41
Die unfassbare Wahrheit
C elina schien weder überrascht noch bestürzt zu sein, mich im Schlafzimmer ihres Verlobten vorzufinden. Was ging hier vor? Ich wäre an die Decke gegangen! Sie ging zu Draven, aber auf eine ganz andere Weise als beim letzten Mal. Es gab keine Umarmung, keinen Kuss. Danke Gott dafür, denn diesen Anblick hätte ich nicht noch einmal ertragen können. Nicht jetzt. Nicht nach diesem Kuss.
»Celina, erinnerst du dich an Keira?« Er nickte zu mir.
»Ja, aber natürlich. Hallo, Keira«, sagte sie höflich. Ich stand noch immer unter Schock, völlig versteinert, als sie ihre Nummer vor mir abzogen.
»Hallo«, bekam ich irgendwie heraus, aber es klang überhaupt nicht nach mir.
»Celina, sind wir verlobt?«, fragte Draven sie unverhohlen, und ich schoss ihm einen ›Was zum Teufel soll das?‹-Blick zu.
»Nein, sind wir nicht, mein Lord«, antwortete sie mit absoluter Überzeugung.
»Sind wir es jemals gewesen?«
»Nein.«
»Und noch eine letzte Sache: Waren wir jemals in irgendeiner Art in eine romantische Beziehung involviert?« Dravens Augen waren bei dieser letzten Frage auf mich gerichtet, aber ich war völlig weggetreten. Was für ein fieser Trick war das?
»Nein, mein Lord, niemals. Ist das alles?«, waren ihre Worte, während ihr Teint absolut perfekt blieb. Meiner hingegen fühlte sich an, als würde er feuerrot glühen.
»Ja, das ist alles. Danke, Celina. Du kannst gehen.« Damit entließ Draven sie. Wir waren wieder allein, aber wenn er meinerseits Akzeptanz erwartet hatte, lag er falsch.
»Was verf…?« Ich konnte mich gerade noch zurückhalten, die F-Bombe fallen zu lassen.
»Ich entschuldige mich für die Irreführung. Leider war es notwendig.«
»Leider war es notwendig!? Oh wirklich … Dann erklär mir das mal, Draven, ich bin ganz Ohr!« Meine Leidenschaft für ihn verwandelte sich schnell in Abneigung, als mir klar wurde, wie viele Lügen man mir glaubhaft machen wollte.
»Wie konntest du mir das antun?!«
»Ich hatte keine andere Wahl zu der Zeit. Scheint so, als wäre es ohnehin vergeblich gewesen«, meinte er und blieb im Gegensatz zu mir ungeheuerlich gelassen.
»Wovon sprichst du, zum Teufel noch mal? Heute entscheidest du dich, dass du mich willst, und morgen wirfst du mich wieder beiseite, damit du dich verloben kannst?« Der Schmerz und meine wahren Gefühle sprudelten aus meinen Worten nur so heraus. Er hatte zumindest den Anstand, Reue zu zeigen, aber es war klar, dass er noch immer fest hinter seinen Beweggründen stand.
»Alles, was ich in Bezug auf dich getan habe, war in deinem besten Interesse. Ob du mir Glauben schenken willst oder nicht, ich spreche die Wahrheit. Leider konnte ich keine Rücksicht auf deine Gefühle nehmen.«
»Und warum nicht?«
»Weil es deine Gefühle waren, auf die ich angewiesen war, um meinen Plan umzusetzen.« Seine Worte bestätigten, was ich bereits vermutet hatte. Ich wusste genau, von welchem Tag er sprach.
»Ich musste dich verletzen, damit du dich von mir fernhältst. Du musstest mich hassen, Keira. Das war die einzige Möglichkeit, dich zu beschützen.« Er flehte mich fast an, aber ich war noch nicht bereit, einzuknicken.
»Beschützen wovor?«
»Vor mir! Bei den Göttern, Mädchen, siehst du das denn nicht?«, rief er verzweifelt, als ob er das ernsthaft glaubte. Das ergab keinen Sinn.
