Es ist schon spät, als sie in der kleinen Stadt Kurashiki ankommen. Nino sieht erstaunt aus dem Autofenster, während sie das charmante historische Viertel durchqueren. Ein flacher, bemooster Kanal fließt durch die Landschaft – ein glatter Spiegel für die Sterne am Himmel. Die Straßen bestehen aus Kopfsteinpflaster und sind gesäumt mit Trauerweiden, die sanft in der nächtlichen Brise wehen.
Ninos Verwunderung nimmt noch weiter zu, als sie Harukas Heim erreichen und ihm eine Führung gewährt wird. Das Haus ist groß angelegt und flach, aber wunderschön in quadratische und rechteckige Bereiche unterteilt. Jeder Teil des Gebäudes ist mit eleganten Hartholzböden und überdachten Pfaden in den äußeren Gärten verbunden. Direkt neben Harukas Schlafzimmer befindet sich eine beeindruckende, in den Boden eingelassene heiße Quelle.
Nino spaziert durch den Bereich. Der lautlose Dunst rollt und wogt über das friedliche grüne Gras. Hohe Bambusrohre wurden wie ein Zaun aneinandergereiht, um auf natürliche Weise für mehr Privatsphäre in dem großflächigen offenen Bereich zu sorgen. Auch hier flankieren gigantische Kirschbäume den Badebereich, als würden sie wie Ritter über ihren König wachen.
Lächelnd dreht Nino sich zu Haruka um. Dieser steht in der Nähe der Glastür und beobachtet ihn, während er den malerischen Außenbereich erkundet. »Haru, dein Haus ist wunderschön. Diese heiße Quelle ist unglaublich .«
»Freut mich sehr, dass es dir gefällt«, sagt Haruka. »Möchtest du sie ausprobieren?«
Nino kehrt zu ihm zurück. »Ein Bad nehmen? Jetzt gleich?« Haruka nickt nur und Nino grinst. Er kann nicht damit aufhören. »Das würde mir sehr gefallen.«
Nachdem Haruka ihre Hände miteinander verschränkt hat, tritt er zurück in Richtung offener Verandatür, die sie wieder in sein Schlafzimmer führt. »Wir sollten zuerst duschen.«
»Damit habe ich kein Problem …«, sagt Nino, sein Körper fühlt sich heiß an und seine Natur pulsiert und windet sich in seinem Inneren. Wenn er nicht bald aus diesem Smoking heraus ist und mit diesem Mann auf irgendeine erdenkliche Art intim wird, platzt er womöglich vor lauter Anspannung. Er muss ihn endlich berühren und spüren. Dringend. Ohne Einschränkung und Zurückhaltung.
Haruka schiebt ihn zurück in das Zimmer und schließt die Tür. Er sieht Nino an und lässt die Hände an seinen Schultern unter die Smokingjacke gleiten, um ihn dazu aufzufordern, sie abzulegen. Nino schlüpft aus dem Jackett und wirft es auf den Sessel in der Nähe. Mit seinen langen Fingern löst Haruka Ninos Fliege, bevor er sich an die Hemdknöpfe macht.
Seine umwerfenden Augen haben wieder ihre weinrote Farbe angenommen. Wie hypnotisiert lehnt Nino sich zu ihm vor und küsst ihn, dabei saugt er Harukas Unterlippe in den eigenen Mund, bevor er seine Lippen mit der Zunge teilt. Als Haruka die Hände an Ninos Gürtel legt, tritt dieser leicht zurück. »Kann ich dich ausziehen? Sag mir, wie.«
Harukas Lächeln erreicht seine Augen, dabei sieht er unglaublich verführerisch und auf Nino fokussiert aus. Er hebt die Hände, um seinen Überwurf abzulegen, der von seinen breiten Schultern an seinem langen Körper hinunterrutscht und auf dem Boden landet. Dann nimmt Haruka Ninos Hände und führt sie um seine Hüfte herum nach hinten an den dicken Knoten seines Gürtels, der sich an seinem unteren Rücken befindet. Nino hält ihn nah an sich, während er den Stoff aufknotet. Haruka presst sich warm an Ninos Hüfte, wodurch Ninos Atem flacher wird und seine Hände beben. Während er seine Arbeit verrichtet, verteilt Haruka sanfte Küsse auf Ninos Gesicht und Kieferpartie. Als der Knoten endlich gelöst ist, fällt der Gürtel von seinem Körper ab und zu ihren Füßen.
