Sannah
I ch laufe. Ich laufe noch schneller als beim letzten Mal. Aber diesmal nicht, weil ich Angst habe.
Ich habe keine Angst mehr. Ich weiß, dass irgendetwas mit Frost nicht stimmt. Ich meine, ich weiß definitiv, dass mit mir etwas nicht stimmt. Und auch bei Tante Luce war ganz sicher nicht alles in Ordnung. Aber Frost … Er erinnert mich an etwas und das ist nicht bloß meine eigene Verrücktheit. Er erinnert mich daran, dass mein Traum, den ich als Kind oft hatte, wahr werden kann. Selbst wenn man anders ist als andere, kann man trotzdem ein freies Leben führen und muss dafür nicht weggesperrt werden. Frost lebt hier völlig frei. Zumindest sieht es danach aus. Vielleicht ist er aber auch einfach geldgeil und meinem Vater treu ergeben. Was ich aber nach den letzten achtundvierzig Stunden ganz klar weiß, ist, dass Frost mehr für mich übrighat, als er zugeben will. Und genau das, wird ihm zum Verhängnis werden. Ich will kein Opfer mehr sein. Ich lasse mich nicht mehr verletzen. Aber, und nur für den Moment, muss er das ja nicht wissen. Und was erheblich dazu beiträgt, dass ich auf seine Weise mitspiele, ist, dass ehe ich ihm zuvorkomme, ich mit ihm erleben will, was wirklich zwischen einem Mann und einer Frau geschehen kann. Er ist der Einzige, bei dem ich genau das wissen will, und ich weiß einfach, dass nach ihm keiner mehr folgen wird. Vielleicht ist es verrückt zu sagen, man empfindet nur für einen einzigen Mann in seinem Leben etwas, vor allem, wenn man kaum einen anderen kennt. Aus den Büchern, die ich gelesen habe, weiß ich, dass es so etwas wie Liebe geben kann oder soll. Zumindest wurde dieses Wort in manchen Geschichten erwähnt. Aber das, was ich vom fast ersten Moment an für Frost empfand und immer noch empfinde, ist einfach so viel stärker, verbundener und … auch irgendwie krank, dass es keinen anderen Mann für mich geben kann. Und wenn genau dieser Mann mich ausliefern oder töten will, dann sei es drum. Ich lasse mich nicht töten. Vorher töte ich und warum sollte ich dann nicht die Erfahrung zuvor machen, die ich machen will?
Diesmal ist es viel einfacher für mich, durch den Wald zu spurten. Zwar verdecken die hohen Bäume ein wenig den Vollmond, aber er wirft dennoch genug Strahlen für mich auf den Waldboden. Mein Herz pumpt aufgeregt und nicht bloß, weil ich so schnell laufe, sondern weil ich wahnsinnig neugierig darauf bin, was Frost geplant hat. Ich weiß, dass es körperlicher Natur ist und ich habe beschlossen, die alten Dämonen oder nennen wir sie einfach beim Namen … Tante Luce … hinter mir zu lassen.
»Du bist verdammt schnell heute, Redcat«, höre ich seine dunkle Stimme hinter mir.
Dicht hinter mir. Mein Herz schlägt sofort noch schneller, alleine durch den Klang seiner Stimme und eine vorfreudige Nervosität durchflutet meinen Körper. Beinahe hätte ich eine Bodenwurzel übersehen, weil ich hinter mich geblickt habe, aber im letzten Moment schaffe ich es noch, darüber hinweg zu springen. Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren, denn ich bin mir noch gar nicht sicher, inwieweit ich auf Frosts Spiel eingehe, bis ich mich von ihm stellen lasse.
»Du schaffst es niemals schneller als ich zu sein, Sannah, schlag dir das gleich aus dem Kopf«, höre ich ihn nun noch näher und kann nicht verleugnen, dass sich kurzzeitig doch so etwas wie Angst in mir breitmacht. Aber ich will keine Angst haben. Nicht vor ihm.
