Landschaft und Geographie

England liegt bekanntlich auf einer Insel, doch das war nicht immer so: Während der letzten Eiszeiten waren die Britischen Inseln durch eine Landbrücke mit dem europäischen Kontinent verbunden, erst vor rund 10.000 Jahren schufen gigantische Schmelzwasserfluten die Straße von Dover.
Verwitterte Feldmauern schützen vor dem Wind
Der größte Teil von Südengland besteht wie das gesamte Lowland Britain aus geologisch jungen Gesteinsformationen. Das Londoner Becken und das sich rund um Southampton erstreckende Hampshire-Becken werden durch das südostenglische Schichtstufenland getrennt, das drei markante Erhebungen aufweist: den ehemals dicht bewaldeten, bis zu 241 Meter ansteigenden High Weald sowie die North Downs und die High Downs, deren Kreidekalke an der „Straße von Dover“ als Steilküsten mit markanten Kliffs am Meer abrupt abbrechen; Beachy Head bei Eastbourne ist mit rund 170 Metern die höchste Erhebung der South Downs. Nur das als Viehweide genutzte Romney Marsh weist eine andere Entstehungsgeschichte auf und lag zu Römerzeiten noch unterhalb des Meeresspiegels. Die Grafschaft Kent wird als „Garten Englands“ gerühmt, und auch das benachbarte Sussex unterscheidet sich mit seinen grünen Hügelketten nur geringfügig von Kent. Bäume, Wiesen und Äcker bilden ein perfekt arrangiertes Landschaftsszenario. Wiltshire ist bekannt für seine baumlosen Plains, ein „onduliertes Land“ mit durch Hecken großräumig abgegrenzten Feldern und Äckern, einzig die rollenden Kreidehügel der Marlborough Downs sorgen für Abwechslung. Das sanft gewellte Hinterland von Dorset ist ebenfalls noch sehr durch die Landwirtschaft geprägt, kleine Bauernhöfe gehören zum Alltagsbild. Die Grafschaft besitzt aber auch eine sehr vielgestaltige Küstenlandschaft mit zerklüfteten Abschnitten zwischen Lulworth Cove und Durdle Door bis hin zu dem zwanzig Kilometer langen Chesil Beach, der sich bis zur Halbinsel von Portland erstreckt sowie dem Fossilienstrand von Lyme Regis. In Somerset dominieren Milchfarmen und Apfelplantagen das Landschaftsbild. Nur die Mendip Hills ragen aus dem flachen, fruchtbaren Weideland empor. Und bis auf Taunton gibt es in der Grafschaft nur ein paar unbedeutende Marktstädtchen.
Die im äußersten Südwesten gelegenen Grafschaften Cornwall, Devon und Teile von Somerset sind geprägt von einer zum Plateau abgeflachten Felsformation, aus der einzelne Granitmassive wie die Quantock Hills, das Dartmoor oder das Bodmin Moor emporragen. Einzig das Exmoor unterscheidet sich unter geologischen Gesichtspunkten, Sandstein und Schiefer bilden hier den Sockel. Die höchste Erhebung Südenglands findet sich im Dartmoor: High Willhays weist eine Höhe von 622 Metern auf. Die südenglischen Moore sind eine unwirtliche Landschaft, in der sich nur Ponys und Schafe dauerhaft wohl zu fühlen scheinen. Wegen ihrer Einsamkeit und dem ungestörten Naturerlebnis zählen die Moore zu den beliebten englischen Wandergebieten. Cornwall selbst besitzt viele Bodenschätze und ist seit grauen Vorzeiten als Bergbaugebiet für Zinn und Kupfer bekannt. Erst vor wenigen Jahren sind die letzten cornischen Zinnminen wegen mangelnder Rentabilität geschlossen worden. Die den Atlantikstürmen ausgesetzte Nordküste Cornwalls ist wesentlich rauer als der Süden, der mit seinen tief eingeschnittenen fjordartigen Flussmündungen ein fast mediterranes Flair ausstrahlt.
Der englische Landschaftsgarten
Der englische Landschaftsgarten entstand als eine Abgrenzung vom französischen Barockgarten, den André Le Nôtre in Versailles zu seiner höchsten Blüte führte. Im Gegensatz zu den gestutzten, geometrischen Barockgärten mit ihren zentralen, ins Unendliche weisenden Achsen als Sinnbild des kontinentalen Absolutismus, galt der naturbelassene Landschaftsgarten als Symbol für die englische Demokratie. Trotz der konsequenten Abwendung vom geometrischen, axialen Entwurf mussten auch die englischen Gartenarchitekten in die Natur eingreifen; Hügel wurden abgetragen, Niederungen aufgefüllt, Seen mit geschwungenen Uferlinien aufgestaut, Bäume gefällt, nur damit das Ergebnis „natürlich“ aussah. In dieser Hinsicht hatte die sich ankündigende Romantik einen großen Einfluss auf die Entfaltung der englischen Gartenkultur. Eine weitere bedeutende Neuerung war die Auflösung einer Hierarchie der Fluchtpunkte, sodass der Garten nun beliebige Rundgänge ohne einen festgelegten Ausgangspunkt oder ein bestimmtes Ziel erlaubte. Durch Einfriedungen entstand ein parkähnliches, manchmal auch als Weide genutztes Gelände, das vom eigentlichen Garten durch in Gräben versenkte Zäune getrennt wurde, sodass der Blick des Hausherren ungehindert in die Ferne schweifen konnte. Für eine räumliche Trennung sorgten Mauern, Hecken und Wege.
Herausragendster Vertreter des englischen Gartenbaus war Lancelot „Capability“ Brown (1716-1783), der weit mehr als 100 Gärten entworfen hat. Auf Wunsch seiner Auftraggeber leitete er auch vor Ort den Umbau der Gartenanlagen. Im Jahre 1764 wurde er zum Königlichen Hofgärtner ernannt und durfte auch in Hampton Court zu Werke gehen. Einen Auftrag in Irland soll er mit der Bemerkung, er sei mit der Neugestaltung Englands noch nicht „fertig“, abgelehnt haben.