Nachdem Nino noch einen zweiten, schmaleren Gürtel darunter gelöst hat, kann er endlich das wunderschöne Material des Kimonos von Harukas Schultern schieben. Auch dieser Stoff fällt von seiner hohen Statur ab. Aber als Nino eine weitere dünnere Robe mitsamt Gürtel vorfindet, muss er lachen. »Wieso fühlt es sich so an, als würde ich mit einer russischen Matrjoschka spielen? Wie viele Gürtel und Roben brauchen wir denn?«
Haruka lacht kehlig und tief, während er unaufhörlich Küsse auf Ninos Hals drückt.
»Ist da noch eine Schicht unter dieser?« Stirnrunzelnd entknotet Nino den dritten Gürtel und versucht sein Lachen zurückzuhalten.
»Nein «, betont Haruka. Seine Stimme klingt gedämpft, da er das Gesicht an der Kuhle an Ninos Schlüsselbein vergraben hat.
Geschickt löst Nino den Gürtel und teilt den leichten Stoff der zweiten Robe an Harukas Brust. Er schiebt sie von seinen Schultern und drängt Haruka die Arme zu senken. Und darunter ist er vollkommen nackt. Herrlich. Sein schlanker, definierter Körper wird von dem Mondlicht beleuchtet, das durch die Glastüren hinter ihnen ins Zimmer fällt. Nino schluckt schwer und nimmt die wunderschöne mandelfarbene Haut, das dunkle Haar und die betörenden Augen in sich auf.
Haruka tritt auf ihn zu und presst den nackten Körper an Ninos bekleideten, während er von seinem Mund Besitz ergreift. Dann lässt er die Arme um Ninos Schultern gleiten und schiebt die Finger in sein Haar. Nino umarmt ihn fest, eine Hand fährt an seiner Wirbelsäule hoch, die andere hinunter, um die feste Rundung seines Pos zu greifen. Alles an Haruka fühlt sich kühl und erfrischend an. Gerade so als hätte die Natur ihn aus ihren wunderschönsten Elementen erschaffen – Frühlingsregen, dem sternenbedeckten Nachthimmel und Rosen in voller Blüte.
Sosehr Nino den Druck von Harukas Körper an seinem und das Gefühl seiner nackten Haut unter den Händen auch genießt, es ist nicht genug. Er braucht mehr. Er will alles.
Haruka unterbricht den Kuss. Während er ihre Körper eng beieinander hält und die Stirn an Ninos lehnt, flüstert er. »Duschen?«
»Bitte «, haucht Nino. Haruka ergreift seine Hand und führt ihn in das große Badezimmer.
Nach dem, was zweifelsohne die sinnlichste Dusche in Ninos Leben war, findet er sich auf dem Rücken liegend auf Harukas großem Bett wieder. Wobei sie – irgendwie – daran gescheitert sind, die heiße Quelle zu erreichen.
Die Augen hat er geschlossen, während er mit einem Kissen unter der Hüfte und bequem angezogenen Beinen auf der kühlen, weichen Daunendecke liegt. Er atmet aus, streckt den Rücken und entspannt seinen Unterkörper, während Haruka die langen, vom Gleitgel feuchten Finger in ihm bewegt. Er beugt sich über Nino und küsst eine Linie an dessen Brust entlang hinunter zu seinem Bauch. Dabei lässt er die Finger tiefer eindringen.
Die Hitze von Ninos Aura strahlt wild nach außen wie ein sengendes Feuer. Seine Augen glühen hell und er schafft es ganz und gar nicht seine Natur zu zügeln. Kann sie nicht kontrollieren. Sie hat plötzlich ihren eigenen Willen. Als er spürt, wie sein Schaft in die feuchte Wärme von Harukas Mund gleitet, biegt er den Rücken durch und stöhnt laut auf – die Hitze seiner Essenz rauscht in seinem Unterleib und drängt ihn dazu, alles freizulassen.
Haruka bewegt die Finger, um Nino sanft zu dehnen, während er über seine Länge leckt und an ihr saugt – er kostet von ihm und liebkost ihn mit der Zunge. Nino windet sich auf dem Kissen, das seinen unteren Rücken stützt. Er bewegt sich unaufhörlich auf den Höhepunkt zu. Atemlos hebt er den Kopf. »Haruka. «
Er öffnet die betörenden Augen. Langsam hebt Haruka den Kopf, um ihn anzusehen, bevor er mit dem Gesicht wieder über Ninos verweilt. Als er dann einen dritten feuchten Finger in Nino versenkt, bleibt diesem der Atem weg. Er schluckt, seine Brust hebt und senkt sich schwer. »Ich will dich in mir. Ich bin bereit.«
Haruka beugt sich hinab, um die Stirn sanft an Ninos zu legen. Dieser hebt das Kinn und nimmt Harukas Mund gefangen, dabei öffnet er sich ihm, um die Intimität zu vertiefen. Als Haruka dann die Lippen teilt und seiner Zunge begegnet, seufzt Nino vor Verlangen auf. Haruka schmeckt nach seiner eigenen rosigen Essenz und Sex. Davon wird Nino ganz schwindelig.
