Kapitel 17 – Das Heer

Der Junge erwachte kurz nachdem er im Lager angekommen und an den querliegenden Baumstamm gefesselt worden war. Für die Fesseln hatten sie einfach Teile seiner Kleidung zerrissen. Die Stelle, an der er vom Stein getroffen worden war, hatte sich rasch blau-lila verfärbt und sah sehr übel aus. Bald würde sich sicher eine Beule bilden. Mittlerweile war das Schwarz der Nacht heller geworden. Er hatte etwas Unverständliches von sich gegeben, seine Augenlider hatten heftig geflattert, doch dann war sein Kopf wieder nach hinten gekippt, und er blieb weiter in seiner Ohnmacht.

Während Yxes in einen tiefen Schlaf gefallen war, hatten einige Jungen und Mokka den Gefangenen bewacht. Im frühen Morgengrauen wurde Yxes gerufen und trat verschlafen nach draußen zum Baumstamm, wo sich einige wenige Leute versammelt hatten. Die meisten anderen schliefen noch.

Arise war völlig verstört von der Tatsache, dass sie das Geschehen seelenruhig verschlafen hatte, während Asure einfach schockiert war. Timol war nirgends zu sehen, aber alle anderen, die am Abend zuvor auf Suchaktion gegangen waren, waren anwesend. Einige ärgerten sich, dass sie den Dieb nicht mehr in Aktion gesehen hatten, sondern erst eingetroffen waren, als Mo den Dieb schon ins Lager geschleift hatte. Am meisten wurmte sie wohl, dass sie nicht mal ihren eigentlichen Auftrag erfüllt und Altin gefunden hatten. Erst als Yxes sie sah, erinnerte sie sich an ihren verschwundenen Bruder, aber sie war zu erschöpft um etwas zu sagen. Der Grund, warum Yxes gerufen worden war, war, dass der Fremde angefangen hatte, sich zu rühren.

»Soll ich ihm eine Ohrfeige verpassen?«, fragte Derf, doch Asure protestierte: »So wacht er doch nie auf!«

»Aber das macht man doch immer, wenn jemand ohnmächtig ist«, rief Felrim.

»Ich dachte, man kippt Wasser über sie«, bemerkte Tino.

Man einigte sich, dass dies wohl die vielversprechendste Methode sei und schickte Melin los, um Wasser zu besorgen.

Im Tageslicht betrachtete Yxes den Jungen. Sein Gesicht war leicht kantig unter einem strohblonden Haarschopf und sein Körper schlank. Seine Lippe war angeschwollen wie nach einer Prügelei.

»Wir haben ihn durchsucht«, bemerkte Mo, dem Yxes keine Erschöpfung anmerken konnte. »Wir haben unter anderem das hier gefunden.« Unter seiner Jacke zog er etwas hervor: »Seht euch das an!«

Yxes staunte, als Mo eine Geldbörse in der Hand hielt, die nicht nur gut gefüllt aussah, sondern auch edel. Mo öffnete sie kurz und zog ein dickes Bündel Geldscheine heraus. »Geld, der Junge ist ein begabter Dieb!«

»Wie viel ist es?«, fragte Ellie.

»Eine Menge!«, antwortete Mo. »Damit könnten wir uns drei Pferde und eine edle Kutsche kaufen!«

»Rechne mal die Kutsche weg, und wir belassen es bei den Pferden«, meinte Timol. »Aber Pferde sind schon teuer genug, und dafür kriegst du die besten.«

»Wir sollten es benutzen«, meinte Azzif, dem man ansah, dass er müde war.

»Aber es ist doch geklaut!«, warf Timol ein.

»Ganz sicher kann man sich da nicht sein, das müssen wir den da fragen«, meinte Derf und deutete auf den Gefesselten.

»Da kommt Melin«, rief Ry, der den Jungen auf sie zurennen sah.

»Hier, Wasser«, rief er und reichte Mo eine kleine Feldflasche.

Mo sah den Bewusstlosen an und schüttelte das Wasser erstmal durch, bevor er die Flasche öffnete und das Wasser auf den Kopf des Jungens herunterregnen ließ, während er ihn mit einer Hand den Kopf in den Nacken zog.

Der Junge verzog das Gesicht und riss dann die Augen auf, um sie wieder zu schließen, als ihm Wasser in die Augen spritzte.

