A
ls ich aufwachte und aus dem Fenster sah, waren noch die letzten dunklen Streifen der Nacht zu sehen. Ich rieb meine Augen und fragte mich, wovon ich geträumt hatte. Ich setzte mich aufrecht hin und streckte gähnend meine Arme aus, als ich hörte, wie etwas dumpf auf dem Holzboden aufschlug. Ich lehnte mich zur Seite und hob mein Buch von Jane Eyre auf. Ich musste letzte Nacht beim Lesen eingeschlafen sein. Wie seltsam, ich konnte mich an nichts erinnern.
Ein Blick zur Uhr sagte mir, dass es 6:30 Uhr war. Ich zog die warmen Decken zurück und bereute es sofort, als mich die kalte Luft traf. Ich huschte ins Badezimmer und wünschte mir, ich hätte Pantoffel, während meine eingefrorenen Füße über den harten Holzboden tappten. Ich entschied mich, zurück ins Bett zu schlüpfen, sobald ich fertig war. Das Haus war noch ruhig, und ich hatte keine Eile, bei diesem Wetter in den Tag zu starten.
Als ich mein Buch nahm, bemerkte ich etwas Seltsames. Mit einem Kopfschütteln beäugte ich meine Haarspange, die an eine Buchseite geheftet war. Wie sie dorthin gekommen war, wusste ich nicht, aber ich hatte eine vage Erinnerung davon, sie verloren zu haben. Als ich das Buch öffnete, schoss mir zuerst der Gedanke, dass sie aus einem bestimmten Grund dort platziert
worden war, in den Sinn. Das spitze Ende war so positioniert, dass es meine Aufmerksamkeit auf einen Teil im Buch lenkte, den ich gut kannte.
Er lautete:
»Ein Impuls hielt mich fest, eine Kraft drehte mich um. Ich sagte – oder etwas in mir sagte es für mich: »Danke, Mr Rochester, für Ihre übergroße Freundlichkeit. Ich bin seltsamerweise froh, zu Ihnen zurückzukehren. Und wo immer Sie sind, ist mein Zuhause – mein einziges Zuhause.«
Ich starrte die Seite lange an und versuchte zu verstehen, wieso sie markiert worden war. Mein Verstand fühlte sich nicht an wie mein eigener. Es war, als hätte ich die letzten Tage über geträumt. Ich versuchte mich zu entsinnen, was ich gestern getan hatte, aber vergeblich. Das Letzte, woran ich mich erinnerte, war mein Treffen mit RJ im Einkaufszentrum und mein Gespräch mit Libby auf dem Weg nach Hause. Ab da hatte ich einen Filmriss. Was in aller Welt hatte das zu bedeuten?
Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als mein Magen knurrte. Ich war fast am Verhungern. Hatte ich gestern überhaupt etwas gegessen? Um Himmels willen, daran konnte ich mich auch nicht erinnern! Merkwürdig, und vor allem äußerst frustrierend.
Ich schnappte mir ein paar dicke Socken aus einer der Schubladen und zog sie schnell über meine Füße, bevor sie wieder zu Eisblöcken erstarrten. Ich versuchte, so leise wie möglich zu sein, als ich den Flur überquerte und die Treppe hinunter sauste. Die Stufen knarrten unter dem Gewicht meines Körpers, als ob sie mich anstöhnten, weil ich sie aufgeweckt hatte.
In der Küche angekommen, schaltete ich das Licht ein und ging zum riesigen, doppeltürigen Kühlschrank. Meine Augen hatten sich noch nicht ganz an die Helligkeit gewöhnt, da es draußen noch dunkel war und wie immer regnete. Ich packte einen Karton Milch, stellte ihn auf den Tisch, nahm eine Schüssel und einen Löffel und machte mich auf die Suche nach Müsli. Ich fand eine Packung Captain Crunch und dachte mir, ich würde sie mal ausprobieren. Danach machte ich den Wasserkocher an und legte einen Teebeutel in eine Tasse, womit ich mein Frühstück fertig zubereitet hatte.
Libby schlurfte in die Küche in einem flauschigen Bademantel und passenden Pantoffeln. Sie glich einem rosa Marshmallow, aber zumindest sah ihr Outfit warm aus.
