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ls der Kurs zu Ende war, wartete RJ bereits, um mich zu meiner nächsten Klasse zu begleiten. Es war süß, dass sie das tat, aber jedes Mal, wenn ich mich bei ihr bedankte, winkte sie ab mit der Antwort, dass sie gerade eine Freistunde habe. In Wahrheit aber dachte sie, dass ich mich noch immer verlaufen würde.
Sophia stolzierte hinter mir her, also stellte ich die beiden vor.
»Sophia, das ist meine Freundin RJ. RJ das ist Sophia Dra…« RJ sprang direkt ein, bevor ich die Chance hatte, meinen Satz zu beenden.
»Es ist so schön, dich endlich kennenzulernen. Kaz hat keinem von uns etwas über dich erzählt. Ich glaube, sie wollte dich nur für sich allein.« Ich runzelte die Stirn, aber Sophia wirkte mehr als erfreut, als sie das hörte.
»Es ist auch schön, dich kennenzulernen. Ich muss gestehen, dass ich hier die Oberhand habe, da mir Keira alles über dich erzählt hat. Ich liebe deine Haare.« Nach diesem Kompliment war RJ kurz davor, ihre Seele an sie zu verkaufen. RJ hatte eine Schwäche für Schmeicheleien, aber von jemandem, der so
übermenschlich atemberaubend war wie Sophia, war das wohl eine große Ehre.
»Vielen Dank, die Farbe heißt ›Passion for Pink‹.«
»Ja, ich habe sie schon zuvor bewundert. Hab dich schon ein paar Mal im Club gesehen.« Ich konnte das Schnauben, das mir entkam, nicht zurückhalten. Was für eine Untertreibung. RJ lebte praktisch in Afterlife. Aber ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass Sophia ihre Antworten mit Bedacht wählte, um die Illusion zu erschaffen, sie wäre genauso normal wie der Rest von uns. Die Art, wie sie ›im Club‹ sagte anstatt ›in meinem Club‹. Schließlich war es ein Familiengeschäft.
Sie führten weiter Smalltalk, und RJ strahlte über alles, was sie sagte. Ich war natürlich das dritte Rad am Wagen, aber das machte mir nichts aus. Ich freute mich jedoch nicht auf die Heimfahrt, da es wohl unaufhörlich um Sophia dies und Sophia das gehen würde. Aber sie war schlau. Selbst während RJs Bombardierung enthüllte sie nie wirklich etwas über sich selbst. Sie hielt das Gespräch einfach locker und stellte Fragen über RJ, wobei sie quasi jede Frage auf sie zurück reflektierte.
Natürlich ging das komplett an RJ vorbei.
Niemand war da, als ich nach Hause kam, also entschied ich mich, Spaghetti Bolognese zu kochen, da es schnell ging und Libby und Frank es einfach in der Mikrowelle aufwärmen konnten. Ich lief wie auf Autopilot. Meine Gedanken drehten sich um heute Abend und all die Sachen, die Sophia gesagt hatte.
Wieso hatte ich nicht einfach Nein gesagt, als das Jobthema aufkam? Vielleicht wollte ich unterbewusst dort arbeiten, nur um ihm näher zu sein. Ich war versessen auf Bestrafung, so viel war sicher. Ich war so unkonzentriert, dass ich meine Hand am
Herd verbrannte. Das riss mich aus meinem Zombie-Zustand. Ich rannte zum Waschbecken, um sie unter das kalte Wasser zu halten, aber meine Haut warf schon Blasen. Toll, genau das, was ich brauchte … Mehr Narben!
Ich hörte Schlüssel in der Tür. Nachdem ich meine Hand getrocknet hatte, untersuchte ich den roten Fleck auf der Seite meiner Handfläche, nahe dem kleinen Finger. Zum Glück war es Frank, der in die Küche kam.
»Oh, hey Frank. Wie geht‘s?«
»Hey, ja, es läuft. Jetzt besser, wo ich zu Hause bin und das hier sehe … Mmm.« Er schnupperte und fegte hinüber zum Topf, um den Deckel anzuheben.