»Was zum ...?« Er wollte sich das Wasser aus dem Gesicht wischen, aber da bemerkte er, dass er gefesselt worden war. Er rüttelte an seinen Fesseln, gab es dann aber auf und blinzelte mehrmals, bis er den Kopf wieder hob.

»So, du hast uns einiges zu verraten, mein Freund«, grinste Mo und baute sich vor ihm auf.

»Tatsächlich?«, fragte der Fremde frech, während er immer noch blinzelte.

»Ja, was zum Kuckuck hast du gestern Abend bei uns zu suchen gehabt, und was wolltest du mit unseren Kartoffeln, wenn du doch so viel Geld bei dir hattest?«, fragte Derf, und Mo hielt ihm die Geldbörse unter die Nase.

»So so, ihr habt also mein Diebesgut durchwühlt?«, fragte der Fremde amüsiert.

»Ja, das haben wir«, sagte Ellie und hielt dem Jungen ein prächtiges Amulett unter die Nase. Es war besetzt mit Diamanten und anderen Steinen, und als die Sonne darauf schien, blendeten sie den Jungen, so dass er die Augen zukneifen musste. »Besser, du redest.«

»Was gibt es da schon groß zu sagen?«, fragte der Junge gelangweilt. »Ich bin ein Dieb, ihr habt mich erwischt, und jetzt ist das Diebesgut bei euch. Jetzt habt ihr zwei Möglichkeiten: Entweder ihr lasst mich lebendig zurück und überlasst mich meinem Schicksal, oder ihr tötet mich und seid euch so sicher, dass ich euch nicht verfolgen und mich rächen kann.«

»Sehen wir aus wie Mörder?«, fragte Asure angeekelt.

»Zugegeben: nein, aber nachdem ich diesen Stein abbekommen habe, weiß ich, dass ich euch nicht unterschätzen sollte. Der Wurf hätte tödlich sein können«, bemerkte der Dieb.

»Hast du einen Namen?«, fragte ihn Arise mit gerunzelter Stirn.

»Ja, aber ich werde ihn euch sicherlich nicht preisgeben«, grinste er, sagte dann aber: »Nun gut, Tzandari, nur weil du es bist, hübsches Kind.«

Arise lief hochrot an, sagte aber nichts.

»Also dann, Salami ...«, begann Mo, wurde aber unterbrochen: »Tzandari!«

»Ist doch dasselbe, wenn es überhaupt dein richtiger Name ist. Jedenfalls können wir dir nicht trauen! Willst du uns nicht verraten, was du hier tust?«, fragte Mo.

»Aber gerne doch. Ich habe ein paar Leute ausgeraubt, und ihr habt das Ergebnis in euren Händen. Dann bin ich auf euch getroffen und dachte mir, ich könnte noch etwas mitnehmen. Nur zu deiner Information, Rotschopf, ich habe auf meiner Flucht keine Zeit gehabt nachzusehen, wie viel Geld ich erbeutet habe oder was in eurem Sack war. Kartoffeln! Wenn ich das gewusst hätte!«, seufzte der Junge gespielt und sah Derf mit seinen frechen grünen Augen an.

Derf, den Tzandari Rotschopf genannt hatte, antwortete nur: »Ziemlich dumm von dir.«

»Wärest du ein Dieb, gejagt und auf stetiger Flucht, würdest du auch nicht überall hineingucken. Es könnte dich das Leben kosten, wenn du einmal nicht auf den Weg achtest«, meinte Tzandari. »Wer ist eigentlich dieser freche Junge, der den Stein nach mir geworfen hat?«

»Wenn wir das bloß wüssten«, brummte Iwig.

»Ihr wisst es nicht? Na, ich habe ihn genau gesehen. Ich könnte ihn sicherlich auch wiedererkennen. Ihr müßtet mich nur von diesen Fesseln befreien«, deutete der Junge an.

»Kommt nicht in Frage, Tzandi, wer weiß, was du dann machen würdest«, flötete Arise und sagte dann, an Derf gewandt: »Allerdings könnten wir ihn gefesselt durchs Lager führen, wenn ihr es unbedingt wissen wollt.«

»Muss nicht unbedingt sein ...«, murmelte Narek, aber Azzif unterbrach ihn: »Doch!«

»Mich würde auch interessieren, warum sich diese Person nicht zu erkennen gegeben hat oder sich sogar versteckt hat, wenn es einer von uns war«, schaltete sich Yxes ein.

