5. KAPITEL

Welcher andere Mann konnte es mit Leos Ausstrahlung und Männlichkeit aufnehmen? dachte Natasha, während sie neben ihm auf die Villa zuschritt. Groß, muskulös, mit dieser kleinen Unebenheit auf der Nase, die verriet, dass in ihm kein verweichlichter Millionär steckte, sondern ein echter Kerl.

Unwillkürlich flammte ihre alte Abneigung gegen seine Selbstsicherheit auf – genährt durch das immer heißer in ihr flackernde Feuer der Sehnsucht. Neben ihm zu gehen, weckte ein völlig neues Bewusstsein für jede Kurve, jede Faser ihres Körpers. Näher war sie der wahrhaft erotischen Seite von Verlangen noch nie gekommen.

Das Innere der Villa bot ein spektakuläres Beispiel für moderne Architektur. Nicht, dass Natasha viel davon sah. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, jener prickelnden Empfindung nachzuspüren, die jeder Schritt auf den wartenden Lift zu in ihr auslöste.

Nach einer kurzen Fahrt öffneten sich die Türen und gaben den Blick frei auf einen großen Eingangsbereich, der in sanftes Licht getaucht war.

Das Letzte, was Natasha jetzt sehen wollte, war ein anderes menschliches Wesen, das sie freundlich begrüßte. Es störte die erotische Verbindung zu Leo, sodass die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf wieder lauter schimpfen konnte.

Kalispera, Bernice“, sagte Leo.

„Guten Abend, kirios … thespinis“, antwortete die untersetzte Haushälterin in gebrochenem Englisch. „Ihr Flug war angenehm?“

„Ja, vielen Dank“, murmelte Natasha höflich. Anscheinend hatte man sie erwartet. Unwillkürlich errötete sie, als ihr klar wurde, was das bedeutete.

Bernice wandte sich wieder an Leo. „Kiria Christakis hat angerufen.“

„Kiria Angelina?“

„Okhi …“ Bernice wechselte ins Griechische. Ihr eindringlicher Tonfall ließ Natasha jedoch vermuten, dass ihre ehemalige Schwiegermutter in spe eine lange Nachricht hinterlassen hatte.

„Entschuldige, agape mou, ich brauche ein paar Minuten, um mich darum zu kümmern“, meinte Leo schließlich. „Bernice zeigt dir, wo du dich frisch machen kannst.“

Er wartete eine Antwort gar nicht erst ab, sondern wandte sich um und durchquerte die Eingangshalle mit großen Schritten.

„Hier entlang, thespinis …“

Bernice führte sie in ein wunderschönes Schlafzimmer. Gedämpftes Licht beleuchtete ein großes Bett, das mit blendend weißen Laken bezogen war. Doch Natashas Aufmerksamkeit galt einer extravagant geschwungenen Glasfront und dem endlosen blauschwarzen Sternenhimmel dahinter.

Unterdessen erklärte Bernice ihr, wo sich das Badezimmer befand und dass ihr Gepäck gleich eintreffen würde.

Gepäck, schoss es Natasha durch den Kopf. Konnte man eine hastig zusammengepackte Reisetasche wirklich als Gepäck bezeichnen?

Es verwunderte sie nicht sonderlich, dass ihr Blick schon bald wieder von dem Bett angezogen wurde. Sie zwang sich, den Kopf abzuwenden, wollte einfach nicht daran denken, was bald dort passieren würde.

Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Ruhelos sah sie sich in dem Zimmer um. Die Einrichtung besaß keinerlei Ähnlichkeit mit Leos eher traditionellen Möbeln in seinem Londoner Apartment. Hier herrschte modernes kühles Weiß vor. Die abstrakten Gemälde bildeten, zusammen mit der azurblauen Überdecke über dem Fußende des Bettes, die einzigen Farbtupfer.

Irgendwie musste sie sich ablenken, sonst würde sie unweigerlich noch eine Panikattacke erleiden. Natasha trat an die Glasfront, um die herrliche Aussicht zu genießen. Plötzlich öffnete sie sich und glitt wie automatische Türen zur Seite. Anscheinend hatte sie unwissentlich einen im Boden verborgenen Bewegungssensor ausgelöst.

