetzt mal anders herum. Wir haben Anfang Sommer und haben kurzärmlige Herrenshirts bestellt. Die Shirts sind nach der ersten Woche fast alle verkauft. Was tun wir? Nachbestellen natürlich, weil wir wissen, dass wir diese Ware mit Leichtigkeit an den Mann bringen werden. An der Börse ist es nicht anders, aber die meisten Menschen schaffen es nicht, diese Regel auf ihren Handel anzuwenden.