»Elegant«, bemerkte ich mit einem Wink zu ihrem Ensemble.
Sie gab mir ein schmieriges Lächeln, bevor sie sagte: »Frank hat mir die Pantoffeln letztes Jahr zu Weihnachten gekauft, und glaub mir: Du willst solche für den Winter.«
»Warum, gibt‘s die auch in Schwarz?«, konterte ich mit einem frechen Grinsen.
»Also, wie hast du geschlafen?«, fragte sie, als sie sich mit ihrer eigenen Schüssel und einem Löffel in der Hand mir gegenüber hinsetzte.
»Hauptsächlich auf meiner Seite.« Ich kicherte.
»Haha, sehr lustig. Weißt du, was man über Sarkasmus sagt?«
»Höchste Form der Scharfsinnigkeit, aber keine Ahnung mehr, wie‘s weitergeht«, sagte ich, während ich mein Geschirr zur Spüle brachte, nachdem ich mein Frühstück in Rekordzeit verschlungen hatte.
»Ja, und die niedrigste Form der Intelligenz! Außerdem haben wir einen Geschirrspüler«, meinte sie mit einem Nicken
zu einer der Schranktüren, hinter der sich das Gerät wohl versteckte.
Es fühlte sich so normal an, so mit meiner Schwester zu reden. Wie früher, bevor alles den Bach runtergegangen war.
»Was?«, fragte sie mich, da sie wissen wollte, was ich so lustig fand. Sie war so schön, selbst jetzt, wo ihr Haar offen hing und sie noch einen Polsterabdruck im Gesicht hatte. Es verlieh ihr eine natürlichere Schönheit, zerzaust und wild. Wie eine Amazone.
»Nichts, hat mich nur an alte Zeiten erinnert. Arbeitest du heute?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
»Ähm, na ja, nein, aber …« Sie hielt inne, und ich schnallte den schuldigen Blick sofort.
»Du musst arbeiten, schon verstanden. Ich komm klar, Libs. Außerdem habe ich mein großes Nacht-Clubbing zu planen.« Ich zwinkerte ihr zu.
»Ah ja, die Acid … Ähm … Was auch immer. Ja, viel Glück damit«, sagte sie, jetzt die Sarkastische.
»Acid Criminals, und sie klingen recht kultiviert.« Ich sprach den letzten Teil in einem vornehmen englischen Akzent aus und Libby schaffte es nicht, ihr Gesicht zu wahren. Wir brachen beide in Gelächter aus.
»Nun, wie gesagt, viel Glück damit! Hey, hast du nicht gesagt, dass RJ einen Bruder hat?« Ihr doppeldeutiger Blick ging nicht an mir vorüber.
»Ja, aber wie du weißt, interessiert mich das nicht. Ich date nicht, schon vergessen?« Ich sagte das mit Nachdruck, damit es auch wirklich zu ihr durchdrang.
»Okay, okay, ich meine ja nur. Du weißt, sie sind hier ganz verrückt nach dem englischen Akzent.« Sie zwinkerte mir zu, was mich dazu brachte, meine Augen zu verdrehen.
»Hmm … Nun, wenn das so ist, muss ich wohl noch an meinem amerikanischen Slang arbeiten.« Ich stand auf, um die
zweite Tasse Tee, die mir Libby eingeschenkt hatte, nach oben mitzunehmen, als sie nach meinem Buch fragte. Ich blieb im Flur stehen und ging ein paar Stufen zurück.
»Was hast du gesagt?«
»Hast du dein Buch gefunden?«, fragte sie mit noch vollem Mund.
»Hmm, wann hatte ich es denn verloren?« Ich war verwirrt. Hatte sie es genommen und die Haarspange daran geheftet?
Sie wirkte noch konfuser als ich.
»Ja, gestern hast du mich gefragt, ob ich es gesehen habe, erinnerst du dich nicht?« Sie musterte mich neugierig. Ich konnte mich ehrlich gesagt nicht mal daran erinnern, mit Libby gesprochen zu haben, nachdem sie mich beim Einkaufszentrum abgesetzt hatte. Mein Gedächtnis war ein leeres Loch. Libby rutschte in ihrem Sitz hin und her und legte ihren Löffel ab, während sie auf meine Antwort wartete. Ihr Gesicht war dabei, einen beunruhigten Ausdruck anzunehmen, also entschied ich mich zu lügen.
