Grüne Lungen in Gefahr

Was wird aus unseren Wäldern?

»Gibt es ein schöneres Bild für den Frieden

und die Hoffnung als einen lebendigen Baum?«

Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin (1940–2011)

Alles war perfekt und wir saßen mit der Familie an der weihnachtlich geschmückten Kaffeetafel. Wir diskutierten, tauschten Erinnerungen aus und schmiedeten Pläne für das kommende Jahr. Im Mittelpunkt standen, wie wohl in jeder Familie, die damals noch schulpflichtigen Kinder, deren Geschenke, das Rezept von Omas Schwarzwälder Kirschtorte, die Auswahl des Weines für das spätere Abendessen und andere – gemessen am Weltgeschehen – Belanglosigkeiten. Bei all dem fiel uns erst spät auf, dass immer wieder Leute, die sich an diesem 2. Weihnachtsfeiertag zu einem Spaziergang aufgemacht hatten, an unserem Haus und auch an Nachbarhäusern hochschauten. Ja, das Haus hatten wir im Spätherbst neu streichen lassen; aber dies war keine Sensation und konnte auch nicht der Grund für die Neugierde der Passanten sein.

Schließlich riss ich mich los, um die Ursache für die neugierigen Blicke zu ergründen. Der Blick über die Hausfassade hinweg zum Dach erbrachte schnell des Rätsels Lösung: Am Dachtrauf hatte der von uns in der Kachelofengemütlichkeit überhaupt nicht stark empfundene Wind Ziegel gelockert; einige davon lagen zerschmettert im Vorgarten. Auch einige Nachbarhäuser hatten Schäden am Dach. Neugierig geworden, machte ich mich zu einem Erkundungsgang in die Feldflur auf. Jetzt erst, nach dem Verlassen der schützenden Häusergruppe unserer am Hang liegenden Siedlung bemerkte ich in der weitgehend offenen Feldflur die Heftigkeit des Windes. Weiter draußen sah ich dann die vom Sturm rausgerissenen, mächtigen Obstbäume, deren freigelegte Wurzeln wie Hilferufe der Natur bizarr zum Himmel zeigten. Auch unsere eigene Obstwiese war betroffen, und von einem gut hundert Jahre alten Apfelbaum einer seltenen Sorte, den wir immer liebevoll gepflegt hatten, lag ein großer Ast, der wohl die Hälfte des Baumes ausmachte, auf dem angrenzenden Weg.

Erst die Radio- und Fernsehnachrichten und die allmählich aus verschiedenen Regionen des Kontinents eintreffenden Lageberichte der Katastrophen-Einsatzkräfte klärten uns darüber auf, dass weite Teile Europas von einem verheerenden Sturmtief getroffen worden waren. Es sollte als Jahrhundertorkan »Lothar« in die Geschichtsbücher der Meteorologen, Katastrophenhelfer und Versicherungen eingehen. Während meine eigene Heimat trotz vieler Schäden von dem Orkan nur am Rande betroffen war, führte das Sturmtief, das sich im Bereich des Golfes von Biskaya zwischen den Britischen Inseln und Spanien sowie der französischen Westküste gebildet hatte, andernorts zu tragischem menschlichem Leid und so zuvor noch nicht gekannten materiellen Schäden.

Wenn Katastrophen zum Alltag werden

Wie sich später herausstellte, forderte der Orkan einhundertzehn Todesopfer und verursachte nach Angaben der Rückversicherungsgesellschaft Swiss Re Schäden von über sechs Milliarden US-Dollar. In Nordfrankreich, der Schweiz, Süddeutschland und Österreich wurden die Bäume ganzer Wälder umgeknickt wie Streichhölzer. Allein in Baden-Württemberg vernichtete der Orkan mit drei Millionen Festmetern Holz das Dreifache des normalen Jahreseinschlages. Noch stärker betroffen war Frankreich, wo der Orkan für rund 140 Millionen Festmeter Sturmholz sorgte. Mehrere Tage lang war die Autobahn zwischen Stuttgart und Karlsruhe wegen der umgestürzten Bäume blockiert; auf einigen Bahnstrecken musste der Betrieb aus demselben Grund eingestellt werden. Verschiedene Orte in der Schweizer Region Bregenzerwald waren für etliche Tage ohne Strom.

Lothar – dieser Orkan an Weihnachten 1999 – wurde alsbald und für eine ganze Weile als Jahrhundertsturm bezeichnet. Es war die Zeit, in der das Thema Klimawandel allenfalls mit Katastrophen-Ökos in Verbindung gebracht wurde und auch in den Medien nur eine Nebenrolle spielte. Das gilt vor allem für den gesellschaftspolitischen Dialog in Sachen Wälder. War doch das Waldsterben, das in den 80er-Jahren Naturschützer, Autobauer, Waldbesitzer und Politiker beschäftigte und die Umweltdiskussion jener Zeit prägte, offensichtlich nur eine vorübergehende Erscheinung gewesen. Und das, obwohl knapp zehn Jahre zuvor der Orkan Wiebke (28. Februar / 1. März 1990) mit bis zu 285 Stundenkilometern über Deutschland, der Schweiz und Österreich die Spuren seiner zerstörerischen Gewalt hinterließ. Mittlerweile sind die Orkane Jeanette (2002), Kyrill (2007), Emma (2008), Xynthia (2010), Christian (2013), Xaver (2013), Ela (2014) sowie Niklas, Elon und Felix (2015), Xavier (2017) und neuerdings Friederike (18. Januar 2018) hinzugekommen. Alles Jahrhundertstürme?