»Alles, was Libby tun muss, ist Spaghetti zu kochen, bis sie durch sind, ohne sie anbrennen zu lassen.« Ich klopfte ihm auf den Rücken, als ich vorbei ging, und machte mich auf den Weg nach oben.
»Willst du mich auf den Arm nehmen? Die Frau könnte Eis verbrennen!« Er lachte über seinen eigenen Witz, wie Doktor Hibbert von den Simpsons. Ich rannte die Treppe hinauf, als mir einfiel, dass ich heute früher im Club sein musste und eine Mitfahrgelegenheit brauchte. Also wieselte ich zurück in die Küche, wo sich Frank gerade den Mund mit einem heißen Löffel verbrannte.
»Aha, erwischt!« Er ließ den Löffel fallen und hielt seine Hände hoch.
»Okay, du hast mich ertappt, schuldig. Wann musst du heute zur Arbeit?« Er war so ein großartiger Kerl, wie ein richtiger Bruder. Meine Schwester konnte sich echt glücklich schätzen.
»Sie haben mich gebeten, um sieben Uhr anzufangen, wenn das in Ordnung ist … Oh, und bevor du fragst: kein privater Chauffeur heute Abend.« Er lachte und scherzte:
»Warum, wen hast du verärgert?« Ich lächelte und machte eine Meine-Lippen-sind-versiegelt-Geste. Es war an der Zeit,
mich fertig zu machen, also sprang ich unter die Dusche und zerbrach mir weiter den Kopf über heute Abend unter dem wärmenden Wasser, das auf mich herabregnete.
Ich kam fünf Minuten vor Beginn meiner Schicht etwas hektisch in den Club. Ich war mir nicht sicher, wo ich anfangen sollte, also ging ich zu Jerry, der mit Mike hinter der Bar stand. Sobald Mike Notiz von mir nahm, kehrte er mir den Rücken zu, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Hatte er ein Problem? Wurde ich schon als Außenseiter abgestempelt? Jerry umkreiste die Bar und zog mich zur Seite.
»Was machst du hier unten? Du solltest schon oben sein! Wenigstens hast du daran gedacht, Schwarz zu tragen.« Er war verärgert, hielt aber seine angespannte Stimme ruhig.
»Nun, ich wusste nicht, ob ich mich zuerst bei dir melden oder gleich nach oben gehen sollte.« Er nickte und warf ängstliche Blicke um sich, als wollte er nicht gesehen werden. Das half meinen armen Nerven nicht.
»Okay, nimm einfach die Treppe, die du letzte Nacht hochgegangen bist, und sie werden dich erwarten. Geh, geh! Du willst auf keinen Fall zu spät sein!« Er wirbelte mich herum und schob mich vorwärts. Dann machte er mit seinem vibrierenden Handy in der Hand kehrt und sah wieder so aus, als wollte er den Anruf nicht entgegennehmen.
Ich schüttelte das mulmige Gefühl ab, als ich die gleichen Schritte die Treppe nach oben nahm. Ich murmelte mir zu, dass es nur eine Nacht war. Wenn tatsächlich alles in die Hose ging, würde ich Reißaus nehmen. Ja, ich würde mich einfach umdrehen und gehen. Das könnte ich tun.
Die aufmunternden Worte, die ich mir selbst zuflüsterte, halfen kaum, aber nur so konnte ich meine Beine in die richtige Richtung bewegen. Jetzt war der Club noch ruhiger, was es mir etwas leichter machte. Nicht so viele glotzende, geschwätzige Menschen wie sonst. Die Bandmitglieder, die mit ihrem Set-up beschäftigt waren, beobachteten mich, als ich zur Tür neben der Bühne ging. Ein Typ zwinkerte mir zu, aber dann flüsterte ihm sein Freund etwas ins Ohr, und er wandte sich von mir ab. Ich fragte mich, was der andere gesagt hatte.
Die gleichen riesigen Jungs standen wieder Wache, aber sie würdigten mich keines Blickes, als sie mir die Tür öffneten. Drinnen lief ich die Treppe hinauf, bevor ich es mir noch anders überlegen konnte und kehrtmachte. Das Letzte, was ich wollte, war, Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, weil ich zu spät kam.
