Wenn Santa zweimal klingelt …

Don’t worry, be happy. Wenn Sie aus meiner Weihnachtsgeschichte nur eine einzige Erkenntnis mitnehmen, dann die: Heiter lebt’s sich leichter. Und: Hunde sind etwas Wunderbares und der beste Freund des Menschen.

Der mich an diesem 23. Dezember anknurrte, war auch jemandes bester Freund. Nur nicht meiner. Ein maulkorbloser Kampfhund mit kupierten Gehör- und Wedelmechanismen.

Ich zuckte zurück. „Der beißt nicht, aber ich schieße“, verkündete der bullige Uniformierte des privaten Wach- und Sicherheitsdienstes, der mich an der Gartenpforte abgefangen hatte. Er guckte, als ob es ihm ernst wäre. Sein Hund schaute ebenfalls finster. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dem Hund sein Job keinen Spaß machte. Bestimmt war er tief in seinem Inneren ein ganz Verspielter, Süßer.

„Sie würden doch nicht den Weihnachtsmann erschießen …“ Ich lächelte, zugegeben ein wenig mühsam und definitiv schief.

Zu zweieinhalbt – zwei Männer und ein Hund – bewachten sie den Eingang zur Villa des Vorstandsvorsitzenden, dessen Vorzimmer einen „Santa im Vollkostüm“ zur Belustigung der privaten Weihnachtspartygäste angeheuert hatte.

Die beiden Uniformierten bestanden darauf, mich und meinen Sack abzutasten. Also, meinen Jutesack.

Der Kampfhund schnüffelte an beidem, dem Jutesack und meinem Schritt.

„Da sind nur leere Kartons in Geschenkpapier drin, Requisiten für meinen Auftritt, damit es echter wirkt“, erklärte ich, während der jüngere Wachmann die erste Schachtel herausholte und daran schüttelte. Weil er mir nicht glaubte, schüttelte er sich verbissen bis zur letzten Schachtel durch. Alle leer. Hatte ich ja gesagt, aber dem Weihnachtsmann glaubt offenbar keiner. Der Ältere guckte die ganze Zeit finster, der Hund knurrte halbherzig.

Ich nahm es den Zweieinhalb nicht übel – die brauchten ja auch ihre Daseinsberechtigung.

„Alles okay“, sagte der Jüngere nach gefühlt hundert Jahren. Er warf die letzte Schachtel in den Sack zurück. Der Ältere winkte mich zur Villa durch. „He, nicht zum Haupteingang“, rief er mir nach. „Zum Personaleingang. Links herum.“

Das war schon okay. Ich nahm es nicht persönlich. Die Gäste sollten nicht sehen, dass ich ohne Rentiere und Schlitten, dafür in einem metallicgrünen Kastenwagen gekommen war.

Ich klingelte an der Hintertür. Zwei Mal.

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Ich war eigentlich Guru. Also jemand, zu dem man ging, um sich sagen zu lassen, was man eh schon wusste: Denk positiv, umarme öfter mal einen Baum, nimm’s locker. Aber das Gurusein finanzierte mir (noch) nicht die Miete, weswegen ich gelegentlich – ich hatte viele Talente – Taxi fuhr oder, je nach Saison, als Osterhase oder Weihnachtsmann Kinder und Junggebliebene beglückte.

Ein weiterer gedungener Türsteher öffnete mir die Hintertür. „Ho, ho, ho“ rufend betrat ich die Villa im Bauhaus-Stil. In Halbhöhenlage. In allerbester Lage von Schwäbisch Hall. Mit Blick auf die sich ins Kochertal schmiegende Stadt. Wer so wohnte, hatte es weit gebracht.

Die Dame des Hauses – trotz glattgezurrter Gesichtszüge und gepimptem Vorbau sichtlich noch die Erstgattin des Vorstandsmannes – kam angelaufen und begrüßte mich hektisch. „Bitte entschuldigen Sie! Mein Mann wurde bedroht. Ich hätte die Party ja abgesagt, aber es sind unglaublich wichtige Geschäftskontakte hier und Gottfried …“ Sie sprach nicht weiter, weil eine nicht minder hektische junge Frau im Hausmädchenkostüm auf sie zugeeilt kam und ihr etwas ins Ohr flüsterte. „Ach herrje …“, seufzte die Hausherrin, schaute dann mich an und sagte: „Die Geschenke mit den Namen der Gäste liegen im Aufenthaltsraum hinter der Garderobe. Sie bleiben bitte auch dort – man darf Sie vor der Bescherung nicht sehen! Wenn ich Ihnen ein Zeichen gebe, kommen Sie bitte in den Salon. Verstanden?“

Ich nickte.