»In dieser Nacht wurdest du meinetwegen angegriffen. Wegen dem, was ich bin und was ich sein muss. Ich wollte dir die Last ersparen, die ich tragen muss.« Und zum ersten Mal sah ich Draven als einen zwiegespaltenen Mann. Die Kraft, die er innehielt, wurde auf nichts mehr reduziert als den einzelnen Faden einer Spinne. Trotzdem konnte ich nicht umhin zu denken, dass ich diejenige war, die am Ende des Fadens hing, ohne Chance auf Entkommen.
»Ich verstehe nicht. Was sagst du da? Wer … Wer bist du?«, stammelte ich, aber sein Gesicht war voller Kummer. Er wusste, dass diese Nacht nicht so zu Ende gehen würde, wie er es erhofft hatte.
Ich meine, kümmerte es mich überhaupt, was er war? So wie er war auch ich schon weit über die Linie hinausgetreten, die er mit diesem Kuss ausradiert hatte. Also, wollte ich wirklich umkehren? Ich kannte die Antwort, selbst als ich mir diese Frage stellte. Es gab kein Zurück. Es hatte nie ein Zurück gegeben. Ich hatte es von Anfang an gewusst. Ich liebte ihn, und am Ende war das alles, was zählte.
Also, bevor er mir eine Antwort gab, die ihn ganz offensichtlich innerlich zermürbte, traf ich eine endgültige Entscheidung. Hier und jetzt. Denn in dieser Sekunde wusste ich, dass mein Leben nie wieder dasselbe sein würde. Und dann schnallte ich es endlich!
Nach all dieser Zeit fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Der Punkt ist nicht, wohin dich die Liebe führt oder welche Entscheidungen du auf dem Weg dorthin triffst. Es geht auch nicht um das Ziel. Es geht einzig und allein darum, wer dich auf dieser Reise begleitet. Wen du auf der Seite haben willst, wen du auf deiner Seite brauchst , wenn du endlich an deinem Ziel ankommst. Mit diesem neu entdeckten Wissen stürmte ich auf ihn zu und ließ die Liebe mich dorthin führen, wo ich hinwollte.
Zu Draven.
»Ist mir eigentlich egal«, murmelte ich, bevor ich mich auf die Zehenspitzen stellte, sein Gesicht in beide Hände nahm und meine Lippen gegen seine presste.
Zuhause. Ich war Zuhause.
Zuerst war er schockiert, blieb still, bis meine Hände von seinem Gesicht zu seinen Haaren wanderten, wo ich ihn grob zu mir herunterzog. Das schüttelte ihn aus seiner Trance, und wieder einmal übernahm er die Kontrolle und kehrte zurück zu dem mächtigen Draven. Den einzigen, den ich kannte. Und ich liebte es . Er war schließlich mein Gebieter und ich sein williger Sklave. Und, oh Gott, ich hätte es nicht anders gewollt.
Nachdem er seine Fäuste in spürbar sexueller Frustration in meinen Sweater gekrallt hatte, schälte er schnell das Material von mir ab, das mich verborgen hielt. Er lehnte seinen Kopf nach unten, atmete den Geruch meiner Haare ein und stöhnte, als sich meine Arme um seine Taille schlossen. Schließlich fand ich den Mut, sein T-Shirt am Saum zu packen und nach oben zu heben, sodass ich die weiche Haut auf seinem Rücken spüren konnte. Sein Körper reagierte auf meine Berührung genauso wie meiner auf seine. Ich fühlte die Macht, die ich über ihn hatte, und ich genoss jede Sekunde davon.
Zum ersten Mal lag ein Stück Kontrolle in meiner Hand, anstatt voll und ganz in seinen. Allerdings hielt das nicht lange an, denn kurze Zeit später versuchte er, meine Handschuhe auszuziehen. Mit einem Japser zog ich meinen Arm zurück und versteckte ihn hinter meinem Rücken.
»Keira, ich habe dir schon gesagt, versteck dich niemals vor mir … Niemals.« Seine schwelende Stimme befahl mir, ihm zu gehorchen, aber ich konnte mich nicht dazu überwinden. Ich zeigte nie jemandem meine Narben, und Draven war definitiv die letzte Person, die sie zu Gesicht bekommen sollte.
