Co-Autorin Joelle Shusterman
Du zerschneidest die Luft mit gelassener Ruhe.
Das ist der Moment, du hast ausgeholt
zum ersten Hieb mit deiner Axt,
wie eine Meisterin der Nachlese-Kunst.
Die Umstehenden erstarren in Ehrfurcht,
ahnungslos, was du als Nächstes tun wirst.
In vollkommener Balance wie auf einer Bühne
tanzt du in ihrer Mitte deinen brutalen Tanz.
Sterne verglühen, deine Robe fällt
einem Wasserfall gleich auf die Erde
in einem Regen aus Gold.
Aber das ist nicht die Wahrheit.
Dein Wert ist ohne Bedeutung
für die, die dir jetzt etwas bedeuten.
In den Augen von deinesgleichen
bist du in Wahrheit nicht mehr
als ein winziger Sonnenfleck.
Ein unbedeutender Fleck.
Und als du zum ersten Hieb ausholst,
lachen sie über dich.
Du möchtest dich über ihren Spott erheben,
auf bescheidene Weise Aufmerksamkeit erregen,
Gunst in den Augen der Alten finden,
die niemals alt sind.
Den Respekt der Jungen gewinnen,
die ihre Jugend gemetzelt haben.
Den Hochmut rechtfertigen,
der mit dem Stolz einhergeht,
auserwählt worden zu sein.
Aber auch das ist nicht die Wahrheit.
Es wird Jahre dauern, bis du die Wahrheit erkennst:
Jene, die du verehrst, sind selbst bloß Diener
der Gemeinschaft, die wir zu stutzen haben.
Vor vielen Jahren war es ihre Entscheidung,
uns die Wahl zu überlassen.
Die Zuschauer, ehrfürchtig, erschrocken und erleichtert,
sind die eigentlich Mächtigen,
die bei all deinen Taten die Fäden ziehen.
Vor ihnen stehen wir perfekt aufgereiht,
die scharfe Klinge einer Avantgarde,
die die Äxte schwingt,
jede gleicht jenen, die vor ihr kamen.
Wir sind einer in allen
Und alle in einem und
Wir.
Werden.
Töten.
Unser Mantra, Gebot und unsere Pflicht,
die Unsterblichen ihrer Sterblichkeit zu gemahnen.
Sie zu lehren,
dass die ewige Ruhe fern sein mag,
aber nicht für immer vergessen ist.
Wer sind wir?
Wir sind Scythe.
Und die Waffen, die wir benutzen,
Sind mitnichten unsere Freunde.
Die zerstörerische Kraft
von Kugel, Klinge und Knüppel
zerreißt uns täglich aufs Neue,
Tag für Tag, Stück für Stück,
lässt uns mit einer Wunde zurück, die nie heilen wird.
Das verbindet uns mit der Masse
und hindert uns doch, mit ihr eins zu sein.
Und bei jeder einzelnen Nachlese
bluten wir aufs Neue gebrochen
und bleiben doch unverändert entschlossen.
Denn wir sind Scythe.
Nichts kann das ändern.
Und wenn es an dir ist zu bluten,
wirst du es merken,
und du wirst lernen.