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ASS MICH LOS!« Ich schrie mir die Lungen aus dem Leib, aber es half nichts. Mein Körper war in seinem eisernen Griff gefangen, seine Arme mit unglaublicher Kraft um mich geschlungen. Und ich war das verängstigte Vögelchen, das quietschend versuchte, sich zu befreien. Sein Gesicht war ruhig und kontrolliert, aber ich wusste, dass sich das bald ändern würde. Meine nassen Haare hingen über mein Gesicht, meine Kleidung klebte an meiner Haut.
Schließlich setzte er mich ab, gegen einen der riesigen Bettpfosten am Fuße des Bettes. Als ich nochmals versuchte, mich loszureißen, packte er meine Hände und pinnte sie über meinen Kopf. Sein Gesicht war auf gleicher Höhe wie meines, und er lehnte seinen Körper gegen mich, was meinen Puls sowohl vor Wut als auch vor Lust, die seine Berührung noch immer in mir hervorrief, in die Höhe schnellen ließ.
Wasser tropfte von seinen schwarzen Strähnen auf sein Gesicht. Seine nassen Haare brachten seine harten Züge nur noch mehr zum Vorschein, während seine schwarzen Augen violett funkelten, als der Dämon in ihm durchkam.
Ich war wütend, aber gleichzeitig brannte etwas anderes in mir, das ich nicht stoppen konnte. Verdammt, ich wollte ihn so sehr!
»Lass mich los!«, versuchte ich ein weiteres Mal, aber seine Hände zurrten sich nur enger.
»NEIN!«
Ich wusste, dass er jetzt mit mir anstellen konnte, was er wollte. Ein leichtes Klopfen ertönte an der Tür, aber das erzürnte ihn nur.
»Fort! Ich will nicht
gestört werden!«, donnerte seine Stimme, die mich erschreckte. Seine harten Augen drehten sich langsam zu mir. Er senkte seinen Kopf und durchbohrte mich mit eiskaltem Blick und leicht gefletschten Zähnen. Ich konnte ihn nur als absolut raubtierhaft beschreiben. Mein angsterfülltes Gesicht jedoch beruhigte ihn ein wenig.
»Warum wehrst du dich so dagegen, mir zu vertrauen? Nach allem, was ich getan habe, denkst du immer noch, dass ich dir Schaden zufügen will?« Er ließ eine Hand von mir ab und hielt meine Handgelenke nur noch mit der anderen.
»Weil es nur Lügen sind. Alles, was du gesagt hast, ist nur eine große Lüge, um das zu bekommen, was du willst!« Ich konnte meinen Zorn nicht bändigen. Er musste einfach aus mir raus. Er lachte wieder einmal humorlos.
»Wenn ich nichts weiter wollte als mich von dir zu ernähren, wie du zu Unrecht denkst, warum so lange warten? Ich hätte dich von Anfang an schnappen können.« Seine freie Hand stemmte sich gegen den Bettpfosten. Seine Atmung wurde so schwer wie meine, als er mit seinem Zorn rang.
»Vielleicht macht dir das Spiel einfach nur Spaß«, entgegnete ich, nur um grausam zu sein. Warum bestrafte ich ihn? Und vor allem, warum genoss ich es so sehr? Meine Worte trafen ins Schwarze, als er wütend auf den Pfosten einschlug. Das Bett hinter mir wackelte, als er schrie:
»Tanrı ve Devils el sizin tarafınızdan aptal Kız vardır!« (auf Türkisch)
»Sprich Englisch!« Gott, ich verabscheute es, wenn er das in seiner Wut tat.
»Ich sagte, bei Gott und den Händen des Teufels, du bist ein naives Mädchen!«
»Du hast recht, ich bin naiv … Daran zu glauben, dass du mich jemals nur meinetwegen gewollt haben könntest.« Wieder traf ihn das hart, aber diesmal war seine Reaktion eine andere. Kopfschüttelnd bewegte er seine freie Hand zu meiner nackten Taille, wo mein Oberteil nach oben gerutscht war. Sobald seine Haut mit meiner in Kontakt kam, schleuderten feurige Impulse an meiner Seite hoch.