Die kühle klimatisierte Villa zu verlassen und hinaus in die heiß-schwüle Nachtluft zu treten, raubte ihre einen Moment den Atem. Natasha ließ ihre Handtasche auf einen der weißen Rattantische fallen, die mit jeweils ein paar Stühlen überall auf der weitläufigen Terrasse einladend bereitstanden. Wie magisch angezogen von dem blinkenden Lichtermeer, trat sie an das weiß gestrichene Geländer.

Unter ihr erstreckte sich das nächtliche Athen. Der Anblick war so spektakulär, dass Natasha sogar kurzfristig alle ihre Sorgen vergaß. Sie hatte durchaus mitbekommen, dass die Fahrt vom Flughafen sie bergauf geführt hatte. Nur war ihr nicht klar, wie hoch die Villa tatsächlich lag.

„Willkommen in Athen“, hörte sie eine weiche samtige Stimme hinter sich sagen.

Sie hatte nicht gehört, wie Leo ins Schlafzimmer gekommen war. Nun verspannten sich ihre schmalen Schultern, als sie seine sich nähernden Schritte vernahm.

„Was denkst du?“, fragte er, trat hinter sie und legte seine Hände um ihre Taille.

„Wunderschön“, erwiderte sie so ruhig, wie es ihr möglich war. Dabei wussten sie beide, dass sie sich in seiner Gegenwart alles andere als entspannt fühlte. „Ist das da die Akropolis?“

„Mit den bekannten Vierteln Monastiraki und Plaka gleich darunter“, bestätigte er. „Da vorne liegt das Museum Zappeion Magaron und dort drüben“, er zeigte in die andere Richtung, „ist der Syntagma Platz …“

Allmählich kam ihr die Situation ein wenig surreal vor. Natasha stand ganz still und lauschte Leos melodischer Stimme, wie er ihr die Sehenswürdigkeiten von Athen präsentierte, als habe es das erotische Prickeln zwischen ihnen nie gegeben. Aber die sinnlichen Kräfte, die zwischen ihnen pulsierten, waren nicht versiegt. Dazu schmiegte er seine Brust zu sehr gegen ihren Rücken, hielt sie zu fest in seinen Armen.

Natasha fühlte sich sicher und geborgen, was in erotischer Hinsicht völlig neue Empfindungen in ihr auslöste.

„Heute Nacht ist es sehr dunkel, weil der Mond nicht scheint. Aber dort hinten kannst du die Ägäis mit den Lichtern vom Hafen von Piräus sehen.“

Es fiel ihr immer schwerer, sich auf seine Ausführungen zu konzentrieren. „Nachdem Bernice das Abendessen serviert hat, zeige ich dir auch noch den Blick von der anderen Terrasse. Aber zuerst, pethi mou, möchte ich gerne wissen, was in den letzten fünf Minuten passiert ist, dass du nun vor Angst zitterst?“

„Leo …“ Jetzt oder nie. „Ich kann das nicht tun. Ich dachte, ich könnte es, aber ich habe mich geirrt. Du musst verstehen, dass das …“

Ihre Stimme versagte, als sie sich zu ihm umwandte. Er hatte Jackett und Krawatte abgelegt und die obersten Knöpfe an seinem weißen Hemd geöffnet. Darunter kam ein kleines Dreieck gebräunter Haut zum Vorschein.

Wie nur sollte sie ihm die wichtigen Worte sagen – es ist mein erstes Mal –, wenn doch all ihre Sinne in Aufruhr gerieten, sobald sich ihr ein weiteres Detail seines Körpers enthüllte? Sie wollte ihn. Natasha verstand nicht, warum oder wieso sie sich so zu ihm hingezogen fühlte.