»Hab keine Angst vor mir, Keira«, flüsterte er und lehnte seine Stirn gegen meine, was mich in sein berauschendes Aroma hüllte. Dann griff er um mich herum und zog meinen Arm sanft zurück. Meine Muskeln spannten sich automatisch an, was ihm offenbar nicht gefiel.
»Bitte vertrau mir«, sagte er, als er anfing, den engen Stoff zu entfernen und ihn nach oben rollte, bis die erste Narbe auftauchte. Ich konnte mir nicht helfen. Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber er ließ es nicht zu. Ich flehte ihn mit tränenden Augen an, aber er wusste genauso gut wie ich, dass kein Weg daran vorbeiführte. Seine Kontrolle würde keine Barriere zwischen uns erlauben. Er wollte alles über mich wissen, und ich wusste, einem Mann wie Draven musste ich alles geben, was ich hatte. Also hielt ich meinen Atem an, als meine Narben eine nach der anderen zum Vorschein kamen. Ich schluckte hart. Alles in mir zog sich zusammen, als seine Augen jede rote Linie untersuchten.
Sobald mein Arm vollständig freigelegt war, tat er das gleiche mit dem anderen, bis sie beide auf dem Präsentierteller lagen. Er studierte sie akribisch, und ich konnte spüren, wie sie heißer wurden. Es war das erste Mal, dass jemand sie berührte.
Seine Finger verfolgten jede Linie, als ob er versuchte, die Erinnerung an den Schmerz, der sie erschaffen hatte, von mir zu nehmen. Er verlor kein Wort, und ich war froh, dass kein Mitleid in seinen Augen schimmerte, nur stilles Staunen. Jetzt, wo er die ganze Geschichte kannte, sah er sie mit anderen Augen. Fast so, als ob er jetzt auf den Beweis des Gebens von Leben starrte anstatt auf den Beweis des Nehmens .
Ich mochte diesen Blick.
Sehr.
Keine Ahnung, wie lange er meine Arme hielt und die Narben streichelte, die ich mit einem zerbrochenen Stück Spiegel in meine Haut geritzt hatte, aber es war mir egal. Der Moment war wunderschön und befreiend für meine Seele. Dann intensivierte sich die Schönheit, indem er meinen Arm zu seinen Lippen brachte und jede einzelne Narbe ganz sanft küsste.
Danach legte er meine Arme um seinen Hals, bevor er mich hochhob und zu seinem riesigen Bett trug. Er hielt meinen Blick, doch ich wollte nur meine Augen schließen. Alles war so unfassbar intensiv. Dann atmete ich scharf ein, als alle Lichter auf einmal ausgingen, nur um durch ein warmes Leuchten ersetzt zu werden. Jede Kerze im Zimmer entfachte plötzlich eine Flamme.
»Das ist besser«, sagte er, als er mich auf das Bett setzte.
»Wie hast du das gemacht?«, flüsterte ich ehrfurchtsvoll. Alles, was er tat, war magisch, aber ich hatte keinen Schimmer, wie diese Dinge überhaupt möglich waren. Er sagte nichts, denn das hätte ihn daran gehindert, mich zu küssen, und es war klar, dass er das bevorzugte. Ich küsste ihn zurück, als ob mein Leben davon abhinge. Meine Lippen sehnten sich danach, ihn noch einmal zu kosten.
Das war meine Droge, und ich wollte nie damit aufhören. Dieser Mann war mein Lebenselixier, und ich begehrte jeden einzelnen Tropfen. Die Frage war nur … Könnte ich jemals meinen Durst stillen?
Schon bald vergaß ich meine freigelegten Narben. Es fühlte sich ganz natürlich an. Und wie er gesagt hatte, musste ich mich nicht vor ihm verstecken. Nicht mehr. Ich wollte mich ihm hingeben. Ich wollte, dass er mich nahm und für immer in seinem Schloss einsperrte. Ich wusste, er könnte mir jederzeit eine Abfuhr erteilen. Ich wusste, jeder Atemzug, den ich in seinen Armen nahm, könnte mein letzter sein, und dann wäre ich noch gebrochener als zuvor. Aber es war mir einfach egal. Das war es wert.
Die Tränen, das Herzensleid, der seelenverzehrende Schmerz … alles!