»Glaubst du allen Ernstes, ich hätte mir all diese Mühe gemacht nur für ein köstliches Essen? Es gibt traurigere Fälle als deinen, Keira, aber keinen, der mich jemals so mitgenommen hätte. Der einzige Grund, warum du hier bist, ist, weil ich dich will. Weil ich dich brauche
, und ich weiß, du fühlst genauso.« Seine Hand glitt mit jedem seiner Worte weiter nach oben.
»Nein, tu ich nicht.« Aber die Worte waren eine Lüge, und er wusste das. Sein süffisantes Grinsen unter seinen tropfenden Haaren und den schwarzen, tiefliegenden Augen, die sich in meine bohrten, sagten dasselbe.
Er beugte seinen Kopf näher zu meinem Gesicht und hielt ihn dort. Seine Hand kreiste um meinen Oberschenkel und bewegte sich leicht nach innen. Mein Körper wollte nur nach vorne schnellen, um mehr von der Berührung zu bekommen. Seine Lippen waren so nah, dass ich ihn fast schmecken konnte.
»Ich weiß, dass du so fühlst, und ich werde es beweisen«, flüsterte er über meine Lippen, aber er verweigerte mir noch immer den Kuss. Langsam wurde ich verrückt. Wenn er nicht bald seine Lippen auf meine legte, würde ich dem Wahnsinn verfallen. Ich wollte ihn wie noch nie zuvor, doch mein Stolz ließ
es nicht zu, so leicht nachzugeben. Noch nicht. Dann machte er alles eine Million Mal schlimmer. Er hob mein Bein, damit er näher an meinen Körper herankam. In dieser Position rieb seine Länge genau die richtige Stelle.
Das war mehr, als ich ertragen konnte, und ich verfiel der Macht, die er über mich hatte. Ich rammte meine Lippen gegen seine und sie öffneten sich, um mir Eintritt zu gewähren. Dort angekommen, brachte mich sein Geschmack in den siebten Himmel. Die Wirkung musste bei ihm dieselbe sein, denn er verstärkte den Kuss und schlang beide Arme um mich herum. Unsere Körper schlugen aneinander, sodass ich kaum atmen konnte, aber jeder meiner Atemzüge war eine selige Folter.
Der Grund, warum ich überhaupt so wütend gewesen war, geriet in Vergessenheit. Dennoch wollte ich die Kontrolle behalten. Ich wollte gehört werden und den wahren Grund kennen, warum ich hier war. Er hatte mich da draußen Auserwählte genannt. Was hatte das zu bedeuten? Diese Fragen kämpften sich durch meinen Verstand, bis ich meine Konzentration wiederfand. Sobald er den Kuss beendet hatte, durchbrach er mit seinen nächsten Worten den Bann.
»Siehst du, Keira? Deine Reaktion ist Beweis genug, meinst du nicht?«
Mein Zorn verdoppelte sich, und ich hatte keine Kontrolle darüber, was als Nächstes kam. Als wäre ein Teil von seiner Wut in meinen Blutkreislauf gedrungen, was mich unheimlich stark machte.
»Wie kannst du es wagen?«, schrie ich und klatschte ihm eine Ohrfeige ins Gesicht. Ich war so unfassbar wütend darüber, dass er recht hatte. Ich war nicht stark genug, Nein zu sagen. Nun, das würde sich ändern. Er war völlig schockiert für einen Moment, bevor er mir ein weiteres Grinsen zuwarf, als hätte er einen Mordsspaß. Ich kehrte ihm den Rücken zu und war im Begriff,
mich abzuwenden, als er meinen Arm ergriff und mich grob zu sich zurückzog.