Jahrhundertstürme sind mittlerweile nicht einmal mehr Dekaden-Katastrophen, sondern bald schon auch in Europa ganz »normale« Alltagsereignisse. Nur eines hat sich seit Lothar geändert. Die über mehr als hundert Jahre an der schnellen, profitbringenden Holzproduktion ausgerichtete Forstwirtschaft begann umzudenken. Was junge, dynamische Forstwissenschaftler und Förster schon lange forderten, aber gegen konservative Holzwirtschaftler nicht durchsetzen konnten – nämlich den Aufbau naturnah vielgestaltiger Wälder anstatt der monotonen Holzäcker aus Kiefern im Norden und ebenso langweiligen Fichtenmonokulturen im Süden –, hat Orkan Lothar binnen eines halben Tages zumindest eingeleitet. Überall arbeitet man seither im Rahmen von Forschungsprojekten und Versuchsflächen daran, die Wälder (und Waldbesitzer) für die Auswirkungen des Klimawandels fit zu machen.

Naturnaher Waldbau ist überfällig

Doch schon die Suche nach teilweise für die Folgen des Klimawandels resistenteren Baumarten aus anderen Ökosystemen wie etwa aus Nordamerika, Südosteuropa und Asien legt die Hilflosigkeit und das Festhalten an letztlich alten und überholten Denksystemen offen. Der Mensch meint, alles beherrschen zu können. Doch wie werden unsere Waldökosysteme reagieren, wenn Araukarie, Küstenmammutbaum, Hemlocktanne und Orientbuche gepflanzt werden? Viele Tiere sind nicht auf diese Baumarten eingestellt. So lebt an den schon vor Jahrhunderten in Europa eingeführten Neuweltplatanen so gut wie kein Insekt, während an und von einer heimischen Buche oder Eiche einige Hundert Insektenarten existieren, ohne dem Baum zu schaden. Immer noch wird im Industrieland Deutschland daran festgehalten, auch mit den staatlichen und kommunalen Wäldern Geld zu verdienen. Der Nettoumsatz in den rund siebentausend Unternehmen der Forstwirtschaft in Deutschland lag 2014/15 bei insgesamt knapp über einer Milliarde Euro. Dem gegenüber stehen gewaltige Kosten für Wegebaumaßnahmen, Anschaffung und Unterhalt von Forstgeräten und natürlich auch forstliches Personal.

Wälder, das betont auch die Forstwirtschaft immer wieder, erfüllen nicht nur eine Funktion als Holzlieferanten, sondern sie sind die grünen Lungen unserer Landschaft, reinigen die Luft, binden CO2 und sind damit unsere wichtigsten Klimaregulatoren. Darüber hinaus stabilisieren sie Hangbereiche, sind Wassererneuerungsgebiete und – sofern sie naturnah belassen werden – unersetzliche Lebensräume. Gerade in Zeiten des Klimawandels wird immer wieder darauf hingewiesen, dass nachhaltiges Wirtschaften durch die Forstwirtschaft entwickelt worden sei. Danach soll dem Wald nur so viel Holz entnommen werden, wie im Nutzungszeitraum wieder nachwächst. So wurde der Nachhaltigkeitsbegriff jedenfalls vom Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645–1714) in Sachsen geprägt. Doch die Ausgangslage war die Gestaltung der Wälder zur Herstellung von Holzkohle, die für die sächsischen Bergbau- und Metallindustrie gebraucht wurde. Dieser Nachhaltigkeitsbegriff orientierte sich entsprechend am Holzzuwachs. Betrachtet man nur die Ressource Holz, dann ist das einleuchtend. Stellt man aber die Frage nach nachhaltigen Waldökosystemen, bei denen es darum geht, dass auch die typischen Tier- und Pflanzenarten genügend Lebensraum haben, dann sieht die Sache schon anders aus. So ist es im Sinne natürlicher Waldökosysteme und einer rein ökologischen Betrachtung nicht nachhaltig, wenn Bäume wie etwa Buchen oder Eichen, die mehrere Hundert Jahre alt werden können, schon nach einem Drittel oder Viertel ihrer potenziellen Lebenszeit gefällt werden. Und dies ist nur ein Beispiel von vielen.

