Epilog

 

Will

 

„Nein.“

„Komm schon, Mel. Du musst bedenken, wie cool das für mich wäre“, erklärte ich, und meine Frau brach in Gelächter aus, als ob es das Albernste wäre, was sie je gehört hatte.

Ja, richtig, wir sind verheiratet. Mr. und Mrs. Will Cummings, oder wenn man Mel fragt, Mr. und Mrs. Melody Marco.

Ich brauchte nur ein Jahr, nachdem sie mich zurückgenommen hatte, um sie zum Altar zu führen. Und nach weiteren sechs Monaten war sie schwanger. Glaubt mir, ich weiß, dass ich der glücklichste Mistkerl in der freien Welt bin.

Seit zwei Wochen führten meine schöne Frau und ich dieselbe Unterhaltung. Ich wollte unserem Kind auf die Welt helfen, und sie war der Meinung, ich wäre verrückt geworden und sollte mich damit zufriedengeben, als Unterstützung am Kopfende des Bettes zu stehen und nicht vor ihrer Vagina, um das Kind auf die Welt zu holen. Ihre Worte, nicht meine.

„Das weiß ich“, entgegnete sie grinsend. „Was ich nicht verstehe, ist, wieso du glaubst, dabei wichtig zu sein.“

Das klang nicht nett, aber ich war überrascht, dass sie nichts Schlimmeres sagte. Immerhin war sie in der achtunddreißigsten Schwangerschaftswoche, und ich erzählte ihr hartnäckig, dass ich die Geburtshilfe selbst übernehmen würde und ihr einen Geburtsbegleiter besorgt hatte, der mit ihr die Atemkontrolle machen sollte.

„Ich würde sagen, dass ich bei der Zeugung eine wichtige Rolle gespielt habe.“

Sie seufzte und rollte mit den Augen. „Indem du dem Kind ein Chromosom eingepflanzt hast. Ich habe dieses Baby gemacht. Habe es verfluchte neun Monate gefüttert und beherbergt. Meine Füße sind geschwollen, meine Blase ist im Eimer, und ich werde nie wieder niesen können, ohne mir in die Hosen zu machen.“

„Mel“, sagte ich und grinste so breit, dass ich dachte, mein Gesicht teilte sich in zwei Hälften. Sie war ziemlich schlecht gelaunt, aber dennoch genauso liebenswert und schön wie immer. Und sie gehörte allein mir.

Sie schnaubte und schmolz ein wenig dahin bei der Hitze meines Lächelns. „Wenn du das Kind auf die Welt holst, wer ist dann mein Geburtsbegleiter? Und wage es ja nicht, Marlene vorzuschlagen.“

Ich lachte. „Marlene kann dich kaum begleiten, sie ist zu sehr mit ihrem Job in deiner Klinik beschäftigt.“

Nachdem Melody ihre Position als Chefin angetreten hatte, hatte sie Marlene eingestellt, um die jungen Arzthelferinnen in Schach zu halten. Ich hatte so meine Zweifel gehabt, als sie die übellaunigste Arzthelferin von Amerika einstellte, aber irgendwie glichen sich die beiden aus. Die eine süß und nett, die andere ruppig, und die Klinik lief rund wie eine gut geölte Maschine. Die Außenwirkung und der Erfolg hatten alle Erwartungen übertroffen. Und zu Thatchs Freude waren die Männer hinter der großen Investition zu New Yorks Heiligen geworden.

„William Morris Cummings!“, rief sie aus und deutete mit dem Zeigefinger auf mich. „Ich bring dich um, mir Marlene vorzuschlagen! Außerdem hat sie gerade ihre Kündigung eingereicht. Noch einen Monat und Marlene geht in Rente. Endgültig.“

Ich lachte in mich hinein. „Ja, das hat sie schon vor sechs Monaten gesagt und es nie getan. Der Tag, an dem diese Frau in Rente geht, wird der Tag ihrer Beerdigung sein.“

„Oh mein Gott.“ Sie schnappte nach Luft. „So etwas sagt man nicht.“

„Ach, tu nicht so heilig mit Marlene. Du weißt, dass sie arbeiten wird, bis sie stirbt. Sie würde niemals einen Job aufgeben, bei dem sie sich über alles und jeden beschweren darf.“

Sie unterdrückte ein Lächeln und schüttelte den Kopf.

„Egal, Marlenes Rente mal beiseite, ich dachte eher an Georgia als Geburtsbegleiterin.“

Sie stöhnte. „Ich weiß nicht so recht. Manchmal stresst mich deine Schwester ganz schön.“

„Ich werde vorher mit ihr reden, versprochen. Es darf alles nur positiv sein und erleuchtet, mit Einhörnern und Regenbogen und all dem Scheiß.“

„Oh Gott.“ Sie verbarg das Gesicht in ihren Händen. „Das ist, wie von jemandem auf LSD begleitet zu werden.“

„Zumindest war sie selbst schon zweimal in dieser Lage.“

„Ja“, grummelte Melody. „Und sie ist wohl die beste Wahl in unserer Familie, außer Kline. Vielleicht mag er dabei sein?“, fragte sie und hob eine Augenbraue.