»Wohin so schnell?!« Und schon fand ich mich wieder in seinen Armen, wo ich wohl bleiben sollte. Wütend küsste er mich, und mein Körper verflüssigte sich in Spachtelmasse unter dieser neuen, aggressiven Leidenschaft. Das war‘s! Meine Logik löste sich in Luft auf, zusammen mit meinem Willen. Ich war ihm völlig erlegen, und meine Hände krallten sich in sein nasses Haar, zogen fest daran, um ihn dort zu behalten, wo ich ihn haben wollte.
Seine Hände wanderten die Länge meiner Wirbelsäule hinunter, bevor sie sich meines Hinterteils annahmen. Dort griff er mich fest, hob mich hoch, wickelte meine Beine um seine Taille und verhakte sie hinter seinem Rücken. Ich weiß nicht, wie, aber meine Haare waren wieder offen, flossen in nassen Wellen an mir herab, und seine Finger fuhren durch die Strähnen, bis sie meinen Hals erreichten. Er packte eine Handvoll, wickelte sie um seine Finger und zerrte meinen Kopf zurück, bis mein Hals voll gestreckt war. Dann kam sein Gesicht herab, und seine Lippen saugten an meiner Haut. Er ließ seine Zunge meinen Hals hinaufgleiten und hielt eine Stelle mit seinen Zähnen fest. Mein Herz hämmerte in der Erwartung, was er als Nächstes tun würde, denn es schien, als könnte er seine Begierde nicht mehr lange im Zaum halten.
Und ich hatte recht, denn ich erhielt nur ein dämonisches Knurren als Warnung, bevor er all seine Hemmungen verlor. Mit einer schnellen Bewegung warf er mich aufs Bett. Mein Atem verließ mich völlig unerwartet. Ich war vor Aufregung ganz wild, als ich diese neue Seite von Draven kennenlernte. Er wirbelte mich herum, sodass ich auf dem Bauch lag, während seine Hände meinen Rücken erkundeten. Ich hörte, wie er seine Kleidung auszog, denn als er mich wieder berührte, war er nackt.
Meine Klamotten waren ihm eindeutig im Weg und irritierten ihn. Dann ertönte ein reißendes Geräusch, da er zu ungeduldig war, die Schichten auf die konventionelle Art zu entfernen. Er hatte sie zerrissen, als ob sie aus Papier bestünden, womit er ganz klar seine Stärke unter Beweis stellte. Ich krallte meine Finger in die Bettdecke, um mich irgendwo festhalten zu können, während er mich auf die schönste Weise misshandelte, die man sich vorstellen konnte.
Mein Rücken war jetzt entblößt, und seine Finger nahmen eine sanftere Rolle ein, als sie sich einen Weg von meinem Nacken bis zum unteren Ende meiner Wirbelsäule bahnten. Mein Körper beugte sich wie eine gestreichelte Katze, und er nutzte die Gelegenheit, um mich an der Vorderseite zu packen und mich wieder umzudrehen. Dann entfernte er die restlichen Streifen an Stoff, die mich noch bedeckten, und warf sie weg wie alte Lumpen. Seine Augen wurden weit, hungrig nach meinen bloßen Brüsten, als ob er sie kosten müsste, was genau das war, was er tat.
Er lehnte sich nach unten und biss sanft in ihre Seiten, aber hart genug, um den Schmerz in Lust zu verwandeln. Er arbeitete sich weiter über meine Brustwarzen, saugte und folterte sie, bis ich es kaum mehr aushalten konnte. Er sah mich mit tief violetten Augen an, bevor er sich wieder meinem Hals zuwandte, und ich stöhnte unter jedem seiner Bisse. Ich krallte meine Finger in seinen Rücken und konnte nicht anders, als meine Nägel in seine Haut zu graben. Auch er knurrte als Reaktion.
Meine Jeans waren alles, was übrigblieb. Er packte mich grob an der Taille und zog mich nach oben, sodass sich mein Hintern von der Matratze hob. Somit konnte er mich mit der anderen Hand meinen Jeans entledigen, indem er sie von meinen Oberschenkeln riss und den Stoff an den Seiten durchtrennte.
Jetzt war ich so nackt wie er.