Es wird also immer ein Ringen um die richtigen Wege zur Nachhaltigkeit geben, um den Ausgleich zwischen ökonomischen Wünschen und Anforderungen, ökologischen Erfordernissen und sozial vertretbarem Verhalten und Handeln. Genau dieses Ziel wurde von der Weltumweltkonferenz 1992 in Rio de Janeiro entwickelt und festgelegt. Und diese Zielsetzung wird angesichts der Orkangefahren immer wichtiger. Jeder Tag kann Orkantag sein.

Veränderung ist das einzig Beständige

Einig sind sich alle, dass die Wälder als unsere grünen Lungen erhalten bleiben sollen. Die Frage ist nur wie? Betrachtet man die Waldgeschichte der letzten Jahrtausende – durch Untersuchungen von Pollenanalysen –, ist die Präsenz von Baum- und Straucharten und die Zusammensetzung der Wälder bestens nachvollziehbar –, so zeigt sich, dass sich die Naturveränderung gerade auch in der Struktur der Wälder immer angepasst hat. Doch erlaubt das Tempo der Klimaerwärmung noch eine Anpassung, wenn sich der Mensch nicht auf das natürliche System, sondern auf Arten aus anderen Kontinenten stützt?

Plädoyer für einen forstpolitischen Paradigmenwechsel

Fest steht, dass sich mit der weiteren Klimaerwärmung dramatische Folgen für unsere Wälder ergeben werden. Zwar können die meisten Laubbäume Extremsituationen überstehen, indem sie ihre Blätter vorzeitig abwerfen und so die Transpiration und damit den Wasserbedarf beträchtlich reduzieren. Doch die Bäume werden generell anfälliger für Schädlinge und Pilze. Unter wärmeren Bedingungen vermehren sich Schadinsekten wie der Schwammspinner, der Große und der Kleine Frostspanner und der Eichenwickler stark und machen sich über unsere Wälder her. Kommen noch andere Hitzeschäden wie Sonnenbrand, Stammrisse und die schwarze Holzfäule an den Bäumen hinzu, kollabieren die Wälder, wie wir sie heute kennen.

Macht sich dann in Süddeutschland Macchia breit, niedriges Buschwerk, wie wir es aus Südeuropa kennen? Sicher ist, dass bestimmte Baumarten in höheren Regionen wachsen werden, während andere sich nach Nordeuropa zurückziehen. Irgendwann könnten die typischen Buchenwälder verschwunden sein, denn mit fortschreitender Erwärmung wird die Buche in den niedrigeren Lagen (unterhalb von 500 bis 600 Meter über dem Meeresspiegel) mit der Zeit von der Eiche abgelöst. Den Plänen der Forstwirtschaft, sich mit einer anderen Zusammensetzung der Wälder dem Klimawandel anzupassen, sind also Grenzen gesetzt.

Weltweit kann Holzmangel eine Folge des Klimawandels sein. Wie kann man die Wälder bei großer Trockenheit vor Bränden schützen? Woher soll das Wasser kommen, um die Waldbrände zu bekämpfen, wenn Flüsse und Bäche austrocknen? Löschwasser steht nur in Küstennähe in ausreichendem Maß zur Verfügung. Meerwasser jedoch richtet wegen des Salzes auf den durch jahrelangen sauren Regen und die Hitze ohnehin bereits geschädigten Waldböden unabsehbare Schäden an. Was Hitzesommer für die Waldbrandbekämpfung bedeuten, zeigte sich 2003: Die Feuerwehren mussten um 30 Prozent häufiger zur Bekämpfung von Bränden ausrücken als noch im Jahr zuvor. Nimmt die durchschnittliche globale Erwärmung gegenüber vorindustriellen Zeiten um mehr als 3 °C zu, könnten die Wälder der gemäßigten Breiten und die sogenannten borealen Wälder in der nördlichsten Vegetationszone absterben. Nicht nur das Umweltbundesamt (UBA) sieht darin eine der möglichen Kipppunkte des Klimas. Die borealen Wälder umfassen mehr als ein Drittel der weltweiten Waldfläche von rund 15 Millionen Quadratkilometern und sind die vorherrschende Waldform der Nordhalbkugel. Sie erstrecken sich zwischen dem 50. und dem 70. Breitengrad über Asien, Europa und Nordamerika. Meist handelt es sich um Nadelwälder, die im hohen Norden in die baumlose Tundra übergehen und am südlichen Rand ihres Verbreitungsgebietes in die Wälder der gemäßigten Breiten, die wir aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kennen.

Eine Chance für wilde Wälder

In der Vergangenheit haben Umweltschützer immer wieder kritisiert, dass weite Teile der borealen Wälder zur Gewinnung von Schnittholz und Papier großflächig abgeholzt und nicht nachhaltig genutzt werden. Durch die Rodung der Wälder wird weniger Kohlendioxid aus der Luft gebunden, und es kommt zu einer Abnahme der Bodenfeuchte. Das kann dazu führen, dass im Boden gebundenes CO2 freigesetzt wird. Damit wird die Gefahr des Zusammenbruchs der borealen Wälder weiter verschärft.