Tzandaris Blick wanderte zu ihr hinüber. Er sagte: »Oh, dich habe ich am Abend zuvor doch auch schon gesehen, du hast Wache gehalten, habe ich recht?«

»Äh ... ja.« Yxes fühlte sich irgendwie ertappt.

»Wusst’ ich’s doch«, grinste er, und kurz darauf wurde er vom Baumstamm losgebunden, aber die Fesseln um seine Handgelenke blieben. Derf und Mo standen wie zwei Leibwächter hinter ihm, während Tino und Felrim vorangingen und ihn durch das Lager führten. Der Rest folgte.

»Nein. Nein. Nein«, sagte der Dieb gelangweilt, als sie an sämtlichen Waisenhauskindern vorbeiliefen. »Sind das jetzt alle?«

»Wir können doch nicht einfach die Zelte öffnen, um ihm die anderen zu zeigen«, meinte Asure.

»Der Rest schläft noch, den wirst du später treffen«, sagte Asure.

Der Junge hustete, dann machte er plötzlich eine rasche Bewegung nach vorne, und bevor Mo oder Derf reagieren konnten, war er an Felrim und Tino vorbeigezischt, wobei er Felrim dabei auch noch einen Schubs gegeben hatte, so dass dieser das Gleichgewicht verlor.

»Was? Hinterher«, rief Derf.

Die Gruppe setzte sich in Bewegung. Diesmal hatte Tzandari keine Chance: Er war gefesselt, und sie waren noch mehr als am Vorabend.

Als sie um eine Ecke bogen, sah Yxes gerade, wie eine Gruppe Jungen am Boden saß und mit Steinen spielte. Einer von ihnen reagierte geistesgegenwärtig und zielte mit einem Stein auf den flüchtenden Dieb. Er traf Tzandari hart am Knie, worauf dieser das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel. Mit einer raschen Bewegung hatte Mo Tzandari auf die Knie gezerrt und sah jetzt wütend auf ihn hinab: »Heute kannst du nicht fliehen, mein Lieber.«

Die Antwort darauf war ein unverständliches Grummeln.

Die Jungen, die zuvor mit den Steinen gespielt hatten, kamen jetzt auf sie zugelaufen, und Yxes entdeckte Altin unter ihnen. Er hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck, den sie nicht zu deuten wusste.

»Wo warst du denn letzte Nacht?«, fragte Derf, überrascht, ihn zu sehen.

Altin schien kurz nachzudenken, aber bevor er etwas sagen konnte, unterbrach ihn Tzandari: »Da ist ja unser mysteriöser Steinewerfer«, grinste er. »Das war ein guter Wurf. Im Dunklen sahst du aber etwas älter aus, als du anscheinend bist. Nicht so überrascht, mein Guter, ich sehe perfekt im Dunkeln. Ich bin daran gewöhnt, mich durch dunkle Gassen zu schleichen.«

»Das ist ja interessant«, sagte Derf trocken. »Während wir dich suchen, wirfst du Steine nach unserem Dieb hier und verschwindest dann einfach!«

Altin aber sah wie gebannt auf den Dieb, der gelangweilt auf seiner Lippe herumkaute.

»Seit wann wirfst du eigentlich so zielgenau Steine?«, wollte Yxes wissen.

»Wir üben Steinewerfen, nicht wahr?« Altin zwinkerte ihr zu, und die anderen Jungen, die beim Spiel beteiligt waren, nickten eifrig.

»Wir sind jetzt echte Profis«, sagte einer.

»So ein Kinderkram«, meinte Azzif.

»Tu nicht so erwachsen, du bist doch erst neun«, fauchte Asure ihn genervt an.

»Was machen wir denn mit dem da?«, fragte Minz schließlich und deutete auf Tzandari.

»Bevor ihr das entscheidet, hätte ich gerne mal eine Frage beantwortet«, schaltete sich Tzandari ein, der eingesehen hatte, dass es vorläufig keinen Fluchtweg gab.

»Du hast hier eigentlich gar nichts zu fragen«, brummte Mo, gab sich dann aber einen Ruck und fragte: »Was willst du wissen?«

Tzandari grinste: »Was macht ihr hier? Woher kommt ihr, und wo wollt ihr hin?«

»Wir kommen aus Tarty und sind auf dem Weg in die Hauptstadt«, antwortete Yxes.

»Was hat Porli euch denn zu bieten?«, wollte Tzandari wissen.