Ich konnte meine Augen nicht von ihm nehmen. Er erinnerte mich an ein dämonisches, wildes Tier. Ich war das Opfer, das er verzehren wollte. Und ich ließ es zu. Ich gab mich ihm und seinen Bedürfnissen nur allzu gern hin, da sie auch meine eigenen waren. Kniend schaute er auf mich herab, hilflos unter seiner Dominanz. Er packte meine Arme, zog mich zu sich hoch und wickelte meine Beine um seine Taille. Eine Sekunde später drang er in mich ein.
Ich schrie auf, sobald er das tat, und er kämpfte gegen die Reaktion meines Körpers an, indem er mich an den Schultern nach unten drückte, um seine volle Länge nehmen zu können. Wieder einmal schockierte mich seine Größe, und die Intensität presste nur noch mehr Schreie aus mir heraus. Die Lust wuchs in mir, schneller mit jeder Bewegung, die er machte.
Ich weiß nicht, wie lange wir diese unzertrennliche Verbindung aufrechterhielten, denn wie schon letzte Nacht konsumierte völlige Ekstase meinen Geist und meinen Verstand. Ich konnte nur fühlen, nicht denken. Mein Gehirn ließ es nicht zu.
Dravens Hände waren überall. Kontrollierten jede meiner Bewegungen. Er hielt mich in einer engen Umarmung, als wollte er mich nie loslassen, nur um mich in der nächsten Minute nach hinten zu beugen und mich voller Bewunderung anzusehen. Und die ganze Zeit über stieß er in mich, mit immenser Kraft, was mir das Gefühl gab, dass er jeden Zentimeter meines Körpers besaß.
Irgendwann glitten seine Hände nach unten zu meinen Hüften, und ich fühlte, wie er mich neu positionierte. Ich hielt die ganze Zeit meine Augen geschlossen, aber als ich sie öffnete, lag ich wieder auf dem Bauch. Er war noch immer fest in mir vergraben, seine Arme eng um mich geschlungen. Wieder einmal konnte ich nicht kontrollieren, was als Nächstes geschah, nach einer gefühlten Ewigkeit unerträglicher Ekstase. Seine Hand fand die Vorderseite meines Halses, hielt die Länge fest und
benutzte sie, um meinen Kopf nach oben zu drehen. Ich konnte seinen starken Kiefer an meinem Gesicht spüren, als er seine Lippen an mein Ohr legte.
»Sag mir, was du willst, Keira«, zischte er kraftvoll. Ich schloss meine Augen und biss auf meine Lippe, wieder einmal nicht fähig, zu sprechen. Also multiplizierte er das Gefühl in meinem Körper, indem er härter zustieß und immer wieder meinen G-Punkt stimulierte.
»Ist es das, was du willst?«, flüsterte er, und ich konnte das schelmische Grinsen hinter seinen Worten spüren. Als ich immer noch nicht antwortete, machte er das gleiche noch einmal, nur länger, bis er mitten in der Bewegung plötzlich aufhörte. Ich stieß einen Protestlaut aus. Er spielte wieder mit mir, um mich dazu zu bringen, ihm zu gehorchen.
»Keira, ich kann damit so lange weitermachen, bis du mit mir sprichst«,
warnte er. Ich wusste, dass mein Körper es nicht mehr lange ertragen konnte, also gab ich seiner ungewöhnlichen Forderung nach.
»Ja.«
Die Antwort entkam meinen Lippen in einem kaum hörbaren Ton.
»Sag es noch einmal.« Er packte meinen Hals enger.
»Ja«, antwortete ich lauter, aber es war anscheinend noch immer nicht genug.
»Sag es noch einmal!« Dieses Mal fand seine andere Hand eine Brustwarze, die er verdrehte. Ich schoss beinahe in die Höhe wie eine Rakete.
»JA!« Und endlich stellte ich ihn damit zufrieden.