Jetzt da ihre Lippen vereint sind und sie sich im selben Rhythmus bewegen, zieht Haruka die Finger zurück. Nino spürt, wie er die Spitze seines Schafts an Ninos empfindlicher Haut platziert. Vorsichtig hebt dieser die Hüfte, um das Eindringen willkommen zu heißen – er will es mehr, als er je etwas in seinem langen Leben gewollt hat. Als Haruka dem Wunsch dann nachkommt und mit der Spitze eindringt, unterbricht Nino den Kuss, weil die anfänglich ungewohnte Empfindung und die Erfüllung seiner Sehnsucht ihn nach Luft schnappen lassen. Haruka lässt sich Zeit damit, tiefer vorzudringen, dabei wird das Weinrot seiner Augen zu einem glühenden Blutrot.
Bald schon ist Nino vollkommen entspannt – als wäre ein Schalter umgelegt worden. Das warme Pulsieren und das Gefühl, von Haruka ausgefüllt zu werden, lassen die tiefe Unzufriedenheit und die Sorge, die Nino in den letzten Monaten in seinem Inneren gespürt hat, auf seltsame Weise verschwinden. Ihm ist gar nicht aufgefallen, wie unangenehm dieses Gefühl gewesen ist, bis zu diesem Moment, in dem es endlich zur Ruhe kommt. Es ist wie eine Welle liebevoller Ruhe, die tief in ihm anschwillt und über ihm hereinbricht.
Er lässt die Hände hinunter an Harukas Po gleiten und drängt ihn noch näher an seinen Körper, tiefer in ihn hinein, während er die Beine weiter öffnet. »Du fühlst dich unheimlich gut an, Haru … Es fühlt sich an, als würdest du etwas tief in mir zur Ruhe kommen lassen.«
Auf die Ellbogen gestützt atmet Haruka mit geschlossenen Augen gleichmäßig ein und aus. Langsam lässt Nino die Hüfte wieder sinken, bevor er mit den Händen fest gegen Harukas Po drückt und sich ihm wieder entgegenhebt. Haruka öffnet ruckartig die rotleuchtenden Augen und atmet scharf ein. Dann senkt er den Kopf, sodass er den Mund an Ninos Ohr legen kann, und flüstert: »Du … warst heute Abend unglaublich provokativ.«
Nino schließt die Augen. Haruka küsst seinen Hals, während Nino die Bewegung seiner Hüfte wiederholt – er zieht sich zurück, bevor er den Unterleib erneut gezielt anhebt und ihn an Haruka presst. Mühelos. Die Stelle, an der sie sich berühren, ist so wunderbar geschmeidig, dass Nino ein Stöhnen unterdrücken muss. Das Drängen seines Verlangens hat sich tief in seinen Lenden festgesetzt und er ist atemlos, als er spricht. »Habe ich dich überrascht?«
Haruka hebt den Kopf. Träge lässt er die Zunge in seinen Mund gleiten, um die Lippen auf Ninos zu drücken, bevor er antwortet. »Das hast du.« Seufzend sieht er Nino tief in die Augen. »Es war schwierig für mich … fokussiert zu bleiben.«
Nino beißt sich auf die Lippen, wobei er die Hüfte wieder auf das weiche Kissen an seinem Rücken sinken lässt und sich dann an Harukas Schaft drängt. Haruka atmet keuchend ein und kneift die glühenden Augen zusammen. Zufrieden lächelnd atmet Nino aus. »Macht dich so was an, Haru? Diplomatie?«
»Schon möglich«, sagt Haruka mit einem verschmitzten Lächeln, während er die Hüfte an Ninos wiegt – in geschmeidigem, stetem Rhythmus stößt er wieder und wieder in ihn. »Vieles erregt mich, wenn es dich betrifft.«
Seine Bewegungen haben Nino sprachlos gemacht. Er bebt, während er spürt, wie das warme Prickeln seines aufkommenden Orgasmus’ sich tief in seinem Unterleib ausbreitet. Er legt den Kopf zurück und öffnet sich noch mehr, um sich diesem Gefühl hinzugeben. Er muss endlich von dieser heftigen Spannung erlöst werden, die sich zwischen ihnen aufbaut.
