Vorwort

Ein Freund kehrte neulich von einem dreimonatigen Aufenthalt aus Südamerika zurück. Im Grunde suchte er immer nach einer festen Beziehung. Zu Hause erzählte er mir dann, er habe mit gut zehn Frauen geschlafen. »Glückwunsch!«, sagte ich. Was ihn jedoch am meisten ärgerte, war, dass er drei Gelegenheiten verschenkt hatte. Was »zählte«, waren nicht die Eroberungen, sondern die verpassten Chancen. »Das wäre perfekt gewesen«, meinte er. Wäre es das wirklich?

Ein anderer Freund entpuppte sich als »Heavy-Dater«. Er plant seine Dates jetzt über das Internet. Wie Termine. Jede Woche schreibt er mit 30 – 40 Frauen nächtelang Mails. Daraus entstehen pro Woche circa neun bis zwölf Treffen. Er ist gezwungen, Dates doppelt zu belegen, in der Erwartung, dass das eine oder andere schon ausfallen wird. Nach zwei Stunden Gespräch und mehreren Cocktails versucht er immer, die Frau zu küssen. Zeigt sie sich widerwillig, ist sie »raus aus dem Spiel«. Dann findet er schnell einen Grund, das Date zu beenden. Das nächste wartet ohnehin seit 20 Minuten. So schläft er manchmal mit fünf bis zehn verschiedenen Frauen pro Monat. Doch was ihn ärgert, ist die eine Frau, die beim ersten Date nein gesagt hat. Mit ihr wäre es sicher am schönsten gewesen!

Hätte, wäre, könnte, sollte. Wir sind Jäger des verlorenen Konjunktivs. Im Grunde, so scheint es, ist es egal, ob man mit 20 oder mit 2000 Frauen geschlafen hat. Solange man im Modus des Konsums feststeckt ist stets die Eroberung, bei der man nicht zum Ziel gekommen ist, wichtiger als jedes noch so berauschende Erlebnis. Wie und wann entsteht dann Liebe? Einerseits suchen wir alle danach. Aber das, was ich um mich herum beobachte, zeugt von einer manischen Zwanghaftigkeit: »Es wird Zeit, dass ich mich mal wieder verliebe!« »Es war im Grunde alles perfekt, aber ich weiß nicht so recht.« Was wollen wir eigentlich?

Solche und andere Fragen haben mich bewogen, dieses Buch zu schreiben, das zu großen Teilen auf eigenen Erfahrungen, aber auch auf vielen Beobachtungen und Gesprächen mit anderen Menschen basiert. Die ersten Ideen kamen mir, als meine letzte feste Beziehung gerade unerwartet auseinandergegangen war. Die ersten Zeilen schrieb ich, als ich frisch verliebt, aber mangels Interesse meiner Angebeteten todunglücklich war. Es folgte eine längere und erfolglose Jagd nach der »Richtigen« auf Onlinedatingbörsen. Die letzten Zeilen schreibe ich nun nach drei Jahren fester Beziehung mit einer tollen Frau – die ich auf analogem Wege kennengelernt habe.

Paris im November 2013