»Ach, Sie waren mal mit Niklas verlobt?«, fragte Jessica Freitag die elegante Frau, die soeben einem teuren Wagen entstiegen war und sich als Pia Kaufmann vorgestellt hatte. »Das muss aber schon eine ganze Weile her sein. Als ich ihn kennengelernt habe, war er nämlich ein richtiger Einsiedler. Aber das hat sich ja glücklicherweise geändert.« Sie wendete sich Niklas Siebert zu und küsste ihn hingebungsvoll auf den Mund. »Dann sehen wir uns also heute Abend«, sagte sie dann zu ihm, stieg ins Auto und fuhr davon. Der Schnee knirschte unter den Reifen ihres SUVs, als sie vom Parkplatz hinaus auf die Straße bog. Niklas war beeindruckt. Er wusste nicht, wie er sich verhalten hätte, wenn plötzlich aus dem Nichts ein Kerl aufgetaucht wäre, der behauptet hätte, früher mal mit Jessica verlobt gewesen zu sein. Das überraschende Erscheinen seiner ersten großen Liebe Pia Kaufmann brachte ihn völlig aus dem Konzept. Er sollte souverän reagieren und nicht wie versteinert dastehen.
Gerade eben hatten sie noch den dreißigsten Geburtstag seiner Schwester Freya gefeiert, und plötzlich jetzt diese eigenartige Wendung.
Am frühen Morgen war Niklas zusammen mit Freya auf den See hinaus zum Einholen der Fischernetze gefahren, und als die Sonne aufgegangen war, hatte er sie mit einer kleinen Torte samt Kerze überrascht. Später beim gemütlichen Frühstück hatte Freya von Tobias das niedliche Hundebaby geschenkt bekommen. Jessica Freitag hatte es vorbeigebracht. Sie war Tierärztin in Walchensee und seit einiger Zeit mit Niklas verbandelt. Er scheute sich davor, ihrer Beziehung nach Jahren eingefleischten Jungessellendaseins einen Namen zu geben – etwas, woran Pia Kaufmann nicht unschuldig war.
Und nun stand Pia vor ihm im Schnee, in einem eisblauen Mantel, zurechtgemacht wie eine feine Dame. Einfach so, ohne Vorwarnung. Niklas schluckte.
»Wir beide gehen wieder hinein, ehe wir uns hier draußen eine Erkältung holen.« Freya Siebert stupste ihren Freund Tobias Wolf an, der ebenso erstarrt war wie Niklas. Sie hielt ihren kleinen Hund auf dem Arm, als sie zurück in das schöne alte Holzhaus ging, in dem die Geschwister Siebert nicht nur wohnten, sondern auch ihr Lokal, den Fischerfleck, betrieben.
Zurück auf dem Parkplatz blieben Niklas, groß, blond und wegen seines Dreitagebarts etwas verwegen aussehend, und Pia, zierlich, dunkelhaarig und blass wie Schneewittchen.
»Was willst du hier?«, fragte er und bemühte sich um einen möglichst beherrschten Tonfall.
»Nach dir sehen. Aber vielleicht gehen wir auch lieber hinein, nicht dass du dich ohne Jacke noch verkühlst.«
Die eisigen Temperaturen waren momentan nicht Niklas’ Hauptproblem. »Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Das hast du früher auch nicht getan. Also, raus mit der Sprache, was soll dieser Überraschungsbesuch?«
»War das da eben deine Lebensgefährtin?«
Dazu sagte Niklas nichts, sondern sah Pia einfach nur abwartend an, bis sie schließlich zurückruderte: »Also schön, dann eben kein Smalltalk bei einer Tasse Tee. Ich wollte sowieso nur kurz vorbeischauen, um dir zu sagen, dass ich wieder zurückgekehrt bin.«
»Was meinst du mit ›wieder zurückgekehrt‹?«
»Mein Verlobter und ich suchen gerade nach einem Haus. Zunächst zur Miete, später wollen wir kaufen. Wir planen, uns hier am See geschäftlich niederzulassen.«
»Lass mich raten – und erst mal seid ihr im Sporthotel Hirschberg abgestiegen?«
Schlagartig bröckelte Pias selbstsichere Fassade. Ihr Lächeln flackerte, aber schnell hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Nein, wir wohnen vorne in Urfeld, im Hotel gegenüber des Tretbootverleihs.« Sie biss sich auf die Unterlippe, als hätte sie zu viel preisgegeben. »Wir werden uns ab jetzt sicher öfter über den Weg laufen, Niklas. Ich hoffe, das ist kein Problem für dich. Ich will kein Drama.«
Er zwang sich zu einem breiten Lächeln. »Auf keinen Fall, was denkst du? Das ist überhaupt kein Problem, im Gegenteil, es ist mir völlig egal.«
»Also gut«, murmelte sie und machte dabei einen betroffenen Eindruck, den er sich nicht erklären konnte. Dann setzte sie sich in ihr Auto und fuhr davon.