Ich fiel nicht drauf rein. Auf keinen Fall würde sie ihren Schwager bei der Geburt dabeihaben wollen. Sie musste aber nicht wissen, dass mir das klar war. Sie sollte nur wissen, dass ich alles tun würde, was auch immer sie brauchte. „Vielleicht. Ich frage ihn gern.“

Sie verengte die Augen, drehte sich weg und jammerte: „Ich hasse dich.“

Ich lachte in mich hinein. „Warum? Weil ich dir jeden Wunsch erfülle?“

„Weil ich mich wegen dir wie eine blöde Zicke fühle. Warum musst du so nett sein? Warum kannst du kein Arschloch sein?“

„Du willst, dass ich ein Arschloch bin?“, fragte ich, obwohl ich wusste, dass meine Frau Blödsinn redete. Insgeheim liebte sie es, dass ich sie wie eine gottverdammte Königin behandelte. Und damit hatte sie auch recht. Sie verdiente es, nichts Geringeres als das Zentrum meines Universums zu sein.

„Nein“, gab sie schließlich zu und ging – beziehungsweise watschelte – in den Flur.

Aber sie schaffte nur ein paar Schritte weit, hielt dann an, griff sich an den Rücken und verzog das Gesicht. Wie sie ihren unteren Rücken rieb, erregte meine Aufmerksamkeit und ließ mich wieder ernst werden. „Alles okay, Baby?“

„Ja.“ Sie nickte. „Es ist bloß …“ Sie kniff die Augen zu. „Aua.“

Ich stand auf und war einen Atemzug später neben ihr. „Hast du Wehen?“

„Hör auf.“ Sie seufzte und winkte mit der Hand ab, mit der sie sich nicht konstant den Rücken rieb. „Sei nicht albern. Es ist sicher nur von etwas, das ich gegessen habe.“

Ich hörte ihr nicht weiter zu, ging in mein Büro, öffnete die Tür an meinem Schreibtisch und holte das tragbare Kardiotokografie-Gerät heraus. Vorsichtshalber steckte ich mir außerdem ein Päckchen sterile Handschuhe ein. Dann eilte ich in den Flur zurück und schnallte das Band um Melodys Bauch.

„Oh nein, machst du Witze? Glaubst du, ich weiß nicht, wann ich Wehen habe?“

Ich hielt inne, betrachtete ihren genervten Blick und hob eine Braue.

Sie rollte mit den Augen. „Okay, ich hab das noch nie vorher durchgemacht, aber ich hab doch noch zwei Wochen Zeit.“

„Und manchmal kommen Kinder früher. Ebenfalls etwas, das du schon weißt“, neckte ich sie.

Sie zeigte mir den Mittelfinger und ich schloss den Monitor an den Gurt an. Fünfzehn Sekunden später stellte das Gerät eine Wehe dar.

„Soso, was haben wir denn da?“, fragte ich und tastete mit beiden Händen ihren Bauch ab. „Und auch noch eine ziemlich starke Kontraktion. Ich meine, ich bin ja kein Wehenexperte … oder etwa doch?“

Sie schnaubte und atmete tief aus. „Na gut“, gab sie endlich zu und warf die Hände in die Höhe. „Dann habe ich eben Wehen, aber wir wissen beide, dass ich noch jede Menge Zeit hab, ehe ich ins Krankenhaus muss.“

Ich schüttelte den Kopf, unzufrieden mit ihrer Wartetaktik. Ich hatte viele Jahre studiert, um es besser zu wissen. „Komm schon“, sagte ich, hob sie hoch und trug sie durch den Flur. „Ich sehe mir mal deinen Muttermund an.“

„Nein! Will!“

„Tut mir leid, Mel. Leg dich einfach hin und tu so, als ob wir deine Lieblingsarztfantasie spielen.“

„Ich habe keine Arztfantasien!“

„Solltest du aber. Ich habe gehört, die sollen besonders traumhaft ein.“

Sie knurrte mich an, während ich sie aufs Bett setzte und ihr die Shorts und das Höschen auszog. „Entspann dich, Baby. Lass mich bitte einfach nachsehen, okay?“ Ich streichelte ihren Schenkel. „Ich liebe euch beide, lass mich bitte schauen, ob alles in Ordnung ist.“

Besänftigt gab sie nach. „Okay. Na gut.“

Ich half ihr, sich auf das Bett zu legen, und sie verzog wegen der nächsten Kontraktion das Gesicht und griff sich an den Bauch. Als sie bequem lag, setzte ich mich neben sie und sie nahm die Beine hoch. Ich zog die Handschuhe an und streichelte ihre Klit, um etwas natürliche Feuchtigkeit zu erzeugen, und sie stöhnte überrascht auf.

Ich lächelte. „Vielleicht hat es seine Vorteile, wenn du mich dein Arzt sein lässt.“

Sie zeigte mir wieder den Mittelfinger und lehnte sich zurück, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht spürbar nass war. Ich benutzte die Feuchtigkeit, um leichter in sie zu dringen, und tastete mit dem Finger den Muttermund ab.

„Er ist schon vier Zentimeter offen, Mel.“

„Was?“, brüllte sie fast.

„Zeit, ins Krankenhaus zu fahren, Baby“, sagte ich, zog meine Hand aus ihr und wischte Mel mit einem Handtuch trocken.

„Oh, fuck, fuck, fuck“, fluchte sie.

Doch ich war nie im Leben ruhiger gewesen. Alles, was mir kostbar war, würde ich noch heute im Arm halten. Und ich würde dafür sorgen, dass die beiden es sicher überstanden.