Ich habe keine Ahnung, was er meinte, mit der Kennzeichnung und dem Messer. Habe auch noch nie über so etwas gelesen. Und ich habe viel gelesen. Vielleicht war das eines der wenigen guten Dinge, die ich bei Tante Luce erfahren habe. Sie bestand immer darauf, wenn ich – aufgrund ihres Bruders und meines Vaters – schon nichts von der Außenwelt mitbekomme, mir zumindest anhand der Schriften, alles beizubringen, was man wissen muss. Zumindest alles, was nichts mit der Anatomie des männlichen und weiblichen Körpers zu tun hat. Alles, was in diese Richtung ging, habe ich nie von ihr zu lesen bekommen. Und ich bin mir sicher, bei all den geschriebenen Worten, die es gibt, sind sicher auch solche dabei. Genaugenommen bin ich also fast wie eine wandelnde Enzyklopädie, wenn man ein paar Sachen unter den Tisch fallen lässt. Nur dass mir das hier im Wald, mit einem Mann wie Frost, nicht wirklich weiterhilft.
Instinktiv spüre ich, dass er mich in eine bestimmte Richtung treiben will. Und ich lasse mich jagen, denn ich will seine Beute sein. Zumindest bis zu dem Moment, in dem ich über ihn herfallen werde. Der Wald wird immer dichter und ich habe nicht die leiseste Ahnung wie weit ich überhaupt schon gerannt bin, doch als ich vor einer Baumgruppe ankomme, die viel dichter wirkt als der Rest des Waldes, bleibe ich unvermittelt stehen. Es ist fast so, als wüsste ich, dass sich hier der Punkt befindet, an dem er mich haben will. Und er soll mich haben. Ich will ihn haben.
»Redcat«, säuselt er, als er zwischen den Bäumen hervortritt und ich in seine glimmend dunklen Augen sehe. »Am Ende? Kannst du nicht mehr?«
Absichtlich atme ich noch heftiger als ohnehin schon und lehne meinen verschwitzten Rücken gegen einen der Baumstämme. »Gib mir eine kleine Verschnaufpause, bitte«, sage ich hechelnd, was ihn zum Lachen animiert. Bei Gott, ihn so zu sehen, zwischen den Bäumen, im Mondlicht, mit seiner muskulösen, nackten Brust … Er sieht aus wie der manifestierte Teufel und ich will diesen Teufel so sehr.
»Verschnaufpausen gehören nicht zum Spiel«, raunt er und schiebt mit seiner Hand einen Ast aus dem Weg, bevor er auf mich zutritt und nur noch höchstens zehn Schritte entfernt ist.
Sofort entfacht wieder die Wärme zwischen meinen Beinen, in meinem Bauch, und mein Herz, genauso wie mein Kopf, verlangen einzig danach, ihm nah zu sein. Eins mit ihm zu sein. »Dann habe ich verloren, meinst du damit?«, frage ich und versuche, so viel Angst in meine Stimme zu legen, wie es mir möglich ist.
Ein breites Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. »Genau das meine ich damit, Redcat. Und jetzt sind die innigen Gespräche vorbei. Genau jetzt weiten wir mein erstes dunkles Spiel aus und du wirst dich nicht dagegen wehren können. Und ich entschuldige mich jetzt schon dafür, sollte ich deine Seele damit verletzen.«
Renn weiter, Sannah, lass dich nicht darauf ein. Dieses Spiel wirst du verlieren, versucht meine Stimme mir einzureden. Aber ich höre nicht auf die Stimme. Ich höre auf seine, die, obwohl sie von außerhalb kommt, viel tiefer geht als meine Innere. »Ist es wirklich das Spiel, was du willst, oder ist er es, der dich dazu treibt?« Meine Stimme klingt belegt, aber ich muss das aus seinem Mund hören. Muss wissen, dass ich mich nicht täusche und er das nicht auf Geheiß meines Vaters tut, sondern weil er es will.
Frost schüttelt kurz mit dem Kopf und das Lächeln, das sich dabei auf seine Züge legt, wirkt kindlich wie verschlagen zugleich. »Stell diesen Gedanken einfach ab, Redcat. Das hier«, er zeigt erst auf mich und dann auf sich, »ist eine Sache nur zwischen uns beiden. Damit haben deine alten Dämonen nichts zu tun. Aber vielleicht wirst du dir am Ende wünschen, es wäre doch ihre Idee gewesen, damit es dir nicht zu sehr wehtut, kleine Katze.« Einen Meter vor mir bleibt er stehen. Abwartend. Lauernd wie die Katze, die er hier ebenso wie mich gefangen hält.
»Frost«, sage ich mit fester Stimme und funkle ihn wütend an. »Du kannst mich mal!« Dann zeige ich ihm meinen Mittelfinger, weil ich das mal so in einem Buch gelesen habe, drehe mich herum und renne erneut los. Doch ich komme nicht weit, denn drei Sekunden später spüre ich schmerzlich seine Hand in meinem Nacken und mit unmenschlicher Kraft reißt er mich herum und drückt mich hart zu Boden.