»Oh doch, entschuldige. Ich habe es unter dem Bett gefunden, hatte das wohl vergessen. Ich habe seither geschlafen, Libs.« Lächelnd zog ich die Dumme Blondine-Masche ab. Nur, dass meine schauspielerischen Fähigkeiten nicht zu meinen besten Talenten gehörten.
Sie antwortete mir mit einem Nicken und nahm ihren Löffel wieder auf, was darauf hindeutete, dass sie mit meiner Antwort zufrieden war.
Oben in meinem Zimmer angekommen, studierte ich das Buch wieder und las die ganze Seite noch einmal, in der Hoffnung, eine tiefere Bedeutung zu finden.
In diesem Teil des Buches hatte Jane das Haus ihrer Tante verlassen, nachdem diese verstorben war, und war zu Mr Rochester zurückgekehrt. Sie fühlte sich wie zu Hause, oder besser gesagt, ihr Zuhause war dort, wo er war. Der Gedanke
schwebte in meinem Geist wie eine verlorene Erinnerung, die versuchte, ihren Weg zurück aus dem Nebel zu finden. Schließlich gab ich auf, nach einem Sinn zu suchen. Es war wahrscheinlich reiner Zufall.
Ich stieg in meine Baggy Jeans und ein zweiteiliges Oberteil, das aus langen grauen Ärmeln und einem pflaumenfarbigen Top bestand. Ich zog mir auch eine dicke Strickjacke über, die mir viel zu groß war. Ich beschloss, Libby zur Hand zu gehen und etwas Hausarbeit zu erledigen. Ich begann im Badezimmer, das eigentlich ganz allein mir gehörte. Es war das einzige andere Zimmer im oberen Stock, also war ich auch die Einzige, die es benutzte.
Es hatte nur eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette, wäre aber groß genug für eine zusätzliche Badewanne. Der weiß getünchte Stil erinnerte mich an eine Strandhütte. Es gab einen Eckschrank mit zusätzlichen Handtüchern und vielen leeren Regalen, die darauf warteten, von meinen persönlichen Dingen befüllt zu werden.
Ich putzte den schönen gewölbten Holzspiegel, der über dem Waschbecken hing sowie das kleine Regal darunter, auf dem eine Kerze stand.
Libby kam gerade herein, als ich mit dem Waschbecken fertig war. Sie trug einen schwarzen Anzug, der fantastisch an ihr aussah. Er lag eng an, mit einem dicken Gürtel unter der Brust. Unter dem Kragen und den Manschetten zeigte sich eine strahlend weiße Bluse. Ihre Stöckelschuhe sahen viel zu hoch aus, um bequem zu sein. Die Art, in der ich auf jeden Fall hinfallen würde.
»Du siehst gut aus«, sagte ich. Sie lächelte und versuchte, eine verirrte Locke zurück in ihren Haarknoten zu drehen.
»Danke. Und du bist sicher, dass du …?«
»Es ist in Ordnung, du musst dir keine Sorgen machen. Ich habe dir gesagt, dass es mir gutgeht.« Ich hätte sie umarmt,
hätten meine Hände nicht in Gummihandschuhen gesteckt, die nach Bleiche rochen. »Ich erledige noch ein wenig Hausarbeit und werde vielleicht noch ein bisschen lernen, um für nächste Woche vorbereitet zu sein.«
»Okay, nun, ich bin dann mal auf dem Weg. Frank ist schon weg, also hast du das ganze Haus für dich. Wann triffst du dich mit der ›Goth Gang‹?« Das war zweifelsohne ihr neuer Spitzname für die Leute, die ich hoffentlich bald meine Freunde nennen konnte.
»Ähm, ich bin mir nicht sicher. RJ meinte, sie würde mich anrufen, aber ich werde dich auf deinem Mobiltelefon anrufen, wenn ich Näheres weiß.«
»Meinst du nicht ›Handy‹?«, sagte sie in ihrem besten amerikanischen Akzent, der in etwa so gut war wie meiner und somit ziemlich lahm.
