Im Gewächs-Haus

Ich kann mich nicht beschweren.

Arbeit gibt es genug.

Der Garten ist sehr groß.

Vom Haus aus reicht er runter bis ans Wasser.

Nur ein Wander-Weg trennt den Garten

noch vom Meer.

Wenn ich an einer Ecke mit der Arbeit fertig bin, geht es an der anderen wieder von vorne los:

Teiche säubern, Sträucher schneiden,

Unkraut ausreißen, Rasen mähen.

Andere Arbeiten hat mir Frau Hansen beigebracht:

Rosen schneiden und die Arbeiten im Gewächs-Haus.

Das Gewächs-Haus ist ganz aus Glas.

Und es ist immer warm darin.

Hier werden neue Pflanzen aufgezogen.

Im Winter werden die empfindlichen Pflanzen

hier untergestellt.

Auf kleinen Schildern stehen die Namen von den Pflanzen.

Frau Hansen hat die Namen

auf Deutsch aufgeschrieben.

Sie hat eine sehr schöne Schrift.

Bei Frau Hansen muss immer alles schön aussehen.

Auch die Buchstaben.

Wenn ich im Gewächs-Haus arbeite,

versuche ich, die Schilder zu lesen.

Die Buchstaben kenne ich noch von der Schule her.

Ich kann auch Wörter lesen.

Aber nur kurze Wörter.

Und nur Wörter von Sachen, die ich kenne.

Bei den Pflanzen fällt mir das Lesen leicht.

Weil ich die Pflanzen kenne.

Wenn ich eine Pause habe,

hole ich mein Notizbuch aus der Tasche.

Ich zeichne eine Palme.

Ich schreibe das Wort Palme dazu.

Ich zeichne einen Zitronen-Baum.

Dann schreibe ich das passende Wort dazu: Zitronen-Baum.

Ein langes Wort.

Ein schweres Wort.

Ich schreibe die Wörter erst von den Schildern ab.

Dann spreche ich sie mir vor.

Und beim nächsten Mal versuche ich,

das Wort auswendig zu schreiben.

Das Wort Baum ist leicht.

Das Wort Zitrone fällt mir schwer.

Feigen-Baum ist leichter zu schreiben.

Das Wort Fuchsie kann ich nicht einmal lesen.

Aber ich weiß, dass die Pflanze eine Fuchsie ist.

Ich zeichne die zarten Blüten.

Wie kleine Glocken hängen sie an den Stielen.

Ich schreibe das Wort Fuchsie von dem Schild ab.

Aber wenn ich es auswendig schreiben will, schreibe ich das Wort immer mit x:

Fuxie.

Ich höre immer ein x.

Ich habe noch nicht verstanden,

warum es auf dem Schild anders steht.

Vielleicht ist es da falsch geschrieben?

Aber ich glaube nicht,

dass Frau Hansen Fehler macht.

Plötzlich erinnere ich mich an ein Bild in der Schule.

Es hing in unserer Klasse.

Es war von einem berühmten Maler.

Auf dem Bild war ein blauer Fuchs.

Ein blauer Fuchs vor roten Bäumen.

Das Bild habe ich immer angesehen.

Wenn ich die Lösung nicht wusste.

Wenn ich nichts verstanden habe.

Wenn ich weg wollte aus der Schule.

Dann habe ich mich in das Bild geflüchtet.

In den Wald, zu den roten Bäumen.

Ich war der blaue Fuchs.

Ich bin einfach in dem Bild verschwunden.

Ich habe mich dort in Sicherheit gebracht.

Und jetzt, hier im Gewächs-Haus,

fällt es mir wieder ein.

Unter dem Bild stand geschrieben:

Blauer Fuchs vor Rot.

Endlich habe ich verstanden:

Das chs hört sich an wie x.

Ich weiß nur nicht,

wann man das eine schreibt oder das andere.

Aber das kriege ich schon noch raus.

Pflanze für Pflanze, Wort für Wort.

Das Lesen fällt mir immer leichter.

Das Schreiben dauert länger.