»So unartig?«, raunt er und sitzt im selben Moment auf mir. Meine Hände drückt er auf den kalten Waldboden, und obwohl mein gesamter Körper sofort mit der durchdringenden Kälte der Erde konfrontiert wird, entspringt eine enorme Hitze an den Stellen, an denen er mich berührt. »Ich dachte«, flüstert er und beginnt dabei plötzlich sein Becken mir entgegenzudrücken, »dass du länger durchhalten würdest. Ich meine sogar, dass du eine derjenigen bist, die ich am schnellsten gefangen habe.« Seine Zunge gleitet über meinen Hals und plötzlich spüre ich wieder dieses andere Brennen in mir.
Nicht dieses Verlangende, sondern das Bohrende, das ich auch gefühlt hatte, als ich die Stimme der fremden Frau in seinem Haus hörte. Als er sein Gesicht wieder vor meinem platziert, spucke ich ihm voller Inbrunst in seines und es tut so verdammt gut. Doch so schnell, dass ich es kaum realisieren kann, holt er das Messer aus seinem Rücken und drückt es mir unter die Kehle.
»Das, Redcat, ist nichts, was wir brauchen, und es hilft dir so gar nicht dabei, dass ich eventuell doch etwas netter mit dir umgehen werde.«
Obwohl er so wütend klingt, wie ich es selten bei jemandem gehört habe, löst er fast zärtlich auch seine zweite Hand von mir und umgreift damit meine Erhebung. Sofort steht meine Haut in Flammen, obgleich der Stoff meines Shirts dazwischenliegt und ich immer noch das Messer an meiner Kehle spüre. Diese Situation fühlt sich so dermaßen verrückt an, dass sie mir schon wieder gefällt.
»Aber vielleicht, Sannah«, er zieht meinen Namen wie einen Kaugummi, »vielleicht wird es so nur interessanter.« Sein Daumen und sein Zeigefinger legen sich um die Spitze meiner Erhebung, und als er sachte beginnt diese zu kneten, entrinnt mir ein leises Keuchen. »Du magst es, wenn man mit deinen Nippeln spielt, kleine Katze.« Sein Becken bewegt sich energischer und da ist sie wieder. Diese Härte. Sein Schwanz. »Was tust du erst, wenn ich ihn mit meinem Mund bearbeite?« Wieder grinst er und das Feuer in mir wird heißer.
Nippel … Ich wusste nicht, dass man sie so nennt. »Tu es«, keuche ich, als er wieder daran reibt und endlich das Messer von meinem Hals nimmt.
»Ich werde noch viel mehr tun, Redcat«, zischt er, bäumt sich auf und dann sehe ich die Klinge auf mich zurasen und spüre zeitgleich seinen Schwanz, den er mir gegen die Mitte drückt und seine Finger an meinem Nippel.
Als das Messer genau neben meinem Kopf in den Boden fährt, ich um Atem ringe und nicht weiß, was als nächstes passiert, packt er mein Shirt im vorderen Teil, reißt es nach unten und klemmt es unter meine Erhebungen.
»Weißt du eigentlich, wie heiß du bist, Sannah? Ich liebe deine Brüste«, sagt er und umfasst wieder meine gesamte Erhebung, die er Brust nennt.
Nein, ich weiß nicht, ob ich heiß bin. Weiß nicht mal genau, was das bedeutet. Aber wenn es das ist, was ich denke, komme ich nicht im mindesten gegen ihn an. Rhythmisch bewegt er sich auf meinem Schoß, sein nackter Oberkörper glänzt nahezu im Mondlicht und seine Augen, die ständig zwischen meinen und meiner Brust, die er umfasst, wechseln, versprechen mir so viel mehr als diese Hitze. »Küss mich, Frost«, wimmere ich, als er fester zupackt.
Seine zweite Hand legt sich jetzt um meine andere Brust und er leckt sich über die Lippen. »Wir sind nicht zum Küssen hier, Redcat. Und so gerne ich jetzt in dich eindringen würde, gibt es doch etwas, das ich lieber tue.« Ein dunkles Flackern zieht durch seine Augen, und ich weiß, dass ich vielleicht nie wieder seine Lippen auf meinen spüren werde.
»Du willst spielen«, sage ich fast zu mir selbst und er nickt lachend.