Nino atmet ein und plötzlich ändert sich die Atmosphäre unerwartet. Er öffnet die Augen und sieht wie wunderschöner blutroter Nebel langsam seinen Körper hochwandert und ihn liebkost. Die zarten goldenen Härchen an seinen Armen stellen sich auf.
Das ist Harukas Aura. Für gewöhnlich hält er sie streng unterdrückt, wodurch sein Aroma nur subtil ist. Sie fühlt sich eher an wie die entfernte Erinnerung an einen Duft und weniger wie etwas Aktives in der Gegenwart.
Aber jetzt kann Nino sie deutlich wahrnehmen. Sie ist vollkommen klar, süß und rein. Eine kühle Brise an einem strahlenden Frühlingsmorgen. Es fühlt sich anders an, als wenn er seine Natur absichtlich nach außen drängt, um sich zu verteidigen. Gerade ist sie luftig und leicht, wie ein bezaubernder, leidenschaftlicher Nebel, der langsam alles verschlingt, was er berührt.
Da seine Sinne nun vollkommen von Harukas Essenz überflutet werden, spürt Nino, wie das Verlangen sich tief in ihm aufbäumt. Er legt die Arme um Haruka und verlagert vorsichtig das Gewicht, um sie beide zu drehen. Als Haruka auf dem Rücken liegt, setzt Nino sich auf und stützt sich auf die Knie. Geschmeidig positioniert er sich wieder und nimmt Harukas Schaft langsam wieder in sich auf.
Haruka öffnet den Mund, um zu sprechen, aber Nino drängt sich energisch an ihn, sodass ihm nur ein heiseres Knurren der Lust entfährt. Nino wiederholt die Bewegung wieder und wieder, damit Haruka sich endlich dem Höhepunkt hingibt – einfach loslässt und der wunderschönen Natur in ihm nachgibt, die nach Nino ruft.
Während er sich unter Nino windet und die Finger in dessen Hüfte vergräbt, um die Bewegungen zu ermutigen, drückt Haruka den unteren Rücken durch und schreit auf. Er kneift die Augen zusammen, sein ganzer Körper bebt. Langsam schließt auch Nino die Augen. Er keucht, als er spürt, wie Harukas Höhepunkt die Reibung zwischen ihnen noch geschmeidiger macht. Da hebt er den Kopf und greift nach seinem eigenen Schaft, um seinem Körper endlich zu erlauben, sich der Fülle an Empfindungen hinzugeben.
Während sich sein Körper von dem Hoch seines Vergnügens erholt, sieht er hinunter auf Haruka. Dessen Atmung geht noch schwer und seine glühend roten Augen sind erfüllt von dem Nebel der sexuellen Befriedigung. Das dunkle Haar liegt unordentlich auf dem Kopfkissen. Das erste Mal, seitdem Nino ihn kennengelernt hat, sieht er vollkommen offen und entspannt aus. Perfekt.
Nino beugt sich zu Harukas Brust hinunter und atmet dankbar seine berauschende, rosige Aura ein, die sie immer noch umgibt. Haruka hebt das Kinn und öffnet erwartungsvoll die Lippen. Nino erwidert die Geste und ihre Zungen begegnen sich liebevoll in einem sinnlichen Kuss. Als Nino den Kopf hebt, vergräbt Haruka die Finger in den Haaren an seinem Hinterkopf. Seine Stimme klingt tief und brüchig, als er Nino tief in die Augen sieht. »Möchtest du von mir trinken?«
Ninos Brust verengt sich. »Bist du sicher?«
Haruka nickt, sein Blick aus burgunderfarbenen Augen ist sanft, aber unbeirrt. »Du hast meine Erlaubnis.«
Eine erneute Welle der Wärme und Aufregung überkommt Nino. Sein Herz schwillt an, während er eine Hand zu Harukas bewegt, die entspannt neben seinem Kopf auf dem Kissen liegt. Sanft gleitet er darüber und sie verschränken die Finger miteinander, als Nino sich erneut hinunterbeugt, um über Harukas Hals zu lecken und die kühle Süße seiner Haut zu genießen, bevor er zärtlich zubeißt.