„Wir haben einen Deal, Natasha.“

Einen Deal. Die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst, nickte sie. „Ich weiß. Und es tut mir leid, aber …“ Oh, verdammt! Sie durfte ihn nicht ansehen, sonst würde sie den Satz nie zu Ende bringen. „Es ist zu viel, zu schnell, und ich …“

„Und du glaubst, ich würde mich wie ein rabiater Rüpel verhalten?“

„Ja … nein.“

„Was glaubst du dann, wird als Nächstes passieren?“

„Musst du so geschäftsmäßig klingen?“, fuhr sie ihn an und wich einen Schritt zurück, sodass sie mit dem Rücken gegen das Geländer stieß. Verunsichert über die ganze Situation schlang sie die Arme um den Körper. „Du magst glauben, dass ich dergleichen ständig mache, aber das ist nicht wahr.“

„Ah ja“, meinte er gedehnt. „Und von mir denkst du das auch.“

„Nein!“, rief sie und hob den Kopf. Im selben Moment wünschte sie, sie hätte es nicht getan. Dann wäre ihr der Anblick seines zynischen Lächelns erspart geblieben. „Das glaube ich nicht.“

„Gut. Vielen Dank“, sagte er trocken.

„Ich kenne dich nicht gut genug, um zu wissen, wie dein Privatleben aussieht.“

„Genauso wenig weiß ich über dein Leben. Doch wir können ja wohl in dem Punkt übereinstimmen, dass wir beide über sexuelle Erfahrungen verfügen. Und uns eingestehen, dass wir einander begehren … ob mit oder ohne Deal.“

„Nein, habe ich nicht“, flüsterte sie.

„Was hast du nicht?“

Vor Verlegenheit schoss ihr das Blut in die Wangen. Natasha starrte auf ihre Füße. „Sexuelle Erfahrungen.“

Einen Moment herrschte absolute Stille, dann stieß Leo einen langen Seufzer aus.

„Das reicht, Natasha“, sagte er mit müder Stimme. „Ich bin nicht vor einer Woche auf die Welt gekommen. Also hör endlich mit der Heuchelei auf.“

„Es ist die Wahrheit!“ Entschlossen hob sie den Kopf. Alles, was sie sah, war das ungeduldige Funkeln in seinen Augen.

Leo streckte die Arme aus und zog Natasha an sich. Sie wollte die Hände heben, ihn von sich schieben, doch da küsste er sie auch schon. Heiß und hart, wütend und zu allem entschlossen. Ohne zu wissen, dass es wirklich geschah, hörte sie auf, gegen ihn anzukämpfen, und umklammerte seine breiten Schultern, als könne die Berührung ihrer Körper nicht eng genug sein.

Es gab keinen Moment, in dem sie die Entscheidung traf, ob sie sich ihm ergeben wollte oder nicht. Es passierte einfach, denn in einem hatte Leo recht. Sie wollte ihn.

Ihr Körper reagierte sofort, als er den Kuss noch vertiefte und seine Zunge in ihren Mund gleiten ließ. Ein Feuer entzündete sich in ihrem Inneren, und sie schmiegte sich enger an ihn.

Natasha wusste, es war um sie geschehen, noch bevor er die Hände um ihre Hüften legte, sie an sich zog und ihr zeigte, was in seinem Körper vorging. Als er plötzlich den Kopf hob und den Kuss abbrach, entrang sich ihrer Kehle ein protestierender Laut. Es schockierte selbst Natasha, wie hilflos es klang.

„Du willst mich“, sagte er knapp, während er ihren Blick gefangen hielt. „Hör auf, Spielchen mit mir zu spielen.“

Bevor sie eine Antwort formulieren konnte, küsste er sie auch schon wieder. Dieser Kuss besiegelte alles. Natasha schmiegte sich an ihn, er hielt sie fest in seinen Armen. Nichts, ging es ihr durch den Kopf, würde sie jetzt noch aufhalten.

Und sie wollte sich auch nicht aufhalten lassen. Sie wollte sich in seiner Verführungskunst, in seiner Sinnlichkeit, in der Hitze, die von seinem Körper ausging, verlieren. Unter ihren Fingerspitzen spürte sie seinen Herzschlag, seine harten Muskeln und die Schauer, die auch ihn durchliefen. Sein Hemd war ihr im Weg. Wieder schien es, als könne er ihre Gedanken lesen. Leo trat einen Schritt zurück, ergriff ihre Hand und führte Natasha zurück ins Schlafzimmer.