»Steh auf, Redcat.« Behände springt er hoch und zieht dabei das Messer aus der Erde mit sich.
Ich will mir schon das Shirt wieder über die Brüste ziehen, als ich ihn hinter mir höre und sein Messer im Rücken spüre.
»Das nicht, Sannah. Lass alles genau so wie es ist. Ich will deine Brüste sehen.«
Als ich mich aufgestellt habe, tritt er von hinten so dicht an mich heran, dass ich seinen Atem in meinem Nacken spüre.
»Die beiden großen Buchen dort, siehst du die?« Er deutet mit seinem Finger direkt an meinem Gesicht vorbei, auf die beiden Bäume, die sich in etwa zwei Metern Entfernung befinden. Sie stechen zwischen anderen Bäumen die dichter beieinanderstehen, geradezu heraus.
Ich nicke und er schiebt mich vor. Letzte Chance, Sannah. Nimm ihm das Messer ab, spiele nicht weiter, du kannst dieses Spiel nicht gewinnen. »Ich will es aber«, fahre ich meinen Freund die Stimme an, als ich genau zwischen den beiden Buchen ankomme. Frost ergreift meine Schultern, dreht mich daran zu sich herum und sein Blick ist irgendwie undefinierbar.
»Du solltest es nicht wollen«, sagt er fast mitleidig, und ich frage mich, was er meint.
Denkt er, ich habe ihn angesprochen? Soll er ruhig. Soll er denken, dass ich ihm völlig verfallen bin. Auf gewisse Weise bin ich es auch, aber er wird dieses Spiel nicht als Sieger beenden. Ich darf ihn nicht gewinnen lassen, auch wenn ich uns ein anderes Ende wünschen würde.
»Bleib genau da stehen, Redcat«, weist er mich an und entfernt sich ein paar Schritte, greift dann in die dichten Äste eines anderen Baumes und holt von dort eine Art Päckchen hervor. Das Messer klemmt er sich jetzt wieder zwischen die Zähne und dieser Anblick ist einfach zu heiß.
Heiß … Ich denke, das ist genau das, was er damit meint, und Frost ist so heiß, dass ich mir beinahe die Finger an ihm verbrenne.
Er nimmt das Messer wieder aus dem Mund und sieht mich an. »Läufst du wieder davon, Sannah, werde ich dich einfangen. Wehrst du dich, macht es mir nur mehr Spaß.« Das Messer und etwas in dunklen Stoff Gebundenes, legt er zwischen uns auf den Boden und wickelt es aus. »Du bist etwas Besonderes für mich. Das kannst du nicht wissen, aber glaub mir, dass es so ist.« Aus dem Paket holt er vier dunkle Seile und tritt damit auf mich zu, während er sich das Messer erneut zwischen die Zähne klemmt.
»Warum willst du mir wehtun?« Es ist die einzige Frage, die gerade durch meinen Kopf rennt und ich will eine Antwort von ihm hören.
»Ich werde dir nicht richtig wehtun, Sannah«, nuschelt er, »und falls doch«, er ergreift meine rechte Hand, befestigt das Seil darum und macht dasselbe mit meiner linken und dem nächsten Seil, »und falls doch, komme ich vielleicht schneller und du bist eher erlöst.«
Er kommt? Ich weiß nicht, wovon er spricht, und sehe ihm dabei zu, wie er an meinen Fußgelenken ebenfalls jeweils ein Seil befestigt. »Warum brauchst du die Spiele?«
Er hält kurz inne, sieht von unten zu mir hoch und ich müsste jetzt bloß … Ramm ihm deinen Fuß ins Gesicht, Sannah, und dann lauf … Ich mache nichts dergleichen, sondern warte auf seine Antwort.
»Die Spiele beruhigen mich. Geben mir Kraft für die nächsten Wochen«, antwortet er schließlich, immer noch mit dem Messer im Mund. Dann steht er auf und zieht das erste Seil von meiner Hand, hinüber zu der Buche.
»Was bedeutet das, die nächsten Wochen?«, will ich wissen, während ich ihm zusehe, wie er das Seil um einen der Äste festzurrt und dann zu mir zurückkommt.
»Die Wochen in meinem normalen Leben.« Als er jetzt eines der Fußseile nimmt und es ebenfalls am gegenüberliegenden Baum festbindet, nur diesmal am Stamm, mache ich mir kaum Sorgen um mich.
