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Lazar fletschte die Zähne
und stemmte den rechten Fuß auf das Gaspedal. Er rammte es bis zum Bodenblech durch. Der BMW
beschleunigte wie ein startendes Flugzeug und presste Lazar in den Sitz. Wenn der Wagen auch über das Head-up-Display eines Kampfjets verfügen würde, dann hätte das Fadenkreuz einen großen, fast weißhaarigen Mann auf dem mittleren Fahrstreifen erfasst und würde rot aufleuchten, und es würde »Fire!« aus den Lautsprechern ertönen.
Der verfluchte Albin Leclerc, dachte Lazar. Wie, um Himmels willen, hatte der Ex-Flic ihn hier in Carpentras aufgespürt? Was war am Château los? Wie war die Polizei darauf gekommen, was Lazar und seine Erzengel planten? Wie hatten sie die anderen Fahrzeuge stoppen können?
In jedem Fall schien dieser Leclerc damit zu tun zu haben, sonst wäre er nicht in letzter Sekunde aufgetaucht und hätte herumgeballert – zudem mit einer Kalaschnikow. Woher hatte er die? Stammte die womöglich aus Lazars Beständen? Die Polizei verfügte sicher nicht über sowjetische Schnellfeuergewehre, und im Kleiderschrank hatte man so eines sicherlich auch nicht herumstehen.
Egal, dachte Lazar und klammerte die Finger ums Lenkrad. Leclerc war nicht mal mehr zwanzig Meter entfernt. Er machte keine Anstalten, zur Seite zu springen.
Wie ein geblendetes Reh stoppte er mitten auf der Fahrbahn und starrte Lazar an. Konnte nicht glauben, was er sah. Die Tachonadel peitschte nach oben. Glaub es ruhig, du Bastard, dachte Lazar. Glaub es ruhig: Gleich klatschst du vor meine Kühlerhaube wie eine Mücke im Sommer, und dein Schädel zerplatzt wie eine reife Melone, bevor ich deine Knochen unter meinen Rädern zermalme.
Und anschließend, dachte Lazar, geht es weiter zum
Supermarktzentrum. Er würde die Sarinkanister einfach reinschleudern. Es war ihm egal, ob er selbst dabei sterben und die Transformation damit augenblicklich vollziehen würde. Es war gleichgültig, denn der große Plan schien sowieso durchkreuzt worden zu sein. Also spielte es auch keine Rolle mehr, auf welche Art und Weise er seine irdische Hülle verlassen würde.
Noch zehn Meter.
Frohe Weihnachten, Albin Leclerc!