Im Aufenthaltsraum – der offenbar als Auffanglager für alle Externen an diesem Abend diente: Caterer, Entertainer, Bodyguards – standen und saßen ein paar verstreute Elfen beiderlei Geschlechts und aßen. Ich nickte in die Runde, man nickte zurück. Eine Tür, die nur angelehnt war, führte direkt in den Salon. Ich lugte neugierig durch den Spalt.

Man konnte nicht sagen, dass die Party tobte – es ging sehr dezent und stilvoll zu. Die kleine Ansammlung an Gästen schien elitär. Sie standen im rundum verglasten Hauptraum der Villa, der den Blick auf die mittelalterliche Stadt im Weihnachtslichterglanz perfekt zur Geltung brachte – zwischen einem riesigen Weihnachtsbaum, der einem das Gefühl vermittelte, mitten im Wald zu stehen, und einer ultraschicken Showküche, in der weißbemützte Leasing-Köche irgendwas mit Fisch zauberten. Und Kaviar.

Die Villa war dezent dekoriert. Also, mal abgesehen von dem gigantischen Weihnachtsbaum. Weit und breit keine roten Schleifen oder Weihnachtspyramiden mit Honigkerzen oder Plastikkränze oder sonstige Kitsch-Deko. Das saisonale Ambiente lieferte, wenn man so wollte, allein die Stadt draußen vor den Panoramafenstern, die in weihnachtlichem Lichterglanz strahlte.

Ich stellte meinen Sack ab und ging zu den Elfen. Sie gehörten zu einer Musiktruppe, die über eine andere Agentur gebucht worden war. Es musste sich um ein Versehen handeln. In diese Villa passten keine in Rot und Grün gewandeten Elfen, sondern ein Streichquartett im Frack. Aber hey, den Weihnachtsmann hatten sie ja auch gebucht.

Schweigend mampften die musischen Elfen etwas Braunes mit Gemüsebeilage. Keine Fischeier für die Subalternen.

„Braten?“, fragte ich. „Gans?“

„Ja, aber nicht ganz durch“, monierte ein fetter Elf.

„Nicht ganz durch? Nicht ganz durch?“, lästerte ein anderer Elf. „Wenn ich diesem Vogel Mund-zu-Schnabel-Beatmung gebe, wird er wieder lebendig und springt vom Teller.“

Ich bediente mich selbst aus der Schüssel auf der Warmhalteplatte und aß, bis ich voller war als die gefüllte Gans. Das Kissen unter meinem Santa-Kostüm hätte ich jetzt nicht mehr gebraucht.

Danach riskierte ich noch einen Blick durch den Türspalt. Zwischen Designermöbeln von Eames, Gehry und Le Corbusier verlustierten sich die Gäste. Sehr elegante Gestalten. Zweifellos die Crème de la crème der über ihre Grenzen hinaus bekannten Stadt zur Bausparkasse. Die Männer ausnahmslos im Smoking, die Damen in edlen Roben, mit glitzerndem Geschmeide behängt. So schick machte man sich in meinen Kreisen nur, wenn die Queen zu Besuch kam, also nie – aber was wusste ich schon? Womöglich war die Queen hier zu Besuch, und ich sah sie nur nicht. Die soll ja extrem klein sein.

„Wer von denen wohl die Drohbriefe geschrieben hat?“ Neben mir materialisierte sich eine grazile Elfin. Bestimmt die Harfenistin. Die Kleinen sitzen ja nicht nur auf dem britischen Thron, sondern auch oft an den großen Instrumenten.

Das mit den Drohbriefen hatte sich offenbar herumgesprochen.

„Das sind doch alles Säulen der Gesellschaft. Die killen keinen der Ihren auf einer Party. Die lassen killen. Wenn sie wieder zu Hause sind und ein Alibi haben“, erklärte ich. Als regelmäßiger Tatort-Zuschauer wusste ich Bescheid.