Das Bett in der Mitte des Raumes empfing sie wie ein Symbol des Zukünftigen. Unmittelbar daneben blieb Leo stehen. Er sah den unsicheren Ausdruck in Natashas blauen Augen und küsste ihn rasch fort. Dann begann er, sein Hemd auszuziehen. Knopf um Knopf enthüllte er seinen bronzefarbenen muskulösen Oberkörper, den Natasha fasziniert betrachtete. Nie hatte etwas ihre Aufmerksamkeit so völlig gefangen genommen.

Die erotische Spannung stieg weiter an, als Leo das Hemd aus dem Hosenbund zog. Natashas Atmung beschleunigte sich. Er war so absolut männlich, so unglaublich attraktiv. Sie konnte nicht anders, sie streckte die Hände aus und legte sie auf seine Brust.

Und er ließ sie gewähren. Er ließ sie ihn entdecken, als befände sie sich auf einer magischen Reise in ein unbekanntes Gebiet. Seine Arme, die breiten Schultern, seine Brust. Unwillkürlich befeuchtete sie mit der Zunge die Lippen.

Langsam hob Leo die Arme und öffnete den obersten Knopf ihrer Jacke. Sie erschauerte, als sei dies ein Meilenstein auf der Straße der Verführung. Er beugte sich vor, küsste sie auf den Mund und widmete sich dem nächsten Knopf. Der Krieg, den sie um die Jacke geführt hatten, bekam eine ganz eigene erotische Note. Denn Natasha blieb still stehen und ließ zu, dass er, begleitet von zärtlichen Küssen, einen Knopf nach dem anderen öffnete.

Dann streifte er ihr das lästige Kleidungsstück über die Schultern. Sie erzitterte, als er mit den Fingern über ihre Arme strich. Schließlich legte er seine Hände auf ihren Rücken und zog Natasha eng an sich. Ein lustvolles Seufzen entrang sich ihrer Kehle, sie senkte ihre Augenlider.

Anschließend zog Leo ihr das weiße Top aus. Kühle Luft traf auf ihre erhitzte Haut. Natasha schlug die Augen auf.

Versunken betrachtete er ihre Brüste, die noch von einem weißen Satin-BH verhüllt wurden. Mit sicherem Griff löste er den Verschluss und schob die Träger über ihre Arme. Unwillkürlich hob Natasha die Hände, um sich zu bedecken. Sofort ergriff Leo ihre Handgelenke, um sie davon abzuhalten. Voller Bewunderung neigte er den Kopf und betrachtete die rosafarbenen Spitzen, die sich nun langsam verhärteten.

Nichts hatte sie auf die unglaubliche Empfindung vorbereitet, die sie durchflutete, als er sie an sich zog, und ihre weichen Brüste gegen seinen harten Oberkörper rieben.

Jetzt gibt es kein Zurück mehr, dachte sie noch und überließ sich ganz dem wunderbaren Gefühl, von einem Experten geküsst zu werden. Nur am Rande spürte sie noch, wie ihr Rock über ihre Beine nach unten glitt. Als Nächstes kümmerte er sich um ihre Haare. Leo löste die Klammern, sodass es in weichen Wellen über ihren Rücken fiel.

Er machte einen Schritt zurück, doch sie schlang rasch ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Er murmelte etwas, ein leiser Fluch vielleicht, dann hob er Natasha hoch und ließ sie vorsichtig aufs Bett gleiten.

Natasha löste ihren Griff nicht, damit er ja nicht den Kuss unterbrach. Sie wollte ihn. Alles von ihm.

„Gierig bist du“, flüsterte er gegen ihre Lippen, als er sich neben ihr ausstreckte.

Wie recht er damit hatte! Gierig und hungrig und von einer ungezügelten Macht verzaubert.