»Porli wird uns für eine Weile vor dem Krieg schützen, der viel zu nahe an Tarty ist.«

»Ihr wisst, dass man in Porli einiges mehr an Geld in der Tüte haben muss, als ihr es zu haben scheint, wenn ich mir so eure Zelte angucke«, bemerkte Tzandari.

»Das kann sich ja durch deine Beute ändern«, meinte Ellie eisig.

»Ach ja, wie konnte ich das vergessen«, seufzte der Dieb, und dann sagte er: »Ihr wisst, dass Porli noch näher an Flabka ist, oder?«

»Porli ist das Zentrum des Militärs. Die Mauern und die Verteidigung sind stark«, antwortete Iwig wie mechanisch.

»Ich sehe, ihr seid nicht wirklich informiert.« Tzandari machte eine Pause, und als niemand etwas sagte, fuhr er fort: »Ich komme gerade aus der Nähe von Porli. Ich habe auch einige Tage dort mein Handwerk betrieben. Dort hört man wirklich allen Klatsch und Tratsch, besonders in den Kneipen, wo besoffenes Schlosspersonal oder Soldaten herumlungern.«

»Und was gibt es Neues in der Welt?«, fragte ein Junge, der mit Altin Steinewerfen gespielt hatte.

»Ich sehe keinen Grund darin, warum ich euch das verraten sollte«, bemerkte Tzandari.

»Du bist in unserer Gewalt, also rede besser«, drohte Azzif.

»Quatsch. Wenn ihr mir etwas antut, dann werdet ihr es erst erfahren, wenn ihr es mit eigenen Ohren hört«, erwiderte Tzandari.

»Was müssen wir tun, damit du es uns verrätst?«, wollte Yxes wissen.

»Als erstes müsst ihr mir die Fesseln abnehmen.«

»Niemals! Sonst haust du doch ab!«, rief Azzif.

»Ihr würdet mich doch sowieso wieder einfangen, außerdem bin ich nicht gerade bei Kräften«, erwiderte der Junge, »sonst hätte ich schon längst zu ganz anderen Mitteln gegriffen.«

»Ach ja, und die wären?«, fragte Tinz spöttisch.

»Verrate ich nicht. Noch nicht.«

»Also gut, nehmen wir ihm die Fesseln ab«, meinte Mo.

»Bist du sicher?«, fragte Derf.

Mo nickte. Die Jungen durchschnitten seine Fesseln mit Küchenmessern.

Der Junge schüttelte sich erst einmal und betrachtete dann seine zerschnittenen Klamotten. »Vielen Dank. So wird es mir schwerer fallen, mich unerkannt zu bewegen«, bemerkte er finster.

»Gern geschehen«, erwiderte Mo mit einem Grinsen.

Tzandari begann: »Aus Porli gibt es folgende Neuigkeiten: Ein Junge, der im Schloss gefangen war, hat es an der Bewachung vorbei aus dem Schloss geschafft, nachdem er zuvor noch ein Gemach geplündert hat. Das hat viele Diebe ermutigt, einen Einbruch in das Schloss zu wagen, aber natürlich ist es jetzt besser bewacht, und deshalb sind viele verhaftet worden.« Ein Glitzern fuhr durch Tzandaris Augen. »Bis jetzt hat es nur ein Dieb geschafft rein- und wieder rauszukommen.«

»Du?«

»Leider nein. Sein Name ist Twigo. Ich kenne ihn aber.« Er grinste breit.

»Es wundert mich, dass du es nicht probiert hast«, bemerkte Arise.

»Das habe ich nicht gesagt. Ich war dort, ich war im Schloss, und das Amulett, das ihr bei mir gefunden habt, kommt von dort«, antwortete Tzandari.

»Aber du hast doch gesagt, dass es nur einer geschafft hat«, bemerkte Arise.

»Genau. Ich wurde erwischt und war im Kerker, aber ich konnte nach einiger Zeit mit ein wenig Hilfe entkommen. Natürlich wurde mir sämtliches Diebesgut abgenommen außer diesem Amulett da«, er nickte Ellie zu, die es in der Hand hielt.

»Das ist alles?«, wollte Azzif wissen.

»Hast du nicht verstanden?«, fragte ihn Tzandari genervt, »Die Mauern sind sehr wohl bezwingbar. Außerdem herrschte vor meinem Aufbruch enorme Angst, dass Truppen nach Porli eindringen würden. Ich würde mich nicht auf Porli verlassen.«

Die jüngeren Kinder machten große Augen und sahen ängstlich zu den älteren.