Dann, als ich dachte, es könnte nicht mehr besser werden, multiplizierten sich die Gefühle. Seine Hände wanderten seitlich unter meinem Oberteil hoch und ich hielt meinen Atem an, als er es über meinen Kopf zog. Meine Haare regneten auf meinen Rücken. Sein heißhungriger Blick war auf meinen Körper gerichtet, bevor er mein Shirt hinter sich warf. Zum Glück war mein schwarzer BH einer meiner schickeren Stücke.
»So schön, ma déesse parfaite.« (»Meine perfekte Göttin«, auf Französisch) Ich errötete bei dem Teil, den ich verstand und konnte mir nur vorstellen, was der französische Teil bedeutete. Wenn Draven in einer anderen Sprache sprach, tat er dies mit solcher Leichtigkeit, dass es mich jedes Mal in Erstaunen versetzte. Auch brachte es meinen Körper immer zum Zittern vor lauter Anspannung.
Seine Finger zogen eine Linie an meinem BH entlang. Die Berührung raubte mir den Atem. Meine Brustwarzen wurden steif unter dem Stoff, als ob sie sehnsüchtig versuchten, seine Berührung zu erhaschen, und glücklicherweise mussten sie nicht lange darauf warten. Meine Augen fielen flatternd zu, als ich fühlte, wie er mit einem gekrümmten Finger die Kurve mittig nach unten strich und mit seinem Knöchel über den harten, empfindlichen Punkt streifte.
»Sieh mich an«, verlangte er, seine Stimme voll und erhitzt. Mein Kopf rollte zurück, und ich öffnete meine Augen, um in seine zu blicken. Dort fand ich violettes Feuer, und als er plötzlich meine beiden Brüste in seine Hände nahm, entfachte meine Reaktion die Flammen. Mein Mund öffnete sich in einem hörbaren Stöhnen, und im Gegenzug knurrte er tief, bevor er meinen BH in der Mitte aufriss.
Als er ihn von meinen Schultern löste, befreite er, was in seinen Augen wie ein Festmahl aussah, und ich zitterte, als er endlich meine nackten Brustwarzen berührte. Das ließ eine unsichtbare Sicherung durchbrennen, die direkt mit meinem versteckten Nervenbündel verbunden war. Eines, von dem ich hoffte, dass er es bald fand.
»Ich muss dich nehmen, Keira. Ich muss dich nehmen … Jetzt!«, verkündete er, nachdem er schnell meinen Nacken gepackt und mich an sich gedrückt hatte. Seine donnernde Stimme vibrierte durch meinen ganzen Körper. Ich spürte seine Lippen an meinem Hals und keuchte, als er an meiner Haut saugte und sie mit seinen Zähnen hielt. Mein Herz pumpte schneller. Mehr Blut floss die Adern in meine Wangen hoch. Es war eine wunderschöne Folter.
Dann hob er mich plötzlich in seine Arme und zwang mich, ihn anzusehen. Gott, seine Augen! Violettes Licht umkreiste das Dunkel und verzehrte jede Emotion, bis sie alle zu einer verschmolzen.
Pure … Raue … Leidenschaft!
Er legte mich auf sein Bett aus Seide, als wäre ich das kostbarste Geschenk auf Erden. Das kühle Material ließ mich erschaudern. Kein einziges Mal wandte er seine Augen von meinem Körper ab, und Verunsicherung machte sich in mir breit, als ich halb nackt dalag. Er grinste teuflisch und zog sein T-Shirt über seinen perfekten Körper. Meine Lungen hörten auf zu arbeiten.
Herr im Himmel!
Sein Körper sah unfassbar stark aus, als ob er mich mit Leichtigkeit zu Tode quetschen könnte, wenn er es gewollt hätte. Natürlich reichte ein Blick aus, um zu wissen, dass er etwas anderes mit mir vorhatte, und seine Muskeln würden ihm hier definitiv zugute kommen. Ich wollte jede einzelne Linie seines perfekten Körpers nachzeichnen. Ich wollte mich zu ihm lehnen und ihn berühren.
Also tat ich das.