Leo umfasste eine ihrer Brüste. Natasha stockte der Atem, als er die rosige Knospe in den Mund nahm und zärtlich mit der Zunge verwöhnte. Die süße Empfindung ließ sie sich auf dem Laken winden. Mit den Fingern fuhr sie durch seine schwarzen Haare und wollte seinen Kopf zurückziehen, doch dazu kam es nicht. Denn mittlerweile liebkoste er sie auch mit den Zähnen. Schon bald seufzte sie lustvoll auf. Flüssiges Feuer bildete sich zwischen ihren Beinen.

Schließlich widmete er sich wieder ihrem Mund. Immer stürmischer wurden seine Küsse. Die Leidenschaft, die er im Gegenzug von ihr forderte, war sie nur allzu bereit zu geben.

Unvermittelt jedoch richtete er sich auf und streifte ihr den Slip ab. In seinen Augen lag wieder jenes bewundernde Funkeln, das sie sich als die begehrenswerteste Frau der Welt fühlen ließ. Nachdem er ihr auch die halterlosen Strümpfe ausgezogen hatte, kümmerte er sich um den Reißverschluss seiner Hose. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, schlüpfte er aus Schuhen und Socken.

„So wunderschön“, murmelte er rau. „Sag mir, dass du mich willst.“

Wie sollte sie es leugnen, wenn sie doch nicht aufhören konnte, ihn anzusehen? Wie könnte sie behaupten, sie sei hier das Opfer, wenn ihr Körper so willenlos auf seine Zärtlichkeiten reagierte?

„Ich will dich“, flüsterte sie.

Und dann war sie es, die die Arme ausstreckte und ihn wieder zu sich hinunterzog. Sie war es, die sich auf die Seite drehte, sodass ihre Körper einander der Länge nach berührten.

Erst jetzt übernahm er wieder die Führung. Sachte drückte er sie auf den Rücken und schob sich halb auf sie. Was als Nächstes folgte, war eine Lektion in perfekter Verführung. Sanfte Küsse auf den Mund, zärtliche Streicheleinheiten für die Brüste, Berührungen nur mit den Fingerspitzen auf ihrem Bauch und über die zarte Haut an ihren Schenkeln. Es war eine Entdeckungsreise in unbekannte Regionen von himmlischer Qual.

Als er mit einer Hand endlich in die seidige Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen eintauchte, konnte sie es kaum noch aushalten. Hemmungslos wand sie sich auf dem Laken, bog sich ihm entgegen, flehte um Erfüllung. Aber er beherrschte das Spiel perfekt, zögerte es hinaus, genoss ihre Lust.

„Leo …“, flehte sie.

Seinen Namen zu nennen, bedeutete die Erlaubnis, die Liebkosungen noch zu steigern. Endlich legte er sich ganz auf sie und küsste Natashas Lippen stürmisch und wild. Seine Augen funkelten vor Verlangen. Doch immer noch verwöhnte er ihr weibliches Zentrum mit sanften Fingern.

An ihrem Bauch spürte sie seine harte Männlichkeit. Sie erwiderte seine wissenden Küsse, ließ ihre Zunge mit seiner tanzen. Immer näher schwebte sie der Ekstase, bis sie schließlich einen sehnsuchtsvollen Seufzer ausstieß.

Leo murmelte etwas Unverständliches und richtete sich über ihr auf. Ein mächtiger, dunkler, griechischer Krieger. Hätte sie nicht die Hände an seine Brust gehoben und seine Wärme gespürt, hätte sie glauben können, einer Fata Morgana zu unterliegen.

Er schob seine Beine zwischen ihre. Mit seiner Männlichkeit berührte er ihr geheimes Zentrum. Ihn dort zu spüren, zu ahnen, was gleich folgen würde, ließ Natasha begierig den Kopf in den Nacken werfen. Sie war bereit.

Umso überraschender traf sie der scharfe Schmerz, als er in sie eindrang. Heiser schrie sie auf.

Leo erstarrte. Er suchte ihren Blick und konnte dabei selbst nicht verbergen, dass es gleichermaßen geschockt und erstaunt war. „Du warst noch Jungfrau. Du …“

Sie schloss die Augen und antwortete nicht.