Unliebsame Erinnerungen kamen in ihm auf, an den Duft, den Pia trug, das Grübchen auf ihrer Wange, wenn sie lachte, und an das, was sie mit seinem Herzen angestellt hatte, wann immer sie nur in seiner Nähe war. Nie war er so verliebt gewesen. Aber das dachten bestimmt die meisten in Bezug auf ihre Jugendliebe. Gefühle waren intensiver, wenn man jung war – zweifellos. Heutzutage warf Niklas nichts und niemand mehr um, er war seit langem erwachsen, und seine frühe Reife verdankte er auch Pia.
Erst jetzt bemerkte Niklas, wie eiskalt seine Finger und Füße waren. Er stand zitternd in der Kälte, inmitten eines verschneiten Winterpanoramas mit Bergen und See, das er momentan nicht einmal wahrnahm. Eilig lief er jetzt zurück ins Warme. Freya, Tobias und der kleine Hund warteten auf der Kaminbank des Kachelofens in der Gaststube auf ihn. Schnell setzte sich Niklas dazu, um sich den Rücken an den beheizten Kacheln zu wärmen.
»Also, das ist sie? Die geheimnisvolle Pia, die dir vor zehn Jahren das Herz gebrochen hat?«, fragte ihn seine Schwester und stieß bedeutungsvoll die Luft aus.
»Elfeinhalb«, brummte er. Seine erste und einzige große Liebe. Niklas und Pia waren nach dem Abitur gemeinsam nach München an die Uni gegangen, hatten in einer WG gewohnt, und er hatte geglaubt, das Leben wäre perfekt. Bis sie ihm gegen Ende des dritten Semesters den Laufpass gegeben hatte. Dabei hatten sie sich erst kurz zuvor verlobt. Pia hatte München verlassen, Gott weiß wohin, und er hatte nie wieder von ihr gehört. Damals war Niklas’ Welt zusammengebrochen. Pias Verrat war die letztendliche Bestätigung dessen gewesen, was er seit seiner Kindheit befürchtet hatte – geliebte Menschen verließen einen zwangsläufig und der, der zurückblieb, litt wie ein Hund.
Obwohl es sich damals so angefühlt hatte, als müsste er sterben, war es erstaunlicherweise nicht das Ende von allem gewesen. Das Leben war weitergegangen, und mit der Zeit hatte es ihm immer weniger weh getan, an Pia zu denken, bis er irgendwann überhaupt keinen Schmerz mehr empfunden hatte. Und das sollte auch so bleiben.
