Interview mit dem Autor

Wie viel Performance kann man mit dem Tradinggeschäft im Jahr erzielen?

Das lässt sich, wenn ich nur ein Jahr betrachte, schwer prognostizieren. Man sollte den Durchschnittswert mehrerer Jahre als Richtwert nehmen. 20 Prozent halte ich als durchschnittliche Performance für durchaus realistisch, wobei es auch mal Jahre gibt, in denen 40 Prozent drin sind, aber auch andere Jahre, wo es nur fünf Prozent sind. Performance ist nie planbar, sondern davon abhängig, wie viel der Markt mir gibt.

Wie lange braucht man, bis man dauerhaft profitabel handeln kann?

Es hängt von jedem selbst ab, wie lange es dauert. Wie in jedem anderen Beruf muss man erst mal das Handwerk erlernen, bevor man wirklich starten sollte. An der Börse besteht jedoch das Problem, dass jeder sofort loslegen kann, ohne Führerschein sozusagen. Ich selber habe sechs Jahre gebraucht, bis ich wirklich profitabel handeln konnte.

Warum scheitern die meisten Trader?

Das hat mehrere Gründe. Die meisten haben zu Beginn die falschen Erwartungen und setzen sich utopische Ziele. Viele wollen gar nicht traden und sich mit den Grundlagen auseinandersetzen, sondern das schnelle Geld machen. Diese Gier ist meistens mit einem exorbitanten Risiko erkauft, was in der Folge dann häufig im Totalverlust endet. Andere haben einfach nicht die Disziplin, sich an Regeln zu halten oder sich wissen anzueignen.

Würden Sie anderen zum Börsenhandel raten?

Wenn ich von jemandem entsprechend gefragt werde, stelle ich zunächst die Gegenfrage nach den Zielen dieser Person. Wenn ich dann die Antwort bekomme, dass man aus 1.000 Euro innerhalb eines Jahres eine Million machen wolle, rate ich stets davon ab, da das Ganze nichts mit seriösem Trading zu tun hat, sondern vielmehr mit Zocken. Jenen aber, die antworten, dass sie mit einem kleinen Konto starten möchten, sich wissen aneignen und es mit Leidenschaft tun wollen, denen rate ich nicht davon ab.

Gibt es auch andere Strategien, die Sie empfehlen können?

Es gibt natürlich verschiedene Strategien, die es einem Händler ermöglichen, profitabel zu handeln. Jeder muss eben die Strategie finden, die am besten zu einem passt. Empfehlen würde ich nur Strategien, die an ein gesundes Risiko- und Moneymanagement gekoppelt sind und einen positiven Erwartungswert aufweisen.

Was würden Sie einem Anfänger zu Beginn raten?

Zunächst einmal würde ich dazu raten, ein Demokonto zu eröffnen und so zu testen, ob das Trading wirklich etwas für einen ist. Seminare und Webinare sind in jedem Fall eine wichtige Einstiegshilfe, denn ohne professionellen Beistand dauert es meistens sehr lange, bis der Neuling echte Fortschritte macht. Wenn man dann wirklich soweit ist, dass man (unter Berücksichtigung von Risiko- und Moneymanagement) dauerhaft Gewinne erzielt, kann man ein erstes Livekonto eröffnen, natürlich erst einmal mit einem kleinen Betrag.

Warum bieten viele der professionellen Händler Seminare und Webinare an?

Böse Zungen behaupten, dass diese Händler nicht allein vom Börsenhandel leben können. Für einige mag das zutreffen, viele sehnen sich aber auch nach sozialen Kontakten, da man leicht vereinsamen kann, wenn man so viel Zeit alleine vor dem Bildschirm verbringt. Man muss nicht zwingend vom Trading leben können, um Profi zu sein. Die Bezeichnung "Profi" würde ich eher mit dem Begriff "Meister seines Faches" gleichsetzen.

Wie kamen Sie dazu, ein Buch zu schreiben?

Eigentlich hatte ich nie vor, ein Buch zu schreiben. Meinen Handel hatte ich aber bereits über viele Jahre hinweg gut dokumentiert. Als mich dann ein Freund ansprach und mir einen entsprechenden Vorschlag machte, verfestigte sich die Idee einer Veröffentlichung meiner persönlichen Konzepte nach und nach. Ich würde diese Publikation auch nicht als klassisches Buch bezeichnen, sondern eher als Leitfaden für Neulinge ohne Konzept.

Wie gehen Sie mit Verlusten um?

Verluste gehören zum täglichen Geschäft dazu. Im Grunde genommen sind Verluste nichts anderes als Betriebskosten, wie sie jedes Unternehmen hat. Durch mein Risiko- und Moneymanagement habe ich ein Instrument, diese Verluste sehr gering zu halten. Nicht selten muss man als Trader längere Verlustserien hinnehmen: den bereits genannten Drawdown. In solchen Phasen ist es sehr wichtig, das prozentuale Risiko runterzufahren und seinem System wirklich treu zu bleiben.

Wie viel Kapital benötigt man, um von Trading dauerhaft zu leben?

Das hängt natürlich von der durchschnittlichen Performance sowie vom Lebensstandard ab. Wenn man von einer durchschnittlichen Performance von 20 Prozent p.a. ausgeht, sollte die Kontogröße mindestens 250.000 Euro betragen. Selbstverständlich ist zu beachten, dass Steuern und andere Kosten vom Gewinn noch abgezogen werden müssen.

Was ist Ihrer Meinung nach der größte Fehler, der von Anfängern oft begangen wird?

Die Konten von Anfängern sind häufig massiv überhebelt, resultierend aus einer geringen Kapitaldecke. Läuft es dann erst einmal gegen sie, wird die gewählte Strategie oft über den Haufen geworfen und nur noch emotional gehandelt, um die Verluste wieder reinzuholen. Hinzu kommt, dass Neulinge häufig noch nicht die nötige Geduld entwickelt haben. Sie fahren daher ihre Positionsgrößen hoch, was dann nicht selten im Totalverlust endet.