„Natasha …“

„Nein!“, rief sie. „Sprich jetzt nicht darüber.“

Ihr Wutausbruch verblüffte ihn. „Aber du …“

„Bitte, geh von mir runter“, sagte sie verzweifelt und stemmte sich gegen seine breiten Schultern. „Du tust mir weh.“

„Weil dir das Gefühl fremd ist …“ Zärtlich strich er ihr die Haare aus dem Gesicht.

Aber er zog sich nicht aus ihr zurück. Auf die Ellenbogen aufgestützt, den Kopf nahe an ihrem, flüsterte er zwischen unzähligen Küssen: „Es tut mir leid, agape mou.“

„Geh einfach weg!“ Natasha wollte keine Entschuldigung. Noch einmal ballte sie die Hände zu Fäusten und schlug gegen seine Schultern. Sie wand sich unter ihm, um sich zu befreien, was zur Folge hatte, dass die Muskeln tief in ihrem Inneren sich an dem fremden Eindringling rieben. Natashas Augen weiteten sich vor Erstaunen.

Als erfahrener Liebhaber interpretierte Leo die Veränderung sofort zutreffend. „Es tut nicht mehr weh“, sagte er und ließ schmetterlingszarte Küsse auf ihr Gesicht regnen. Auf die Augen, die Nase, die Schläfen, die zarten Ohrläppchen.

Lustvolle Schauer überliefen sie. Und letzten Endes fuhr sie sanft mit den Fingernägeln über seine Schultern und reckte den Kopf auf der Suche nach seinem Mund.

„Oh, jetzt küss mich schon richtig!“, flehte sie.

Ihre atemlose Bitte war alles, was notwendig war, um einen erregten Mann über die Klippe der Wonne zu stürzen. Mit einem sehr expliziten Fluch küsste er sie leidenschaftlich.

Eine Sekunde später hatte Natasha sich in einer ihr völlig neuen Welt verloren. Hier gab es ungeahnte Empfindungen, die immer intensiver wurden, bis die ersten Wogen der Ekstase ihren Körper durchliefen.

Auch Leo schien dieses Wunder zu erleben, denn er flüsterte leise etwas gegen ihre Wange. Dann schob er einen Arm unter ihren Rücken, damit er sie besser halten konnte. Erst jetzt erlaubte er sich, tiefer in sie einzutauchen, sich weiter zurückzuziehen und den Rhythmus zu steigern.

Immer schneller breiteten sich die Wellen der Lust jetzt in ihrem Körper aus.

„Lass es geschehen, agape mou“, wisperte Leo.

Und wie ein Jungvogel, der zum Fliegen ermutigt worden war, öffnete Natasha ihre Sinne wie Flügel und schwang sich über die Ecke der Welt. Dahinter breitete sich ein hell glitzerndes Meer aus Emotionen und Gefühlen aus.

Einen Moment später fühlte sie, wie auch Leo erbebte. Doch noch immer ließ er nicht in seinen Anstrengungen nach, sodass sie schließlich zu einem Wesen zu verschmelzen schienen, das sich auf einer turbulenten Reise durch unbekannte Galaxien befand.

Unmittelbar nachdem die ersten Sturmwellen abgeflaut waren, versank Natasha in erschöpftem Schlaf.

Hatte sie mit ihm geschlafen, weil sie alles, was sie getan hatte, vergessen machen wollte? Leo dachte darüber nach, nachdem er sich auf einem Sessel neben dem Bett niedergelassen hatte und sie beobachtete.

Eine Jungfrau.

Sein schlechtes Gewissen versetzte ihm erneut einen schmerzhaften Stich.

Immer noch konnte er das fantastische Gefühl in sich wachrufen, als die zarte Barriere zum ersten Mal – für ihn! – nachgegeben hatte. Ein Muskel tief in seinem Inneren regte sich bei dieser Erinnerung. Leo hob ein Glas mit Whiskey an den Mund und trank einen großen Schluck.

Die prüde Persönlichkeit war gar keine Fassade.

Er betrachtete ihr Gesicht. Perfekt, wunderschön, vom Schlaf geglättet und unnatürlich blass wegen der Strapazen, die er ihr heute zugemutet hatte.

Leo nahm noch einen Schluck. Gerade, als er das Glas an die Lippen setzte, schlug sie die Augen auf und schaute ihn an.