»Braves Mädchen«, knurrte er und zeigte mir seine Dankbarkeit, indem er mir meinen Höhepunkt gewährte, den er gleichzeitig mit mir fand. Wieder einmal hielt er mich fest, bis ich mich beruhigte. Das dauerte seine Zeit, bis ich es nicht mehr aushielt und versuchte, mein Gesicht im Kissen zu vergraben, doch das ließ er nicht zu.
»Nein, das wirst du nicht tun. Ich will die Lust in deinen Augen sehen«, sagte er und hielt mein Gesicht fest. Bevor ich wieder auf meine Lippe beißen konnte, stoppte er mich, indem er seinen Daumen an meinen Mund legte. Und dann war es mit einem letzten Schrei vorbei. Meine Muskeln kollabierten in seinen Armen, die mich immer noch hielten.
Er senkte mich sanft ab und ließ meinen Kopf in die Decke rollen, wo ich versuchte, meine Scham zu verstecken. Er wartete geduldig darauf, dass mein Körper die Kontrolle wiedererlangte und mein Atem sich beruhigte. Ich wollte nur schlafen, und zu fühlen, wie er mein Haar streichelte, machte mich nur noch schläfriger. Er küsste meine Stirn.
»Verzeih mir, ich war zu grob mit dir.« Ich war im Begriff, etwas einzuwenden, als er mich unterbrach.
»Schlaf, Keira«, flüsterte er sanft, nachdem er aus meinem benutzten Körper geschlüpft war. Meine Haut war klebrig vom Schweiß, und meine Wangen brannten vor Hitze. Er bedeckte mich mit den Seidenbezügen und kühlte mich wieder so ab wie letzte Nacht. Seine Hand strich an meiner Schulter entlang und meinen Arm hinunter.
»Du brauchst Ruhe, meine Liebe.«
Er hatte natürlich recht, ich war völlig erschöpft, aber meine Sturheit gab nicht nach. Und wie hatte er mich gerade genannt? Meine Liebe?
Etwas in mir schrie vor Freude, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Wahrscheinlich nur eine liebe Redensart. Mehr nicht.
»Ich will nicht schlafen«, sagte ich schüchtern, und er lachte.
»Dein Körper ist noch nicht an diese Strapazen gewöhnt. Du brauchst Zeit, dich anzupassen«, sagte er, jetzt wieder mit einer weichen, samtigen Stimme. Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Er lächelte. Alle Spuren des wilden Tieres von vorhin waren verschwunden.
»Mir geht es gut. Du warst nicht zu grob, aber das war, na ja … anders«,
sagte ich diplomatisch.
»Ich glaube, man nennt das Versöhnungssex, Keira.« Er grinste mich an.
»Heißt das, wir streiten ab jetzt jeden Tag?« Ich streckte mich wie eine Löwin nach einem langen Schlaf. Er lachte wieder und füllte den Raum mit dem Geräusch, nach dem ich schnell süchtig wurde.
»Wenn du das vorziehst, ist dein Wunsch natürlich mein Befehl.«
»Und du? Was würdest du bevorzugen?«
»Keira, ich würde dich auf jede Art nehmen, die mir möglich ist, aber ich werde dich nie verletzen. Ich kenne meine Grenzen.« Ich nahm seine Worte ernst, nachdem ich ja schon einen Bruchteil seiner Kraft zu spüren bekommen hatte.
»Ich entschuldige mich jedoch für deine Kleidung. Vielleicht wäre es beim nächsten Mal besser, mich erst dann auf die Palme zu bringen, wenn du schon nackt bist.« Lachend schaute ich auf die Fetzen, die einst meine Klamotten gewesen waren.
»Das war‘s wert. Tut mir leid, dass ich dir eine verpasst habe«, sagte ich schüchtern. Er hob mein Kinn, damit ich sein breites Grinsen sehen konnte.
»Keira, du bist die Einzige, die die Erlaubnis hat, das zu tun. Und wenn du es willst, kannst du mich anketten und verprügeln. Ich kann mir vorstellen, dass es mir sehr gefallen würde, wenn es von dir käme.« Sein Grinsen verwandelte sich in ein tückisches Lächeln, und ich schlug ihn leicht auf den Arm.