Wissenschaft, Politik und vor allem Steuerzahler sind hier mehr denn je gefordert. Es ist schon erstaunlich, dass Organisationen wie etwa der Bund der Steuerzahler auf den einen oder anderen Missstand von Geldverschwendung der öffentlichen Haushalte hinweisen, aber keine grundsätzlichen Überlebensthemen – die Staat und Steuerzahler gleichermaßen betreffen – aufgreifen. Mehr denn je müsste Wert auf eine nachhaltige und damit zukunftsfähige staatliche Ausgabepolitik gelegt werden. Ein natürlicher Umbau der Wälder – vieles davon macht die Natur von alleine, wenn man sie nur lässt – ist viel billiger als die Umstellung auf vermeintliche künftige Holzertragsbaumarten.

Die Kriterien der naturnahen Waldwirtschaft sind hinlänglich erforscht und erprobt, aber politisch scheint das immer noch nicht gewollt zu sein. Wir brauchen eine politische Hinwendung hin zu mehr Waldpragmatismus. Warum kann nicht die Hälfte der Staats- und Kommunalwälder von jeglicher Bewirtschaftung freigehalten werden? Es würde vollkommen genügen, im Umfeld der Siedlungsräume Spazier- und Wanderwege zu unterhalten und eine maßvolle Bewirtschaftung durchzuführen. Abgelegenere Räume können ganz ohne Bewirtschaftung bleiben. Die Natur wird dann die Anpassung an den Klimawandel selbst vornehmen. Eine solche Strategie bedarf jedoch mutiger Politiker und einsichtiger Forstleute – die sich natürlich ihre Lebensgrundlage auch nicht nehmen lassen wollen. Ein Teil des Personals hätte genügend Beschäftigung beim erforderlichen Wildtiermanagement; andere könnten für andere öffentliche Aufgaben eingesetzt werden.

Gegenwärtig sind von den 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland mit über 90 Milliarden Bäumen – in erster Linie Fichten und Kiefern – nach Angaben des Naturschutzbund Deutschland (NABU) über 40 Prozent in Privatbesitz. Naturwaldreservate machen gerade mal 0,3 Prozent des Waldes in Deutschland aus. Dazu gehören solche Gebiete wie der Nationalpark Bayerischer Wald, die Adamshölle und der Nationalpark Hunsrück in Rheinland-Pfalz, das Nordahner Holz und der Große Staufenberg in Niedersachsen. Selbst in den genannten Gebieten sind nur Kernzonen als Naturwald erhalten; andere Bereiche müssen sich erst noch entwickeln. Dabei können wir vom Naturwald und seinen Anpassungsfähigkeiten viel lernen.

Wir müssen – auch als Wähler und Steuerzahler – den wilden Wäldern mehr Chancen geben. Die Natur kann viel richten, wenn man sie nur lässt. Mit welchem Recht fordern wir reichen Europäer, dass die Afrikaner die letzten Urwälder etwa im Kongobecken unberührt lassen? Mit welchem Recht fordern wir von den Menschen in Südamerika, dass sie Urwälder im Amazonasgebiet nicht nutzen, während wir die einstigen Urwälder im Gebiet des heutigen Deutschland schon spätestens seit dem ausgehenden Mittelalter vernichtet haben? Es gibt keinen Grund, im finanziell trotz vielerlei Problemen gesättigten Mitteleuropa an einer Politik des Waldes als Wirtschaftsfaktor festzuhalten.

Wir brauchen – nicht nur für Deutschland – Aktionspläne für regionale Klimaschutzwälder, also für Wälder, die von der Bewirtschaftung ausgenommen werden. Wir brauchen eine Strategie, um in erosionsgefährdeten Bereichen die Wälder in naturnahe Strukturen umzubauen, so wie dies jetzt im kleinen Maßstab im noch jungen Nationalpark Schwarzwald angegangen werden soll. Was Naturwald bedeutet, ist als einzigartiges Experiment im Nationalpark Bayerischer Wald zu erleben. »Natur einfach Natur sein lassen« ist dort die Devise. Erst ganz langsam verstehen wir die Wälder nicht mehr nur als Ansammlung von Bäumen, sondern als ein vielfältiges Zusammenwirken von Organismen. So ist das beeindruckende Wechselspiel von Bäumen mit den verschiedensten Pilzen noch lange nicht erforscht. Die Interaktion von Arten, sei es Flora oder Fauna oder alles miteinander, haben wir noch nicht einmal ansatzweise begriffen. Nur eines ist sicher: dass das dramatische Voranschreiten des Klimawandels uns bald keine Zeit mehr lässt, von und mit der Natur zu lernen, wenn wir uns selbst dieser Chance durch Nichtstun oder falschen Aktionismus berauben.