Ich begann ganz oben, ließ meine Fingerspitzen seine breiten Schultern entlang wandern, runter in die Mitte seiner quadratischen Brustmuskeln und über die harten Furchen seines klar definierten Waschbrettbauchs. Seine Muskeln zuckten, und die harten Ebenen seines Bauches ballten sich zusammen, als ob er es nicht mehr erwarten könnte, meine Haut zu kosten. Der warme Schein der Kerzen warf die exotischsten Schatten auf seine Haut und ließ ihn aussehen wie ein unbändiger Krieger. Er war dafür gebaut, ein Schwert oder eine Axt zu schwingen. Verdammt, er sah aus, als könnte er Armeen in die Schlacht führen, während er ein ganzes Waffenarsenal auf seinem Rücken trug!
Er rutschte zum Fuße des Bettes, entschlossen, meine restliche Kleidung zu entfernen, mich zur Schau zu stellen und ihm damit etwas zu gewähren, was kein anderer in sehr langer Zeit gesehen hatte. Er zog langsam meine Jeans aus, schälte sie ab wie die Schale einer Frucht. Dann zog er mich an den Beinen unter seinen Körper, während er sein Gewicht über mir hochstemmte. Mein Atem verfing sich, bevor er sich zu mir beugte und mich noch einmal küsste.
Unsere Körper verschlangen sich, schufen ihre eigene Wärmequelle, Haut an Haut. Ich fand mich verloren in dem Hurrikan, den Draven erschuf. Wellen der Lust stürzten mit jeder Berührung auf mich herab. Ich wollte in ihm ertrinken. Mein Körper reagierte auf jede seiner Bewegungen. Ich stöhnte, ächzte und wand mich wie ein Wurm, mein Durst unstillbar. Seine Hände glitten meine Arme entlang bis zu meinen Handgelenken, die er dann fest hinter meinem Kopf hielt, um sie dort zu behalten, wo er sie haben wollte. Als ob er wüsste, dass ich mich vor Lust kaum mehr halten konnte. Es fühlte sich an, als würde ich gleich explodieren und mich in seinen Armen auflösen.
Seine Küsse begannen von meinem Mund auf andere Körperteile überzugehen, und ich schloss meine Augen, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Ich wollte nur schreien. Er war sanft, verübte aber dennoch einen brutalen Angriff auf meine Sinne, als er mich küsste, biss und an meiner Haut saugte. Schnell wurde klar, welcher Teil sein Favorit war, als er so viel wie möglich von meiner Brust in seinen Mund nahm, um hineinzubeißen. Der süße Schmerz, den er damit verursachte, war einer, den ich noch nie zuvor erlebt hatte. Er arbeitete mich an den Rand einer Raserei, während er geschickt mit meinen Nerven spielte, als ob er dabei wäre, ein Instrument zu stimmen.
Ich wusste nicht, wie lange ich das noch durchhalten konnte. Mein Körper fing an, sich nach oben zu wölben, drückte sich stärker an ihn, und er lächelte an der Brust, die er gerade malträtierte. Dann arbeitete er sich nach unten, bis er schließlich meine Handgelenke aus seinem Griff lösen musste. Ich wusste, wohin er wollte, aber meine inneren Hemmungen hielten ihn davon ab, sodass ich ihn zurück zu meinen Lippen zog.
Überraschenderweise ließ er das zu, aber er murrte, enttäuscht, dass er seine Erkundungstour durch meinen Körper nicht zu Ende bringen durfte. Mein Gesicht brannte vor Scham, was ihn anscheinend amüsierte.
»Warum würde sich eine Göttin vor ihrer eigenen Vollkommenheit schämen?« Das brachte mich nur noch mehr in Verlegenheit.
»Ich habe das … Ähm … Schon lange nicht mehr getan.« Irgendwie fühlte es sich an, als wäre es wieder mein allererstes Mal.
»Freut mich zu hören. Keine Angst, Kleine, ich werde zärtlich mit dir sein«, sagte er mit einem Augenzwinkern. Das brachte mich zum Lachen, was mir etwas die Anspannung nahm. Ich versuchte, mir keinen Kopf darüber zu machen, bevor ich noch in Panik geriet. Er war offensichtlich erfahrener auf diesem Gebiet als ich, aber angesichts der beeindruckenden Größe, die sich gegen mich drückte, war ich wohl auch im Besitz ein paar versteckter Talente. Ich errötete beim Gedanken, wie etwas dieser Größe in mir Platz finden sollte. Ich war natürlich keine Jungfrau mehr, aber sagen wir einfach mal, es war schon ein paar Jahre her.