»Oh, du denkst, ich habe ein Temperament? Du warst geradezu furchteinflößend!«, neckte er. Ich runzelte die Stirn, aber es war nicht ganz so effektiv, als ein Gähnen folgte.
»Komm jetzt, du bist müde. Versuch zu schlafen.«
»Ich bin nicht müde.«
Er hob eine Augenbraue, und ich kämpfte gegen ein weiteres Gähnen an, um ihm nicht die Genugtuung zu geben.
»Aber da ist eine Sache … Ich bin irgendwie hungrig.« Und gerade in diesem Moment knurrte mein Magen.
»Natürlich, tut mir leid. Ich habe vergessen, dass du mehr Nahrung brauchst, vor allem nach diesem harten Workout.«
»So nennst du das also?«, sagte ich spielerisch, aber er küsste mich sanft. Als er sein Gesicht wegzog, wirkte er ernst, und ich war sofort besorgt.
»Keira, das kannst du mir nicht noch einmal antun. Du musst mir vertrauen, egal was dir deine eigenen Unsicherheiten sagen. Du musst auf mich hören. Von jetzt an werde ich dir immer die Wahrheit sagen«, sagte er. Ich schämte mich für mein Verhalten, egal wie erstaunlich das Resultat letzten Endes gewesen war. Ich denke, ich hatte jetzt genügend Beweise um zu wissen, dass er mich tatsächlich bei sich haben wollte. Ich bedeutete ihm etwas. Schließlich war es, wie er gesagt hatte. Da draußen gab es schlimmere Fälle als meinen, von denen er sich genauso gut ernähren konnte. Ich gab ihm ein zustimmendes Nicken als Antwort.
Er war im Begriff, aufzustehen, aber ich stoppte ihn.
»Wohin gehst du?« Ich klang ganz klar enttäuscht darüber, dass er mich verlassen wollte, und peinlicherweise auch extrem notleidend.
»Ich will dir etwas zu Essen bringen, bevor du mir noch zusammenbrichst. Wir müssen deinen Blutzuckerspiegel nach oben bekommen, damit du dich nicht so schwach fühlst.« Und in den paar Sekunden, in denen ich mich kurz wegdrehte, war er wieder komplett angezogen, mit einem frischen Langarm-T-Shirt und Jeans.
»Wie stellst du das an?« Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf.
»Keira, es gibt viele Dinge, die ich kann. Schnelligkeit ist nur eine meiner Stärken.« Um mir das zu beweisen, stand er einen Augenblick später wieder neben mir, mit der Obstschale
in seinen Händen. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass er sich in Bewegung gesetzt hatte, so unfassbar schnell war er. Ich pflückte einen saftigen grünen Apfel aus der Schüssel und nahm einen Bissen. Er beobachtete mich. Seine tiefen Augen folgten jeder Bewegung, was mich nervös machte.
»Was?«, fragte ich.
»Ich liebe es, dir beim Essen zuzusehen. Da komme ich gleich wieder auf schmutzige Gedanken.« Er folgte mit seinen Augen dem Saft, der über meine Lippen floss. Das veranlasste ihn dazu, meine Hand mit dem Apfel von meinem Mund zu entfernen und meinen Mundwinkel zu küssen, um selbst den Saft zu kosten. Ich erschauderte und spürte das Zittern bis hinunter zu meinen Zehen.
»Mmm, schmeckt besser von deiner Haut«, sagte er und ließ mich damit erröten.
»Ähm, ich habe da ein paar Sachen zu erledigen«, sagte ich, nachdem ich meinen Apfel im Stillen verschlungen hatte. Aber was ich ihn fragen wollte, brachte mich etwas in Verlegenheit.
»Ich brauche etwas zum Anziehen. Und ich muss ein paar Frauendinge erledigen.« Ich zeigte zum Badezimmer.