»Oh ja, wir wollen doch nicht, dass die Leute alle verrückt werden, weil eine Fremde in der Stadt ist.« Gott, mein Redneck-Akzent klang eher nach Deutsch.
»Nein, ich denke, die Stadt wird mehr mit den anderen Neuankömmlingen beschäftigt sein. Den unheimlicheren.« Sie sagte dies in einem humorlosen, düsteren Ton. Was hatte sie bloß gegen sie? Hatte sie sie jemals gesehen? Denn soweit ich wusste, hatten nicht viele Leute sie zu Gesicht bekommen.
Libby sah auf ihre Uhr. Sie meinte, sie würde zu spät kommen, wenn sie sich jetzt nicht auf den Weg machen würde, und eilte davon. Ich rief mein „Bis später!“ hinterher, kombiniert mit einem Kommentar, dass sie auf die Geschwindigkeit achten sollte, und erhielt als Antwort das Zuschlagen der Eingangstür.
Kopfschüttelnd machte ich mich wieder an die Putzarbeit. Ich konnte es kaum erwarten, mit dem Job und dem College zu beginnen, da ich mich langsam ernsthaft langweilte. Aber was den heutigen Abend betraf, war ich sowohl aufgeregt als
auch nervös. Keine Ahnung, was mich erwartete, aber RJs Erzählungen nach war die Band gut, und obendrein sollte der Schlagzeuger ziemlich heiß sein.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, nach Beschäftigungen zu suchen, da das Abhaken meiner To-do-Liste leider nicht so lange gedauert hatte wie erhofft. RJ hatte bereits angerufen, um sicherzugehen, dass ich noch ›dabei war‹. Schien, als wäre sie begeistert, diejenige zu sein, die mich der ›Goth Rock‹-Gesellschaft vorstellte. Ehrlich gesagt war ich an einem Punkt angelangt, an dem mir jede Gesellschaft recht war. Ich wollte einfach nur raus hier, auch wenn das bedeutet hätte, einem Schachclub beizutreten.
Ach, ich vermisste meinen kleinen Ford Fiesta. Was würde ich dafür geben, einfach in ein Auto steigen zu können, herumzufahren, und die Gegend zu erkunden. Nachdem ich Libby angerufen hatte, um sie über meinen Zeitplan zu informieren, bereitete ich das Abendessen vor.
Ich hatte einen Auflauf gekocht, also mussten sie ihn nur noch aufwärmen. Mit Sicherheit war auch Libby fähig, diese Mahlzeit nicht zu verbrennen. Oder vielleicht sollte ich es auf Schüsseln verteilen, die man nur in die Mikrowelle schieben musste. Dann müsste sie überhaupt nichts anzünden. Ich lachte zu mir selbst, als ich mich an die Pizza an meinem ersten Abend hier erinnerte. Es war Zeit, mich für den großen Abend fertig zu machen, also stand eine Dusche an erster Stelle. Ich hatte die Mädchensache abgezogen und RJ gefragt, was sie anziehen würde, denn ich wollte keinesfalls herausstechen. Nicht, dass ich jemals etwas Auffälliges trug, aber trotzdem wollte ich auf Nummer sicher gehen.
Daher war ich erleichtert zu erfahren, dass der Club keine Kleiderordnung vorschrieb. Ich würde also bei meinen treuen blauen Jeans bleiben, sowie einem langärmeligen schwarzen Top mit V-Ausschnitt. Dieses zierte zumindest eine schwarze Stickerei um den Hals herum, wodurch es nicht ganz so langweilig aussah. Es war im Zigeunerstil gefertigt, was es etwas retro wirken ließ. Ich war zuversichtlich, dass es den alternativen Look traf, auf den ich abzielte.
Das Material lag eng an meiner Haut an, was meine Figur etwas mehr betonte, als mir lieb war. Also zog ich noch ein schwarzes Kapuzenoberteil über, das an den Enden rot eingesäumt war. Die Kapuze war riesig und bot mir viel Schutz vor dem Wetter, für den Fall, dass wir in einer Schlange anstehen mussten. Es war ebenfalls mit langen Ärmeln versehen, die bis zu meinen Knöcheln reichten.