Dieses Mal war keine Musik zu hören und kein beruhigendes Summen von den Leuten unten. Es fühlte sich eher so an, als würde ich durch ein Portal in eine andere Dimension schreiten anstatt nur die VIP-Lounge in einem schicken Club zu betreten. Wenn sich hier nicht so viele komisch aussehende Leute tummeln würden, die sich volllaufen ließen, wäre alles nicht so abschreckend. Was mich wieder einmal über die Frage grübeln ließ, in welche Art von Geschäften die Dravens verwickelt waren.
Nach ein paar tiefen Atemzügen schritt ich durch die Türen am oberen Ende. Wie beim letzten Mal drehten sich alle um, starrten mich aber nur für den Bruchteil einer Sekunde an, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, der alle gleichzeitig dazu brachte, sich umzudrehen.
Ich schlich mich hinüber zur Bar, wie ich es schon gestern Abend getan hatte, ohne zu wissen, was mich erwartete. Meine Herzfrequenz stieg wieder an, als mir einfiel, dass ich den oberen Tisch passieren musste. Ich biss auf meine Lippe, wie ich es immer tat, wenn ich nicht in der Lage war, meine Nerven zu bändigen, und krallte den Schulterriemen meiner Tasche fest.
Mit hängendem Kopf versprach ich mir, dass ich nicht hinsehen würde.
Ich … würde … nicht … hinsehen.
Das wiederholte ich so lange in meinem Kopf, bis ich vorbei war und damit das ultimative Ziel der Selbstdisziplin erreicht hatte.
Als ich endlich die Bar erreichte, nahm ich einen dringend benötigten Atemzug.
»Sieh mal, wer wieder da ist. Hallo, Schätzchen. Bereit für deine Schicht?«
In diesem Moment gab es nichts, was ich dringender brauchte als ein freundliches Gesicht. Mein Selbstvertrauen hatte den absoluten Nullpunkt erreicht.
»Klar. Was soll ich tun?« Er gab mir ein Zeichen, hinter die Bar zu kommen, und ich folgte seinen Anweisungen. Dahinter sah es aus wie in jeder anderen Bar, mit der Ausnahme, dass sie absolut makellos war. Man hätte eine Operation durchführen können, so sauber war es. Es gab für alles einen Platz, und die meisten Gläser waren so schick, dass ich Angst hatte, sie zu berühren.
Unzählige grüne Flaschen waren in speziellen Regalen aufgereiht und sortiert. Keine zwei Flaschen waren gleich. Alle unterschiedlich in Form, Größe, Marke und Material, einige aus Glas, andere aus Metall oder sogar Holz. Passend dazu gab es eine große Auswahl ungewöhnlicher Gläser. Sogar Kelche, Krüge und Sake-Becher füllten die Regale darunter. Die meisten davon bestanden ebenfalls aus verschiedenen Materialien, von Stein über Kupfer bis hin zu Silber und Gold. Einige waren schlicht, andere wirkten, als gehörten sie in den Tower of London, zusammen mit dem Rest der Kronjuwelen.
Karmun sah mein Staunen und sagte:
»Ah ja, wir haben eine Menge verschiedener Spirituosen, die du höchstwahrscheinlich zum ersten Mal siehst.
Wir importieren individuelle Getränke abhängig von den Bedürfnissen unserer Kunden.« Bedürfnisse?
Eine seltsame Ausdrucksweise, aber er kam von Gott weiß wo, also meinte er vielleicht etwas anderes.
»Du kannst deine Sachen dort in dem Raum ablegen.« Er nickte hinter die Bar, wo ein paar Stufen in ein kleines Bürozimmer führten.
»Lass dir Zeit«, sagte er lächelnd.
Ich betrat das Zimmer und sah mich für einen Moment um. Überrascht stellte ich fest, wie leer es war im Gegensatz zu all der Pracht, die man hier fand. Ein Schreibtisch ohne Papierkram oder Computer. Regale ohne Ordner, nur mit ein paar alten Büchern. Und keine persönlichen Gegenstände von den anderen Angestellten, was mich zu der Frage führte, wofür dieser Raum überhaupt benutzt wurde und warum ich die Einzige war, die davon Gebrauch zu machen schien?