Seufzend atmet er aus, während er trinkt. Er kann den unvergleichlichen Genuss von Harukas Blut kaum fassen – genau wie alles andere, was sie heute Abend miteinander geteilt haben. Die reichhaltige Zusammensetzung des Blutes ist so erfüllend und ähnelt nichts, was Nino jemals gekostet hat. Er fühlt, wie es durch seinen Körper fließt und ihn mit Leben erfüllt, ihn auf eine Art stärkt, wie er sie noch nie zuvor erlebt hat.
Als Gegenleistung fokussiert er seine Gedanken. Er lässt seine aufrichtige Liebe und Sehnsucht durch Haruka fließen. Er denkt daran, wie elegant und intelligent dieser ist, wie sehr er es liebt, sich einfach nur mit ihm zu unterhalten. Er denkt an sein tiefes, sprudelndes Lachen und daran, dass es sich in seinen Ohren anhört wie Musik oder der Paarungsruf eines exotischen Vogels. Er denkt an seinen trockenen Humor, seine hypnotisierenden Augen und daran, wie zufrieden er damit wäre, jeden einzelnen Tag seines restlichen Lebens in Harukas charmanter, enigmatischer Gegenwart zu verbringen, wenn er nur könnte.
Nino atmet ein und nimmt noch einen Zug, aber es passiert etwas. Erschrocken öffnet er die Augen. Es fühlt sich an, als hätte sich etwas gelöst oder wäre gerüttelt worden, aber er kann nicht zuordnen, ob es etwas in seinem Inneren war oder im Raum um sie herum. Er hört auf zu trinken und leckt über Harukas Hals, bevor er den Kopf hebt. Haruka hat die dunklen Augenbrauen zusammengezogen und sieht verwirrt und skeptisch aus. Er hat es also auch gespürt.
»Haru … was war …«
Dann keucht Nino scharf auf, das plötzliche Rauschen seiner Aura, die in einem strahlend goldenen Licht gewaltsam aus seinem Körper fließt, lässt seine Stimme brechen. Haruka verspannt und versteift sich unter ihm, seine Augen glühen rot auf, genau bevor er sie zusammenkneift. Der Nebel von Harukas Aura wird stärker und heller, während sie sich kraftvoll um ihre Körper windet.
Mit weit geöffnet Augen sieht Nino zu, wie ihre beiden Energien umeinander herumwirbeln und sich verbinden, wie zwei wunderschöne Schlangen, die sich einem uralten Paarungsritual hingeben. Aber sobald Nino versteht, was gerade passiert, fusionieren die beiden Auren zu einem grellen orangefarbenen Licht, bevor sie auf einen Schlag voller Wärme zurück in ihre nackten Körper rauschen.
Nino atmet scharf ein und fühlt die Hitze seiner vampirischen Natur tief in seinem Inneren. Es fühlt sich anders an – schwer und steif. Er kann sich überhaupt nicht bewegen. Für etwa fünf Sekunden sind sowohl er als auch Haruka vollkommen reglos, sie starren einander an. Nicht in der Lage zu sprechen. Das intensive Gefühl in Ninos Mitte windet sich und richtet sich ein. Da ist so ein ziehender Druck, als wäre er durch eine unsichtbare schwere Kette mit Haruka verbunden.
Nach kurzer Zeit beruhigt und entspannt es sich, das Gewicht lässt nach und fühlt sich warm an. Zuerst hat es sich beängstigend angefühlt, aber allmählich wird es zu einem unglaublichen Gefühl von Friedlichkeit und Sicherheit, während es sich in seiner Mitte ausbreitet. Nino schluckt und atmet noch einmal tief ein, damit sein Körper endlich aufhört zu beben.
Gerade als er beginnt zu verarbeiten, was passiert ist, rauscht Furcht durch sein Bewusstsein und seinen Rücken hinunter. Schreckliche Furcht, Unglaube und Sorge fluten seinen Verstand und sein Herz. Und diese plötzlich eindringenden fremden Gefühle jagen Nino Angst ein. Die Empfindungen sind stark, aber fühlen sich in seinem Kopf unbekannt an. Er erkennt sie, aber es sind nicht seine. Er fühlt sich nicht so und er kann ihre Existenz nicht nachvollziehen.
Haruka bewegt sich zur Seite, um sich aufzurichten. Er schiebt Nino von sich und lehnt sich an das Kopfende des Bettes. Auch Nino setzt sich auf und starrt ihn an. Er sieht den Ausdruck in Harukas Blick und da versteht er. Diese unerklärlichen Gefühle, die Nino spürt – diese Furcht und die entsetzliche Panik –, sind nicht seine. Auch wenn sie so stark in ihm strahlen, gehören sie nicht zu ihm.
Sie gehören zu Haruka.