Grüne Lungen aus zweiter Hand – Letzte Chance für die Tropenwälder

Über viele Jahrzehnte hinweg wurden Regenwälder vernichtet, als ob sie Feinde des Menschen und nicht die grünen Lungen der Erde wären. Für den Handel mit Tropenholz, die Schaffung von Weideland und die Anlage von Monokulturen – etwa zum Anbau von Kokos- oder Ölpalmen für sozial und ökologisch fragwürdigen Biosprit – wurden und werden ganze Regionen ausgebeutet. Von diesem Raubbau an der Natur blieben etwa auf den Philippinen nur sieben bis acht Prozent der ursprünglichen Wälder verschont. Damit verbunden ist nicht nur der Verlust unwiederbringlicher Biodiversität und natürlicher CO2-Senken, sondern auch erhebliche Erosion, die in vielen Fällen zum Verlust der Böden und zur Verschlammung küstennaher Korallenbänke und Mangrovenwälder führt. Damit werden nicht nur terrestrische Lebensräume vernichtet, sondern auch wertvollste marine Ökosysteme; die Kinderstube vieler Fischarten und anderer Meeresbewohner geht verloren. In vielen Ländern sind die Menschen zur Abwanderung in die Megastädte gezwungen, wo sie der Verelendung in den Slums und einer unsicheren Zukunft entgegensehen. Verschärft wird die Situation in den Regionen, in denen nach gut sechzig Jahren die Kokospalmen ihre Ertragsfähigkeit überschritten haben und abgeholzt werden. Übrig bleiben eintönige Hartgrasflächen.

Da im ostasiatischen Raum Taifune an Häufigkeit und Intensität zunehmen, ist schnelles Handeln gefordert. Hier setzt das Projekt »Rainforestation Farming« an. Ziel ist es, degenerierte ehemalige Wälder so zu renaturieren, dass wieder artenreiche Regenwälder entstehen. Mensch und Natur profitieren gleichermaßen und haben wieder eine Zukunft. »Rainforestation Farming« steht einerseits für den Aufbau artenreicher Sekundärregenwälder (Rainforest), zum anderen für nachhaltige Landwirtschaft (Farming) in den im Projekt entstehenden Agroforstbereichen. Die von der Universität Hohenheim und der Nachhaltigkeitsstiftung NatureLife-International unterstützte Methode wurde im Rahmen mehrerer Projektflächen auf der Philippineninsel Leyte von der Visayas State University, im Rahmen eines GTZ-Projekts unter der Leitung von Dr. Josef Markgraf entwickelt und von der Baybay Rainforestation Foundation und anderen Partnern erprobt und überregional weiterverbreitet.

Das Ganze klingt verblüffend einfach: Auf nicht mehr genutzten Flächen werden unter einzelnen übrig gebliebenen Kokospalmen zunächst einheimische, schnell wachsende Pionierbäume angepflanzt. Dazu gehören verschiedene Gummibaumarten und buchenartige Gewächse, die allesamt rasch ein dichtes Laubdach bilden. In dessen Schutz gedeihen dann in der zweiten Phase zahlreiche andere – ebenfalls ausschließlich heimische – Baum- und Straucharten. Dann haben die Hartgräser keine Chance mehr zu wachsen. Das Projekt ist eine klare Alternative zu den weltweit häufig zum Scheitern verurteilten Aufforstungsversuchen mit nicht standortgerechten Baumarten. Bis zu zweihundert Baum- und Straucharten umfassen die Versuchsflächen; auch Orchideen und andere Zierpflanzen wachsen dort. Bei den Transferflächen sind es im Durchschnitt dreißig Baumarten. Rainforestation Farming liefert – je nach Planung der Kleinfarmer – schmackhafte Früchte, Grundstoffe für Zucker, Holz für Häuser, Boote, Möbel und Zäune.

Das Neue an dem mittlerweile auch nach Sri Lanka, Indonesien (Java), Südwest-China, Vietnam und Laos übertragenen Konzept ist die Vielseitigkeit der Nutzungsmöglichkeiten im Regenwald. Wichtig sind die äußerst naturnahe, den jeweiligen ökologischen Gegebenheiten der Länder und Regionen angepasste Anpflanzung und die ganzjährige Bodenbedeckung. Schon nach acht Jahren konsequenter Rainforestation-Farming-Methode haben die Kleinbauernfamilien ein etwa zehnfach höheres Einkommen als mit den früheren Kokosmonokulturen. Durch das Projekt wird also Armut verhindert, die Landflucht gestoppt, und es entstehen neue Lebensräume aus zweiter Hand. Eine Chance, ein unersetzliches – oft noch nicht einmal wissenschaftlich untersuchtes – Artenpotenzial zu erhalten.