„Ich glaube ja auch, dass es einer von uns sein muss.“ Sie grinste mich von unten an. Bestimmt maß sie nicht mehr als einen Meter sechzig.

Ich lachte auf. „Ein Elf oder der Weihnachtsmann?“

„Oder einer der Caterer oder der Barkeeper oder diese unhöflichen Sicherheitsmänner. Alles Fremde, die für diesen Abend angeheuert wurden.“

Hm, da war was dran. Wer wachte über die Wachmänner?

Der Barkeeper sah aus wie ein mehrfach vorbestrafter Gewalttäter in einem neckisch kurzen Bolero-Jäckchen mit Glitzerpailletten. Ein äußerst verdächtiges Subjekt. Aber es sind ja immer die, bei denen man es nicht für möglich hält. Also die grazile, in ein rotes Wams und rote Leggins gekleidete Harfenistin neben mir.

„Sie haben ja eine erstaunliche kriminelle Phantasie.“ Ich musterte sie mit frisch erwachtem Interesse – und einer Spur Misstrauen. Sah so eine Auftragskillerin aus, und wenn ja, wo hatte sie ihre Waffe versteckt? Das Elfenkostüm saß hauteng. Ob sie ihre Opfer mit einer Harfensaite garottierte?

Sie lächelte kokett. Jemand schlug gegen ein Glas. „Oh, schade … das ist unser Zeichen. Jetzt wird gesungen. Bis nachher.“ Sie entfleuchte auf leisen Elfensohlen.

Der Hausherr, ein distinguierter Endfünfziger im maßgeschneiderten, mitternachtsblauen Smoking, stand vor dem Steinway-Flügel und klopfte an sein leeres Punschglas.

„Liebe Gäste, was wäre eine Weihnachtsparty ohne Weihnachtslieder?“ Er breitete die Arme aus. Seine Gattin verteilte unter den Gästen laminierte Notenblätter.

Das Licht wurde gedimmt, ein Scheinwerfer ging an und beleuchtete die Musiker. Meine kleine Harfenelfe zauberte mit ihren winzigen Händen weihnachtliche Akkorde. Ich schloss die Musiker als Auftragsmörder aus – sie waren zu gut an ihren Instrumenten.

Anders die Gäste. Während die mehr oder weniger notensicher „O du fröhliche“ anstimmten, rief ich durch den Türschlitz in Richtung Bar: „Pst! Hierher!“

Der Barkeeper sah auf, dann kam er zu mir herüber. Ich war mittlerweile allein im Aufenthaltsraum – alle anderen hatten zu tun oder waren mal austreten oder was auch immer.

„Was ist?“, brummte der Barkeeper. „Ich hab zu tun. Der Champagnerpunsch ist alle.“ Das bisschen, was der Mann an Höflichkeit besaß, brachte er offenbar nur den Gästen gegenüber auf, nicht für den Weihnachtsmann. Andererseits trug er – sicher nicht aus freien Stücken – ein Rentiergeweih auf dem Kopf. Das musste sich ja abträglich auf den Charakter darunter auswirken.

Ich setzte meinen Hab-mich-lieb-Dackelblick auf. „Zu blöd. Ich bräuchte dringend Schmierung vor meinem Auftritt.“ Mit dem Kopf deutete ich in Richtung der leeren Punschschüssel. „Ich habe früher auch als Barkeeper gejobbt. Kann ich helfen? Und mir dabei ein Glas abzwacken?“

Er lehnte ab, bot mir aber an, ein Haller Löwenbräu Export vorbeizubringen, was ich dankend annahm.

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Kurz darauf war der Punsch fertig. In einer gigantischen Bowleschale, die an den Kessel der Macbeth-Hexen erinnerte, wogte eine nicht eindeutig zu identifizierende, urinfarbene Flüssigkeit.

Der Hausherr – trotz Drohbriefen immer noch quicklebendig – strahlte über alle vier Backen. Es gab ja Menschen, denen bedeutete Weihnachten noch etwas. Für die war Heiligabend nicht der Inbegriff von Konsumzwang und Inhaltsleere, sondern ein magisches Lichterfest voller Erinnerungen an eine herrliche Kindheit. Oder so ähnlich, keine Ahnung, ich gehörte nicht dazu. Aber der Hausherr. Sichtlich. Das freute mich für ihn.