Ich trocknete meine Haare, was, wie immer, die meiste Zeit in Anspruch nahm. Sie waren einfach so lang und dick wie ein zotteliger Teppich, der mir bis zur Taille reichte. Meine Haare hatten schon immer Köpfe verdreht. Früher hatte ich die Komplimente genossen, aber jetzt wollte ich sie einfach nur verstecken, und der heutige Abend bildete keine Ausnahme.
Ich band sie in einen Knoten zusammen und befestigte sie hinten mit einer starken Metallspange, worin ich sehr geübt war. Die kürzeren Strähnen vorne fielen um mein Gesicht, wobei eine Seite dicker war als die andere. Ich begutachtete mich in dem langen Spiegel in meinem Zimmer und war zuversichtlich, nicht aufzufallen, hoffte aber dennoch, nicht wie der Neuling auszusehen, der ich war.
Libby war schon unten und schlug sich den Bauch mit meinem Auflauf voll. Sie war gerade dabei, den Saft mit dem Baguette aufzusaugen, das ich sie gebeten hatte, noch mitzunehmen, als ich anrief. Sie wirkte, als hätte sie mein Essen genossen.
»Eine kleine Abwechslung vom Fast Food?«, sagte ich, als ich zum Tisch kam. Ihrem Blick nach zu urteilen, hätte sie mir eine sarkastische Antwort gegeben, wäre sie nicht so sehr in ihr Essen vertieft gewesen.
Ich liebte es, den Leuten zuzusehen, wie sie mein Essen genossen. Ich hatte meine Liebe zum Kochen entdeckt, seitdem mir mein Vater gezeigt hatte, wie man Kartoffelkuchen mit übrig gebliebenem Püree vom Sonntagabend zubereitete.
»Lecker, ganz köstlich, danke. Frank wird das verschlingen, wenn er heimkommt. Hey, kann ich nicht einfach sagen, dass ich es selbst gemacht habe und dafür ein paar Bonuspunkte gewinnen?« Ich lächelte sie dankbar an.
»Seit wann brauchst du Bonuspunkte? Frank liebt dich.« Ich nahm ihr den Teller weg, bevor sie noch anfing, das Muster auf der Schüssel abzulecken.
»Hmm, ist vielleicht noch …« Ich wandte mich vom Spülbecken zum Herd, noch bevor ich die Schüssel nass gemacht hatte. Ich stach den großen Löffel in den Auflauf und häufte ihr eine weitere Ladung auf.
»Nur, wenn noch genug da ist«, fügte sie hinzu, während sie schon die Gabel in die heiße Mischung aus Fleisch, Soße und Gemüse grub.
»Klar. Ich habe genug vorgekocht. Ich weiß, wie viel Frank verdrückt. Trotzdem hast du meine Frage nicht beantwortet.«
»Über?«, mampfte sie mit vollem Mund.
»Bonuspunkte«, erinnerte ich sie.
»Tja, er mag mich lieben, aber nicht meine Füße, und ich würde für eine Fußmassage töten. Diese Schuhe haben mich gefoltert, und nun ja, er hat diese wirklich großen, starken Hände, die …«
»Okay, okay, ich hab‘s verstanden! Bitte erspar mir die Details«, flehte ich und machte ein Würgegeräusch, das etwas komisch klang mit meinem Gelächter.
»Du siehst übrigens toll aus. Willst du deine Haare nicht offenlassen? Nein, ich versteh schon, nicht bei diesem Wetter«, sagte sie und beantwortete damit ihre eigene Frage. »Isst du nichts, bevor du gehst?«
»Ich hab schon vorher etwas gegessen«, log ich. Das war einfacher als zuzugeben, dass ich wegen meiner Nerven nichts herunterbekommen würde.
Libby nickte mit dem Kopf zur Wanduhr, und ich folgte ihrem Blick mit Beklemmung.
Die Uhr bestätigte, dass meine Zeit abgelaufen war.
Afterlife, ich komme.