Ich legte meine Tasche ab, schlüpfte aus meiner Jacke und warf sie über die Lehne des einzigen auffindbaren Stuhls. Glücklicherweise hing ein vergoldeter Spiegel an der Wand, der viel zu antik für dieses winzige Hinterzimmer aussah. Ich nahm kurz mein Gesicht unter die Lupe. Anstelle meiner üblichen käseweißen Haut glühten meine Wangen, was mir etwas gesunde Farbe verlieh. Ich bedeckte sie kurz mit den kalten Rückseiten meiner Hände, um sie abzukühlen, und zwirbelte eine verirrte Haarsträhne, die sich aus meinem Dutt gelöst hatte. Dann nahm ich einen zittrigen Atemzug, wissend, dass es an diesem Abend nicht mein letzter sein würde. Mit erhobenem Kopf ging ich also zurück, um meine Schicht bei den Hörnern zu packen!
Für die erste Nacht, meinte Karmun, wäre es am besten, wenn ich es langsam anginge und leere Gläser einsammelte, wie bereits bei meiner ersten Schicht unten.
»So bekommst du ein Gefühl für alles, aber du musst verstehen, dass wir hier oben manche Dinge anders angehen.« Das überraschte mich nicht. Nichts an diesem Ort war normal, auch nicht die Arbeit.
»Ich bin der Einzige, der die Getränke vorbereitet. Die Mädchen bringen sie an ihre zugewiesenen Tische, aber sie wechseln nie die Tische. Das ist die wichtigste Regel, okay?« Zum ersten Mal nahm sein Gesicht ernste Züge an, woraus ich schloss, dass diese Regel in Stein gemeißelt war.
»Kein Problem«, sagte ich, um ihm zu versichern, dass ich es verstanden hatte. Aber ich fragte mich: Wenn ich nur leere Gläser einsammelte, wer bediente dann meine Tische?
»Du übernimmst die Tische in der Nähe der Bar. Es gibt zehn in deinem Bereich, und die sind hier drüben.« Er zeigte auf die Tische, die um den Barbereich aufgestellt waren. Sie verliefen von einer Seite der Bar zur anderen und endeten nahe der Treppe, über die ich letzte Nacht den Bereich verlassen hatte. Sie waren alle entlang der gleichen Wand positioniert. Zum Glück befand sich keiner in der Nähe des oberen Tisches.
»Wir haben insgesamt sechs Mädchen, dich inkludiert, und auch sie haben alle ihre eigenen Bereiche. Siehst du das kleine asiatische Mädchen mit den Zöpfen? Sie bedient den gleichen Bereich wie du, aber auf der gegenüberliegenden Seite. Ihr Name ist Akako.« Er zeigte zur Treppe, wo ich zum ersten Mal Dominic Draven und seine Leibwächter hinaufgehen sehen hatte, bis hin zum anderen Ende der Wand, von wo ich gerade gekommen war.
Das Mädchen war eine Porzellanpuppe. Sie trug etwas, das wie ein schwarzes Schulmädchenkleid aussah, aber dann fiel mir ein, dass es für diesen Stil einen Namen gab. Wie war er noch
gleich? Gothic Lolita, ja. Sie sah entzückend aus, bis sie sich umdrehte und seltsame gelbe Kontaktlinsen zeigte. Als sie mich erblickte, verneigte sie respektvoll ihren Kopf.
»Dann gibt es die Mitte, aufgeteilt in drei Teile. Die, die nicht angehoben sind, besitzen je sechs Tische. Dort sitzen die wichtigeren Mitglieder von Mr Draven.«
»Mitglieder?« Was für ein Club war das eigentlich genau?
»Kunden«, korrigierte er und gestikulierte zur großen erhöhten Fläche, auf der nur ein Tisch stand. Diesen kannte ich natürlich schon.
»Siehst du das Mädchen mit den langen grünen Haaren? Das ist Zarqa. Sie ist für die linke Seite verantwortlich, und das andere Mädchen mit den kurzen schwarzen Haaren ist Rue. Sie bedient die rechte Seite.« Ich fragte mich, wie ich mir so viele seltsame Namen auf einmal merken sollte. Nacheinander zeigte er auf jedes Mädchen. Sie hätten gar nicht unterschiedlicher sein können.