»Ah, nun, sei mein Gast. Ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon jeden Zentimeter deines Körpers studiert. Es gibt nichts, was du vor mir verbergen musst.« Er grinste, denn er wusste genau, dass ich hier meine Hemmungen hatte. Bevor ich antworten konnte, stand er auf und kam mit einem langen, dunkelroten Seidenkimono zurück, den er mir reichte.
»Ich werde dir einen Moment geben.« Wie ein perfekter Gentleman. Sobald er mich allein gelassen hatte, schlüpfte ich hinein und nahm mir ein paar frische Klamotten, die hoffentlich diese Nacht überstehen würden. Oder vielleicht hoffte ich auch auf das genaue Gegenteil. Nachdem ich mich im Bad frisch gemacht hatte, schlenderte ich zurück ins Zimmer, enttäuscht,
dass es noch immer leer war. Ich nahm noch ein paar Stücke Obst und goss mir Wasser ein.
Dann ertönte plötzlich der laute Gong einer massiven, uralten Standuhr, die in der Ecke stand, und ich sprang in die Höhe. Die Holzseiten enthielten eine weitere geschnitzte, japanische Kriegsszene, passend zu den Wandteppichen und dem restlichen Interieur. Sie schlug vier Mal und erinnerte mich daran, dass es beinahe Abend war und ich noch immer nicht mit Libby gesprochen hatte. Sie war sicherlich schon am Ausflippen. Ich fing an, meine Tasche zu durchwühlen, bevor mir einfiel, dass Draven noch mein Handy hatte.
»Gottverdammt!«, fluchte ich laut.
»Das ist eine Sünde, weißt du?« Dravens Stimme ließ mich ein zweites Mal in die Höhe schnellen, und meine Hand schoss zu meinem Herzen, das unberechenbar pochte.
»Das wird nie funktionieren, wenn du dich immer an mich ranschleichst und mich fast zu Tode erschreckst.« Eigentlich irre, dass ich so mit einem Engeldämon redete. Amüsiert kam er zu mir herüber und streckte mir mein Handy entgegen. Ich wollte es nehmen, aber er versteckte es hinter seinem Rücken.
»Was bekomme ich dafür?« Es war so surreal, Draven so zu sehen, ganz verspielt und belustigt, wenn ich bisher nur das komplette Gegenteil zu Gesicht bekommen hatte.
»Und ich dachte, du bist der Typ, der sich einfach nimmt, was er will … Hm, da habe ich mich wohl geirrt.« Ich drehte mich um. Aber er war schnell und stand wieder vor mir, bevor ich blinzeln konnte. Grinsend und nur so sprudelnd vor Selbstzufriedenheit. Er bot mir wieder mein Handy an, das ich entgegennahm, aber diesmal nahm er auch mich. Er zog mich an sich und wirbelte mich herum, bis er hinter mir stand. Sein Kopf beugte sich nach unten, und er fegte meine Haare von meinem Hals zurück.
»Ich nehme mir auch, was ich will, Keira. Ist das ein Problem?«, flüsterte er in mein Ohr, bevor sich seine Lippen an
meinen Hals legten, den er mit den Händen zur Seite kippte. Meine Hände jedoch fingen so stark zu zittern an, dass mir das Handy entglitt. In Sekundenschnelle schoss Dravens Hand nach vorn und fing es in der Luft auf, bevor es zu Boden krachte.
Ich drehte mich zu ihm und nahm es aus seiner Hand. Er versuchte, sein selbstgefälliges Lächeln zu unterdrücken, aber es war nicht sehr überzeugend.
»Du weißt, Arroganz ist nicht gut für die Seele«, warnte ich und brachte einen sicheren Abstand zwischen uns. Ich würde es niemals schaffen, Libby anzurufen, wenn mir Draven so nahe war. Geschweige denn, wenn er mich küsste.
»Vielleicht nicht, aber ich kenne viele andere Dinge, die definitiv gut für die Seele sind.« Sein Augenzwinkern ließ mich innerlich schmelzen.
Ich klappte mein Handy auf und drückte die Schnellwahltaste mit Libbys Nummer.