»Was will sie hier?«, fragte Tobias. »Hast du gewusst, dass sie in Walchensee ist?«
Niklas schüttelte den Kopf. »Nein. Für mich war dieser Auftritt ebenso überraschend wie für euch. Unangenehm vor Jessica. Was muss sie sich denken? Nur gut, dass sie so cool reagiert hat. Sie ist wirklich eine tolle Frau. Jessica, meine ich.« Er atmete durch. »Pia hat gesagt, sie und ihr Verlobter wollen sich geschäftlich hier niederlassen. Aber was sie genau vorhat, das hat sie nicht erklärt.«
»Ach, sie ist verlobt? Das ist wohl ein Zustand, mit dem sie sich auskennt, was? Wir werden schon noch erfahren, welchen Plan sie verfolgen«, sagte Freya. »Ich schaue nachher mal bei Antonia im Dorfcafé vorbei. Falls die Gerüchteküche schon brodelt, weiß sie sicher als Erste davon.«
Die Besitzerin des Dorfcafés war eine berüchtigte Klatschtante. Davon konnte auch Freya ein Lied singen. Aber seitdem der Fischerfleck mit dem Café gelegentlich gastronomisch kooperierte, richteten sich Antonias Anfeindungen nicht mehr gegen Niklas’ Schwester, im Gegenteil, Freya schien in Antonias Achtung deutlich gestiegen zu sein.
Wahrscheinlich lag es an voreingenommener Borniertheit, andere zuerst immer negativ zu beurteilen, ehe man sich die Mühe machte, sie besser kennenzulernen, dachte Niklas. Deswegen gab er nie etwas auf den Dorftratsch, sondern war darauf bedacht, sich immer seine eigene Meinung zu bilden. Und aus demselben Grund fand er Jessica Freitag auch so erfrischend anders, denn sie sah die Welt ganz entspannt und war offen für fast alles.
»Ach, warum befassen wir uns überhaupt mit Pia? Damit tun wir wahrscheinlich genau das, was sie mit ihrem theatralischen Auftritt bezwecken wollte.«
»Du hast recht, Niklas. Eigentlich eine Unverschämtheit, nach all der Zeit und allem, was zwischen euch war, hier so unvermittelt aufzutauchen«, stimmte Tobias zu.
»Was ist denn damals eigentlich genau passiert?«, hakte Freya nach. »Wieso hat es zwischen euch nicht geklappt?«
Niklas stand auf. Ihm war mit einem Mal warm genug. »Pia hat sich einfach für einen anderen Weg entschieden.« Er hatte keine Lust, das vergangene Drama wieder aufleben zu lassen. Pia Kaufmann war vor langer Zeit aus seinem Leben verschwunden. Sie interessierte ihn nicht mehr, und er würde weder mit ihr, ihrem Verlobten, noch dem, was sie »geschäftlich« nannte, etwas zu tun haben. Niklas Siebert war endlich dabei, seinen Seelenfrieden zu finden. Lang genug hatte das gedauert. Nach dem Tod des Vaters und der Aufregung um Freyas Kindheitstrauma war erst seit Kurzem ein wenig Frieden in die Familie eingekehrt. Und eine lang ersehnte Routine. Auch was den Fischerfleck betraf, der mittlerweile so viel mehr war als nur ein Gasthof am See: ein Hotspot, wo sich nicht nur die Schönen und Reichen aus München trafen, die hier Urlaub machten, sondern ebenso die Einheimischen. Niklas, Freya und Tobias hatten hart gearbeitet, um das zu erreichen. Nach wie vor brauchten sie all ihre Energie für den Fischerfleck – und Niklas obendrein für die Berufsfischerei auf dem Walchensee. Es verlangte ihn schlichtweg nicht nach noch mehr Aufregung.
»Wisst ihr, man muss nicht alles wissen und sich auch nicht in alles einmischen. Deshalb wäre ich euch dankbar, wenn wir dieses unerfreuliche Wiedersehen einfach abhaken könnten.«
»Klar, kein Problem. Für dich hoffentlich auch nicht, Bruderherz.«
Niklas ging nach oben in sein Zimmer und kramte eine Schuhschachtel aus den Tiefen seines Kleiderschranks hervor. Darin lagen alte Fotos von ihm und Pia. Warum er sie all die Jahre aufbewahrt hatte, wusste er selber nicht. Sentimentalität? Masochismus? Gelegentlich hatte er sie hervorgeholt, sie sich angesehen und war in selbstmitleidigen Herzschmerz verfallen. Damit war nun endgültig Schluss. Niklas entschied, dass Pias Anblick keinerlei Gefühlsregung in ihm ausgelöst hatte. Daher fiel es ihm auch nicht schwer, die Schachtel samt Inhalt draußen in die Altpapiertonne zu werfen – ganz im Gegenteil, es fühlte sich wie eine Befreiung an.
