Kein Spam!
Ich stehe Donnerstag früh auf, um meinen neuesten Nachruf fertigzustellen. Bis zum Mittag soll ich ihn abgeben, und ich warte noch auf fehlende Informationen, die mir jemand mailen wollte. Ich gucke in meinen Posteingang. Nichts. Ich frage mich, ob die E-Mail vielleicht im Spamfilter gelandet ist.
Ich gucke den Ordner durch und entdecke eine Nachricht von der Dating-App.
Sie haben eine Nachricht von einem unserer Mitglieder.
Um diese zu lesen, müssen Sie Ihren Account reaktivieren.
Haha, guter Witz. Das ist ja wohl wirklich ein dreister Versuch, dem Liebeshungrigen eine Möhre vor die Nase zu halten, damit dieser seinen Account reaktiviert und seine Kreditkartennummer angibt. Aber nicht mit mir.
Trotzdem klicke ich die E-Mail an. Die Nachricht kann ich zwar nicht lesen, aber dafür das Foto des Mitglieds sehen. Moment mal, das ist doch nicht etwa – Johnny !
Ich vergrößere das Bild. Er ist es tatsächlich. Der HEISSE DAD  … ich meine natürlich, der lustige Onkel !
Verflucht, wo ist denn bloß meine Kreditkarte?
Wofür ich dankbar bin:
  1. Seine Nachricht, die ich ganz schnell lese. Sie beginnt mit: »Hi Nell, bist du das? Verrückt, dass wir beide auf dieser Seite sind«, und geht damit weiter, dass ihm mein stillgelegter Account aufgefallen sei, was vermutlich bedeute, dass ich schon jemanden gefunden hätte, aber falls nicht, könne ich ihm gerne schreiben. Am Ende steht noch: »P.S. Du sahst süß aus im Schnee!«
  2. Onlinedating, dafür, dass es mich zurückgenommen hat, nachdem wir uns getrennt hatten.
  3. Eine furchtbare Heuchlerin zu sein, auch wenn das hier ja eigentlich kein richtiges Onlinedate ist, da ich Johnny ja schon vorher getroffen hatte – zufällig im Pub, nackt im Zeichenkurs und dann auf der Straße im Schnee.
  4. Ihm, dafür, dass er gesagt hat, ich hätte süß ausgesehen!
  5. Seine direkte Antwort auf meine Nachricht, in der er mich um meine Nummer bittet und sofort anruft.
  6. Ein Wunder. [8]