»Kazzy, wo zum Teufel bist du gewesen?! Ich bin fast verrückt geworden vor Sorge. Ich habe dir etwa hundert Nachrichten hinterlassen und …«
»Libs, beruhige dich, es geht mir gut. Ich hatte noch keine Gelegenheit …«
»Was, zwei Minuten aufzubringen, deine panische Schwester anzurufen?« Sie war ganz klar aufgewühlt, und ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich sie so lange hatte warten lassen.
»Es tut mir leid, aber Libs, du bist im Urlaub. Ich wollte nicht, dass du denkst, ich hätte allein im Haus Angst oder so.« Draven setzte sich und beobachtete mich. Er fand das Ganze wohl sehr unterhaltsam.
»Also warst du zu Hause?«
»Ähm, ja und nein …«
»Was nun, Kaz?«
»Um Himmels Willen, Libs, was soll dieses Verhör? Ich habe gesagt, mir geht es gut. Warum bist du so genervt?«, fragte ich sie, als sie etwas zu emotional wurde.
»Ich habe mir Sorgen gemacht, und alles in allem habe ich glaube ich einen guten Grund dazu.« Den hatte sie allemal.
»Ich weiß, du hast recht. Ich hätte mich früher melden sollen, tut mir leid.«
»Also, wo warst du?« Das war die Frage, die ich unbedingt abschmettern wollte.
»Wie geht‘s der Familie? Hat Frank seinen Spaß?«
»Kazzy, was verheimlichst du mir? Wo bist du?«
»Ich bin zu Hause«, platzte es zu schnell aus mir heraus. Mann, warum musste ich so eine beschissene Lügnerin sein? Draven amüsierte sich köstlich, und ich warf ihm einen finsteren Blick zu.
»Tja, witzig, weil ich gerade vor fünf Minuten angerufen habe und rate mal, Kaz … Niemand hat abgehoben.« Mein Gott, sie war unaufhaltsam.
»Ähm, ich bin gerade erst hereingekommen«, versuchte ich noch einmal mein Glück, aber Draven schüttelte den Kopf. Eine Warnung, dass ich dabei war, mir mein eigenes Grab zu schaufeln.
»Oh wirklich, also bist du jetzt zu Hause?«
»Ähm … ja«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass ich bereits in die Falle getappt war.
»Okay, wie viele Nachrichten habe ich auf dem Anrufbeantworter hinterlassen?« Verdammt! Diese Frage war zu viel für Draven, denn er brach in brüllendes Gelächter aus. Schien wohl so, als gehörte auch ein ausgezeichnetes Gehör zu seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten.
»Wer war das?«, fragte Libby, die auch dieses Talent besaß.
»Niemand. Nur der Fernseher, eine dieser lästigen Sitcoms.« Ich legte Betonung auf den Teil ›lästig‹, was Draven natürlich
nicht entging. Er formte nur die Worte ›Ist das so?‹
mit einer gewölbten Augenbraue. Ich versuchte nicht zu lachen.
»War das Jack?« Schnell verwandelte sich Dravens Humor in ein leises Knurren. Bevor ich reagieren konnte, hatte er mein Handy an seinem Ohr. Meine Angst verdoppelte sich, und pure Panik setzte ein.
»Hallo, Libby, hier ist Dominic Draven«, sagte er mit solcher Leichtigkeit und Zuversicht, dass es mich schockierte.
»Nein, es geht ihr gut. Sie ist offensichtlich nicht zu Hause, aber ich glaube, ihr war es peinlich, es dir zu erzählen.« Was zur Hölle tat er da? Ich konnte gerade noch hören, wie Libby sagte: »Mir was zu erzählen?«
»Keira und ich sind zusammen«, sagte er, und ich schaute ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber gerade, als ich dachte, es könnte nicht schockierender werden, passierte genau das.
»Zusammen?«, wiederholte Libby, und Draven antwortete mit den Worten, von denen ich mir niemals erträumt hätte, dass sie jemals aus seinem Mund kommen würden.
»Ich liebe sie.«