Und jetzt brauchte er Bewegung. Er holte seine Langlaufskier aus dem Schuppen, lud sie in sein Auto und fuhr hinüber in die Jachenau.
An der Loipe traf er sich mit Kilian Reiter, ursprünglich ein Bekannter von Niklas’ Cousine Lena, der auf seinem Hof hervorragenden Biokäse herstellte. Der Käse war auch im Fischerfleck auf der Speisekarte zu finden und Kilian, wie Niklas Anfang dreißig, heimatverbunden und sportlich, war inzwischen zu einem Freund geworden. Niklas hatte ihn von unterwegs angerufen, und es war nicht schwer gewesen, ihn zu einer gemeinsamen Langlaufrunde zu überreden.
»Na, du hast dich aber nicht lang bitten lassen«, rief Niklas ihm entgegen. Kilian stand bereits in voller Montur neben der Loipe.
»Jetzt, so kurz vor der Geburt, ist meine Frau echt leicht reizbar. Ich nehme jede Möglichkeit wahr, um rauszukommen. Wenn das neue Baby da ist, wird es erst mal richtig stressig. Das weiß ich noch von Kind Nummer eins. Die schlaflosen Nächte sind noch nicht lange her.«
Niklas verzog das Gesicht. »Übernächtigt zu sein und trotzdem voll arbeiten zu müssen stelle ich mir extrem hart vor. Das wäre nichts für mich.«
»Das wünscht sich wohl keiner. Geht aber nicht anders. Wirst du auch noch merken, wenn ein paar kleine Sieberts im Fischerfleck herumwuseln.«
Nun, das war etwas, das Niklas sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte. Der Gedanke an eigene Kinder weckte keinerlei Sehnsucht in ihm. Für ihn war klar – es mussten nicht alle Nachwuchs haben.
»Nein, das steht bei mir erst mal nicht an.«
»Weiß das deine schöne Tierärztin? Ich habe gehört, zwischen euch wird es langsam ernst.«
»Tatsächlich? Das wäre mir neu.«
»Sie war neulich wegen einer meiner Kühe hier und hat sich prima mit Hanna verstanden. Meine Frau hat ihr natürlich vorgeschwärmt, wie toll das Trappeln kleiner Füßchen ist, und deine Freundin hat sich nicht abgeneigt gezeigt.«
Niklas winkte ab. »Ach, das war bestimmt nur aus Höflichkeit. Bei mir hat sie das Thema Kinder noch nie angeschnitten. Aber wir sind ja auch nicht richtig fest zusammen.«
Kilian riss überrascht die Augen auf, als hätte er bisher einen vollkommen anderen Eindruck gehabt, aber er schwieg diplomatisch, und die beiden stiegen in die Loipe ein. Niklas fragte sich, ob er irgendwelche Signale von Jessica falsch gedeutet hatte. Oder besser gesagt, dass es keine Signale gab. Noch nie hatten sie über eine gemeinsame Zukunft gesprochen. Wenn sie zusammen waren, fühlte es sich entspannt an. Gerade diese Ungezwungenheit schätzte er, und bisher war Niklas der Meinung gewesen, Jessica ginge es ebenso. Wie plötzlich das Thema Kinder aufgekommen war, konnte er sich nicht erklären. Er hätte doch sicher gemerkt, wenn Jessica einen drängenden Kinderwunsch gehabt hätte. Sie wohnten ja nicht mal zusammen, und er plante auch nicht, an diesem Zustand etwas zu ändern. Alles war gut so, wie es war.