Die mit den grünen Haaren war wunderschön mit passenden grünen Augen. Sie trug eine schwarze Lederhose sowie ein schwarzes Korsett mit grünen Bändern, die beide Seiten nach oben hin verschnürten. Ich fragte mich, wie sie die ganze Nacht in solchen Stöckelschuhen herumlaufen konnte, ohne danach zu hinken.
Das andere Mädchen wirkte eher burschikos, aber die Oberweite, die unter ihrem engen schwarzen T-Shirt hervorblitzte, bewies das Gegenteil. Sie war eine Punk-Skaterin mit langen Shorts und Army-Stiefeln, die mich an den ›Avril Lavigne‹-Look erinnerten, mit kurzen schwarzen Haaren, die auf einer Seite abrasiert wurden. Ich konnte sie nur von hinten sehen, also blieb mir ihr Gesicht verborgen, aber mir sprang sofort die scharfe Blondine ins Auge, die um den oberen Tisch schwirrte, gekleidet wie eine Edel-Prostituierte.
Karmun folgte meinem Blick und setzte seine Einführung in die VIP-Lounge fort.
»Ah, das ist Layla. Und das andere Mädchen mit den schwarz-roten Haaren ist Lauren, aber alle nennen sie Loz. Sie bedienen beide den obersten Tisch.« Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Was, zwei Mädchen für nur einen Tisch?« Warum um alles in der Welt brauchte man zwei Kellnerinnen für – was? Gerade mal sieben Leute!
»Ja, und dieser Tisch ist tabu für dich. Wenn du Fragen hast, komm zuerst zu mir, okay?«, sagte er in einem festen, stetigen Ton. Ganz klar eine Warnung, was nur noch mehr Neugier in mir erweckte. Wer war dieser Mann, Dominic Draven, wirklich? Leider hatte sich in diesem Fall das Internet als nutzlos erwiesen. Mit Ausnahme von ein paar lokalen Websites, die sich für die großzügigen Spenden bedankten, blieben die Dravens außerhalb der sozialen Netzwerke. Nicht einmal ein verdammtes Bild war zu finden, was bei mir für über eine Stunde das Tourette-Syndrom ausgelöst hatte, in der ich meinen Bildschirm beschimpfte.
»Also, das war‘s auch schon. Keine große Hexerei. Bleib einfach bei deinen Tischen, und alles wird gutgehen.« Er ging zurück zur Bar, und als ich ihm folgte, wurde mir klar, dass RJ recht hatte. Es war alles viel größer als es von unten den Anschein hatte. Am Ende des Raums gab es eine Doppeltür, die mir gestern nicht aufgefallen war.
Sie war riesig und genauso geschnitzt wie die großen Eichentüren am Vordereingang. An jeder Seite ragten prächtige Steinsäulen in die Höhe, die den Eingang umrahmten und sich darüber in einem kunstvollen Steinbogen verbanden. Ungewöhnlich, dass niemand die Tür bewachte. Jedoch wirkte irgendetwas an ihnen bedrohlich und imposant. Fast so, als ob
sie ihr Eigenleben hätten. Etwas Dämonisches, das mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
»Was ist dort?« Normalerweise hätte ich gar nicht gefragt, aber es war, als starrte man auf die Büchse der Pandora. Etwas in mir musste mehr darüber erfahren.
»Du solltest dich von diesen Türen fernhalten.« Und das war alles, was er zu diesem Thema beizutragen hatte. Es schien, als würde ich von zwei Seiten gezerrt werden, gut gegen schlecht. Die gute Seite in mir wollte seinen Rat annehmen und fernbleiben, aber die andere Seite, die, von der ich vermutete, dass sie meine Monster anzog, forderte mich heraus, zur Tür zu laufen. Ich wollte sie aufreißen und auf das zurennen, was sie verbarg. Ich konnte sogar die Stimmen hören: »Tu es … Tu es!«
Ich rang mit den Dämonen in mir und wandte mich ab.
Fürs Erste.