Dann stieß er ein Ur-Geräusch aus, das meine Gedanken augenblicklich stoppte. Er hatte mich in einen Käfig von Muskeln gesperrt, der über mir ragte, während er mich von oben herab anknurrte. Mir verschlug es die Sprache.
»Diese Farbe auf deiner Haut bringt mich dazu, dich beißen zu wollen. Jeder Blick, jeder Biss deiner Lippe, jedes Erröten. Jede. Einzelne. Reaktion.« Er schüttelte seinen Kopf und schloss seine Augen, als ihn eine Erinnerung traf, die mir verborgen blieb.
»Was ist los?«, flüsterte ich schüchtern. Seine Augen blitzten auf, und für einen kurzen Moment leuchteten sie in einem grellen Violett.
»Das alles bringt mich dazu, das tun zu wollen, was ich dir jetzt antun werde!« Und damit schlug er seine Lippen auf meine, in der dominantesten Weise, in der ein Mann eine Frau nur nehmen kann. Natürlich zerfiel ich sofort in meine Einzelteile. Ich war eine Gefangene. Eine, die ihm nicht entkommen konnte. Niemals. Kein Weglaufen mehr. Nicht jetzt, wo er mich gefasst hatte.
Dann geschah etwas, das mich in eine Welt stürzte, die sowohl atemberaubend als auch angsterregend war. Er hielt mich, als ob er meinem Körper befehligte, sich seinem Willen zu beugen, bevor ich spürte, wie sich seine Länge härter gegen mich presste. Ich nahm einen tiefen Atemzug und schloss meine Augen, während ich darauf wartete, dass er mich erfüllte.
»Sieh mich an.« Wieder ein Befehl. Einer, den ich unmöglich missachten konnte.
»Das ist mein braves Mädchen«, lobte er mich, bevor er in einer schnellen Bewegung in mich stieß. Die Intensität ließ mich aufschreien, und er schluckte meine Reaktion mit einem Kuss. Dann gab es keine Worte mehr, die das hätten beschreiben können, was uns verband. Wie Puzzleteile, die endlich ineinander glitten und ein klares Bild der Wahrheit erschufen.
Mein Verstand platzte fast, als die Lust an mir leckte wie heiße, verzehrende, ungezähmte Flammen. Ich hatte noch nie so etwas erlebt. Nicht einmal annähernd. Wenn ich dachte, dass seine Küsse zuvor intensiv gewesen waren, dann war das nicht von dieser Welt. Ich unterlag einem Zauber. Ein Zauber, der mich dazu brachte, mich ihm vollends hinzugeben. Seine harte Länge traf jeden Nerv an genau den richtigen Stellen, und seine präzisen Bewegungen zogen das Unvermeidliche hinaus, bis es mir beinahe den Verstand raubte.
Ich war verloren in einer Welt aus Eis und Feuer. So, so heiß. Mein Körper war kurz davor zu schmelzen, bevor sich irgendwie seine Haut veränderte und mich abkühlte. Als ob die beiden Extreme der Temperatur auch in seinem Inneren kämpften und die gleiche Wirkung bei mir erzielten.
Etwas war passiert, als er in mich eingedrungen war. Eine fremde Kraft, die meine Seele übernommen hatte und sie dazu brachte, Dinge zu fühlen, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie überhaupt fühlen konnte. Es multiplizierte jede Berührung, bis die Emotionen ein Level erreichten, dem mein Körper unmöglich standhalten konnte.
Keine Ahnung, wie er es immer wieder verhinderte, dass ich meinen Höhepunkt erreichte, denn mit jeder neuen Welle stieg die Intensität. Er kontrollierte ihn, hielt ihn zurück, bis er dazu bereit war.
Nach gefühlten Stunden der Ekstase hatte mein Körper sein Limit erreicht.