Mich interessiert gerade nur der Mensch Frost, der hier in diesem Wald, ein ganz anderer zu sein scheint als der in seinem Haus. »Und wie nennst du das hier?« Er kommt wieder zurück, bleibt kurz vor mir stehen, streicht über meine Wange und anschließend über meine Brust. Als er den Nippel kurz berührt, wimmere ich unkontrolliert auf, was ihm ein Lächeln entlockt.
»Du bist so anders, Redcat, so besonders«, murmelt er, immer noch mit dem Messer zwischen den Zähnen, greift dann nach dem anderen Handseil und führt es zu der Buche auf meiner linken Seite.
»Wer bist du, Frost?«, frage ich mit kraftvoller Stimme, als er mein verbliebenes freies Bein ebenfalls mit dem Seil an den Baumstamm bindet.
»Das ist es, worüber du dir Gedanken machst? Wer ich bin?« Sein Blick fährt abschätzig über meinen Körper, während er das Messer wieder in seiner rechten Hand hält und der Mond seinen Schein nun genau auf ihn wirft.
»Du wirst mir nicht wehtun«, sage ich. Ich weiß nicht, ob ich wirklich davon überzeugt bin oder nur mich selbst beruhigen will.
»Das liegt nicht in meiner Absicht, Redcat.« Seine Stimme ist jetzt ganz leise und übertönt kaum den Wind, der in diesem Augenblick aufzieht.
Sofort erfasst mich ein Frösteln, und als meine Nippel sich weiter aufstellen, fallen sofort Frosts Augen darauf. Und statt bei dem dunklen Flackern in seinen Augen, Angst zu bekommen, beginnt meine Mitte lichterloh zu brennen.
»Viel zu wild, kleine Katze«, raunt er, kommt so nah an mich heran, dass ich seinen Herzschlag höre. »Ich will dich so sehr. Du kannst dir kaum vorstellen wie sehr.« Er legt das Messer unterhalb meiner Kehle mit der Spitze an und zieht es dann sachte in die Mitte meiner Brüste.
Gott, ich mag wahnsinnig sein, aber dieses Messer, er und das alles hier … Ich will spielen. »Berühr mich«, winsle ich leise und sehe auf meine Brüste, die er in dem Moment berührt, als er das Messer auf den Boden fallen lässt.
»Du solltest das wirklich nicht wollen, Redcat. Denn ich will mehr, als du mir geben kannst. Aber genau darauf, kann ich keine Rücksicht mehr nehmen.« Plötzlich legt sich sein Mund um meinen Nippel und mir bricht der Schweiß aus, obgleich ich fast nackt vor ihm stehe.
Ich spüre seine Zunge, die sanfte kreisende Bewegungen um meine Spitze vollführt, und kann das Gefühl, das sich in mir ausbreitet, kaum greifen. Seine Hände legen sich um meine Taille, streifen sanft mit den Fingern über meine Haut und völlig ungewollt, flüstere ich seinen Namen in die Nacht hinaus. »Frost …«
Sofort löst er sich von mir, sieht mich an und ich erkenne ihn kaum wieder. Dieser Blick ist mir so fremd, so anders … Ich habe dich gewarnt, Sannah. Nun ist es zu spät. Ich kann dir nicht mehr helfen.
»Ich weiß nicht, was du suchst, aber ich bin es nicht. Nicht so. Du spürst auch das, was ich spüre«, sagt er, streckt seine Hand wieder nach meinem Gesicht aus, doch kurz bevor er mich berührt, zieht er sie wieder zurück, »und ich werde dir geben, was du brauchst, aber auf jede erdenklich andere Art, als du annimmst.«
»Du bist wie ich«, sage ich leise.
»So wie ich, Sannah, ist niemand und will auch niemand sein. Soll ich dir zeigen, warum? Siehst du es denn nicht?«
»Ich sehe dich.« Ich sehe ihn wirklich. In diesem Augenblick nicht äußerlich, aber ich spüre, dass er so ist wie ich. Dass wir … irgendwie … verbunden sind. »Zeig es mir«, sage ich mutiger, als ich mich im Moment fühle und hoffe, dass meine Sinne sich nicht irren. Dass ich richtig liege. Ich glaube einfach nicht, dass er mich hier und jetzt töten wird.
Ein dunkles Grinsen schießt über sein Gesicht, als seine linke Hand an meinen Bauch fährt und ich sofort wieder aufkeuche. »Sannah …«