Die Rainforestation-Farming-Regionen trotzen Krankheiten und den Auswirkungen der Taifune. Die Pflanzen sind widerstandsfähiger als die Baumarten, die man früher angepflanzt hat und die nicht an das regionale Ökosystem angepasst waren. Dies wurde auf einerseits traurige und andererseits Hoffnung gebende Weise nach dem stärksten bislang dokumentierten Tropensturm Hayan (auf den Philippinen als Yolanda bezeichnet) im November 2013 auf der Philippineninsel Leyte unter Beweis gestellt. Es war bereits der dreizehnte Taifun innerhalb der pazifischen Taifunsaison jenes Jahres und einer der stärksten Stürme in den Tropen seit Beginn verlässlicher Wetteraufzeichnungen. Der Wirbelsturm, bei dem Windgeschwindigkeiten von bis zu 315 Stundenkilometern gemessen wurden, brachte Zerstörung in verschiedenen Regionen von China, Vietnam und vor allem auf den Philippinen. Von den Behörden wurden bis zu zehntausend Todesopfer für die Provinzen Leyte und die Nachbarinsel Samar gemeldet. In diesem Gebiet waren zeitweise über vier Millionen Menschen obdachlos.

Nach den ersten Notmaßnahmen zur Ernährung und Unterbringung der Bevölkerung und der Beseitigung der schlimmsten Sturmschäden zeigte sich nach der wiederhergestellten Passierbarkeit des ohnehin dürftigen Wegenetzes Erstaunliches: Die Rainforestation-Flächen waren wie die letzten Primärwaldflächen nur zu 10 bis 15 Prozent vom Taifun »beschädigt«, die Monokulturen zu fast 100 Prozent. Und das Verblüffende: Die Natur schloss binnen eines Jahres die Windwurfflächen durch Naturverjüngung, und es fruchteten plötzlich Bäume, von denen der Blüh- und Fruchtzyklus nicht einmal bekannt war. »So schrecklich dieser Sturm war, hat er uns doch offenbart, wie wir uns an der eigenen Natur orientieren und mit ihr zusammenarbeiten müssen«, erklärte mir Prof. Dr. Paciencia Milan – langjährige Präsidentin der Visayas State University und jetzige Vorsitzende der Baybay Rainforestation Foundation – bei einem schweißtreibenden Aufstieg durch den Hangwald. Dort waren Tausende Sämlinge der lokal als »Toog« bezeichneten Baumart aufgegangen. »Wenn wir das System der uns umgebenden Natur nicht kennen, können wir es auch nicht nutzen« folgerte Paciencia Milan und organisierte zusammen mit dem NatureLife Tropenexperten Prof. Dr. Friedhelm Göltenboth ein Natur-Rehabilitierungsprogramm zur Verbreitung der jungen Bäume.

Solche Renaturierungsflächen sind nicht nur Puffer für die verbliebenen Restwälder, sondern auch Heimat für gefährdete Tier- und Pflanzenarten sowie eine unersetzliche Ressource zur Begründung neuer Natur aus zweiter Hand. Der Beitrag für den Klimaschutz ist enorm: Ein Hektar Regenwald-Renaturierungsfläche bindet im Lauf von zwölf bis vierzehn Jahren rund 150 Tonnen CO2.

Grund genug, die erfolgreich erprobte Methode auf andere Regionen zu übertragen. Dies gelang mit mehreren Joint Ventures u.a. mit der Allianz Deutschland (München/Stuttgart), der Firmengruppe Wolff und Müller (Stuttgart), der von Lufthansa-Mitarbeitern gegründeten Help Alliance (Frankfurt), der Grandls Festbetriebe (Stuttgart) und der Deutschen Entwicklungsgesellschaft DEG/KfW-Gruppe. Die Bilanz: Zusammen mit Dorfgemeinschaften, lokalen und regionalen Bauernkooperativen, Hochschulen und Nichtregierungsorganisationen entstanden im Lauf von knapp zwanzig Jahren rund ein Dutzend Transferzentren, die Know-How vermitteln. Transferzentren, die beim Projektmanagement helfen und es möglich machen, Hunderte von Hektar vormals devastierter Flächen wieder in naturnahe, nutzbare Wälder zu verwandeln und damit für Natur und Mensch in Wert zu setzen. Die für den Klimaschutz und die Menschen erreichte Wirkung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Doch statt solche bewährten Strategien zu nutzen, findet in den Tropen noch immer ungebremst Kahlschlag statt. Kurzfristiger Gewinn hinterlässt langfristig katastrophale Wüsten zurück.

Und ewig brennen die Wälder

Lodernde Flammen, schlecht ausgerüstete Löschzüge und überforderte Lokalpolitiker. Das Bild brennender Wälder gehört fast schon zum traurigen Bild der Sommerzeit in den Mittelmeerländern. In vielen Gegenden Spaniens, Portugals, Südfrankreichs, auf Korsika, Sardinien, auf Sizilien sowie in Süditalien, Griechenland und zahlreichen Gebieten des Balkans sind die Waldbestände durch die alljährlichen Großfeuer in Gefahr. Mit den mediterranen Wäldern geht jedoch auch eine international bedeutsame ökologische Nahtstelle für viele Zugvogelarten zwischen deren Brutgebieten in Nord-, Ost-, West- und Mitteleuropa und den Rast- und Überwinterungsflächen in Südeuropa, Nord- und Zentralafrika verloren. Werden die weiteren Zerstörungen dieser Wälder nicht durch regionale und internationale Schutzmaßnahmen gestoppt, dann wird es schon in wenigen Jahrzehnten viele Zugvogelarten Europas nicht mehr geben.

