J.d.K. 987, vierundzwanzigster Tag im elften Mondzyklus, in der Nähe einer kleinen Felseninsel in den Weiten des westlichen Ozeans
Der Vorsitzende krallte sich mit den Händen so stark an der Reling fest, dass das Weiß seiner Knöchel hervortrat. Seine Augen waren starr auf die abgelegene Felseninsel fixiert, die sich langsam näherte. Die kalten Winterwinde peitschten ihm salziges Meerwasser ins Gesicht und zerrten heftig an seinem langen, grauen Bart.
Die letzten Tage hatten eine nie da gewesene Anstrengung für den Ratsvorsitzenden der Grauen dargestellt. Der Stein der Ysdariah war äußerst stur und unwillig, hatte ganz andere Pläne als die Grauen. Manch einer hätte von göttlicher Macht oder Schicksal gesprochen, aber der Vorsitzende dachte eher in Kategorien von Metamagie. Jedenfalls hatte die Macht des Steins, der auch Eisiger Fels genannt wurde, derart an seinen persönlichen Arkankräften gezerrt, dass er nur einen halben Tag in der Gestalt des Adlers hatte zurücklegen können. Der Rest seines Weges hatte aus mühevollen Fußwegen durch schneebedeckte Landschaften und einer ungemütlichen Schiffsreise bestanden.
Ysdariah, die Göttin der Härte, war stark, stur und dickköpfig. So war es auch ihr Stein, der nicht auf die Insel der Grauen gebracht werden wollte. Aber was wollte der Eisige Fels stattdessen?
Auf jeden Fall stand fest, dass dieses Artefakt brandgefährlich war. Ganz sicher gehörte dieser Stein der Götter weder in die Klauen der Diener S’zarozs noch in die Hände der weißen Schachspieler. Die Macht, die alle zehn Steine in Kombination hätten entfalten können, war geradezu unvorstellbar.
Wie die Grauen nun mit jenem machtvollen Artefakt umgehen würden, war dem Vorsitzenden in diesem Moment noch unklar. Er hatte verschiedene Ideen im Kopf, die noch ausgearbeitet werden mussten. Und bei solch wichtigen Entscheidungen war eine Diskussion in der Runde des Rates unabdingbar. Nicht umsonst besagte ein Sprichwort, dass der gemeinschaftliche Rat von mehreren Weisen der einsamen Entscheidung eines einzelnen klugen Mannes zumeist überlegen war.
Mittlerweile hatte das Schiff sich bereits soweit der Insel genähert, dass Hafenarbeiter und Matrosen in eine emsige Betriebsamkeit verfielen, um das Anlegen vorzubereiten. Den Vorsitzenden erinnerten diese Männer und Frauen an fleißige Ameisen oder an die kleinen Rädchen einer gut funktionierenden mechanischen Maschine. Dieses Bild gefiel ihm so gut, dass für einen Wimpernschlag die Andeutung eines Schmunzelns über sein Gesicht huschte.