»Draven … Draven, bitte … Oh bitte.« Ich flehte ihn an wie ein Gott. Betete zu ihm, mich fortzubringen. Fort in das gelobte Land, das nur er zu finden vermochte. Hin zu dem Versprechen, das die ganze Zeit am Horizont gewartet hatte. Ich bettelte immer wieder um das, was er mir weiterhin verweigerte. Er blickte auf mich herab und flüsterte:
»Nun gut, Kleine. Bist du bereit, mein zu sein?« Ich konnte nur nicken, während ich im Stillen hoffte, dass es nicht nur leere Worte waren.
»Sag die Worte.« Aber meine Fähigkeit, zu sprechen, war nicht auffindbar.
»Ich muss die Worte hören, Keira. Sprich sie jetzt!« Er klang angespannt, als könnte er ohne meine Zustimmung körperlich nicht weitermachen. Also suchte ich tief in mir und formte die einzigen Worte, die wichtig waren.
»Ich bin dein, Draven, nimm mich … Bitte, oh Gott, nimm mich!« Und das war alles, was er brauchte, um genau das zu tun. Ich bereitete mich mental auf das vor, was kommen sollte, aber es war zwecklos. Das, was als Nächstes geschah, lag völlig außer meiner Kontrolle. Sein Körper bewegte sich auf so eine Weise, dass ich im Bett hochschießen wollte. Er musste es geahnt haben, denn er schnappte schnell meine Handgelenke, sodass ich auf der Welle meines Orgasmus reiten konnte. Es war die erstaunlichste Erfahrung meines Lebens.
Deshalb konnte ich den Schrei, der ausbrach, nicht zurückhalten, gefolgt von einem Stöhnen. Ich drehte meinen Kopf in das Kissen und drückte es gegen mein Gesicht, um meine Geräusche zu dämpfen. Ich versuchte, alles einzudämmen, aber es war einfach zu viel. Es war, als ob alles aus mir herausplatzte und zu einem solchen Fieber heranwuchs, dass es mich getötet hätte, hätte ich es nicht auf die brutalste Art und Weise entfesselt.
Ich war wie besessen. Mein Körper bog sich in jede Richtung. Die Wellen hörten nicht auf. Nach und nach schwappten sie über mich. Ich biss in das Kissen und krallte es mit meinen Händen, kurz davor, es in Stücke zu reißen. Die Euphorie umhüllte meine Sinne, bis meine Muskeln nicht mehr die Kraft aufbringen konnten, gegen seine Kontrolle anzukämpfen und mein Körper zusammenbrach.
Mein Gesicht war noch immer im Kissen vergraben, als ich versuchte, meine Atmung zu regulieren. Ich war sowohl körperlich als auch geistig völlig erschöpft. Das war ohne Zweifel so viel besser gewesen, als ich es mir je erträumt hatte. Und mit Draven hatte ich mir das nicht nur einmal vorgestellt.
Ich spürte, wie seine Hand meine Haare nach hinten strich und eine Seite meines Gesichts enthüllte. Er zog sich aus mir zurück, und ich winselte über den Verlust. Ich hörte ein kleines Lachen, aber ich stand noch immer völlig neben mir. Verdammt, meine ganze Familie hätte ins Zimmer stürmen können, und ich hätte wahrscheinlich nicht die Kraft aufgebracht, mit der Wimper zu zucken. Grandma inklusive!
Draven legte sich neben mich und zog die Decke über meinen Körper. Die kühle Seide war angenehm auf meiner überhitzten Haut. Er schlang seine Arme um mich, hob meinen Kopf an seine Schulter und legte ihn an seine Brust. Ich konnte seinen Herzschlag fühlen und ließ mich von dem Rhythmus berieseln, bis seine Stimme das Letzte war, was ich hörte.
»So lange … So viele Leben des Wartens. Jetzt habe ich dich endlich, Keira. Jetzt gehörst du endlich mir. Schlaf, mein Mädchen. Schlaf jetzt, ich bin hier.« Ich wollte ihn fragen, was er damit meinte, aber seine Worte berauschten meine Sinne, bis ich keine Kontrolle mehr über sie hatte. Und mein erschöpfter Körper hatte kein Problem mit dieser Forderung, denn in seinen Armen in den Schlaf zu sinken, schenkte mir reine Glückseligkeit.
In den Armen des Mannes, den ich liebte.