Die Gründe, warum Waldbrände überhaupt entstehen, haben unterschiedliche Ursachen. In Südostfrankreich werden viele Feuer gelegt, um mit der Zerstörung der Wälder Flächen für die Bodenspekulation und die anschließende Bebauung zu gewinnen. Wo Weidewirtschaft betrieben wird, brennen Hirten Wälder und Buschzonen ab, um neue Flächen für ihre Schaf- und Ziegenherden zu erhalten. In Wäldern, in denen Weideverbote bestehen, legen Hirten oft aus Protest Feuer. Jagdfrevler zündeln aus Rache gegen staatliche Reglementierungen der Jagd. Durch weggeworfene Blechbüchsen und Flaschen entstehen in den trockenen Wäldern häufig auch unbeabsichtigte Brände. Große Monokulturen womöglich noch harzreicher Bäume wie Kiefern- oder Eukalyptuspflanzungen begünstigen Waldbrände. Die Erschließung der Wälder mit neuen Wegen ermöglicht den Zugang zu vorher abgelegenen Gebieten und erhöht somit die Gefahr für den Wald. Vielfach werden Brände auch gelegt, um damit die Ohnmacht der staatlichen Behörden aufzuzeigen. Beim Abbrennen abgeernteter Getreidefelder greift das Feuer häufig auf Wälder über. Brennen Flächen, die z.B. mit Kiefern aufgeforstet worden sind, so entwickelt sich eine sehr große Hitze. Als Folge werden nicht nur die Bäume selbst, sondern auch die meisten Pflanzensamen abgetötet, sodass die betroffenen Flächen über Jahre hinweg ohne Vegetation bleiben. Es folgt dann eine oft starke Bodenerosion, die außerdem die Konsequenz hat, dass auch Fließgewässer im Einzugsbereich belastet werden. Wenn sie nicht ohnehin durch die Folgen des Klimawandels in den Sommermonaten weitgehend ausgetrocknet sind.

Warum Hilfe in anderen Regionen der Erde so viel Sinn macht!

In jeder Region der Erde sind die soziokulturellen und landschaftsökologischen Verhältnisse unterschiedlich. Doch die Herausforderungen sind in Sachen Klimawandel und Biodiversitätsschutz letztlich überall dieselben. Vielerorts werden Menschen, denen es kaum zum Überleben reicht, durch die Veränderung der Umweltbedingungen gezwungen, in bislang unberührte Naturrefugien vorzudringen oder andere Ressourcen mehr zu nutzen, als dies früher der Fall war. Durch die Bevölkerungsexplosion – auch dies ist eine Folge von Armut – werden solche Entwicklungen noch verstärkt. Nehmen wir das Beispiel Südostasien. Dort haben sich etwa die Bergregionen im Lauf der Jahrhunderte zu einer vielfältigen Kulturlandschaft entwickelt. Dazwischen blieben großflächige Naturrefugien erhalten. Durch die Globalisierung und eine entsprechende Abhängigkeit vom internationalen Markt kommt es jetzt zur Intensivierung der Landwirtschaft und zu steigenden Bevölkerungszahlen. Ländliche Gesellschaften wie hier schwanken zwischen traditionellen Lebensweisen und der völligen Aufgabe ihrer Traditionen zugunsten rein ökonomischer Vorgehensweisen. Am Ende stehen Monokulturen, die den Boden auslaugen und hohe Pestizideinsätze fordern. Ein teuflischer Kreislauf, bei dem die Menschen – oft mangels Alternativen – von Opfern zu Tätern werden. Hilfsprojekte, die nachhaltige Entwicklung, Armutsbekämpfung und Klimaschutz beinhalten sollten, machen letztlich nur dann Sinn und sind von langfristigem Erfolg gekennzeichnet, wenn dieser Kreislauf durchbrochen wird. Im Kern geht es darum, negative Folgen von Nutzungsformen zu verhindern und Alternativen zu entwickeln, die den Menschen ein Auskommen bieten und gleichzeitig die Biodiversität, also den Reichtum von Flora und Fauna einer Gegend, bewahren. Anhand geografischer Informationssystemmodelle wurden am Beispiel eines Untersuchungsgebiets in der südwestchinesischen Provinz Xishuangbanna von Mitarbeitern der Universität Hohenheim soziokulturelle Aspekte, strukturelle Veränderungen, ökonomische Bedürfnisse, Biodiversität und Landnutzung untersucht und Strategien der Verknüpfung entwickelt. Dazu gehören Beiträge zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft, zur Erhaltung der Biodiversität und, als Basis von allem, Maßnahmen zur Sicherung von Lebensqualität im ländlichen Raum mithilfe einer Diversifizierung der Wirtschaft. Vielfalt auch in der Landnutzung statt Monokulturen, die die Menschen abhängig machen und Natur zerstören. Die Ergebnisse werden in einem GIS-basierten computergestützten Entscheidungsmodell (GIS = geografische Informationssysteme) aufbereitet, das Fernerkundungsdaten integriert, und in einen »User Service« eingebunden. Damit wurden die im Projekt entwickelten Instrumentarien als Basis zur Planungsunterstützung auch für sich ähnlich dynamisch entwickelnde ländliche Räume anderer Länder zur Verfügung gestellt. Weiteres Ziel des Projektes war es, aufzuzeigen, wie etwa Waldökosysteme für die Menschen wertvoll gemacht werden können. Ein Ziel dabei ist die Zertifizierung von Forst- und landwirtschaftlichen Produkten, bei deren Erzeugung Kriterien des Biodiversitätsschutzes, des Klimaschutzes und der nachhaltigen Landwirtschaft garantiert sind. Vielleicht ist die nachhaltige Nutzung der letzten Waldökosysteme der einzige Weg, die grünen Lungen des Planeten als CO2-Senken und Lebensräume zu erhalten. Allein durch das Argument, dass in dem einen oder anderen Gebiet selten gewordene Tiere und Pflanzen überlebt haben, werden sich die armen Menschen nicht davon abhalten lassen, mit Säge und Axt zu zerstören, was letztlich ihre eigene Zukunft beinhaltet. Die Herausforderung, Entwicklung und Naturschutz zu vereinen, ist auch in anderen Regionen von hoher Bedeutung. So in Indonesien und Malaysia, wo der Anbau von Ölpalmen Ökosysteme gefährdet, und in Brasilien, wo sich Zuckerrohrmonokulturen für die Ethanolgewinnung in die Landschaft fressen, oft auf Kosten der biologischen Vielfalt von Regenwäldern. Das in China entwickelte Instrumentarium könnte auch in Brasilien helfen, die Verteilung von Nutz- und Schutzflächen zu optimieren und Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen.18

