Feste und andere kulturelle Highlights
Die Engländer lieben ihre Festivals. Oft geben historische Jahrestage oder traditionelle Märkte den Anlass, sich farbenfroh in Szene zu setzen. Zwar ist das ganze Jahr über etwas geboten, doch reiht sich vor allem in den Sommermonaten ein Festival an das andere. Ein kurzer chronologischer Überblick über die wichtigsten, wiederkehrenden Ereignisse des Jahres:
Januar/Februar: Am 1. Sonntag nach dem Chinesischen Neujahr findet in der Londoner Chinatown das Chinese New Year Festival statt.
Ende Februar trifft sich die Literaturszene zum Bath Literature Festival.
März: Bei der International Clown Convention treffen sich Hunderte von Spaßmachern in Bognor Regis.
The Boat Race: Alljährlich Ende März oder Anfang April (Ostersamstag) findet auf der Themse das ultimative Ereignis statt, wenn die Teams der Universitäten von Oxford und Cambridge gegeneinander antreten, um die 4,25 Meilen von Putney Bridge nach Chiswick Bridge zu rudern.
April: Ende April bietet das Portsmouth Festival bis Anfang Mai zahlreiche Theater-, Musik- und Filmvorführungen.
Beim London Marathon rennen alljährlich mehr als 30.000 Teilnehmer durch die Themsestadt.
Keltenfreaks feiern Hochzeit in Avebury
Mai: Ende Mai bis Anfang Juni zeigt das Bath International Festival eine faszinierende musikalische Bandbreite von Oper bis Jazz.
Bis zum September währt die Saison an der Glyndebourne Opera.
Das Brighton Festival zählt zu den größten Sommerfestivals in England. Drei Wochen lang werden Konzerte, Ausstellungen und Kinderumzüge gezeigt bzw. vorgeführt.
Ebenfalls drei Wochen lang, von Mitte Mai bis Anfang Juni, gastieren beim Salisbury Festival erstklassige Interpreten aus den Sparten Klassik, Jazz, World Music und Tanz.
Am 8. Mai ist beim Furry Dance in Cornwall ganz Helston auf den Beinen.
Juni: Pflichttermin für alle Monarchisten und die Regenbogenpresse: Am 11. Juni findet die Geburtstagsparade (Trooping the Colour) für die Queen statt.
Das Pferderennen Royal Ascot ist ein Höhepunkt für die englische Upper Class.
Seit 2002 findet wieder alljährlich am 2. Juniwochenende das Isle of Wight Festival statt.
Die Royal Cornwall Show gilt als eine der bedeutendsten Messen Großbritanniens zum Thema Landleben und Landwirtschaft.
Dickens-Festival in Broadstairs (zweite Junihälfte).
Zwei Wochen vor dem Wimbledonauftakt trifft sich alljährlich im Juni die Weltelite im Damentennis auf den Grasplätzen von Eastbourne zu den International Ladies Tennis Championships.
Am letzten Juniwochenende treffen sich alle Ex-Hippies, Musikfans und Spiritualisten auf dem Glastonbury Festival. Drei Tage lang campen bis zu 80.000 Menschen friedvoll auf der Worthy Farm bei Pilton.
Schrill geht es in Brighton auf der Gay Pride am 29. Juni zu, die alljährlich von einem großen Publikum gefeiert wird.
Juli: Klassikliebhaber pilgern zur First Night der Henry Wood Promenade Concerts in der Royal Albert Hall. Tennisfans fahren hingegen nach Wimbledon zu den International All England Lawn Tennis Championships, die auch ohne Boris und Steffi der unumstrittene Höhepunkt im Tenniszirkus sind.
Scandals at the Spa: Fünf Tage im Juli wird in Royal Tunbridge Wells das goldene georgianische Zeitalter beschworen.
Reading bietet mit dem WOMAD (World of Music, Art and Dance) ein anspruchsvolles Festivalprogramm.
Während der Chichester Festivities stehen zwei Wochen lang zahlreiche Musik-, Tanz- und Theateraufführungen auf dem Programm.
Ebenfalls im Juli bietet das Exeter Festival Musik, Tanz und Theater rund um die Kathedrale.
August: Die Cowes Week (erste Augustwoche) war das Vorbild für die Kieler Woche und zählt bis heute zu den beeindruckendsten Segelregatten.
Das Sidmouth International Festival of Folk Arts bietet in der ersten Augustwoche traditionelle Musik, Tanz und Konzerte.
Der Notting Hill Carnival ist eines der weltweit größten Straßenfeste. Seit 1965 wird am letzten Augustwochenende in dem Londoner Stadtteil ein Stück Karibik zelebriert. www.nottinghillcarnival.net.uk.
Am letzten Montag im August findet im historischen Zentrum von Royal Tunbridge Wells ein Sänftenrennen (Sedan Chair Race) statt.
Der Schlosshof von Arundel und andere Plätze der Stadt dienen als stimmungsvolle Bühne beim Arundel Festival.
Homosexuelle aus ganz Europa treffen sich im August bei der Brighton Parade.
September: Folkestone ist Anfang September eine Woche lang der Gastgeber für das Kent Literature Festival mit Lesungen internationaler Autoren.
Am ersten Sonntag im September fliegen erfindungsreiche Zeitgenossen mit selbst gebastelten Maschinen über die Bucht von Bognor (Bognor Birdman).
Oktober: Canterbury-Festival mit Oper, Jazz, Folk, Tanz und Theater. Alljährlich Mitte Oktober.
November: Am 2. Samstag im November präsentiert sich die Lord Major’s Show als farbenprächtiger Umzug, den der neue Bürgermeister von London mit einer vergoldeten Kutsche anführt.
Das London Film Festival ist der alljährliche Höhepunkt aller Cineasten.
In Bridgwater feiert man am 5. November zur Erinnerung an Guy Fawkes, der einst das Londoner Parlament in die Luft jagen wollte, einen großen Carnival, während in Lewes das größte Feuerwerk Englands inszeniert wird und in Ottery St Mary brennende Holzfässer (Tar Barrels) durch die Stadt getragen werden.
Ein Prinz als Trendsetter
Prince Edward VII. war das Topmodell des 19. Jahrhunderts. Als der fünfjährige Prinz 1846 seine Sommerferien auf der königlichen Jacht Victoria and Albert verbrachte, nähte ihm der Bordschneider einen Matrosenanzug im Stil der Royal Navy, der seine Eltern über alle Maßen entzückte. Sie gaben bei dem Maler Franz Xaver Winterhalter ein Portrait in Auftrag, das Edward in seinem neuen Outfit zeigte: Weite weiße Hosen, dazu ein lockeres weißes Hemd, am Rücken rechteckig geschnitten, vorne mit spitz zulaufenden dunkelblauen Kragen und ein zum Knoten gebundenes schwarzes Halstuch; auf dem Kopf ein breitkrempiger, lässig in den Nacken geschobener Strohhut mit langen, schwarzen Bändern. Doch nicht nur Edwards Eltern, die gesamte englische High Society war von dem feschen Anzug begeistert. In den nächsten Jahren gab es kaum einen Jungen adeliger Abstammung, der sonntags nicht im Matrosenanzug umherspazierte. Ab 1860 kleideten auch die bürgerlichen Familien ihre Söhne im Matrosenoutfit. Der Triumphzug fand so bald kein Ende und schwappte auf den Kontinent über: Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in fast jedem Fotoalbum ein Bild, das den Nachwuchs im Marinelook zeigte. Auch Willy Brandt, Karl Carstens, Willy Millowitsch und Henri Nannen haben sich noch in ihrem Matrosenanzug fotografieren lassen ...