Ry sagte: »Keine Sorge, wir sind auf dem Weg zur Hauptstadt, um von dort aus weiterzureisen oder in den Militärsdienst zu treten.«

Tzandari nickte und meinte: »Warum bleibt ihr nicht einfach in Tarty? Ihr habt Angst vor einem Angriff aus Torkulda, nicht wahr? Nun ja, falls sie Kriegsgefangene machen, wäre ich lieber dort als in Flabka.«

Plötzlich wurden sie auf ein fernes Geräusch aufmerksam, das rasch anschwoll. Für einen Moment standen alle wie versteinert da, und dann sahen sie sich panisch um, als der Krach nicht aufhörte.

»Das sind Hörner«, rief Tzandari. »Irgendjemand kommt.« Er rannte weiter nach vorne und hielt Ausschau nach Tarty.

Yxes und die anderen waren ihm gefolgt. Was sie sahen, ließ Yxes die Haare zu Berge stehen. Erst hatte sie nicht sagen können, was die schwarze Wolke zu bedeuten hatte, die sich laut und drohend auf Tarty zubewegte, aber jetzt erkannte sie deutlich ein Heer. Hörner wurden geblasen, und im Gleichmarsch stapften die Krieger voran.

»Das sind Soldaten aus Torkulda!«, rief Tzandari aus, »Weiß-blaue Fahnen mit dem goldenen Einhorn drauf!«

»Was?!«, rief Ellie.

»Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir sind zwar aus Tarty rausgekommen, aber es wird nicht lange dauern, und sie werden sich den Weg nach Porli erkämpfen. Los, sagt allen, dass sie zusammenpacken sollen. Wir brechen sofort auf!«, rief Mo und verstreute die anderen in alle Richtungen.

Das Heer hatte Tarty noch nicht erreicht, sondern befand sich kurz vor einem der umliegenden Dörfer, aber Yxes war sicher, dass sie schnell waren. Yxes drehte dem Geschehen den Rücken zu und lief zu den Zelten: »Los, räumt schnell alles zusammen, unsere Wanderung geht weiter!«, rief sie den noch verschlafenen Kindern zu.

»Was ist das für ein Krach?«, fragte eines der Mädchen.

»Das erkläre ich euch, wenn ihr euch fertiggemacht habt, ja?«

»Na gut.«

Yxes hatte das Gefühl, als ob alles viel zu langsam verlaufen würde, aber dann hatten sie doch alles irgendwie zusammengepackt und in Taschen und Kisten gestopft. Über all die Unruhe hatte sie Tzandari völlig vergessen, und als sie Ellie sah, fragte Yxes sie verwirrt: »Hast du diesen Dieb gesehen?«

»Nein, aber er wird wohl nicht ohne sein Diebesgut gehen«, meinte sie und griff in ihre Tasche, um dann mit großen Augen zu Yxes zu starren: »Es ist weg! Das Amulett ist weg!«

»Oh, er hat wohl die Ablenkung benutzt, um uns wieder auszurauben. Nun ja, wenn er nicht so geschickt wäre, hätte er es nicht bis ins Schloss geschafft.«

»Trotzdem, wo ist der Kerl?«

»Das ist jetzt egal«, rief Narek, »beeilt euch lieber.«

»Was ist mit dem Geldbeutel?«, fragte Mo Ellie. »Sag mir nicht, du hast dir auch noch den klauen lassen.« Mo hatte ihn Ellie gegeben.

Ellie machte ein schuldbewusstes Gesicht, aber Mo war schon weitergelaufen.

Yxes warf einen Blick nach Tarty. Das Heer war vorangekommen, aber nicht so schnell, wie Yxes erwartet hatte. Bald würden sie in Tarty einfallen.

Sie versuchte, sich nicht vorzustellen, was sie alles in den Dörfern anstellen würden. Lauran kam vorbei, einen Sack mit Kartoffeln und einigen Habseligkeiten unter den Armen, sein langes blondes Haar wehte im Wind. »Yxes, beeil dich!«

Yxes nahm ein kleines Mädchen huckepack und hielt Ausschau nach Altin. Sie fand ihn nicht weit entfernt, wie er noch einige Scheite Holz stapelte. »Altin, beeil dich, wir brauchen sicher kein Holz!« – Feuer würde sie nur alle verraten.

Seufzend stand Altin auf, packte den Stapel unter einen Arm und folgte ihr. Yxes hätte ihm gerne viele Fragen gestellt, aber dafür war jetzt nicht die Zeit.