Klimawandel killt Lufterneuerungsgebiete und Lebensräume

Die von Wissenschaftlern prognostizierte Erhöhung der Durchschnittstemperatur gerade auch in Südeuropa erhöht die Gefahr für die grünen Lungen Europas wie ein Brandbeschleuniger. Denn wo es trockener ist, sind die Wälder anfälliger für Busch- und Waldbrände. Hinzu kommt, dass in den vergangenen fünfzig Jahren, ähnlich den Nadeleinheitsforsten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in Südeuropa monotone Nutzwälder aus Kiefern und Eukalyptus angelegt wurden. Solche Wälder können Feuern weniger entgegensetzen als naturnah erhaltene Bestände etwa in Spanien und Portugal mit Kork- und Steineichen, Flaumeichen, Erdbeerbaum, wilder Olive und anderen hitzeresistenten und für das Überleben nach Feuern von der Natur aus bestens ausgestatteten Gewächsen.

Gerade in Spanien ist die Fläche natürlicher Wälder in den vergangenen Jahrzehnten ganz erheblich geschrumpft. Nur noch etwa 10 Prozent der Landesfläche sind noch mit natürlichen oder naturnahen Wäldern bedeckt. 20 bis 30 Prozent des Landes bestehen aus dem als Macchia und Garrique bezeichneten Buschgelände. 60.000 Quadratkilometer wurden bereits mit landschaftsfremden Eukalyptus- und Kiefernpflanzungen aufgeforstet. Wenn die ursprüngliche Vegetation aber zerstört ist und sich fremde Baumarten durchgesetzt haben, sinkt in vielen Gebieten der Grundwasserspiegel, und das ökologische Gleichgewicht ist gestört. Hinzu kommt, dass Wildkatze, Luchs und Wolf hier keinen Lebensraum mehr finden.

Durch ähnliche Kiefern- und Eukalyptuspflanzungen wurden auch in Portugal schon über 10.000 Quadratkilometer Fläche in artenarme »Einheitswälder« umgewandelt. Mit der ökologischen Verarmung der Waldbereiche Portugals und Spaniens erhöht sich durch die Folgen des Klimawandels ganz erheblich die Waldbrandgefahr. Künftige Trockenzeiten werden zu noch mehr verheerenden großflächigen Waldbränden führen, wie es viele Einwohner von Kalifornien im Oktober und Dezember 2017 bitter zu spüren bekamen. Die Waldbrände hatten sich wegen der extremen Trockenheit auf rund 1.400 Quadratkilometer ausgebreitet. Zehntausende Menschen mussten ihre Heimat verlassen, dreitausendfünfhundert Häuser wurden zerstört, und es gab Tote zu beklagen.

Was wir tun können, was sich ändern muss

Jeder Einzelne

Politik und öffentliche Hand

Wirtschaft

Fazit: Mit der Natur arbeiten hilft Überleben sichern – unserer Gesellschaft und jedem einzelnen!