Der Himmel war wolkenverhangen und anfangs war es fast schmerzhaft, die kalte Luft einzuatmen, aber mit der Zeit gewöhnte sich Niklas daran. Schon wieder zwang sich ihm Pias Bild auf. Ihr überraschender Anblick hatte ihm einen Stich versetzt, das musste er zugegeben. Was hatte sie dazu bewegt, nach all der Zeit zurückzukommen? Ganz offenbar hatte sie ihn mit ihrem unangekündigten Auftauchen schockieren wollen. Aber weshalb? Er versuchte, sich auf seine Atmung zu konzentrieren – er wollte nicht über sie nachdenken. Mit großen, dynamischen Skatingschritten fuhren Niklas und Kilian auf der gut präparierten Loipe. Es war wirklich ein Privileg, in einer Gegend zu leben, in der man sich zu jeder Jahreszeit an der Natur erfreuen konnte. Niemals würde Niklas in einer Stadt wohnen wollen, nicht einmal in München. Er war im Zwei-Seen-Land zu Hause und vollkommen zufrieden. Nach einer Weile gleichmäßigen Dahingleitens ließ Niklas seine Gedanken ziehen, zuletzt den an Pia, und schließlich gelang es ihm, die entspannende Monotonie des Sports zu genießen. Das verstand er unter »den Kopf freikriegen«, sich draußen in der herrlichen Natur zu bewegen, den Herzschlag bis hinauf zum Hals zu spüren und einfach an nichts zu denken. In der Ferne erspähte er das Dorf Jachenau und weiter dahinter den Staffel, der es weit überragte. Nicht steinig karg wie die Hochalpenberge, sondern typisch für das bayerische Voralpenland, war der Staffel bis obenhin bewaldet und derzeit dick verschneit. Ebenso wie der Kirchturm von Jachenau, auf dem eine fluffige weiße Mütze saß.
Später, zurück am Fischerfleck , ging Niklas gar nicht erst ins Haus, sondern zog sich gleich im Garten splitternackt aus und stieg in den Hot Tub, den er vor dem Losfahren angeheizt hatte.
Eine Champagnerfirma hatte ihnen den großen Holzbottich als Werbegeschenk überlassen, und die Sieberts hatten ihn zu einer heißen Wanne umfunktioniert. Freya, die nach der Trennung der Eltern bei ihrer Mutter in Schweden aufgewachsen war, kannte sich mit solchen Dingen bestens aus. Ihrer Meinung nach war es unbedingt notwendig, auch noch eine Außensauna ans Ufer zu bauen. Im Winter wäre das total gesund, vor allem, wenn man anschließend ins kalte Wasser hüpfen würde. Mittlerweile hatte sie ihn überzeugt. Sobald die Zeit es zuließ, würden er und Tobias sich an die Arbeit machen. Das konnte doch nicht so schwierig sein.
Niklas genoss die Wärme des Hot Tubs und entspannte sich mit Blick auf den winterlichen Walchensee, der vor ihm lag wie ein Gemälde. Es gab keinen schöneren Ort auf der Welt, als seine Heimat, und Niklas hatte sich immer gefragt, was Leute wohl veranlasste, von hier wegzugehen. Er für seinen Teil war rundum glücklich und erachtete das als Leistung. Nicht jeder bekam es in seinem Leben hin, echte Zufriedenheit zu finden. Dass es bei ihm so war, hatte maßgeblich mit seiner Schwester zu tun. Seitdem sie aus Schweden in ihre bayerische Heimat zurückgekehrt war und die beiden ihre persönlichen Konflikte miteinander und mit der Vergangenheit hinter sich gelassen hatten, hatte sich eine vollkommen neue Balance bei Niklas eingestellt. Er streckte die Arme aus und legte sie auf den Rand des Holzbottichs, lehnte den Kopf zurück und atmete tief durch, dabei spielte ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel.
Egal wie hektisch der Arbeitstag wurde oder was auch immer er zu erledigen hatte, nichts löste mehr jenes nagende Unbehagen in ihm aus, das er von früher kannte. Er war angekommen, ohne jemals weg gewesen zu sein.
Und daran durfte auch eine Pia Kaufmann nicht rühren.
Sophie Oliver
Das Haus am Walchensee
Glück ist Familiensache
ISBN 978-3-596-70788-1
erscheint am 06.12.2023
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