Ich ließ schon mal die Schultern rollen und machte meine Stimmübungen. Gleich hatte ich meinen großen Auftritt.

Durch den Türspalt sah ich, wie die Gäste ihre nach dem vielen Singen ausgedörrten Kehlen großzügig mit Punsch befeuchteten.

Und dann war es so weit.

„Liebe Gäste“, trillerte die Hausherrin und hickste. „Entschuldigung. Das muss der Punsch sein.“

Die Anwesenden lachten höflich. Manche hicksten ebenfalls. Manche stützten sich schon am edlen Mobiliar ab. Der Punsch ging direkt ins Hirn – ohne Umwege über den Verdauungstrakt.

„Liebe Gäste.“ Nächster Versuch. Leicht lallend. „Wir haben jemand ganz Besonderen für Sie eingeladen. Gottfried, wärst du so gut, das Licht zu löschen?“

Gatte Gottfried drückte auf sein iPhone, und im Wohn-Ess-Salon ging das Licht aus. Nun strahlte nur noch der Baum. In LED-Blau. Ein paar Leute entzündeten Wunderkerzen.

Ich räusperte mich. Und klopfte an die Tür.

„Wer da?“, juchzte die Gastgeberin mit ihrer hohen Kleinmädchenstimme. Eine impertinente Person. Wäre ich ihr Mann, ich hätte sie schon längst erschlagen. Mit der Gipsfigur eines geigenden Clowns, die auf dem Flügel stand, gleich neben dem Hausherrn.

„Ho, ho, ho“, rief ich und riss die Tür auf. „Seid ihr auch alle brav gewesen?“

Schwer stapfte ich in die Raumesmitte.

„Ja“, krähten die Honoratioren, größtenteils angeschickert.

„Na, das wird sich zeigen!“, brummte ich und drohte spielerisch mit dem Zeigefinger in den weißen Samthandschuhen. „Bevor es Geschenke gibt, solltet ihr alle noch etwas trinken. Das kann nämlich dauern.“

Die Gäste defilierten neuerlich an der Punschbowle vorbei, der Hausherr schenkte reichlich aus. Die Stimmung stieg. Überproportional. Starker Stoff, dieser Punsch.

„Fangen wir doch mit dir an, mein Kind“, brummte ich, als alle mehr als versorgt waren, und bedeutete der Gastgeberin mit dem Zeigefinger, zu mir zu kommen.

„Ich? Aber ich doch nicht“, hickste sie.

Sie stolperte auf mich zu, so breit über das Gesicht grinsend, wie es in dem festgezurrten Zustand noch ging. Ich lächelte milde. Sie hickste noch einmal, ging dann in Zeitlupe in die Knie und sackte auf dem Boden zusammen.

„Huch“, rief eine Frauenstimme.

„Gerlind“, rief der Hausherr, ließ das Punschglas fallen und eilte besorgt auf seine Gattin zu.

Gerlind und Gottfried. Das Schicksal musste sie zusammengeführt haben. Oder sie waren Cousin und Cousine.

Er beugte sich besorgt über sie. Die Gäste schienen nicht so besorgt. Jemand schoss ein Handyfoto. Gefühlloses Pack.

Mir dagegen wurde in solchen Momenten immer ganz warm ums Herz. In jenen seltenen Augenblicken, wenn sich im Verhalten zweier Menschen wahre Liebe zeigte. Ich seufzte.

Viel konnte Gatte Gottfried allerdings nicht tun. Er rief noch einmal „Gerlind“, dann sackte er selbst über ihr zusammen.

Ein Gast – männlich, markig, bestimmt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende – wollte nun seinerseits helfen. Er lief auf das am Boden liegende Ehepaarknäuel zu. Mittig im Raum stolperte er jedoch, fiel hin und schlitterte über den Boden, leider nicht in Richtung seines Chefs und dessen Frau, die ihn weich abgefedert hätten, sondern auf den riesigen Marmorblock der Showküche zu, gegen den er mit einem deutlich hörbaren Zong! knallte.

„Huch“, rief dieselbe Frauenstimme von vorhin.

Mehrere Personen beiderlei Geschlechts sanken ihrerseits ohnmächtig zu Boden.

Die „Huch!“-Frau musste unter ihnen sein, denn es erklang kein weiteres Huch.