Das süße Ziehen in seinen Lenden verstärkte sich zu einem pulsierenden Strom, der ihn sich wie ein Sünder fühlen ließ.

Er setzte das Glas ab und sagte dann recht unwirsch: „Wir werden heiraten.“

Seine Worte ließen sie schier aus der Haut fahren. „Bist du verrückt geworden?“, fauchte sie und zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch. „Wir haben einen Deal!“

„Du warst noch Jungfrau.“

Natasha richtete sich auf. Goldblonde Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Ungeduldig schob sie sie hinter die Ohren zurück. „Was für einen Unterschied macht das schon?“

„Es ändert alles“, beharrte Leo. „Deshalb werden wir heiraten, sobald ich die Hochzeit organisieren kann. Meine Ehre gebietet mir, dir dieses Angebot zu machen.“

„Ehre.“ Entrüstet stand Natasha auf – selbstverständlich auf der Leos Sessel gegenüberliegenden Seite. Dabei wickelte sie das Laken um ihren Körper. „Mit Ach und Krach bin ich gerade einer schmierigen Ehekomödie entkommen. Ganz sicher werde ich mich jetzt nicht in die nächste stürzen.“

„Es wird keine Ehekomödie.“

„Nichts an dir und deiner Familie gefällt mir!“, rief sie wütend. „Ihr seid alle vom Geld besessen! Ihr habt jeden Sinn für das, was wirklich im Leben zählt, verloren.“ Ihre blauen Augen blitzten vor Verachtung. „Wir haben eine Abmachung. Sex für sechs Wochen, bis ich dir dein kostbares Geld zurückgeben kann. Erweise mir doch etwas von deiner Ehre, indem du dich an unseren Deal hältst.“

Damit wandte sie sich um und eilte ins angrenzende Badezimmer. Sie brauchte ein bisschen Abstand zu Leo Christakis und seinem sexy Körper, den er ihr so ungeniert im Sessel sitzend präsentierte. Immer noch konnte sie seine Küsse auf ihrer Haut fühlen, sein Gewicht auf ihr spüren, als er …

„Du warst unschuldig“, meldete er sich durch die Tür hindurch.

Meinte er damit ihre Jungfräulichkeit oder dass sie nichts mit den kriminellen Vorwürfen zu tun hatte, die er ihr unterstellt hatte?

Kümmerte es sie? Nein.

„Bleib bei deinem ersten Eindruck von mir“, rief sie zurück. „Damals haben deine Instinkte noch besser gearbeitet.“

Gequält verzog Leo das Gesicht. Sein erster Eindruck von Natasha Moyles, wurde ihm jetzt klar, war absolut richtig gewesen. Nur die Geschichte mit Rico hatte sein Urteilsvermögen getrübt.

Er hörte, wie die Dusche angestellt wurde. Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild, wie Natasha das Laken fallen ließ und mit ihrem sinnlichen Körper in die, nach seinen speziellen Wünschen gefertigte, Komfortdusche trat. Die Vision ließ ihn aufspringen. Natürlich würde er zu ihr gehen, sich zu ihr unter das warme Wasser gesellen und sein Verlangen stillen.

Plötzlich erregte etwas Rotes am Rande seines Blickfelds seine Aufmerksamkeit. Er schaute zum Bett hinüber.

„Theos“, entfuhr es ihm. Dort fand er den Beweis, dass er soeben zum ersten Mal mit einer Jungfrau geschlafen hatte.

Leo straffte die Schultern, blickte zur geschlossenen Badezimmertür hinüber, dann wieder aufs Bett. „Verdammt“, fluchte er und versuchte sich vorzustellen, wie sie sich fühlen musste, wenn sie das Blut auf dem Laken sah. Dann fügte er ein paar weitere griechische Kraftausdrücke hinzu.

Anstatt zu ihr zu gehen, schlüpfte er also in Hose und Hemd. Er hatte keine Ahnung, wo Bernice die frischen Bettbezüge aufbewahrte. Aber er würde sie finden, denn fragen würde er auf gar keinen Fall!