Ich öffnete noch eine Bierflasche und sah zu, wie auch die restlichen Gäste mehr oder weniger zeitlupig zu Boden gingen. Als ich die Flasche geleert hatte, befanden sich alle in der Horizontalen. Es konnte also losgehen.

Ich schaltete die Musikanlage ein und drehte die Lautstärke voll auf. Die Weihnachtslieder waren schon einprogrammiert. Zu den wummernden Klängen von McCartneys Wonderful Christmastime und später Bublés Winter Wonderland trug ich eine Thermoskanne mit Tee zu dem Wachmann an der Hintertür und den beiden Wachleuten an die Gartenpforte. Der Kampfhund bekam einen Wurstzipfel. Ich blieb noch kurz stehen, bis die Männer zusammengesackt waren, dann stapelte ich sie so hinter der wintergrünen Eibenhecke, dass sie von der Straße aus nicht zu sehen waren. Den Hund nahm ich mit ins Haus.

Zurück in der Villa erleichterte ich die Damen von ihrem edlen Geschmeide und die Herren von ihren sündteuren Uhren und Manschettenknöpfen. Alles Echtgold, Echtsilber und Mehrkaratdiamanten. Höchst lohnend. Hier und da leerte ich noch eine Brieftasche, nahm aber nur das Bargeld, keine Kreditkarten. Ich stopfte alles in die leeren Schachteln in meinem Sack. Ein letzter Blick auf die im Salon verteilten, hingestreckten Menschenleiber … ja, alles paletti.

Weil man auch Kleinigkeiten nicht verachten soll, nahm ich mir anschließend noch die beiden Geschenketische vor. Den Tisch mit den Geschenken, die das Gastgeberehepaar für seine Gäste vorbereitet hatte – sämtlich hochwertige Drogerieartikel für den Herrn und die Dame – und den Tisch mit den Geschenken, die die Gäste mitgebracht hatten. Ich steckte zwei Seifen, einen Rasierschaum und eine bebilderte Kamasutra-Ausgabe ein. Reines Privatvergnügen. Muss ja auch sein.

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Die Drohbriefe hatte natürlich ich geschrieben. Gute Vorbereitung ist alles. Dazu gehörten auch die K.-o.-Tropfen im Punsch für die Gäste und natürlich in dem großen Wasserspender fürs Personal im Aufenthaltsraum sowie im Tee für die Wachleute. An alles zu denken ist das A und O eines erfolgreichen Weihnachtsmanncoups! Keiner würde – mal abgesehen vom Finanziellen – einen dauerhaften Schaden davontragen. Allenfalls der Barkeeper: Dem hatte ich – weil er sich weigerte, etwas zu trinken – als Einzigem eine geharnischte Kopfnuss verpassen müssen.

Ich warf den Sack mit den geklauten Pretiosen in den Kastenwagen des echten Santa. Natürlich erst, nachdem ich den immer noch schlummernden Mann rüber in den beheizten Eingangsbereich der Villa geschleppt hatte. Ich konnte ihn nicht draußen an der Hecke ablegen – er trug ja nur noch seine Unterwäsche.

Zum Abschied kraulte ich dem Kampfhund die kupierten Öhrchen. „Bist ein Guter“, gurrte ich. Er sah mich aus großen Augen an. Wir waren uns nie vorgestellt worden. Bestimmt hieß er Ajax. Oder Hasso. Ich gab ihm noch einen Wurstzipfel. „Leb wohl“, sagte ich.

Und ich schwöre, dieser Achtzig-Kilo-Monsterhund bekam plötzlich einen Dackelblick, der dem meinen in nichts nachstand …

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Während ich mit dem Kastenwagen in Richtung Stuttgart zu meinem Hehler brauste und neben mir der Kampfhund mit der Welpenseele seinen Riesenschädel beglückt hechelnd aus dem Fenster hängen ließ, sagte ich mir mal wieder, wie so oft, dass das Leben glücklich gelebt sein will. Und das Glück liegt in der Reise, nicht im Ankommen. Man muss einfach nur die Balance finden, dann klappt das auch mit dem Glück – das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, Auf und Ab, Gin und Tonic, meins und deins.

Ich kraulte meinen neuen Gefährten. Wir waren definitiv auf dem Weg ins Glück.

Was für fröhliche, fröhliche Weihnachten!